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1898.
In Gültlingen ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.
Das Attentat gegen den König von Griechenland.
Aus den König Georg von Griechenland ist am Samstag nachmittag ein Mordversuch gemacht worden. Obwohl die beiden Uebelihäter nach einander 7 Schüsse absenerten, blieb doch der König unverletzt. Von den Thätcru konnte erst einer ergriffen werden. Sicheres über die Beweggründe der That ist nock nicht bekannt. Daß sie aber aus dem Sumps der politischen Verderbnis, an der düs ganze Lend krankt, hervorge- wachsen ist, ist nur zu wahrscheinlich, und der erste Gedanke des Königs selbst war der, daß die fortgesetzten Aufreizungen der Presse und deren systematisches Lügenwerk die Ursache der That gewesen seien. Alles ist die Folge des wahnsinnigen Kriegs, in den König und Land sich durch gewissenlose Politiker hineinhetzen ließen. Ob die Thäter wirklich, wie die Polizei vermutet, einem verbrecherischen Klub ange- hörten und durch das Los sür die That bestimmt wurden, wird erst die Untersuchung ergeben. Die Aufregung in Athen ist groß; man wird sich allgemein sagen, welch verhängnisvolle Folgen sür das Land ein Gelingen des Mordanscvlags gehabt hätte. Die Hand eines Mörders konnte das Königreich an den Rand des Verderbens, blutiger Anarchie, unabsehbarer Verwicklungen stürzen. Wenn jetzt die glücklicherweise vereitelte That die Wirkung hat, daß die anständigen Elemente im Land sich zusammcnthun, sich ausraffen und einer blinden Hetzerei das Handwerk legen, so kann das Verbrechen, so übel das Licht ist, das davon aus die heutigen Hellenen fällt, ein Wendepunkt sein, von dem man wieder Besseres von ihrer Zukunft hoffen darf. Der amtliche Bericht über das Attentat lautet: Heute (Samstag) nachmittag 5^2 Uhr, als der König in Begleitung der Prinzessin Marie in offenem Wagen von ferner gewohnten Spazierfahrt aus Phaleron zurückkehrte, schoffeu zwei mit Grasgewehre» bewaffnete Unbekannte aus einer Entfernung von fast 6 Klaftern auf das königliche Fuhrwerk. Sie verwundeten den Leibjäger, welcher neben dem Kutscher saß, leicht am Beine, sowie die beiden Pferde. Seine Majestät wurde, obwohl er sich erhob, um die Prinzessin Marie zu decken, nicht verletzt und kam unver-
Ißr Geheimnis.
Fortsetzung.)
Ob wohl in diesem Moment eine Ahnung sie durchzuckte von dem Schatten, der ihr Leben trübcn und ihr ihren Reichtum zur Last machen würde?
„Ist er sehr enttäuscht?" fragte sie.
„Ich weiß es nicht. Er mag wohl geglaubt haben, daß er viel Aussichten hätte, aber er ist eins zu edle Natur, als daß er Gefühle des Neides überhaupt aus- kommen ließe."
„Ich hoffe sehr, daß es ihm nicht zu schwer wird. Es würde mir leid thun, wenn mein Glück einem andern Kummer bereitete."
„Hauptmann Barlow würde seine Enttäuschung nie zeigen," bemerkte der Rechtsanwalt.
„Wenn ich so reich sein werde, könnte er einen Teil des Geldes bekommen. Ich brauche nicht alles."
Mr. Clemens lüchelte. Vielleicht fiel ihm ein anderer Ausweg ein.
„Ich glaube kaum, daß das nötig sein wird," sagte er. „Hauptmonn Barlow ist nicht unvermögend und hat außerdem sein Einkommen als Offizier. Er ist augenblicklich mit seinem Regiment in Malta."
„In welchem Verwandtschaftsgrade stehen wir zu einander?" fragte Leonie.
„Sie sind Vetter und Kousine im vierten Grad, wenn man das überhaupt noch als Verwandtschaft gelten lassen will. Ich habe ihm gleich mitgeteilt, daß kein Testament gefunden worden ist. Es ist jetzt ein halbes Jahr verflossen, seit der Graf starb und wir haben
sehrt in das Palais zurück. Zu dem Attentate werden ! noch folgende Einzelheiten bekennt: Der König be- ! merkte, daß das Gewehr des niedergeknieten Angreifers zitterte, was der Grund der Rettung des Königs sein dürfte. Der Attentäter ist kaum 20 Jahre alt, scheint einem Klub anzugehören und von letzterem durch das Los zur That bestimmt worden sein. Man spricht von einigen Verhaftungen.
*
*
Die weiter eingelaufenen Nachrichten lauten:
* Athen, 28. Febr. Einer von den an dem Mordanschlag auf den König Beteiligten namens Kardiz, der ein Unterbeamter bei der hies. Bürgermeisterei ist, ist verhaftet worden. Derselbe weigert sich seinen Mitschuldigen zu nennen.
* Athen, 28. Febr. Die Polizei hat an dem Ort, an dem der Mordanschlag verübt wurde, eine mit Dynamit gefüllte Grube entdeckt.
* Athen, 27. Febr. König Georg erhielt Glückwunschtelegramme von Kaiser Wilhelm, Kaiser Nikolaus und Königin Viktoria. Bei der Ausfahrt, welche die königliche Familie nach dem Frühstück unternahm, war sie der Gegenstand zahlreicher Sympathiekundgebungen. Zahlreiche Glückwunschadressen gehen in dem Palais ein.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 28. Februar. Der Reichstag begann heute die Erledigung des Etats des Reichseisenbahnamtes. Dieser führte zu einer eingehenden Erörterung der Mißstände, welche im letzten Jahre auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens hervorgetrcten sind. Der Präsident des Reichseisenbahnamtes versicherte, daß das Amt alles, was in seiner Kompetenz liege, thue, um die Mißstände zu beseitigen. Er habe namentlich auf eine Vermehrung des Betriebsmaterials und auf eine Ergänzung der Betriebsordnung der Eisenbahnen hingewirkt. Hierüber werde dem Bundesrat in den nächsten Tagen eine Vorlage zugehen.
Landesnachrichten.
* Calw, 28. Febr. Gestern feierte Rektor a. D. Dr. Müller hier in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. Vormittags wurde! rer Jubilar im Namen des Pfarrgemeinderats durch Dekan Rsos begrüßt, Namens des Lehrerkollegiums
nichts undnrcksncht gelassen, nirgend fand ich eine Spur. Keine Bemerkung, keine Andeutung, nichts was daraus hinwies, daß letztwillig verfügt worden ist. Ihre Rechte sind unantastbar und Sie können morgen, wenn Sie wollen, als Besitzerin in Ligthon Hall ein- ziehen."
„Es ist mir alles so neu!" rief sie aus. „Wie soll ick mein Leben gestalten?"
„Haben Sie keine Verwandten von Ihrer Mutter Seite?"
„Nein," erwiderte sie, indem die mühsam verhaltenen Thronen hervorbrachen, „ich stehe ganz allein auf der Welt."
„Dann sollten Sie gleich eine ältere Dame als Gesellschafterin engagieren. Sie können nicht allein leben. Vielleicht weiß Miß Tewpleton Ihnen einen Rat zn geben."
Der Rechtsanwalt stand auf und verbeugte sich förmlich.
„Mein Geschäft ist erledigt," sagte er. „Nun gestatten Sie mir, der erste zu sein, der Sie als Lady Charnleigh begrüßt. Möge das Glück, welches Ihnen heute zufiel, sich als dauernd erweisen und ein reiches Leben vor Ihnen liegen."
Auch Mr. Dunscombe sprach seineGlückwünsche aus.
„Wenn Sie erlauben," fuhr der Rechtsanwalt fort, „werde ich morgen wiederkommen und hören, was Sie beschlossen haben. Ich bitte ganz über meine Dienste zu verfügen."
Mit einer höflichen Verbeugung verließen die beiden Herren den Salon, und Leonie blieb in tiefes
! des Reallyceums, dessen Gründer und Vorstand Müller ! war, überbrachte Rektor Dr. Weizsäcker die Glück- wünsche. — Metzgermeister Friedrich Waidelich und seine Ehefrau Johanna, geb. Vierling, begingen gestern das Fest der goldenen Hochzeit im Kreise ihrer Familie in bester Gesundheit.
* Neuen bürg, 28. Febr. Der Sägmühlenbesitzer Fr. Pfeiffer von Eyachthal wurde letzten Freitag auf der Straße nach Schwann aus dem Wagen geworfen und verletzte sich dabei derart am Rückgrat, daß er vorgestern starb.
* Im Ortsarrest in Höfen erhängte sich am Freitag der 60 Jahre alte Ludwig Bodamer. Familienzwistigkeiten scheinen den Anlaß zu dem Selbstmord gegeben zu haben.
* Böblingen, 26. Febr. Die aus Anlaß der Eröffnung des hiesigen Reallyceums von früheren Schülern und sonstigen Freunden unseres höheren Schulwesens zu einer Stiftung gesammelten Beiträge haben die Höhe von 2300 Mk. erreicht. Vor einigen Tagen wurde diese Summe der hiesigen Stadtpflege zur Verwaltung übergeben.
* Tübingen, 27. Febr. Das Befinden des schlafenden Mädchens von Nendingen weist beinahe täglich Fortschritte auf, die sich hauptsächlich in einer Gewichtszunahme äußern, hervorgerufen durch die vermehrte Ernährung. Obgleich das Mädchen wenig spricht, giebt sie doch auf Fragen klare Antwort. Immer mehr bestätigt es sich, daß ein wirklicher Krankheitszustand vorliegt, der durch ärztliche Hilfe beseitigt werden dürfte.
* Stuttgart, 28. Febr. Der Gesetzentwurf über Religionsreversalien schlägt Zustimmung zu dem von der Landessynode beschlossenen Kirchengesetz vor und spricht gleichzeitig aus, daß Beamte zum Eintritt in die evangelische Kircbenregicrung der behördlichen Genehmigung nicht bedürfen sollen.
* Mrrrrhardt, 26. Febr. Im Laufe dieses Monats gingen 3 hiesige Wirtschaften durch Kauf in die Hände von auswärtigen größeren Brauereien über; im ganzen sind es nun 6 Wirtschaften hier, welche Eigentum solcher Brauereien sind.
! * W ei n g ar ten , 28. Febr. Welch schwunghafter
Handel in den hiesigen Wirtschaften getrieben wird, geht daraus hervor, daß innerhalb der letzten 14 Tage
Nachdenken versunken stehen, bis ein Geräusch sie aus ihren Träumen weckte.
2 .
„Miß Rayner," sagte eine unfreundliche Stimme, „wenn Sie den Salon nicht mehr für Ihre Gäste brauchen, darf ich ihn vielleicht für meine Herrschaft zurecht machen?"
Diese unverschämte Art, mit der die Dienstboten ihr so oft begegneten, batte das junge Mädchen bisher stets empört, heute überhörte sie diese Aeußerung gänzlich.
Das Dienstmädchen ärgerte sich, daß ihre Worte so wenig Eindruck machten.
„Ich habe es nie erlebt," fuhr sie fort, „so lange ich schon im Hause bin, daß eine Gouvernante sich solche Freiheiten herausnimmt. Ich werde es Miß Templcton erzählen, sobald sie kommt."
Leonie verließ lächelnd das Zimmer.
„Wenn sie wüßte, wer ich bw." dachte sie, „wie höflich würde sie sein, wie vor mir kriechen. Ach wie groß ist doch die Macht des Geldes."
Sie ging langsam in den Garten. Sie mußte allein sein mit ihrem Glücksgefühl und das düstere Haus erdrückte sie. War cs denn möglich ? Vor kaum zwei Stunden hatte sie hier gesessen und ihr Leben verwünscht. Und jetzt? Hattt eine gütige Fee ihr Flehen gehört und in Erfüllung gehen lassen.
Ihre Gedanken beschäftigten sich mit ihrem neuen Besitz. Wie es wobl in Lighton Hall oussehen mochte, ob sie ein schönes Schloß bewohnen würde, und wie ihr das Leben dort gefiele.