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rat Stirm auf Grund einer Reihe von Berichten hervorragender Fachmänner in der „S. K." ein wenig erfreuliches Bild. Was zunächst die Ergebnisse des für Württemberg wegen bedeutender Hagelschläge so ungünstig verlaufenen Jahres 1897 anbetrifft, so sehen wir, daß die Roherträge unserer Felder nur in einzelnen Kulturen den Durchschnitt überragen oder um ihn herum sich bewegen, bei vielen anderen aber unter demselben geblieben sind. Zum Glücke haben die Getreidepreise eine erfreuliche Steigung erfahren und auch die Weinpreise waren wider Erwarten hohe. Ebenso habe die Viehzucht bei rationeller Behandlung recht brave Erträge abgeworfen, so daß die Landwirte sich leidlich durchbrachten. Trotzdem sei die Gesamtlage der württembergischen Landwirtschaft eine bedenkliche. Die höheren Getreidepreise seien nach Lage der Verkehrsverhältnisse als vorübergehende anzusehen. Angemessene Preise wären auf die Dauer nur durch böhere Schutzzölle zu erreichen, die von anderer Seite so lebhaft bekämpft werden. Von sachverständiger Seite werde überzeugend nachgewiesen, daß wie in ganz Deutschland so auch in Württemberg der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion auf dem Getreidebau ruhen bleiben müsse. Mit der sinkenden Tendenz der Getreidepreise stehen in schreiendem Widerspruch die steigende Tendenz der Produktionskosten. Die landwirtschaftlichen Arbeiter werden immer teurer, anspruchsvoller und seltener, die Steuerlasten immer größer, und so könne es nicht anders kommen, als daß Güterpreise und Pachtpreise sinken und verschuldete Grundbesitzer allmählich zurZahlungsunfähigkeit gedrängt werden. — Glücklicherweise sehen nicht alle Leute so schwarz wie Oekonomierat Stirm, und dies hat seinen Ausdruck auch letzthin im Reichstag gefunden. (Schw. B.)
* Stuttgart, 31. Jan. Am Samstag ist das neue Verzeichnis der Teilnehmer an den Telefonanstalten in Württemberg für 1898 zur Ausgabe gelangt. Schon auf den ersten Blick ersieht man daraus, daß der Telefonverkehr im abgelaufenen Jahre eine ganz erhebliche Zunahme erfahren hat, ist doch der äußere Umfang des Buches um nahezu 100 Seiten stärker geworden als sein Vorgänger. Die Zahl der Telefonanstalten hat um 22 zugenommen. Oeffentliche Telefonanstalten befinden sich in 66 (fernd 56) Orten; Stuttgart hat 12, Heilbronn 3, Ludwigsburg, Ulm und Wildbad je 2 öffentliche Fernsprechstellen. Das Verzeichnis derjenigen Orte, in welchen sich keine Umschaltestellen, wohl aber Teilnehmer an den insgesamt 78 Telephonanstalten des Landes befinden, weist jetzt 160 (gegen fernd 40) Namen auf; man kann somit jetzt in Württemberg von 238 Orten aus telephonische Gespräche anknüpfen. Als eine praktische Neuerung des Verzeichnisses verdient noch hervorgehoben zu werden, daß bei jeder einzelnen Umschaltestelle angegeben wird, wie lange dieselbe geöffnet ist; außerdem werden bei jeder Anstalt diejenigen Orte namhaft gemacht, welche für den Nahverkehr (50 Kilometer Luftlinie) in Betracht kommen und bei denen somit nur 25 Pfg. für das einfache Gespräch zu entrichten sind.
* Stuttgart, 1. Febr. Die Ortsvorsteber- Kommission verhandelte gestern ein Reihe der Artikel über das Gemeinderechnungswesen. Nach dem Entwurf sollen die Verwaltungsaktuare eine gesichertere
Kans Sachs.
Von Dr. Rudolph Genöe.
(Schluß.)
Vor Beginn der Reformationsbewegung hatte Hans Sachs — zum größten Teil während seiner Wanderjahre — wohl schon viele Meisterlieder ge- schrieben, wie auch einzelne andere Gedichte, in der damals allgemein verbreiteten Versform der altdeutschen Reimpaare. Auch waren in den Jahren 1517 und 1518 schon seine ersten Fastnachtspiele entstanden, die aber in ihrem pedantisch lehrhaften Ton und beim Mangel jeglicher dramatischen Anlage eher als Dialoge gelten konnten, die auf mehrere Personen verteilt waren. In den folgenden fünf Jahren aber schwieg seine Muse gänzlich, und es ist zweiflellos, daß dies weniger durch seine unterdes erlangte Meisterschaft im Handwerk und durch seine 1519 erfolgte Verheiratung veranlaßt war, als vielmehr durch die Reformation. Denn der in allen Dingen überaus gewissenhafte Mann hatte in diesen Jahren seine Musestunden ganz dem Studium der so zahlreichen Lutherschen Schriften sowie der Bibel gewidmet, um sich eine feste Ueberzeugung für die sein Gemüt so tief erregenden kirchlichen Fragen zu bilden. In seinem großen Gedichte von der „Wittenbergischen Nachtigall" hatte er dann sein Glaubensbekenntnis für Luther und für das Evangelium abgelegt, und es war das die erste seiner Dichtungen, die er durch den Druck verbreiten ließ und damit sogleich eine große Popularität erlangte. Auf dem Titel des in kleinem Quartformat erschienenen Ge-
Stellung erhalten und ihnen bestimmte Bezirke zugewiesen werden. Das Zentrum reichte mehrere Abänderungsanträge ein. Nach längerer Debatte wird die Abstimmung über Artikel 10 und 11 ausgesetzt. Die nächsten Artikel werden angenommen.
* Am Sonntag fanden in Württemberg eine größere Anzahl Versammlungen statt, welche sich gegen die lebenslängliche Anstellung der Schultheißen richteten. In allen Versammlungen wurde eine Resolution folgenden Inhalts angenommen: „Die Abschaffung der Lebensläuglichkeit wird in allen Bürgerkreisen als unaufschiebbares Bedürfnis angesehen. Dies Bedürfnis besteht auch gegenüber den im Amte befindlichen Ortsvorstehern. Die Entschädigung nicht wieder gewählter Ortsvorsteher soll ein erträgliches Maß für die Gemeindekasse nicht überschreiten und sich nicht auf die Nebeneinkünfte erstrecken. Die Wähler erwarten von den volksfreundlichen Abgeordneten die Geltendmachung dieser Grundsätze und' richten an den Abgeordneten des Bezirks die Aufforderung, für die gänzliche Abschaffung des Institutes der Lsbenslänglich- keit im Landtage einzutreten."
* Laichin gen. Die Typhus-Epidemie scheint sich ihrem Ende zu nahen, doch sind Fälle zu verzeichnen, die wirklich ergreifend sind. In Hohenstadt starb in einem Vierteljahr zuerst die Mutter, dann die Tochter und letzten Sonntag wurde der Vater beerdigt. Ein Sohn liegt noch krank darnieder, ist aber auf dem Weg der Besserung.
* Künzelsau,29. Jan. Die beabsichtigte Gründung einer Motorwagengesellschaft zur Vermittlung des Verkehrs zwischen hier und Mergentheim scheint nunmehr ihrer Verwirklichung entgegenzugehen. Vorgestern fand mit einem Daimler-Motorwagen eine Probefahrt statt. Das Gefährt legte trotz schmutziger Straße und zweier bedeutender Steigungen die 31 Kilometer betragende Strecke in 2 Stunden 25 Minuten zurück.
* (Verschiedenes.) Vor der Äerkstätte des Schlossers Höbe! in Hechingen stürzte ein Eisengerüst einem 18jährigen Gesellen aus Wildbad derart auf den Kopf, daß der Verunglückte nach kurzer Zeit starb. — Der Centralverband der Maurer Deutschlands mit dem Sitz in Hamburg hat im Jahre 1897 die respektable Summe von 300 000 Mk. ausgegeben. — Ein junger Kaufmann, welcher sein Mittagessen in der sog. „Fischerei" in Stuttgart einnimmt, drohte an einer Gräte zu ersticken. Sein Gesicht wurde schon ganz blau, dem schnell herbeigerufenen Arzt gelang es mit seinem Instrument die Geräte noch zu rechter Zeit heranszubekommen. — Das Dienstmädchen des Gastwirts Brenner zur „Eisenbahn" in Crailsheim fand im Laufe des vorigen Sommers morgens beim Reinigen der Gaststube einen Hundertmarkschein. Sie übergab denselben sofort ihrer Dienstherrschaft. Am Tage zuvor war ein Geschäftsmann aus Nürnberg, ein Holzhändler, daselbst eingekehrt, ohne daß der Name desselben dem Wirte bekannt war. Nach beinahe einem halben Jahre kam derselbe dieser Tage wieder in die Wirtschaft, wo er sofort von dem Wirte erkannt wurde. Ersterer konnte sich keine Rechenschaft über den Verbleib des Geldes geben, glaubte vielmehr da oder dort mehr bezahlt zu haben und war deshalb nicht wenig erstaunt, als ihm der verlorene Schein präsentiert
dichtes ward zwar sein Name nicht genannt, aber in dem meisterhaft geschriebenen Vorwort bezeichnete er sich als „Johannes Sachs, Schuhmacher". In dem folgenden Jahre vervollständigte er seine Bekenntnisse durch mehrere in Prosa geschriebene populär-theologische Dialoge, von denen einzelne, wie namentlich die „Disputation zwischen einem Chorherrn und einem Schuhmacher", seinen klaren Blick, sein tief sittliches Empfinden, wie auch seine maßvolle Gesinnung im reinsten Lichte zeigen.
Auf dem allgemein dichterischen Gebiete begann Hans Sachs erst um 1530, also in seinem 36. Lebensjahre, eine lebhaftere Thätigkeit zu entwickeln und zwar sowohl in den Meisterliedern, die aber grundsätzlich vom Druck ausgeschlossen blieben, wie auch in den „Spruchgedichten", die diese Bezeichnung im Gegensatz zu den Liedern erhielten, die zum Singen bestimmt waren. Neben den vielen Stoffen aus der Bibel zogen ihn am meisten alle jene Stoffe an, in deren Behandlung seine vorherrschend lehrhafte und moralisirende Neigung zum Ausdruck kommen konnte, und die er bald als Kampfgespräche, bald als Klagreden bezeichnete, ferner in solchen Schwankgedichten, die mit dem frischen Humor auch immer eine didaktische Tendenz verbanden.
Immer häufiger erschienen in dieser Zeit solche Gedichte auf sehr großen Folioblättern, die nur auf einer Seite bedruckt und immer mit einem auf den Inhalt bezüglichen großen Holzschnitt ausgestattet waren. Als solche Einblattdrucke, die in der Stube des Bauern und gemeinen Mannes an die Wand ge-
wurde. Aus Freude über den so unverhofft „Wiedergefundenen" beschenkte er das ehrliche Mädchen mit 25 Mark.
* (Konkurse.) Ignaz Schuhmacher, Holzhändler in Stuttgart. — Friedrich Bäth, Kaufmann, Inhaber eines Papieraqenturengeschäfts in Stuttgart. — Joh. Hackspacher. Taglöhner in Frickingen. — Christian Walddörfer, Gerber in Nürtingen.
* Karlsruhe, 1. Febr. Die Klage der Fürst!. Fürstenberg'schen Standesherrschaft gegen die Entscheidung der großh. Steuerdirektion vom 12. Mai 1897 wurde durch Beschluß des Verwaltungsgerichts vom 31. Januar kostenfällig abgewiesen. Das Urteil wurde heute vormittag verkündet. Der Fürst von Fürstenberg muß demnach die ihm auferlegte Erbschaftssteuer entrichten.
* Nicht uninteressant sind die Worte, die der Prinz Ludwig von Bayern aus Anlaß von Kaisers Geburtstag bei einem Festmahl in München sprach. Zunächst betonte der Prinz die guten Beziehungen zwischen dem Kaiser und Prinzregenten und kam dann auf die vorjährigen Manöver zu sprechen. Der Prinz sagte: Wie die Manöver verlaufen sind, wissen Sw Alle; ich vermute, daß Viele von Ihnen diesen persönlich beigewohnt haben. Wie sehr das bayerische Heer dabei gezeigt hat, daß es in keiner Weise anderen deutschen Truppen nachsteht, das weiß die Welt. Ich war überzeugt, daß es so kommen würde, denn wenn man weiß, wie im bayrischen Heere seit vielen Jahren das Bestreben besteht, die beste Truppe zu sein, so ist die Folge davon nicht anders möglich. Meine Herren! Wenn, wie ich sage, die bayerische Armee strebt, die beste von allen zu sein, so ist das ein Vorteil nicht nur für Bayern, es ist ein Vorteil für das ganze Deutsche Reich. Denn wenn jeder Teil des deutschen Heeres sich bestrebt, die beste zu sein, so wird das deutsche Heer immer das beste auf dem Kontinent, auf der Welt sein! Se. königliche Hoheit der Prinz-Regent, der von Jugend auf seine Fürsorge dem bayrischen Heere gewidmet hat und der seine gut deutsche Gesinnung Sr. Majestät dem Kaiser gegenüber wie alle deutschen Fürsten stets gezeigt hat, Se. königliche Hoheit der Prinz-Regent, der Oberbefehlshaber des bayrischen Heeres, er lebe hoch!"
* Berlin, 31. Jan. Der „Lokalanz." schreibt: Zwischen dem Oberpräsidenten von Ostpreußen Grafen Wilhelm Bismarck und dem nach Berlin ins Ministerium des Innern berufenen Oberpräsidialrat Dr. Maubach in Königsberg hat ein Pistolenduell stattgefunden, bei welchem Dr. Maubach verwundet wurde. Die Ursache dieses Ereignisses ist m folgendem Vorgänge zu suchen: „Graf Bismarck hatte eine Gesellschaft gegeben, zu der auch Oberpräsidialrat Dr. Maubach geladen war. Als dieser, bevor er die Gesellschaftsräume betrat, sich noch für einen Moment in sein Arbeitszimmer begeben wollte, fand er dieses ausgeräumt und in ein Garderobenzimmer umgewandelt. Im Unmut über dieses Arrangement, von dem er vorher nicht verständigt worden war, that Dr. Maubach eine abfällige Aeußerung über die Gemahlin des Oberpräsidenten. Dies hatte eine Herausforderung zum Zweikampf durch den ahm Vorgesetzten Oberpräsidenten zur Folge."
hängt oder angeklebt wurden, erschienen z. B. Das walzend Glück, Das weitfliegende Gerücht, Der Buler Arzenei, Hans Unfleiß, Zweierlei ungleicher Ehe, Der Lügenburg, Der alten Weiber Roßmarkt, Baldanderst Das feindlich Laster der Neid, Heinz Widerporst und hundert andere. Für Dichtungen geschichtlichen Inhalts („Historien") beutete er nicht nur die alten Klassiker sowie die verschiedenen Chroniken reichlichst aus, sondern auch die geschichtlichen Begebenheiten seiner Zeit; so wurden besonders die verschiedenen Türkenkriege und die Kriegszüge Karls V. von ihm in seiner populären Weise für den gemeinen Mann verständlich gemacht und mit Betrachtungen begleitet, die immer sein gesundes Urteil und seinen klaren Blick erkennen ließen.
Anfangs der fünfziger Jahre hatte seine Thätigkeit fürs Schauspiel sich so sehr gesteigert, daß in dem Zeitraum von 1550—1559 auf jedes Jahr durchschnittlich vierzehn Schauspiele (Komödien, Tragödien und Fastnachtsspiele) kamen. Dabei aber vernachlässigte er die anderen Gattungen feiner Gedichte (Geistliches, Historien, Fabeln, Schwänke u. s. w.) keineswegs; nur sein Interesse für den Meistergesang hatte in dieser Zeit merklich abgenommen, nachdem er allerdings schon über 4000 Meisterlieder geschrieben hatte. Neben den erwähnten Einblattdrucken wurden in den fünfziger Jahren besonders jene Einzeldrucke häufiger, die in kleinem Quartformat erschienen, bis er dann endlich sich daran machte, die in seinen handschriftlichen Folianten gesammelten Spruchgedichte für eine Gesamtausgabe zu ordnen, von deren fünf gewaltigen
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