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1898.

An der Molkerei-Schule in Gerabronn wird wiederum ein vierwöchentlicher Unterrichiskurs über Molkerei­wesen abgehalten werden, der am Montag den 7. März seinen Anfang nehmen soll. Gesuche um Zulassung zu diesem Unter­richtskurs sind längstens bis IS. Februar 1898 an dasSekre­tariat der K. Zentralstelle sür die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Näheres ist aus der diesbezügl. Bekanntmachung imStaats-Anzeiger Nr. 25" ersichtlich.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 29. Januar. Der Reichstag erledigte heute vom Etat des Reichsamts des Innern die Kapitel Patentamt, Reichsversicherungsamt und physikalisch- technische Reichsanstalt. Eine Reform der Patent­anwaltgesetzgebung, welche der Ausbeutung des Publi­kums Vorbeugen soll, stellte der Staatssekretär für die nächste Session in Aussicht. Beim Etat des Reichs­versicherungsamts entspann sich eine längere Debatte über die Reform der Unfallversicherung und die Thätigkeit der Berussgenossenschaftcn. Nebenher ging eine scharfe Auseinandersetzung über die Empfehlung der Hülle'schen Zeitschriften durch das Reichsversicherungs­amt. Der Antrag Schmidt-Elberfeld betreffend die Herstellung geeigneter Einrichtungen für das Material­prüfungswesen wurde einstimmig angenommen, nachdem der Staatssekretär eine entgegenkommende Erklärung abgegeben hatte.

* Berlin, 31. Jan. Eingegangen ist die Post­dampfersubventionsnovelle. Tages-Ordnung: Zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern und des Reichskanzlers. Abg. Bassermann (natl.) be­richtet über die Verhandlungen der Kommission, welche in Anbetracht der wachsenden Repräsentationspflichten des Reichskanzers die geforderte Gehaltserhöhung von 60000 auf 100000 Mark bewilligt habe. Abg. Singer (Soz.) erklärt, seine Partei werde gegen die Erhöhung stimmen im Hinblick auf die schlechte Be­soldung der Unterbeamten. Die Repräsentation erweise sich nur in rauschenden Festen. Redner beantragt die besondere Abstimmung über diesen Titel. Abg. Kardorff (Reichsp.) hält diese Gründe nicht für stichhaltig. Unser Reichskanzler müsse mindestens so gestellt sein wie unsere Botschafter in Paris und Petersburg und wie die hiesigen auswärtigen Bot­schafter. Das Gehalt müsse auch für minder wohl­habende Beamte, als der gegenwärtige Reichskanzler sei, ausreichen. Fürst Bismarck habe wohl nur im Hin­blick auf die Dotationen eine Erhöhung nicht gefordert. >

Nachdem noch einige Abgeordnete gesprochen, wird der Titel bewilligt. Es folgt die Fortsetzung der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern bei Kap. 13 oKanalamt". Abg. Hammacher (natl.) beklagt die geringen Einnahmen des Nordostseekanals. ^ Abg. Molkenbuhr (Soz.) beklagt, daß besonders die kleinen Schiffe unter der ungünstigen Durch­schleusung zu leiden hätten. Staatssekretär von Pofadowskh: Bei den Schleppern setzen wir er­heblich Geld zu darum müssen wir die kleinen Fahr­zeuge zu Schleppzügen vereinigen. Wir wollen die kleinen Schiffe gegen die großen Gesellschaften schützen, daher müssen wir die Schleppkosten niedrig halten. Eine Aenderung des Tarifs jetzt schon zu treffen, dürfte sich nicht empfehlen. Abg. Iebsen (natl.) wünscht keine Erhöhung der Schleppgebühren. Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Molkenbuhr und des Grafen v. Posadowsky wird der Titel bewilligt.

Es liegt noch ein Antrag Lenzmann vor, zur weiteren Ausschmückung des Reichstagsgebäudes mit Bildwerken und Malereien, sowie zur Anschaffung kunst­gewerblicher Gegenstände für dasselbe 100000 Mark, die aber nicht in den Etat des Reichsamts des Innern, sondern in den des Reichstags einzustellen sind. Der Antrag wird abgelehnt und eine Resolution an­genommen, welche besagt: Es soll eine aus 7 Mit­gliedern des Reichstags und 3 Bundesratsmitgliedern zusammengesetzte Kommission gewählt werden, welche die Ausschmückung und Ausführung zu überwachen habe.

Es folgt die Beratung des Etats des Reichszustiz-

amtes, wobei Staatssekretär Nieder ding erklärt, die Anregung Bassermanns bezüglich zu treffender Bei­stimmungen über die Strafbarkeit der Schlosser be- Anfertigung von Schlüsseln ohne Wissen des Hauseigen­tümers werde bei der Revision des Strafgesetzbuches be­rücksichtigt werden. Bezüglich der Einführung kaufmänni­scher Schiedsgerichte seien die Vorarbeiten im Gange.

Auf eine Anfrage Rickerts erklärte Staatssekretär Nieberding, daß sich sämtliche Gouverneure unserer afrikanischen Kolonien gegen die Deportation von Strafgefangenen ausgesprochen haben. Auch die Be­wohner der Kolonien protestieren gegen eine Depor­tation ; die Autorität des weißen Elementes gegen das schwarze würde sonst ernstlich gefährdet werden. Krank­heiten würden unter den Deportierten überhandnehmen. Die Kosten des Transports der Sträflinge, ihres Aufenthalts in den Tropen und ihrer Ueberwachung würden den jetzigen Aufwand auf dieselben übersteigen.

Auer (Soz.) fragt an, wann endlich die reichs­gesetzliche Regelung des Strafvollzugs erfolgen werde. Er beklagt die ungleiche Behandlung der wegen Preßvergehens verurteilten Schriftsteller gegenüber den Duellanten. Staatssekretär Nieberding erklärte, die Regelung des Strafvollzugs sei unmöglich vor der Revision des Strafgesetzbuches, welche in nächster Zeit erfolgen sollte und eine Notwendigkeit sei. Ueber die vom Abg. Auer vorgebrachten Einzelfälle könne er keine Auskunft geben, man hätte ihm Gelegenheit geben sollen, sich vorher darüber zu unterrichten. Auf Anregung Trimporns (Zentr.) bemerkt Staats­sekretär Nieberding, die Entlastung des Reichs­gerichts werde ernstlich erwogen. Fortsetzung morgen. Außerdem Postetat.

Landesnachrichten.

Simmersfeld, 1. Febr. Der hiesige Militär- Verein hielt am Sonntag den 30. Jan. bei Kamerad Roller zur Sonne in Fünfbronn seine jährliche General­versammlung ab und verband hiemit die Geburtstags­feier Sr. Majestät des deutschen Kaisers. Vorstand Wurster hieß die Kameraden herzlich willkommen und gedachte in kurzer aber begeisterter Ansprache unseres obersten Bundesfeldherrn und Friedenskaisers, welche in einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät endete. Kassier Geigle erstattete sodann den Rechenschafts­bericht, welcher gutgeheißen wurde. Der Verein zählt gegenwärtig 25 aktive, 8 passive und 4 Ehrenmitglieder und hat ein Vereinsvermögen von 350 Mk. Es er­folgten sodann die Wahlen und wurden Vorstand Wurster, Kassier und Schriftführer einstimmig wieder­gewählt, in den Ausschuß wurden Joh. Georg Günther, Straßenwart (bisherig), Jakob Kern, Holzhauer und Gottlieb Rapp, Schmied gewählt. Die Gründung einer Sterbekasse wurde einstimmig angenommen und es erhalten von jetzt ab die Hinterbliebenen eines ver­storbenen aktiven oder passiven Mitgliedes 40 Mk. aus der Vereinskasse ausbezahlt. Der Gesangverein Eintracht" von Fünfbronn, welcher zugleich sein Stiftungsfest feierte, trug unter der Leitung ihres be­währten und eifrigen Dirigenten Herrn Schullehrer Houx durch den Vortrag verschiedener schöner Lieder viel zum Gelingen der Versammlung bei und wir möchten wünschen, daß der Gesangverein den ver­sprochenen Gegenbesuch in der Bälde bei uns machen würde. - 8 -.

Egenhausen, 2. Febr. Letzten Montag feierte unser Ortsvorsteher, Hr. Hauser, seinen 61. Geburts­tag. Diesen Anlaß benützte abends der neugegründete Gesangverein dem beliebten Manne durch den Gesang einiger passender Lieder ein Ständchen zu bringen. Der Dirigent des Vereins, Hr. Lehrer Gall, brachte hiebei dem Ortsvorstand die besten Glückwünsche dar. Möge es Hrn. Hauser vergönnt sein, bei guter Ge­sundheit noch manches Geburtsfest zu feiern.

* Nagold, 30. Jan. Man spricht in konser­vativen und deutschparteilichen Kreisen davon, das durch den Tod des Frhrn. v. Gültlingen erledigte

Mandat im VII. württembergischen Wahlkreis dem Land­tagsabgeordneten Schrempf in Stuttgart anzutragen.

* Am Donnerstag spät abends wurde auf einem Wege bei Calmbach ein Kindchen im Alter von etwa einem Jahr gefunden. Seine Eltern sind ein aus Calmbach gebürtiger Mann und eine aus Koburg stammende Frauensperson. Beide wollen auswandern und setzten ihr Kind nachts einfach auf die Straße. Hoffentlich gelingt es, das saubere Paar festzunehmen.

* Calw, 29. Jan. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Badebesitzers Bauer in Teinach wurde ein mit Herrn Gustav Brake, Berkwerksbesitzer in Sinzig a. Rh., von dem Gläubigerausschuß be­dingt abgeschlossener Kaufvertrag über das Bad Teinach um die Summe von 675 000 Mk. von der auf den heutigen Tag einberufen gewesenen, allge­meinen Gläubigerversammlung nach lebhaften und heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Gemein­schuldner und Vertretern von Gläubigern nach sechs­stündiger Verhandlung genehmigt. Insbesondere wurde eine m den Tagesblättern am 28. d. Mts. erschienene Annonce, unterschrieben:Der freie Ausschuß der Konkursgläubiger", die der Gemeinschuldner in die Presse lanciert hatte, und sein wissentlich Unwahrheiten enthaltendes Zirkular an die Gläubiger einer scharfen, mit Beifall aufgenommenen Kritik unterzogen. Das angebotene Offert hatte der Gläubigerausschuß als durchaus annehmbar empfohlen, nachdem es monat­langem Bemühen selbst trotz äußerster Anstrengungen des Herrn Bauer nicht gelungen war, irgend ein ernstes annehmbares Angebot zu erzielen. Für die unbevorrechtigten Gläubiger dürfte sich, soweit sich dies bis jetzt schätzen läßt, eine Dividende von ca. 25 Proz. ergeben, im Falle eines Zwangsverkaufs wären dieselben aller Wahrscheinlichkeitsberechnung nach leer ausgegangen. Nach dem Schluffe der Sitzung wurde der Gemeinschuldner Ludwig Bauer, gegen den zurzeit eine Untersuchung wegen betrügerischen Banke- rotts anhängig ist, von dem mit der Voruntersuchung beauftragten Kgl. Amtsgericht Calw in Haft genommen.

* Calw, 29. Jan. Heute fand hier unter dem

Vorsitz von Oberamtmann Völter von Calw eine Versammlung von Viehbesitzern statt, die bei der Deutschen Viehversicherungsgesellschaft in Plau in Mecklenburg versichert sind. Es ist dies die gleiche Gesellschaft, vor der die K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft schon so häufig öffentlich gewarnt hat. Die Versammlung war aus den Oberämtern Calw, Leon­berg, Nagold und Neuenbürg zahlreich besucht. Sowohl der Vorsitzende, als der von den Beteiligten zugezogene Rechtsanwalt Lautenschlager von Stuttgart schilderte das Treiben der Gesellschaft, die es verstanden hat, mit ihren schwindelhaften Anpreisungen viele Hunderte von Bauern im Neckar- und Schwarzwaldkrels zum Eintritt in die Versicherung zu bewegen. Es ist bekannt, wie schwer die Versicherten geschädigt worden sind, denn es sind ihnen immer höhere Nachprämien ab­verlangt worden, während Entschädigungen für ver­endete Tiere nur in den seltensten Fällen bezahlt worden sind. Es konnte mitgeteilt werden, daß neuer­dings vom Amtsgericht in Plan, bei dem die Gesell­schaft die Versicherten eingeklagt hat, die Versicherungs­verträge, weil sie auf Betrug beruhen, für ungültig erklärt worden sind und daß deshalb die Gesellschaft mit ihren Klagen abgewiesen worden ist. Allerdings probiert es jetzt die Gesellschaft mit Klagen bei den württembergischen Gerichten, aber es ist zu hoffen, daß sie hier ebensowenig erreichen wird. Die Ver­sammlung war einstimmig der Ansicht, daß allen weiteren Klagen auf gemeinsame Kosten bei Gericht entgegengetreten werden soll, um auf diese Weise endlich unsere Bauern von dieser Landeskalamität, wie der Herr Vorsitzende die Gesellschaft bezeichnet«, zu befreien. (Sch. B.)

* Stuttgart, 31. Jan. Ueber die allgemeine Lage der Landwirtschaft in Württemberg entwirft der Schriftleiter desLandw. Wochenblatts"' Oekonomie-