und Pfrondorf. In der umfangreichen Brutanstalt von Hrn. Gutsbesitzer Böcking in Schernbach wurden allein im letzten Jahre nicht weniger als 100000 Fischeier ausgebrütet und 42 000 junge Fischlein in die obere Nagold eingesetzt, während von den übrigen künstlichen Fischzuchtanstalten etwa 50000 Forellensetzlinge in die Fischwasser gebracht wurden. — Nun folgte ein eingehender, sachkundiger Vortrag über die Anlage von Fischteichen von Hrn. Schwarz maier, an welchen sich eine lebhafte Debatte anknüpfte. Von Hrn. Oberamtmann Ritter wurde den Vereinsmitgliedern nahe gelegt, überall in den Gemeinden, wo Feuerseen seien, sumpfige oder sonst nicht weiter benützte, aber zu Fischteichen geeignete Plätze sich befinden, die Anlage von Fischteichen ins Werk zu setzen; staatliche Beiträge und Prämien werden hiezu gerne gereicht. Der Vorschlag, aus der Vereinskasse solchen, die Fischteiche anlegen, Beiträge von 10 bis 20 Mk. zu bewilligen, wurde einstimmig angenommen. — Die Entenfrage fand bei der Versammlung auch eine lebhafte Erörterung. Es wurde ein Antrag dahingehend angenommen, daß die Enten über die Laichzeit wenigstens bis mittags 3 Uhr einzusperren seien und von dann an freigelassen werden dürfen, wodurch sie noch hinlänglich Zeit zur Benützung des Gewässers hätten. - Verschiedene der Anwesenden, die bis jetzt nicht Mitglieder des Vereins waren, meldeten sich zum Beitritt an.
* Altensteig, 19. Jan. Am 22. Januar findet eine bei uns überall sichtbare lokale Sonnenfinsternis statt. Dieselbe beginnt früh 5 Uhr 57 Minuten und dauert bis 11 Uhr 4 Minuten vormittags, also genau 5 Stunden und 7 Minuten. — Bei Heller Witterung dürfte dies sehr interessant werden.
* Schwann, OA. Neuenbürg, 16. Jan. In der Schulscheuer, welche van mehreren hiesigen Bürgern zur Aufbewahrung von Felderzeugnissen gemietet war, brach gestern abend Feuer aus, welches das Gebäude nebst Inhalt einäscherts. Das angebaute Schulhaus war sehr bedroht, so daß die Mobilien daraus geflüchtet werden mußten. Brandstiftung wird vermutet.
* Rottweil, 16 Jan. Der wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftete Schreinermeister Teufel von Bildechingen bei Horb soll die Thal in der Verzweiflung über seinen Vermögenszerfall begangen haben. Er ist ein Opfer seiner mangelhaften Berechnung von der Beteiligung bei Submisstonen geworden. Nachdem er sich an den Bauarbeiten auf dem Schießplatz bei Münfingen in hervorragender Weise beteiligt hatte, übernahm er im letzten Jahr die Schreinerarbeit an der Irrenanstalt Rottenmünster im Voranschlag von ca. 16 000 Mk. mit Unterbietung anderer Submittenten, namentlich der Meister am Platze oder in der Nähe. Die Bauverwaltung hat sich natürlich vorgesehen, Caution verlangt und so viel zurückbehalten, um die rückständigen Arbeiten im sogenannten Exekutionsweg fertig stellen zu können. Verschiedene Holzlieferanten und Bürger Bildechingens, die Bürgschaften eingegangen haben, sind die Geschädigten.
* Stuttgart, 17. Jan. Die Untersuchung über die Ursache des Brandes im Garnisonlazaret ergab, daß keine Brandstiftung vorliegt. In letzter Nacht brach im Garnisonlazaret — wahrscheinlich weil noch glühende Kohlen vorhanden waren — ein neuer Brand
aus. der indes bald gelöscht wurde. — Auf der Filderbahn fuhr gestern zwischen Degerloch und Möhringen ein Zug auf einen vorausgegangenen Zug auf. Ein Reisender erlitt eine leichte Verletzung.
* Von der Eyach, 17. Jan. Heute wurde in Stetten, OA. Haigerloch, dem Geburts- und Heimatsort des in China ermordeten Missionärs Heule, für denselben ein Trauergottesdienst abgehalten.
* Karlsruhe, 18. Jan. In Schiltach im Kinzigthal ist Samstag Nacht das große Sägewerk von Josef Gretel mit Turbinen und Maschinenhaus ein Raub der Flammen geworden, sodaß viele Arbeiter brodlos wurden.
* Kürzlich wurde in Mannheim das Oktroi auf Fische, Mehl und Brot aufgehoben. Ueber die Wirkung der Aufhebung schreibt der „Mannheimer Generalanzeiger": „Schon jetzt haben wir in Mannheim einen Beweis dafür, daß die Aufhebung des Oktrois nicht den Konsumenten zu Gute kommt: Es kosten nämlich die Schellfische heute gerade soviel als wie vor dem Fall des Oktrois, nämlich 25 und 30 Pfennig pro Pfund. Den Vorteil der Aufhebung der Verbrauchssteuer haben somit in diesem.Falle nicht die Konsumenten, sondern die Zwischenhändler, dafür ist aber der Stadtsäckel um eine erhebliche Summe geschädigt worden.
* Wie man aus Spandau meldet, ist Major v. Plön vom 5. Garde-Regiment bei einer Felddienstübung mit dem Pferde gestürzt und tot auf dem Platze geblieben.
* Gier Witz, 17. Jan. Ueber das Unglück auf dem Georgsschacht meldet der „Oberschlesische Wanderer" : Heute morgen 8 Uhr erfolgte ein Durchbruch giftiger Kohlengase nach der königlichen Luisengrube. Eine Anzahl Bergleute wurden betäubt, 15 schwer verletzte Arbeiter sind in das Lazaret geschafft worden. 7 Mann sind ihren Verletzungen erlegen. Man befürchtet, daß sich noch 25 Mann betäubt oder tot in der Grube befinden.
* In einem Bonner Galanterie- und Kurzwareu- geschäft erschien kürzlich ein Händler und erkundigte sich, ob dort nichts an zurückgesetzten Waren zu „ramschen" sei. Der Ladeninhaber hatte das Gewünschte. Es waren unmodern gewordene Bilderrähmchen, eine Anzahl Bsrnsteinbroschen u. s. w., die er schon vor längerer Zeit bei Seite gelegt, weil die Artikel keine Käufer mehr gefunden hatten. Dem Händler gefielen diese Sachen. Für die Photographierahmen zahlte er je 10 Pfg., für die Broschen etwa 40 Pfennig. Als Tags darauf eine Ladengehilfin des Geschäfts den Katharinenmarkt besuchte, erblickte sie in einer Verkaufsbude den Herrn Ramscher mit einem Fez auf dem Kopfe. Recht auffällig war an der Bude ein Plakat angebracht mit der Aufschrift: „Echt orientalische Waren". Die junge Dame erkundigte sich bei dem anscheinend des Deutschen wenig mächtigen „Türken" nach dem Preise der Photographie- rahmen und der Broschen. Lrstere kosteten 1 Mk., letztere 8—10 Mk. das Stück. Wenn irgend ein Koufliebhaber von den Preisen etwas herunterhandeln wollte, dann erwiderte der Türke: „Nix, nix, alles echt orientalisch." Wie der „Geschäftsfreund" schreibt, soll der Türke die geramschten Sachen flott verkauft haben.
„Vorwärts" auch in Zukunft mit Vergnügen geheime Aktenstücke veröffentlichen wird (Zuruf Singers: „Jawohl!") so ist das eine Aufforderung an die Beamten, ihren Eid zu brechen. Bezüglich des Ausdrucks „Commis des Unternehmertums" stelle ich mich unter den Schutz des Herrn Präsidenten. Uebrigens ist der Erlaß nur eine Umfrage auf Grund mehrfacher Anfragen von verschiedenen Seiten, die an uns ergangen sind. Darauf vertagt sich das Haus auf morgen.
Landesnachrichten.
* Alten steig, 19. Januar. Im Gewerbeverein hielt am Montag abend Hr. Postverwalter Schübelin den angekündigten Vortrag über „Das Telephon in technischer und administrativer Hinsicht." Der Vortrag bot neben dem Belehrenden manche schätzenswerte Mitteilung, weshalb wir Veranlassung nehmen, denselben seinem Wortlaut nach zum Abdruck zu bringen, und wir hoffen dadurch unfern Lesern, welche sich für die Errichtung einer öffentlichen Telephonstelle in hiesiger Stadt interessieren, einen Dienst zu erweisen. (Vortrag s. 1. S.) An den Vortag schloß sich eine lebhafte Erörterung an und kam mehrfach zum Ausdruck, daß die hohe Generaldirektion der Posten und Telegraphen den Anschluß für das Kleingewerbe verbilligen sollte. Geneigtheit zum Anschluß durch partieweise Vereinigung ist reichlich vorhanden, jedoch besteht wegen der hohen Kosten nur wenig Geneigtheit zum Einzelanschluß. Hoffentlich bezeigt die hohe Generaldirektion in Ansehung der hiesigen Gewerbeverhältnisse ein geneigtes Entgegenkommen, so daß doch die Errichtung einer öffentlichen Telephonstelle sich ermöglichen läßt. Für den aufklärenden Vortrag und die schätzenswerten Bemühungen in Förderung des Verkehrswesens sprach der Gewerbevereinsvorstand, Hr. Maier, Herrn Postvsr- walter Schübelin den besten Dank der Versammlung in einem 3maligen Hoch aus.
-u. Alten steig, 18. Jan. Die Hauptversammlung des Fischerei-Vereins am Sonntag nachmittag erfreute sich eines zahlreichen Besuchs. Zunächst wurden die praktisch eingerichteten künstlichen Fischbrutanstalten von Hrn. Lorenz Luz und Lindenwirt Luz besichtigt und allgemein als durchaus zweckentsprechend bezeichnet. Bei den eigentlichen Verhandlungen im Saale des Gasthauses zur „Linde" führte Herr Oberamtmann Ritter, Vorstand des Fischerei-Vereins, den Vorsitz und betonte in der Begrüßung der zahlreich besuchten Versammlung, daß der Fischzucht in gegenwärtiger Zeit 'bei uns eine regere Aufmerksamkeit geschenkt werde als früher, was schon aus der Thatsache zu entnehmen sei, daß die Pachtpreise für Fischwasser so auffallend in die Höhe gingen. Der Verein bezwecke die Hebung der Fischzucht durch künstliche Vermehrung der Fische, durch Anlage von Brutanstalten und Fischteichen, durch Abhaltung von Fischräubern von den Gewässern. — Aus dem Rechenschaftsbericht vom Bereinskassier Hrn. Schullehrer Schwarzmaier ist zu entnehmen, daß nunmehr in unserer Gegend folgende künstliche Brutanstalten sich befinden: bei der Völmlesmühle die des Hrn. Böcking von Schernbach, in Altensteig die von Lorenz und Karl Luz, in Berneck die der Freih. von Gültlingen'schen Gutsherrschaft, in Ebhausen die von Mechaniker Dengler, ferner in Nagold, Jselshausen
M L e fe frr. ch t. _
Von dem Tage an, wo der Mensch anfängt, durch Ich zu sprechen, bringt er sein geliebter Selbst, wo er nur darf, zum Vorschein, und der Egoismus schreitet unhaltsam fort.
Leidenschaft und Liebe.
Roman von C. Belmar.
(Fortsetzung.)
„Sie wissen, war zwischen uns liegt," sagte sie ruhig; „beschwören Sie nicht nochmals die Vergangenheit herauf, ich werde gegen Sie nie anders fein können."
„Sie sollen aber," rief er mit ausbrechender Heftigkeit, „ich dürste, ich lechze nach einem freundlichen Wort von Ihnen — ich will, daß Sie diese eisigkalte Zurückhaltung beiseite setzen nnd mir die Hand bieten zur Versöhnung."
Melitta erhob sich starr und steif gleich einer Statue. „Thor, der Sie sind," sprach sie verächtlich, „wie lange ist es her, daß Sie mich verschmäht haben, verschmäht mit lachendem Munde, und jetzt betteln Sie um einen freundlichen Blick? So wankelmütig, so unbeständig habe ich mir nie den echten Mann gedacht, Herr Cornaro!" Sie wollte an ihm Vorbeigehen, er aber hielt sie zurück.
„Stolzes, hochmütiges Weib, so gehst du nicht von hier, meine Lippen sollen damals im Walde nicht zum letzten Mal die deinen berührt haben; einmal noch muß ich dich in meinen Armen halten und mich an deinen Küssen berauschen; du kannst mich nicht so bald
vergessen haben, in deinem Herzen muß noch ein Funken von Liebe für mich zurück geblieben sein!"
„Geben Sie den Weg frei!"
Er beugte sich zu ihr, daß sein heißer Atem ihre Wange streifte.
Melitta stand wie zu Stein geworden.
„Elender, wage es, mich zu berühren!"
Unwillkürlich bebte er zurück, als er in ihre zornsprühenden Augen sah.
Der Weg war frei, Melitta stürzte aus dem BoS- kett und stand ihrem Gatten gegenüber.
„Melitta, eine Trauerbotschaft," sagte Volkmann; „die Großmama liegt im Sterben."-
Lächelnd schritt die Baronin am Arme des Professors durch den Schwarm ihrer Gäste. Heute war Konrad derjenige, der sie aufgesucht hatte, denn bisher war sie ihm immer geschickt ausgewichen.
Am Krankenbette der alten Dame konnte er sie füglich nicht direkt fragen, er wollte es auch nicht, denn er kannte zu gut die Gehässigkeit der Großmutter gegen Melitta, um nicht zu wissen, daß sie die erste sein werde, einen Stein auf ihre Enkelin zu werfen, diesen Triumpb wollte er der Baronin nicht gönnen.
Er traute sich genug Urteilskraft zu, um aus den Worten der Baronin Wahrheit von Dichtung unterscheiden zu können, dann aber sollte ihn keinerei Rücksicht abhalten, mit Melitta ein ernstes Wort zu reden und in sie zu dringen, die volle Wahrheit zu gestehen. Mit diesem Vorsätze trachtete Konrad in die Nähe der Baronin zu kommen, um ihr seinen Arm anzubieten.
Minna war von bezaubernder Freundlichkeit; sie plauderte von allen möglichen Dingen und lenkte da- Gespräch geschickt auf die Bewohner des Herrenhauses, während Konrad vor Ungeduld brannte, die Baronin über Cornaro befragen zu können.
„Ich bin müde," sagte Minna, „lassen Sie uns dort in jener Ecke Platz nehmen."
Er folgte ihr willig, in der Hoffnung eine Gelegenheit zu finden, um den für ihn so wichtigen Gegenstand besprechen zu können, allein die Baronin schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihn nicht zu Worte kommen zu lassen.
„Tante Amanda ist ein Original," fuhr sie lebhaft fort, „einzig in ihrer Art, das echte Bild einer alten Jungfer — Herr Balbing kann den Lebemann noch heute nicht verleugnen, und seine Frau? Mein Gott, eine steife Heilige, ein Bild ohne Gnade, ohne Eleganz und Haltung: steif und ungelenkig im Salon, ihr eigentlicher Wirkungskreis sind in der That nur Wiesen und Aecker — nun ja, den Bauern mag sie imponieren mit ihren etwas derben Manieren — ich bedauere den Gatten, der an ein solches Wesen geschmiedet ist, Balbing kann sich doch unmöglich glücklich fühlen."
Konrads Augen blitzten vor Unmut.
„Ihr Urteil ist ein sehr hartes, Frau Baronin." sagte er scharf, „freilich Damen pflegen selten liebevoll über ihr Geschlecht zu urteilen — ich habe bei Frau Balbing viele schätzenswerte Eigenschaften kennen gelernt, die gerne die sogenannten Salonnaturen entbehren lassen." —
Die Baronin lächelte ironisch; die Stunde der
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