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Donnerstag, 20. Januar

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1898 .

In Spie lberg ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Leutlcher Reichstag.

* Berlin, 17. Jan. T.-O.: Zweite Beratung des Gesetzes betreffend Feststellung des Reickshaus- baltsetats für 1898 und des Etats des Reichstags. Von dem Etat des Reichstags wird eine Reihe von Titeln ohne Debatte angenommen. Zu Titel 13 Kap. 2 bemerkt Dr. Lieber (Zentr.), daß die Kosten für den Druck des Bibliothek-Katalogs groß seien, daher sei für Neuanschaffung wenig übrig, eventuell müßte der Posten erhöht werden.Äbg. v. Kardorsf (Reichsp.) macht auf den Mangel an ausländischen Zeitungen aufmerksam. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Dr. Lieber und Dr. Ham mach er wird der Rest des Etats des Reichstags angenommen. Es folgt der Etat des Reichsamts des Innern. Zu Titel 1 Kap. 7, Staatssekretär, stellt Abg. Hitze (Zentr.) den Antrag, den Reichskanzler zu ersuchen bis zur nächsten Session dem Reichstage eine Zusammen­stellung der auf Grund des 8 105 o der Gewerbeordnung für den Betrieb mit Wind und regelmäßigen Wasser­kraft getroffenen Verfügungen und Entscheidungen vor­zulegen. Redner erkennt an, daß es schwierig ist, die neuesten Gesetze auf dem Gebiete des Arbeiter­schutzes über den Gewerbebetrieb überall durchzuführen. Manches bleibe noch zu wünschen übrig, so eine Reform -er Arbeiterversicherung. Staatssekretär Graf Posadowsky: Ich werde mich bezüglich des An­trags des Herrn Vorredners mit den verbündeten Re­gierungen in Verbindrmg setzen. Natürlich müssen die Verordnungen möglichst überall gleichmäßig durch-

Das Telephon in technischer und ad mini-.. strativer Hinsicht.

(Bo-traz von Hr. Pollverwalt« Lchübelin).

M. Herren! Es wird Ihnen bekannt sein, daß auch in hiesiger Stadt im Laufe des Sommers eine Tele­phonanstalt und eine öffentliche Telephonstelle einge­richtet werden soll. Das Postamt hat die notwendigen Erhebungen über die Bedürsnissrage anzustellen und hat sich zu diesem Zweck auch mit. dem Ausschuß des Gewerdevereins ins Benehmen gesetzt. Ihr verehrter Herr Vorstand, Herr Holzhändler PH. Maier sen., hat mich nun, um die Sache zu fördern, ersucht in einer Versammlung des Gewerbevereins einige Auf­klärungen über das Telephon namentlich über die Art des Betriebs und der Anwendung und über das Tarifwesen zu geben. Jchhabe diesem Ersuchen entsprochen und werde in gedrängter Kürze einen Vortrag halten.

M. H. Es weiß heute jedermann, was das Telephon ist und die meisten Herren haben ja schon telephoniert, doch will ich es im Folgenden noch ge­nauer präzisieren: Das Telephon (oder wie es bei der Reichspost und Telegraphenverwaltung offiziell heißt) der Fernsprecher ist ein Apparat, durch welchen Töne mittels des elektrischen! Stroms auf sehr bedeutende Entfernungen über­tragen werden können. Es findet also keine unmittel, bare Fortpflanzung der Schallwellen von einem Ort zum anderen fftatt, wie dies nach den Gesetzen der Physik bei derjenigen Empfindung, welche Schall ge­nannt wird, geschieht, sondern die beim Sprechen hervorgerufenen Töne bringen elektrische Ströme her­vor, die sich auf einem gewöhnlichen Telegraphen­drahte fortpflanzen und am Ende desselben im Empfangs-- apparat neue mit den ursprünglichen übereinstimmende Töne erzeugen.

Wenn mancher, namentlich wenn er zum ersten­mal telephoniert, diese Erklärung kennen würde, so käme er nicht in Versuchung mit aller Kraft seine Stimme in das Telephon hinein zu schreien, weil er in dem Wahn befangen ist, er müsse so arg schreien, daß man es in Simmersfeld oder in Göttelfingen rc. hört; der Erfahrene weiß, daß die Unterhaltung da­durch nur undeutlich wird.

Die Erfindung de« Telephons geht auf das Jahr

geführt werden. Aber man müsse den Landeseigen­tümlichkeiten Rechnung tragen. Die Verordnung be­treffend die weiblichen Arbeiter in der Konfektions- branche (Verbot der Mitnahme von Hausarbeiten nach 6stündigcr Arbeitszeit in der Werkstatt) dürfte nicht durchführbar sein und daher nickt wieder vorgelegt werden. Eine Novelle zur Gewerbeordnung wird im nächsten Jahre unter allen Umständen vorgelegt werden müssen. Abg. Wurm (Soz.): Wir wußten, daß dos Programm des neuen Herrn Staatssekritör des Innern frei nach den Herren von Stumm und Devetz sei: Vernichtung der Gewerkschaft. Das Rundschreiben, welches derVorwärts" veröffentlicht habe, sei einer der unerhörtesten Streiche gegen die Arbeiterbewegung. (Unruhe und Gelächter.) Schon, daß der Staats­sekretär sich gescheut habe, das Rundschreiben an die Oeffentlichkeit zu bringen, ist bezeichnend. Derselbe will eben ein Ende machen mit der Koalitionsfreiheit. Staatssekretär Graf v. Posadowsky: Ueber den Erwerb des Manifestes seitens der Redaktion des Vorwärts" (Zuruflächerlich"; der Präsident ruft den Zwischenrufer zur Ordnung) werde ich mich nach­her aussprechen. Das Manifest wendet sich nicht an die untergeordneten Behörden, sondern an die ver­bündeten Regierungen. Das Reskript fragte an, ob gewisse Maßregeln nötig sind. Das Reskript enthält im wesentlichen eine Abschrift aus einer Eingabe des geschüstsführenden Ausschusses des Jnnungsverbands. (Bewegung undAha" links.) Wenn wir die Streik­brecher schützen, so verteidigen wir die bürgerliche Freiheit. (Unruhe bei den Sozialdemokraten und Bei­fall rechts.) Ich kenne kein größeres Unrecht wie jemanden hindern zu wollen, zu arbeiten, wenn er

"1^)8 zurück. Der erste praktische Versuch, die Ton­

sprache in die Ferne mitzuteilen, gelang aber erst im Jahr 1861 dem Lehrer PH. Reis zu Flerisdorf bei Homburg v. d. H. Doch war dessen Apparat noch ein sehr primitiver. Erst im Jahr 1877 gelang es dem Amerikaner Graham Bell aus Boston einen Apparat zu erfinden, welcher die Töne nicht nur nach der Höbe, sondern auch nach der Klangart wieder­gibt und eine Konversation auf große Entfernungen ermöglicht. Dieser natürlich im Lauf der Zeit viel- fach verbesserte Apparat ist heute noch der gebräuchliche.

Ich werde nun diesen Apparat, den Sie in Natura vor sich sehen, näher beschreiben. Als Geber wird ausschließlich das Mikrophon verwendet.

Das Mikrophon besteht im wesentlichen aus einer Membrane (Eisen- und Kohlenplättchen), gegen die sich ein beweglicher Kontakt aus fester Kohle oder aus Kohlenpulver legt, das in einer Schale aus Kohle gefaßt ist. Ein weiterer Bestandteil des Mikrophons ist eine Induktionsspule, deren eine Wick­lung mit dem Mikrophonkontakt und dem Element einen Stromkreis bildet, während die andere Wicklung mit der Leitung verbunden ist. Diese Teile sind in ! einem Gehäuse, an welchem auch der Schalltrichter angebracht ist in geeigneter Weise zusammengestellt. Durch die Schwingungen, in welche die Membrane beim Sprechen versetzt wird, ändert sich der Druck zwischen dem beweglichen Kohlenkontakt und der Mem­brane oder wird das Kohlenpulver mehr oder weniger zusammengepreßt, wodurch Widerstandsänderungen und damit Stromschwankungen in dem Schließungskreis des Elements hervorgebracht werden. Die Induktions­spule übertrügt die Stromwellen auf die Leitung unv bringt so in den Telephonen der übrigen im Strom­kreise liegenden Aemter die nämlichen Lautwirkungen hervor, durch welche das Mikrophon in Thätigkeit gesetzt wurde.

Als Empfänger sind Telephone in Verwendung. Dieselben bestehen in einem Hufeisenmagnet, auf dessen Polen Weicheisenkerne je mit Drahtumwickelungen sitzen und aus einer kreisrunden Membrane aus Eisen­blech, welche den Polen in sehr kleiner Entfernung gegenübersteht. Magnet und Membrane sind in einem Gehäuse derart untergebracht, daß ihre gegenseitige

arbeiten will. Wir haben die Macht, diejenigen zu schützen, welche arbeiten wollen, und wir werden diese Macht rücksichtslos gebrauchen. Der Vorredner hat hier ungeheure Uebertreibungen vorgebracht. Die Koalitionsfreiheit soll vollkommen ausrecht erhalten werden. Ein Beamter hat seinen Diensteid gebrochen. Eine Zeitungsredaction weiß dies und benutzt es, doch im bürgerlichen Leben sagt man:Der Hehler ist nicht besser wie der Stehler". (Große Unruhe bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten und Zurufe.) Abg. Hüpeden (sraktionslos) tritt für die gesetzliche Organisation des Arbeiterstandes ein. Die Parteienmüßten verpflichtet sein, vor dem Einigungs­amt zu erscheinen und sich seinen Verfügungen zu fügen. Abg. Stumm (Reichsp.): Der Abg. Wurm wiederholt immer dasselbe Fechterkunststück, ein Ver­wechseln der Koalitionsfreiheit der Arbeiter, die niemand antasten wolle, mit der Gewährung der Korporations­rechte. Geschützt werden müßten die Arbeiter gegen den Terrorismus und die wahrhaft skandalöse Tyrannei der Streikenden. Abg. Singer (Soz.): Dankbar sind wir dem Herrn Staatssekretär, daß er zweierlei Maße aufgedeckt hat, mit denen Arbeiter und Arbeit­geber gemessen werden. Das Rundschreiben ergebe, daß der Staatssekretär Graf Posadowsky vom Arbeiter­schutz zum Arbeitertrutz abkommandiert sei und daß er sich zum Commis des Unternehmertums mache. Präsident v. Buol rügt mehrere Ausdrücke Singers bezüglich einer amtlichen Handlung des Staatssekretärs. Graf Posadowsky erklärt: Es ist meine Pflicht als Vertreter des Reichskanzlers, es als unehrenhaft und als eine Verletzung der Amtspflicht zu bezeichnen, wenn ein Beamter seinen Eid verletzt. Wenn der

Lage sich nicht ändern kann; derjenige Teil, welcher den Magnet enthält, bildet zugleich die Handhabe, während die Membrane an dem Schalltrichter befestigt ist. Die Drohtumwicklung der Kerne bildet einen Teil der Leitung; Stromwellen in der letzteren ändern den Magnetismus und damit auch die Wirkungen desselben auf die Membrane, wodurch ihr die schallerzeugenden Schwingungen erteilt werden.

Der Anrufer oder die Weckvorrichtung besteht aus dem Magnetinduktor als Stromerzeuger und dem Klingelwerk, welche Teile in einem Holzkästchen zu­sammengestellt sind. Der Magnetinduktor hat 3 Huf­eisenmagnete mit gemeinschaftlichen Polstücken, zwi­schen denen der Anker, dessen Steg mit dünnem isoliertem Kupferdraht umwickelt ist und mittels einer Kurbel in Umdrehung versetzt werden kann. Um eine große Umdrehungsgeschwindigkeit zu erzielen, geschieht der Antrieb des Ankers durch eine an der Kurbel befestigten großen Friktionsscheibe, gegen welche eine auf der Achse des Ankers befestigte kleine Scheibe drückt. Das Klingelwerk besteht aus einem Elektromagnet und einem Stahlmagnet als Anker, an welchem der Klöppel befestigt ist. Die mit dem Induktor erzeugten Wechselströme ändern entsprechend dem Stromwechsel die Polarität des Elektromagnets, wodurch der Anker abwechslungsweise von einem Pol zum audern geworfen wird; durch diese Bewegungen des Ankers bezw. des Klöppels werden die Glocken zum Tönen gebracht. Das Mikrophon, das Telephon, die Weckvorrichtung und die Blitzschutzvor- richtnng sind auf einem Brett zu einem Telephon­apparat vereinigt. Das zu dem Mikrophon gehörende (Leclanchö-)Element ist in einem an demselben Brett befestigten Kästchen untergebracht. Zu dem Telephon­apparat gehört noch ein im Klingelwerkskästchen unter- gebrachter automatischer Umschalter, welcher aus einem Hebel mit 3 Kontakten besteht. An dem Hebel ist während der Ruhe das Telephon aufgehängt, wodurch sich der Hebel so stellt, daß der Stromkreis des Ele­ments unterbrochen und das Klingelwerk in der Leitung eingeschaltet, das Telephon aber ausgeschaltet ist. Durch Abnahme des Telephons wird dieses einge­schaltet, das Klingelwerk ausgeschaltet und der Strom­kreis geschlossen. (Schluß folgt.)