so groß, daß man ihn mit einer Hand kaum halten kann. Wie groß muß der Rachen des Tieres gewesen sein, der doch mehrere solcher Zähne enthalten hat und wie groß die Masse von Gras und Baumzweigen, die es zermalmt hat! In kultivierten Gegenden hat es wahrscheinlich nicht gelebt. Welch ein Anblick für unsere Augen wäre es gewesen, solch ein Tier, vielleicht in der Größe eines Eisenbahnwagens, dahertraben zu sehen.
* Leipzig, 10. Jan. Dem „L. Tgbl." zusolge bestätigt sich die Nachricht über die vor Kurzem in Aachen vorgenommene Verhaftung eines Bezirks- seldwebels wegen Landesverrats. Die Sache ist bereits beim Reichsgericht anhängig gemacht.
* (Eichen aus dem Sachsenwalde). Fürst Bismarck hat an den Sekretär des VereinsSchleswig-Holsteinischer Kampfgenossen von 1848/50, Herrn E. Geister in Davenport, Iowa, zwei junge Eichbäume aus dem Sachsenwalde gesandt. Die Eichen sollen am 24. März d. I., an welchem Tage die alten Kampfgenossen den 50. Jahrestag der Erhebung Schleswig- Holsteins feiern, im Waschington-Sqnare-Park von Davenport gepflanzt werden.
* (Der milde Winter.) Aus Thüringen wird berichtet: An vielen Stellen sieht man die Wiesen grünen und ohne große Mühe, kann man jetzt in den Fluren bunte Blumensträußchen sammeln. Aus der Gegend von Koburg wird das Balzen der Auerhahns berichtet, aus Schleusingen der Fang einer Kreuzotter, aus Pößneck, Altenburg und anderen Orten das Erscheinen der Stare.
* Berlin, 10. Jan. Heber die Entsendung von Frauen nach Deutsch-Südwestafrika ist nach eingehenden Verhandlungen zwischen dem Landeshauptmann Major Leutwein einerseits und der Deutschen Kolonialgesellschaft sowie dem Evangel. Afrikaverein andererseits Folgendes vereinbart worden: Mädchen, die zur Auswanderung nach der jKolonie entschlossen sind, haben ihre Anmeldung an die Kolonialabteilung des auswärtigen Amtes zu (richten, woraus die Gesuche nach entsprechender Begutachtung an das Generalsekretariat der Kolonial-Gesellschaft zur Erledigung weitergegeben werden. Die Gesellschaft legt im Bedarfsfälle die Kosten der Ueberfabrt aus und zur Aufnahme der Mädchen in der Kolonie trifft die Landeshauptmannschaft die nötigen Veranstaltungen. Die Ankommenden würden demnach unter dem Schutze der Kolonialverwaltung vorläufig in einzelnen Ansiedlerfamilien untergebracht werden, von wo aus sie sich zunächst mit den dortigen Verbältnissen vertraut machen können. Der Plan zur Errichtung eines gesonderten Mädchenheims in Südwest-Afrika ist vorläufig deshalb noch bei Seite gelassen worden, weil sich augenblicklich noch nicht übersehen läßt, an welchem Orte der Kolonie die günstigsten Vorbedingungen für das wirtschaftliche Gedeihen einer derartigen Anstalt gegeben sind.
* Berlin, 10. Jan. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Wie wir hören ist der Pachtvertrag zwischen dem Reiche und China über Kiao-Tschau nach inzwischen hier eingetroffenen Nachrichten auf einen Zeitraum von 99 Jahren abgeschlossen worden.
* Berlin, 11. Jan. Ueber eine Erfindung zur Erzeugung eines hellweiß leuchtenden Gases aus Haus-,
Markt-, und Straßenkehricht und Abfallstoffen aller Art hat eine Wiener Firma neuerdings wiederholt mit der Stadtverordneten-Versammlung korrespondiert. Im letzten Schreiben wird mitgeteilt, daß die an- gestellten Versuche eine besondere Verwendbarkeit dieses neuen Gases zur Stadtbeleuchtung unzweifelhaft ergaben.
* Berlin, 10. Jan. Rudolf Hertzog, Chef des bekannten Warenhauses, ist heute früh plötzlich gestorben!
* Die Reichspostvsrwaltung hat mit den Truppentrausportdampfern „Darmstadt" und „Crefelo", welche am 18. bezw. 23. Dezember von Wilhelmshaven nach Kiao-Tschau abgefahren sind, das Material zur Einrichtung einer Postanstalt in Tsintan-Fort, der von den deutschen Truppen besetzten Befestigung in der Kiao-Tschau-Bucht, abgesandt. Die neue Postanstalt ist in erster Linie zur Vermittelung des Postverkehrs für das Landungsdetachement des Kceuzergeschwaders bestimmt, wird jedoch auch dem sonstigen Publikum offen stehen.
sj Zur Frage des Wertes der Torpedobootszerstörer wird geschrieben: Wir entwickeln die Torpedowaffs ebenso wie England neben den Schlachtschiffen zur Unterstützung derselben besonders in heimischen Gewässern. Unsere Torpedoboote sowohl wie die v (ivisions)- Boote sind mit Schnellladekanonen armiert. Zum Zerstören anderer Torpedoboote durch Arüllerie- feuer sind so kleine Fahrzeuge ihrer eigenen heftigen Bewegungen wegen bei Seegang weniger geeignet als die kleinen Kreuzer. Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes hat gerade der Vervollkommnung dieser Waffe einen großen Teil seiner Dienstzeit gewidmet. Die hohen Zahlen der 8-Boote und die in der Begründung des Flottenverstärkungs-Gesetzentwurfes bezeichnet«« Bauten von 7 neuen Torpedoboots- divisionen, also im Ganzen 63 Fahrzeugen, sprechen für die Aufmerksamkeit, die dieser Waffe zugewendet wird. Unsere neuen Hochseetorpedoboote 8 70 bis 90 haben die doppelte Größe der älteren 8-Boote (so benannt nach dem Erbauer Schichau) und nähern sich in Geschwindigkeit, Größe und Armierung sehr dem englischen Torpedobootszerstörer. Unsere V-Boote sind bedeutend größer, als letztere Fahrzeuge.
* In Niederspay a. Rh. ist ein Seehund im Gewicht von etwa 35 KZ im Rhein geschossen worden. Das Tier wurde in der Nähe von Bonn von einem Dampfschiffskapitän bemerkt.
* Der Lieutenant v. Puttkammer in Metz ist von seiner Frau geschieden und wurde verurteilt, das einzige Kind der Ehe seiner Frau zu überlassen, da er es nicht that, wurde er zu 1 Monat Festung verurteilt. Diese Hast ist nunmehr abgelaufen. Das in der Sache zuständige Langericht Verden hat jetzt das Generalkommando in Metz ersucht, eine weitere dreimonatliche Gefängnisstrafe zu vollstrecken, weil der Lieutenant der gerichtlichen Aufforderung, seiner Frau das ihr zugesprochene Kind auszuliefern, nicht nachgekommen ist, vielmehr das Kind fortgesetzt verborgen hält.
Ausländisches.
* Prag, 10. Jan. Der Landtag wurde heute wieder eröffnet. Die Zugänge zu dem Landtagshause wurden durch Sicherheitswachen freigehalten. Vor
Beginn der Sitzung traten die Clubs zusammen. Der Oberlandesmarschall eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache, welche in einem dreimaligen, begeistert aufgenommenen Hoch und in Slava-Rufen auf den Kaiser ausklang. Der Obmann der Curie der Großgrundbesitzer Graf Bonquoy beantragte die Einsetzung eines aus den Curien und dem ganzen Hause zu wählenden 24zliedrigen Ausschusses, welcher Anträge stellen soll, wie im Einverständnis mit den Vertretern beider Völkerstämme die Sprachenverhältnisse des Landes geregelt werden können. Abg. Schlesinger beantragte Aufhebung der Sprachenverordnungen. Es wurden Interpellationen eingebracht über die im August v. Js. in Brüx vorgekommenen Ueberfälle auf die Czechen und wegen der stürmischen Vorgänge in Prag. Die Sitzung dauert fort.
* Zürich, 10. Jan. Der nach Unterschlagung von Mk. 6000 aus Rüdesheim a. Rh. geflüchtete Postgehilfe Wollstätter wurde in Brunnen, woselbst er sich mit einem Frauenzimmer im Hotel einlogiert, aber durch große Geldausgaben verdächtig gemacht hatte, festgenommen. Mk. 2000 wurden noch vorgefunden. Wollstätter wird ausgeliefert.
* Rom, 10. Jan. Wie die „Popolo Romano" meldet, wird das Panzerschiff „Marko Polo" in den nächsten Tagen nach China abgehen.
* Eine recht trübe Neujahrsbetrachtung stellte der Kassationshospräsident Senator Pascale über die Kriminalität inItalien an. Im ganzen Lande seien die Verbrechen gegen das Eigentum, gegen Treue und Glauben, gegen die staatlichen Einrichtungen und gegen die Sittlichkeit in der Zunahme begriffen. Verleumdung und Widerstand gegen die Staatsgewalt seien viel häufiger als früher ; die Unterschlagungen, Fälschungen und die Korruption hätten sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt und die Verbrechen gegen die Handelsgesetze mehr als vervierfacht. Auch die Verbrechen der Minderjährigen hätten sich vermehrt, besonders in den nördlichen Provinzen. In den südlichen Provinzen sei dle Zahl der Verbrechen gegen das Leben geringer geworden, dagegen höre man jetzt öfter von Empörung gegen dis Staatsgewalt und von offenem Aufruhr. Sehr skeptisch äußert sich der Senator über den Wert der Schwurgerichte. Die Geschworenen hätten sich in Italien in vielen Fällen als bestechlich erwiesen. In 22 Fällen mußte der Kassationshof anordnen, daß der Prozeß den Geschworenen des Ortes, in welchem das Verbrechen begangen wurde, entzogen werde und anderswo zur Verhandlung komme.
* Paris, 9. Jan. Großes Aufsehen erregt ein Brief, welchen der frühere Justizminister, jetzige Senator Trarieux an den Kriegsminister Billot richtete. Darin erklärt Trarieux, die Unschuld Dreyfus sei sonnenklar.
* Paris, 11. Jan. Alle Esterhazy-Blätter und Offiziösen des Kriegsministeriums triumphieren über das Ergebnis der gestrigen Verhandlung des Kriegsgerichts. Man habe volles Licht gemacht, habe den Zeugen Gelegenheit gegeben, alles zu sagen, und da kein Zeuge irgend welchen Beweis erbringen konnte, sei die Anklage gegen Esterhazy zugleich mit dem Versuch zur Rehabilitierung des Dreyfus kläglich zusammengebrochen. Nach diesen Blättern ist die Freisprechung Esterhazys absolut zweifellos. Oberst Picquart sei aber unheilbar kompromittiert.
a.
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D_Aesefrucht.
Herze, willst du ganz genesen,
Sei selber wahr, sei selber rein!
Was wir in Welt und Menschen lesen, Ist nur der eigne Widerschein.
Leidenschaft und Lieöe.
(Fortsetzung.)
Rosina trocknete die Thränen und begann:
„Ich habe meine Mutter nie gekannt; meine Geburt hatte ihr das Leben gekostet. Mein Vater liebte mich mit abgöttischer Zärtlichkeit und ich erwiderte aus vollster Seele diese Liebe. Ich war sein einziges Kind; wir besaßen ein großes schönes Landgut, dessen Führung mein Vater mit Eifer und Umsicht leitete. Mit Stolz und Freude sah er, daß ich mit gleicher Vorliebe seine Beschäftigung teilte und mich vollständig der Landwirtschaft widmete. So kam es, daß ich mir praktische Kenntnisse in einem Fache zu eigen machte, welches gewöhnlich nur von Männern betrieben wird. An den häuslichen Frauenarbeiten fand ich kein Gefallen, ebenso wenig an Sprachen und Musik; ich hatte eine entschiedene Abneigung dagegen, Salondame zu werden, und zog das Landleben dem Stadtleben vor. So lebten wir jahraus jahrein auf unserem Landgute; unser Umgang beschränkte sich auf wenige Nachbarsamilien, die gleich uns beständig auf dem Lande lebten.
In solcher Ruhe und Abgeschlossenheit hatte ich mein zwanzigstes Jahr erreicht, als wir einen neuen
Hausgenossen erhielten. Raimund Balbing kam als Wirtschaftsbeamter in unser Haus und wußte sich bald in die Gunst meines Vaters zu setzen. Balbing zeigte sich geschickt und thätig, mein Vater setzte in ihn das unbeschränkteste Vertrauen und der junge Mann wurde mehr wie ein Mitglied der Familie, als wie eine untergeordnete Persönlichkeit behandelt."
Die Erzählerin hielt für einige Augenblicke erschöpft inne, dann fuhr sie fort:
„Du weißt, daß mein Gatte die Eigenschaft, sich angenehm und beliebt zu machen, in hohem Grade besitzt; ich war ein einfaches Landmädchen ohne Weltkenntnis, ohne Welterfahrung, Balbings Liebenswürdigkeit hatte mich vom ersten Blick an bezaubert. Es entspann sich ein kleiner Liebensroman, der mit Verlobung und Heirat endigte. Mein Vater hatte freudig in unsere Verbindung eingewilligt, es wurde dadurch sogar sein liebster Wunsch erfüllt, denn als Balbings Gattin glaubte er mein Lebensglück vollkommen gesichert zu haben.
Ich unternahm mit meinem Gatten eine Hochzeitsreise, die wir aber unterbrechen mußten, um nach Hause zu eilen, da mein Vater gefährlich erkrankt war. Mein heißes Flehen zum Himmel blieb unerhört, der beste der Väter starb, und ich war. kaum einige Monate verheiratet, zur Waise geworden.
Mein Schmerz, meine Verzweiflung waren grenzenlos ; in dumpfer Apathie saß ich da, kaum Speise und Trank zu mir nehmend, das ganze Hauswesen meinem Gatten überlassend. Ich beachtete es kaum, daß Balbing häufige Reisen nach der Residenz unter
nahm, daß er kühler und unfreundlicher gegen mich wurde und eine Gleichgültigkeit an den Tag legte, welche zu seiner früheren Aufmerksamkeit einen krassen Kontrast bildete. Er legte mir Papiere und Anweisungen vor, die ich ungesehen Unterzeichnete, ohne zu fragen, weshalb er dies von mir verlangte. Als der Winter herannahte, machte er mir den Vorschlag, in die Residenz zu ziehen; anfänglich weigerte ich mich hartnäckig, dies zu thun, allein er drang so lange in mich, bis ich nachgab und mich seinem Wunsche fügte.
In der Residenz lebte Tante Amanda in bescheidenen aber sorgenfreien Verhältnissen; sie war eine Kousine von Balbings verstorbener Mutter und nrhm sich meiner mit warmer Teilnahme an. In sanfter, schonender Weise machte sie mich darauf aufmerksam, daß Balbing ein verschwenderisches Leben führe, und daß ich dem Einhalt thun müsse, wollte ich nicht zur Bettlerin werden. Jetzt wurde ich aufmerksam auf das Treiben meines Gatten; in meinem Schmer; hatte ich seine Vernachlässigung nicht bemerkt, in dem Maße, als meine Trauer gemäßigter und ruhiger wurde, begann ich auch die Veränderung in seinem Betragen zu fühlen und machte ihm deshalb Vorstellungen. Ich verlangte, er solle mit mir auf unser Landgut zurückkehren, er entgegnete mir, daß ich dies meinerseits thun könne, er sei durchaus nicht gesonnen, sich meinen Launen zu fügen. Es kam zu einer heftigen Szene; ich reiste ab und mein Gatte blieb in der Residenz zurück.
Ich übernahm wieder die Leitung des Gutes und sah zu meinem Schrecken, daß mein Gatte mein Ber-