* Paris, 11. Jan. Das Kriegsgericht verhandelte Vormittags unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Es verhörte die militärischen Zeugen. Die nicht als Zeugen vorgeladenen Personen wurden nicht einmal in den Hof des Kriegsgerichtsgebäudes gelassen. Esterhazy durchschritt morgens die Straße, sich vom Gefängnis nach dem Kriegsgericht begebend. Er schien guten Mutes zu sein.

* Männerkleidung tragen zu dürfen, ist nach Pariser Blättern in Frankreich jetzt zehn Frauen von der Polizei gestaltet worden. Zu diesen etwas stark Emanzipierten gehört eine hervorragende Pariser Künstlerin, ein weiblicher Schildermaler und Dekorateur, die männlich aussehende Leiterin einer großen Druckerei und verschiedene andere Damen, denen es gelungen ist, den Polizeipräfekten davon zu überzeugen, daß sie wirklich aus verschiedenen triftigen Gründen ihre weibliche Kleidung gegen die des stärkeren Geschlechts eintauschen müßten.

* Rußland bestellte 200 Lokomotiven für die sibirische Bahn in Amerika. Englisch; und deutsche Angebote blieben unberücksichtigt.

* Die von Rußland angeregte Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta ist endgiltig fallen gelassen worden, dagegen hat die Kandidatur des Prinzen Battenberg größere Aussicht auf Verwirklichung gewonnen.

* Konstantinopel, 9. Jan. Da in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten Versuche gemacht wurden, die Orientpolitik Deutschlands zu verdächtigen, so hat der Sultan, da er von der Grundlosigkeit dieser Aus­streuungen überzeugt ist, ein geheimes Jrade erlassen, das folgenden Inhalt hat:Es sei dem Sultan zu Ohren gekommen, daß verschiedene auswärtige Einflüsse dahin arbeiten, die deutsche Politik in der Türkei zu verdächtigen, indem ihr die Verfolgung eigennütziger Interessen zum Vorwurf gemacht wird. Der Sultan, welcher das vollste Vertrauen in die Aufrichtigkeit und Uneigennützigkeit der Politik des deutschen Kaisers setzt, erwartet von seiner Umgebung, daß sie den erwähnten Intriguen in keiner Weise Gehör schenkt, deren aus­schließlicher Zweck es ist, unsere ausgezeichneten Be­ziehungen zu bewährten Freunden zu trüben."

* Belgrad, 7. Jan. Aus Monastir liegen Nach­richten über große Beunruhigung der Serben und Griechen vor. Die türkischen Behörden befürchten Unruhen bei der Installierung der neuen Bischöfe.

* Bukarest, 9. Januar. Die Firma Steana Romana hat auf ihrem Petroleumhaltigen Terrain drei neue Quellen eröffnet, von denen die eine seit einigen Tagen täglich mehr als 400Barils ergiebt, ohne daß der hohe Stand des Petroleums sinkt. Von den beiden andern Quellen liefert jede 100 Barils täglich. Tsie Tiefe des Petroleumlagcrs ist gering. Eine der Quellen ist nur 84 Meter tief.

* Wieder ist die Gefahr eines spanisch-amerikanischen Konflikts wegen der Zukunft Cubas näher gerückr. In Madrid liegt eine Meldung vor, wonach Präsident Mc. Km'ley beabsichtige, Spanien aufzu­fordern, den Krieg auf Cuba schleunigst zu beenden. Daß eine solche Einmischung Amerikas die Konservativen Spaniens, und wohl nicht nur diese, aufs Höchste aufbringen würde, versteht sich ganz von selbstnach einem ferneren Telegramm aus Madrid beschloß der

-trauen arg mißbraucht hatte. Ec hatte Gelder aus­genommen und ich die Schuldscheine unterzeichnet, ohne zu ahnen, um was es sich handle.

Die Sorge gab mir meine ehemalige Energie wieder. Mein Gatte kam aus der Residenz zurück, er bat in seiner einschmeichelnden Weise um Vergebung und erhielt diese; denn noch liebte ich ihn und ich hoffte, daß sich noch alles zum besten wenden würde. Allein Balbing ist ein schwacher Charakter, er hatte vielleicht die besten Vorsätze, aber nur zu bald ge­wannen seine Leidenschaften die Oberhand in ihm. Er war ein Trinker und Spieler. Liebe hatte er wohl nie für mich gefühlt; die reiche Erbin wurde von ihm gekapert, um durch ihren Reichtum die Mutet zur Befriedigung seiner Leidenschaften zu erlangen. Selbst wenn ich im stände gewesen wäre, ihm Liebe einzuflößen, würde er diesen nicht entsagt haben.

Nach und nach verhärtete sich mein Herz; es Wurde starr und kalt, ich liebte meinen Gatten nicht mehr. Dennoch hatte ich ein zu hohes Pflichtgefühl in mir, um mich von ihm trennen zu wollen; ick war sein Weib und hatte geschworen, Freud und Leid mit ihm zu tragen, komme was da wolle. An meinem Schwur hielt ich fest; ich achtete seiner Kälte nicht und blieb gut und freundlich zu ihm, seine unsinnigen Anforderungen mit Ruhe abweisend.

So verflossen zwei Jahre; ich arbeitete und schaffte während dieser Zeit ununterbrochen fort, während mein Gatte seinen Vergnügungen nachging. Er spielte mit abwechselndem Glück: zuweilen forderte er Geld, dann gab ich so viel ich konnte; seinen wiederholten

spanische Ministerrat auf Antrag des Kriegsministers, die Untersuchung über die vom General Weyler be­gangenen Verstöße zu eröffnen. Infolge dessen ist die Gefahr einer M'nisterkrisis beseitigt.

Bermischtes.

* (Geistreiche Telephongespräche.) In einer süddeutschen Stadt wurde dieser Tage eine neue Fernsprechleitung zum erstenmal erprobt. Launige Antworten erhielt der prüfende Beamte aus allen Gauen des Reichs. Aus Freiburg (weiblicher Beamte): , -es isch aber nett, daß Sie jetzt au Anschluß habe! Ja, freili, m'r versteht jede Silb'. Aus Reutlingen (weiblicher Beamte): I soll mit Jhna a Gspräch afange? Ja abers's fällt m'r g'rad nex ei zum Schwätza. Wann mei Geburtstag sei? O Sie, der ischt jo scho lang gwä! Aus Stuttgart: So so, ischt d' Leitung bei Ihne fertig? Ja, ja, ma versteht's s .. mäßig guet. So a Telephon ischt halt doch a gottsträflig gscheide Einrichtung! Aus Frank­furt: Ei was wolle Sie dann! So, Sie hawwe's jetzt aach? D' Leitung geht wirklich foi! Aus Köln: Jewiß dat, et jetzt ausjezäichnet, ich versteh janz jenau, wat jesprochen wird. Aus München: Jetzt do schaugt's her! Dös freut mi! Gratuliere! Guet ist d' Leitung. Schad, daß wir net amal z'samm trinken können. Aus Berlin: Hier Berlin. Leitung ausjezeichnet, aber jar keene Zeit. Schluß!

* Während eine angesehene Frau in dem kleinen dänischen Städtchen Rödby eine Abendgesellschaft gab, wurde bei einem ihrer Gäste, einem reichen Kaufmann, ein Einbruch verübt und es wurden ihm mehrere hundert Kronen gestohlen. Der Diebstahl wurde so­fort der Polizei gemeldet und diese lenkte sofort, man weiß nicht aus welchen Gründen, ihre Aufmerksamkeit auf die Gastgeberin. Es gelang der Polizei festzu­stellen, daß sie sich während der gesellschaftlichen Zu­sammenkunft eine halbe Stunde entfernt hatte, angeblich um in der Küche die letzten Vorbereitungen zum Fest­mahl zu treffen, daß sie sich aber keine fünf Minuten in der Küche aufgehalten hatte. Als sie hierüber be­fragt wurde, verwickelte sie sich in allerlei Widersprüche und gestand dann plötzlich, daß sie den Diebstahl verübt habe. Zugleich legte sie das Geständnis ab, daß sie vor mehreren Jahren unter fast ähnlichen Umständen einen Diebstahl bei ihrem Schwager aus­geführt habe. Ein vierzehnjähriger Knabe wurde damals als des Diebstahls verdächtig verhaftet, beging aber Selbstmord im Gefängnis, nachdem er mit seinem Blut die Worte:Ich bin unschuldig!" auf die Wand geschrieben hatte. Die ruchlose Frau bewohnt jetzt im Gefängnis dieselbe Zelle, in der der Knabe sich tötete.

* ImDeutschen Adelsblattt" hält ein Freiherr seiner Sippe einenSpiegel für unsere adelige Jugend" vor. Er spricht von dem Fehlen aller Ideale bei der adeligen Jugend. Nur in leiblichem Genuß glaubt der junge Mann, so sagt er wörtlich, noch Glück und Befriedigung zu finden, nur im Be­sitze weltlicher Güter glaubt er, daß das Leben zu ertragen sei.Sich das Leben zu verdienen, hält er nicht für notwendig, es soll ihm alles in den Schoß fallen, recht bequem auf dem Präsentierteller gebracht werden. Von Pflichten, die er, nachdem er einen Beruf erwählt und erlangt hat, auszuüben hat, ist

Vorschlag, einige Aecker zu verkaufen, wies ich ent­schieden zurück, das Erbe meines Vaters wollte ich ungeschmälert erhalten. Da kam Besuch aus der Residenz: ein zunger Künstler, einer der Zechgenossen meines Gatten.

Mit Cornaro kam ein böser Dämon in unser Haus: er verleitete meinen Gatten zu allen möglichen Thorheiten, der mühsam erhaltene Friede deS einst so glücklichen Hauses wich. Spieler und Zecher über­schritten unsere Schwelle, um tolle Gelage abzuhalten, meine Bitten wurden verlacht und verspottet es war die ärgste, bitterste Zeit meines Lebens.

Cornaro hatte die Frechheit, mich in meinem Hause mit seinen Galanterien zu verfolgen; ich wies ihn ab und forderte meinen Gatten auf, Cornaro aus meiner Nähe zu entfernen. Mein Gatte lachte mir ins Gesicht und sagte, ich verstände die Sprache der Welt nickt, ich sollte nicht so einfältig sein, auf ein­fache Galanterien einen Wert zu legen, den dieselben nicht hätten.

Es kam zu einer stürmischen Auseinandersetzung, aber mein Gatte mußte nachgeben, seine Freunde ver­ließen unser Haus, aber auch mein Gatte mit ihnen. Er blieb nicht lange fort; in einer dunklen, stürmischen Nacht kam er wieder, bleich, verstört, einem Rasenden gleich, er hatte in einer Nacht eine große Summe Geldes auf Ehrenwort verspielt. Wenn ich nicht das Geld herbeischaffte, war der Name, den ich trug, geschändet.

Balbing warf sich mir zu Füßen, er gelobte Besserung, er schwor mir mit den heiligsten Eiden zu.

nicht die Rede, sie sind ihm meist so "unbekannte als unbequeme Begriffe. Wohl aber hält er es für die vornehmste Pflicht der Eltern, ihn in dem Beruf so zu unterstützen, daß er ein Herrenleben führen kann, während doch die Pflicht der Eltern nur so weit geht, ihre Kinder bis in einen Lebensruf zu bringen. Nichts imponiert unter jungen Leuten mehr, über Pietät und dergleichen Gefühlsduseleien heben sie Gelächter an. Sie kennen nichts als Geld und glänzendes Leben, was einen so tiefen Eindruck auf sie macht, daß sie alles daran setzen, um erstes zu bekommen, letzteres führen zu können." Im Zusammenhangs damit geißelt der Verfasser das Gigerltum unter den jungen Eolen, derenstumpfsinnige Physiognomien" sein Mißfallen herausfordern. Handel nnd Werke hr.

* Von der Tauber, 9. Jan. Wider Erwarten macht sich der neue Wein ausgezeichnet. Die besseren Lagen, Markelsheim, Gerlachsheim, Beckstein geben einen feineren Tischwein. Jetzt wo er erstmals abge­lassen wurde, zeigt er sich schon schön hell und rein. Geringere Lagen haben allerdings viel Hefe, doch auch bei diesen zeigt es sich, daß die Säure verschwindet und es einen ganz angenehmen gesunden Wein giebt. Bezahlt wird aber je nach Qualität von 27 bis 38 Mk. pro Hektoliter, also nicht mehr als im Spätjahr der Most kostete.

Neueste Rachrichte«.

* Köln, 11. Jan. Schon wieder wurde ein Raubanfall verübt, diesmal an einem Mann, der abends die Hafengasss, eine Straße im Cmtrum der Stadt, unmittelbar an der Schiffbrücke passieren wollte. Plötzlich kamen mehrere Strolche aus einem Verstecke, überfielen ihn und brachten ihm derartige Verletzungen bei, daß er durch die Feuerwehr ins Bürgerspital ge­schafft werden mußte. Die Strolche waren als Schritte, hörbar wurden, entflohen und entkamen.

* Madrid, 11. Jan. DerJmparcial" meldet aus Havana, aus den Vereinigten Staaten seien Hülfs- sendungen für die Bedürftigen eingetroffsn. Die Spanier seien hierüber unzufrieden; denn die ameri­kanischen Konsuln benutzten die Sache dazu, sich in die kubanischen Angelegenheiten einzumischen und die Sympathien der Landleute zu erwerben.

* Havana, 11. Jan. Die Truppen des Generals Ruiz schlugen die Aufständischen unter Maxim» Gomez bei Santo Espiritu und nahmen denselben 200 Pferde. Zwölf Aufständische wurden getötet, 3 gefangen genom- men. Auf Seite derSpanierwurdenllMannverwundet.

KerantwortUcher Redakteur: W. R ieke r, Alten ste ig.

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Was find eigentlich A Dietrich sAlle- thee-Borrbons" ? A. Dietrich sAüethee-Bon- bons" bestehen aus einer Zusammensetzung von alle« Thee's und Kräutern, welche für Katarrh, Husten, Verschleimung, Heiserkeit und dergl. äußerst lindernd wirken und werden dieselben von keinen anderen Bonbons übertroffen, weshalb sie in keinem Hause fehlen sollen.

ein anderer besserer Mensch werden zu wollen, ich war unerbittlich.

Um diese Ehrenschuld zu tilgen, hätte ich das Gut verkaufen müssen, die Stätte, wo ich an der Seite meines Vaters so glücklich gelebt das Opfer war zu groß!Dann bleibt mir nichts als der Tod," sagte mein Gatte resigniert; ein kaltes Lächeln war meine Antwort. Ich hielt ihn für zu feig, seine Drohung auszuführen; allein, so viel Ehrgefühl be­saß er doch. Ehe ich es hindern konnte, hatte er eine Pistole hervorgezogen und die Mündung derselben au seine Stirn gedrückt; ich warf mich auf ihn, im selben Moment drückte er ab ich sank besinnungs­los zu Boden.

Als ich nach langer Ohnmacht wieder zu mir kam, lag ich in den Armen meines Gatten. Durch meine hastige Bewegung war der Schuß fehlgegangen, Balbing blieb unversehrt.

Das Landgut meines Vaters wurde verkauft, um die Ehrenschuld zu tilgen; eine unverhoffte Erbschaft, welche Balbing zufiel, und die Reste meines Vermögens ermöglichten es uns, unser jetziges Besitztum zu er­werben.

Balbing arbeitete mit regem Eifer, sodaß ich zu hoffen begann, seine Besserung werde eine bleibende sein. Tante Amanda war zu uns gezogen und be­ruhigteren Gemüts sah ich der Zukunft entgegen da kam die alte Leidenschaft über ihn, aber diesmal legte der Himmel seinen Machtspruch ein. In trunkenem Zustande fiel Balbing einen steilen Abhang herab, um fortan als Krüppel weiter zu leben. (Forts, folgt.)