seuchen besitzt. Redner schloß mit der Aufforderung, die Homöopathie auf ihren Wert und ihre Leistungsfähigkeit im Erkrankungsfalle zu prüfen, damit sich Jeder von der Wahrheit des Gesagten selbst überzeugen könne.
Ü. Pfalzgrafenweiler, 28. Dez. Wie seit einer Reihe von Jahren üblich, feierte am Stephanusfeiertag der hiesige Liederkranz im Schwanensaale sein Weihnachtsfest. Eingeleitet wurde die Feier durch Beruh. Kleins „Hoch thut euch auf". Neben manch anderem kam auch zum Vortrag das wohl jedem Besucher des Stuttgarter Sängerfestes noch bekannte Lied von Franz Mair: „Wie die wilde Ros' im Wald". Vorgeführt wurden noch verschiedene komische Stücke, so daß die Zuhörer, unter angenehmer Abwechslung einen genußreichen Abend verlebten. Den Abschluß der Feier bildete eine Gabenverlosung.
* Ihre Majestät die Königin haben das Dienstboten- Ehrenzeichen für treue Dienstleistung in einer nnd derselben Familie auf das Christfest an 42 weibliche Dienstboten und zwar: an 5 mit 50 und mehr Dienstjahren das vergoldete und an 37 mit 25 und mehr Dienstjahren das silberne zu verleihen geruht.
iss Stuttgart, 30. Dez. Alle jene, welche im Besitz von Württembergischen Staatsanlehen aus den Jahren 1875 bis 1887 sind und eine Herabsetzung des Zinsfußes von 4"/» auf 3^0 » nicht annchmen wollen, haben dies bis spätestens 18. Januar 1897 bei der Staatsschuldenkasfe in Stuttgart oder bei einem der K. württ. Kameralämter außerhalb Stuttgarts schriftlich zu erklären; der Termin der Rückzahlung des Kapitals zum Nennwert der Schuldverschreibung ist noch nicht festgesetzt. Laut Art. 4 des Gesetzes vom 20. Dezember darf bei den umgewandelten Schuldverschreibungen eine weitere Herabminderung des Zinsfußes vor dem 1. April 1907 nicht geschehen. Die durch die Umwandlung bedingten Kosten für Stempelabgaben werden auf die Staatskasse übertragen.
* Stuttgart, 30. Dez. (Eingesendet.) Wiederholt empfahl das Evang. Konsistorium, da, wo noch kein jährliches Misfionsopfer besteht, ein solches am Erscheinungsfest einzuführen und hiebei die Mission in Kamerun zu bedenken. Diese Empfehlung, die der Verein für evang. Mission in Kamerun jeweils mit seinen Bitten begleitet, hat erfreulicherweise wachsenden Erfolg. Als Opfer vom Erscheinungsfest 1895 wurden dem genannten Verein (Rechner: Finanzrat a. D. Klaiber in Stuttgart, Olgastr. 110) eingesandt aus Stuttgart mit Vorstädten und aus 10 weiteren Gemeinden 1439 Mk. 86 Pfg., im Jahre 1896 aber von Stuttgart mit Vorstädten und aus 23 weiteren Gemeinden (darunter: Sulz, Altensteig (Dorf), Eff- ringen, Egenhausen, Haiterbach, Hochdorf, Pfrondorf, Nothfelden, Schietingen, Schönbronn, Spielberg, Warth, Ebershard) 2210 Mk. 46 Pfg. Diese Unterstützung, die vielleicht hie und da unter erschwerten Verhältnissen geleistet wird, ist hoch zu schätzen und doppelt dankenswert. Weitere Unterstützung ist sehr notwendig. Die Kamerunmission hat während ihres erst zehnjährigen Bestands einen ganz unerwarteten Umfang gewonnen, so daß die Ausgaben von dem anfänglichen Voranschlag mit 40000Mk. jährlich auf über 116000 Mk. gestiegen sind. Die Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zu den erforderlichen Ausgaben, deswegen
sei hiemit dieser jüngste und besonders hoffnungsvolle Zweig des Basler Miffionswerks aufs neue der werk- thätigen Teilnahme der Geistlichen und Gemeinden unserer evangelischen Kirche empfohlen.
* (Zur Stuttgarter Duell-Affaire.) Der Zustand in dem Befinden des Grafen Uexküll, der einer Operation unterzogen wurde, ist noch immer ziemlich beunruhigend; das Befinden des Frhr. v. Wangenheim ist gut. (Bei der Affaire soll drs ewig Weibliche eine Rolle spielen.)
* (Verschiedenes.) In Heilbronn fanden dieser Tage zwei Knaben im Alter von 9 und 7 Jahren eine Geldbörse mit ca. 3 Mk. Anhalt. Anstatt den Fund vorschriftsmäßig der Polizei abzuliefern, teilten sie das Geld unter sich und legten das Portemonnaie leer wieder hin, wo sie es gefunden hatten. — In Reutlingen brach im Packraum der Dampffärberei von Fischer-Rosenfelder ein Brand aus; den rasch herbeigeeilten Nachbarn gelang es jedoch des Feuers Herr zu werden, bevor es eine größere Ausdehnung annehmen konnte. Immerhin ist der Schaden an verbrannten und beschädigten Garnen ein bedeutender. Als der Brandstiftung verdächtig wurde der Heizer der Fabrik verhaftet. — Vom Schwurgericht Tübingen wurde der wegen betrüglichen Bankerotts angeklagte Bauer Reinhold Rall von Eningen freigesprochen. — Der Versicherungs-Agent Lang in Oehringen wohnte einer Beerdigung in Stolzen- Hof bei Jagsthausen, Oberamt Neckarsulm, an. Auf dem Rückweg von dort fuhr er auf einem Schlitten mit Posthalter Gerock und dessen Frau nach Sindringen. Das Straßengefäll und die glatte Bahn brachten die Pferde in raschen Lauf, so daß Gerock die Pferde nicht mehr zu halten vermochte. Bei Sindringen schlug der Schlitten an einer Straßenbiegung um, und die Insassen wurden herausgeschleudert. Lang war sofort tot, Frau Gerock mußte bewußtlos vom Platze getragen werden. Ihr Zustand soll jedoch befriedigend sein.
* Karlsruhe, 29. Dez. Wie verlautet, wird der Landtag mitte Januar zu einer außerordentlichen Session einberufen zur Beratung einer Vorlage, betreffend die Umwandlung der 4prozentigen badischen Anleihen. — Zur Affaire Hegele wird aus St. Gallen gemeldet: Der Untersuchungsrichter in Konstanz hat an die Polizeibehörde von St. Gallen das Ersuchen gerichtet, den Agenten Hegele zu verhören. Das Bezirksamt in Wattwyl ist damit beauftragt; es wird das Verhör vornehmen, sobald sich der immer noch bedenkliche Zustand Hegele's gebessert hat. — Ueber das Vermögen Hegele's ist der Konkurs eröffnet. Zum vorläufigen Konkursverwalter ist Herr Kaufmann W. Rastna bestimmt. Wie jetzt verlautet, hat Hegele nicht blos die Reichsbank, sondern auch Private geschädigt, deren Gelder er verspekuliert haben soll. Besonders betroffen soll ein Zahnarzt aus der Umgebung von Konstanz fein, den H. zu weit über seine Verhältnisse hinausgehenden Spekulationen veranlaßt haben soll. Der Verlust seines Vermögens soll auf den Betreffenden so eingewirkt haben, daß er in die Irrenanstalt Münsterlingen gebracht wurde. Auch ein Konstanzer Arzt soll sich unter den Geschädigten befinden. Ueber die Veruntreuungen Hegeles verlautet noch weiter, daß er sie
mehrere Jahre hindurch durch Wechsel von bedeutenden Beträgen auf den Namen „Scheerer, Gutsbesitzer in Zürich," und mit gefälschtem Accepte verdeckte. Diese falschen Wechsel sollen 500000 Mk. ausmachen. (Nachschrift: Hegele wurde von der Schweiz bereits ausgeliefert und in Konstanz in Untersuchungshaft genommen.
* Berlin, 27. Dez. Der Kaiser wird die geretteten Mannschaften des „Iltis" am 8. Febr. empfangen.
* Berlin, 29. Dez. Der Bund der Landwirte richtete an den Reichskanzler eine ausführlich begründete Eingabe, betreffend die Abwehr der Einschleppung von Viehseuchen aus dem Auslande. Es wird in der Eingabe u. a. vollständige Sperrung der Grenzen gegen Schweine- und Geflügeleinfuhr aus Rußland, sowie sofortige zeitweilige Sperre gegen Rindvieheinfuhr aus Oesterreich-Ungarn als notwendig bezeichnet.
* Berlin, 29. Dez. Der preußische Gesandte in Stuttgart v. Holleben wird morgen mittag vom Kaiser in Audienz empfangen.
* Die Untersuchung gegen den Kriminalkommissär v. Tausch ist, wie der „Voss. Ztg." mitgeteilt wird, auch auf Majestütsbeleidigung ausgedehnt worden, die der Verhaftete dadurch begangen haben soll, daß er während der ersten Nordlandreise des Kaisers falsche Berichte über den Gesundheitszustand desselben in die Blätter lanciert habe. Die Anklage wegen Meineids soll sich auf vier Fälle erstrecken.
* Koblenz, 26. Dez. Die Klauenseuche breitet sich im ganzen Hunsrück und im Kreis Simmern aus. Alle Viehmürkte, sowie das Treiben und Verladen von Vieh wurden verboten.
* Wien. 28. Dez. Wie das N. W. T. aus Belgrad meldet, hat das gesamte Kabinett seine Entlassung eingereicht. Das Kabinett hat die Unzufriedenheit des Königs durch Bestätigung des Gesetzes über das Exekutionsverfahren erregt.
* Budapest, 28. Dez. Das Defizit der Mille- niumsausstellung betragt eine halbe Million Gulden.
* Bern, 29. Dez. Der Bundesrat gab dem Antrag der deutschen Regierung auf Auslieferung des Agenten Hegele statt.
* Paris, 29. Dez. Der „Gaulois" veröffentlicht einen Brief des Herzogs von Orleans, worin derselbe die Kandidatur für das Brester Deputiertenmandat ablehnt, weil dieser Wahlkreis dem französischen Episkopat behufs parlamentarischer Vertretung der kirchlichen Interessen nützlich erscheine und weil er gegenwärtig, wo die Regierung der Republik delikate diplomatische Verhandlungen führe, kerne inneren Zwischenfülle Hervorrufen wolle. Er werde im Gegenteil seinen ganzen Eifer und seine sämtlichen Familienbeziehungen in den Dienst der ausländischen Interessen Frankreichs stellen.
* Der oberste französische Kriegsrat hat Frankreich mit einem Weihnachtsgeschenk überrascht, das nicht dem französischen Steuerzahler allein, sondern früher oder spater auch den Steuerzahlern in allen europäischen Staaten recht teuer zu stehen kommen wird. Nach einem vom Ministerrat bereits accep- tierten Beschluß, welcher sich nach dem, was in Deutschland in dreser Hinsicht bereits geschehen war, aller-
M L«l«frucht. K
Wenn auch die Freude eilig ist, so geht doch vor ihr eine lange Hoffnung her und ihr folgt eine längere Erinnerung nach.
Aarwinaöek.
Humoreske von Oskar Merres.
(Fortsetzung.)
Dieser blätterte in einem kleinen Buche, das er aus der Rocktasche gezogen. Sonderbare Gedanken schleichen durch sein müdes Gehirn: Die kleine Müllerin ist offenbar fabelhaft in mich verschossen, sie ist ganz vernarrt in mich, — kein Wunder, das Höhere zieht sie an! — Hm! immerhin dämmern die muntern Augen der kleinen Mühlenfee etwas von einem Waldmärchen, — es kommt die Ahnung eines ländlichen Schäferstündchens ü 1a Jean Paul über mich, wenn ich die schlanke Gestalt über den weichen Erdboden gleiten sehe, als hätte sie Parkett unter ihren niedlichen Füßen, — ich glaube, eine sogenannte kleine romantische Liaison, — ein Sommernachtstraum ä lg. Watte an, — verträumt mit solch einer urfrischen und reizenden Waldnymphe, — natürlich im vollständigen Vergessen aller Standesunterschiede, — ich glaube, es könnte mich sehr unterhalten, wenn dann die kleine Titanin mir zuflüsterte: „Komm, laß uns hier auf Blumenbeeten kosen; beut Holder, mir die zarte Wange dar!"
Der Träumer wirft einen halben Seitenblick auf Dörthe. „Brr!" macht er: „ein kolossales Ungetüm
von Vierschrötigkeit und bäuerischer Stupidität! Darwinabel!"
Dörthe hat indes sehr wenig Kartoffeln geschält; die wenigen wirft sie so ungeschickt in den Wassertopf, daß die Tropfen hoch an dem gedankenvollen Alfons hinaufspritzen. Jetzt springt die dicke Magd ungestüm ! auf und trocknet Alfons den naßgewordenen Rock mit ihrer Küchenschürze eifrig ab.
„Ich Hab' Sie wohl ein bißchen naß gemacht!" grinste die dienstbeflissene Dirne fast zärtlich. „Na, — so geht's ja wieder! hihihi!"
Der junge Mann fährt in die Höhe, als habe ihn eine Schlange gebissen. „Was denkt denn dieses Frauenzimmer? Sieht mich mit Blicken an, wie eine Meerkatze, und näßt mich vollständig ein, nur um Gelegenheit zu finden, mich mit ihren schmutzigen Händen berühren zu können! — Darwinabel!"
In größter Erregung schritt der Beleidigte auf und ab, hin und wieder einen scheuen Blick auf die schreckliche Schöne werfend.
Doch Dörthe fetzte sich in größter Gemütsruhe wieder breit hin; ihre verliebten Blicke sagen: „So'n Liebsten ließ ich mir schon gefallen! Da ist der Hans doch gar nichts dagegen."
In dieses eigentlich etwas komische Intermezzo tritt der Papa Oberhäuser. Zu einem kleinen Ausgange gerüstet, nimmt er die kurze Pfeife aus dem ironisch lächelnden Munde und nickt Alfons freundlich zu. „Na, junger Herr! amüsiert Ihr Euch gut? — he!" —er weist bezeichnend auf Dörthe, — „strammes Frauenzimmer! was? gefällt Euch doch?"
Alfons schaute den Alten beleidigt an: „Mein Streben geht höher; alles Niedrige stößt mich ab!"
„Na, na! was ist da groß abzustoßeu, — ein bißchen Aufputz, dann ist's ganz gut."
^ „Ihr mutet „m i r" so etwas zu, der ich das Bewußt- ! sein in mir trage, auf der Höhe unserer Kultur zu stehen!"
„Nichts für ungut! — wie meint Ihr denn das?"
„Ich glaube wohl, daß Ihr mich hierin schwer verstehen werdet, lieber Meister, - in unserer verfeinerten Welt beruht der Wert des Menschen allein darauf, daß er in feinem ganzen äußeren Auftreten über der gewöhnlichen Menge stehe. Man zählt nicht beim Gros mit, — man ist gleichsam Offizier in der bürgerlichen Gesellschaft."
„Eh, junger Freund, die Geschichten kenne ich; so etwas passiert auch zuweilen bei uns auf dem Lande, daß einer höher hinauf will, als ihm seine Kraft und sein Geschick erlauben."
Alfons lächelte überlegen: „Nein, dies meine ich auch nicht, — würdet Ihr denn zum Beispiel keine Sehnsucht empfinden können, Euch gesellschaftlich einen höheren Standpunkt zu erringen, abgesehen davon, ob Euch die gegenwärtige Lage behagt oder nicht?"
„Danke dafür," kopfschüttelte Oberhäuser; „weiß schon, Ihr meint den „Windbock". Hatte früher auch einen solchen, — aber die Wassermüller sehen auf die Windmüller, die ihre Beschäftigung doch auf einem höheren Standpunkte treiben müssen, stolz herab. — Hahaha! — nun lasset Euch nicht weiter stören, muß i noch schnellzumFörsterhinüber. Guten Tag einstweilen." i (Fortsetzung folgt.)