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dings mit Sicherheit voraussehen ließ, sollen, wie von uns schon kurz berichtet wurde, alle französischen Infanterie-Regimenter, die bisher zu drei Bataillonen formiert waren, nun auch noch ein viertes Bataillon erhalten. Da bisher nur achtzehn an der Ostgrenze liegende Regimenter je vier Bataillone hatten, so müssen nun 145 neue Bataillone geschaffen werden. Folgt Frankreich hier dem deutschen Beispiele, so geht es in einem anderen Falle kühn voran: es ergreift die Initiative zu einer völligen Umgestaltung der Feldartillerie. Denn wie für die Creirung vierter Bataillone hat der oberste Kriegsrat sich für die Einführung der Schnellfeuergeschütze an Stelle des bisherigen Geschützmaterials ausgesprochen, und wenn, dem Vernehmen nach, dieser Beschluß auch noch nicht das formelle Placet der Regierung gesunden hat, so steht dasselbe doch unmittelbar bevor. Die Reform, die, wie der „Figaro" mitteilt, eine außerordentliche Aufwendung von rund 200 Millionen Franks erfordern wird, ist beschlossene Sache. Natürlich werden, nachdem Frankreich sich einmal dazu entschlossen hat, seine Feldartillerie mit Schnellfeuergeschützen auszurüsten, alle übrigen Großmächte, namentlich aber Deutschland, wohl oder übel den gleichen Schritt thun müssen. Schließlich mag erwähnt sein, daß der offiziöse Pariser „Temps" versichert, es solle sowohl bei der Formierung der vierten Bataillone wie bei der Umgestaltung des Artilleriematerials ohne Ueberstürzung vorgegangen werden, vorausgesetzt, daß nicht etwa Deutschland sich allzu sehr beeile, das Schnellfeuergeschütz ebenfalls einzuführen.
* London, 29. Dez. Nach einem Telegramm aus Castle Island in der Grafschaft Kerry hat sich ein dort in der Nähe befindlicher Sumpf plötzlich in einen See verwandelt, welcher sich ausdehnte und worin eine Familie von 10 Personen, deren Haus und eine Anzahl Vieh verschwunden sind. Es wird befürchtet, daß weitere Personen ertrunken sind.s
* Petersburg, 26. Dez. Frankreich hat in letzter Zeit vier neue Konsular-Agenturen in Rußland errichtet, und zwar in Jekaterinoslaw, Rostow a. Dan, Theodosia und Nikolajew.
* Petersburg, 28. Dezember. Die Absicht des Finanzministers Witte, in Rußland die Goldwährung einzuführen, soll aufgegeben worden sein.
* Konstantinopel, 28. Dez. Der russische Botschafter v. Nelidow soll der Pforte eine Note in Betreff der türkischen Finanzangelegenheiten überreicht haben, die erklärt, Rußland werde sich gegebenenfalls den übrigen Mächten anschließen, um die europäischen Gläubiger wegen Benachteiligungen durch die türkische Regierung zu schützen.
* Sofia, 29. Dez. (Prozeß Stambulow.) Bei Beginn der gestrigen Sitzung teilte der Präsident mit, daß der Revolver Stambulows vom Gerichtstische gestohlen worden sei. Der öffentliche Ankläger Georgiew begründete die Anklage und ersuchte die Richter und Geschworenen, ein Urteil zu sprechen, welches der Bedeutung des Verbrechens gleichkomme. Er wieß darauf hin, daß die Angeklagten die Absicht, dieses Versprechen auszuführen, kund gegeben hätten, indem Tafektschiew bereits im Jahre 1894 dasselbe geplant habe. Tafektschiew sei der intellektuelle Urheber des Verbrechens und habe die Mittel hierzu verschafft.
* Havanna, 28. Dez. Die Aufständischen unter Calixto Garcia schlugen eine Truppe von 2000 Mann zwischen Manzanillo und Bajamo (Provinz Santiago de Kuba) und nahmen einen größeren Wagentransport weg. Nach amtlichen Meldungen beträgt
der Verlust der Truppen 6 Offiziere und 115 Mann, private Berichte geben die Zahl jedoch weit höher an.
* Atlanta in Georgia, 27. Dezbr. In der Nähe von Birmingham im Staate Alabama ist ein Eisenbahnzug von einer Brücke hinabgestürzt. Es verlautet, 177 Personen seien tot.
* Der Nachlaß des Schah Nasr-Eddin soll einen Gesamtwert von einer Milliarde Francs repräsentieren. Der Gold- und Silberschatz allein betrage ungefähr 400 Millionen. Der Schah Muzaffer-Eddin soll die Absicht haben, hundert Millionen von diesem Nachlasse für öffentliche, der Hebung der Kultur seines Reiches dienende Zwecke zu verwenden.
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* Stuttgart, 28. Dezbr. (Landes-Produkten- Börse.) Die Landmärkte zeigen schwache Zufuhr. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayer. Mark 18 bis 19, niederbayer. Mk. 18.50 bis 19.20, Ulka Mk. 19.25 bis 19.75, Azima Nikolajeff Mark 19.75 bis 20, Azima Rostoff Mk. 19 bis 19.50, Saxonska Mk. 19.25 bis 19.75, Rumän. Mark 19.25 bis 20, Amerikaner Mk. 19.25 bis 20.25, Kernen Oberländer Mk. 18 bis 19.25, Roggen russ. Mk. 15.25 bis 16, Rumän. Mk. 16.20, Amerikaner Mk. 15.25 bis 15.75, Gerste bayer. Mk. 16.50 bis 17.25, ungarisch Mark 19.50, Haber Alb Mark 12.20 bis 14.50, ruff. Mk. 14.75 bis 16.25, Amerik. Mk. 14.25 bis 14.50, Mais Mixed Mk. 9.70 bis 10.50, weißer amerikanisch Mk. 10.75, Laplata Mark 10.50. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Suppengries: Mk. 32.50, Mehl Nr. 0: Mk. 31.50 bis 32, dto. Nr. 1: Mk. 29.50 bis 30, dto. Nr. 2: Mk. 28 bis 29, dto. Nr. 3: Mk. 26 bis 26.50, dto. Nr. 4: Mk. 22.50 bis 23. Kleie mit Sack Mk. 8.70 pr. 100 Kilo je nach Qualität.
Haus- und Landwirtschaft;?ches.
* (RentabilitätderMilchviehhaltung.) Zur Zeit gehört die Milch und deren weitere Produkte zu denjenigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die in größerem Maße zu Markt zu bringen, für die meisten Wirtschaften noch den ertragreichsten Zweig des Betriebes abgiebt. Und das wird auch voraussichtlich noch eine Reihe von Jahren so bleiben, denn der Milchverbrauch der nicht ländlichen Bevölkerung steigt ständig, eine Einfuhr von frischer Milch aus dem Auslande ist aber wegen deren geringer Haltbarkeit vorläufig undenkbar. Da ist es nun am Platze, auf einen Fehler, auf eine Unterlassungssünde hmzuweisen, die zuin Schaden unzähliger landwirtschaftlicher Betriebe täglich begangen wird. Viele LauVwirte sind nämlich der Ansicht, daß vom gleichen Futter auch alle Kühe ein gleiches Quantum Milch von annähernd gleichem Fettgehalt geben. Das aber ist ein Irrtum, denn die Milchergiebigkeit jedes einzelnen Tieres hängt nicht zum wenigsten von seiner besonderen Eigentümlichkeit ab. Darum ist es unbedingt nötig, durch allwöchentliches Messen der Milch den Milchertrag einer jeden Kuh pro Jahr genau festzustellen. In allen Betrieben, in denen die Milch zum größten Teil verbuttert oder dre frische Milch nach Fettgehalt verkauft wird, muß aber außerdem auch des öfteren der Fettgehalt festgestellt werden. Auf Grund der Ergebnisse dieser Prüfungen hat man genügenden Anhalt, um einmal schlechte Melker möglichst bald aus dem Stalle zu entfernen und andererseits die Fütterungsart herauszufinden, welche am rentabelsten ist.
Vermischtes.
* (W o die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen.) Die Tochter des Großhändlers Ward in Detroit (Michigan) heiratete den Fürsten Chimay, dem sie eine Mitgift von 10 Millionen Fr. in die Ehe brachte. Die Ehe war aber keine mustergiltige. Die Gattin verliebte sich in einen Zigeunermusiker und mit diesem ist sie aus Paris entflohen. Letzter Tage ist das Paar in Stuhlweißenburg eingetroffen und stieg im ersten Hotel ab. Nachmittags fuhr das Paar in die Zigeuuervorstadt zum Besuche der Eltern Rigo's, ihres Entführers. Die junge Frau soll nicht wenig verblüfft gewesen sein, als sie die elende Lehmhütte sah, in der ihr Geliebter das Licht der Welt erblickte. Es sei eine rührende Scene gewesen, als die elegante Dame die alten Eltern umarmte und küßte. Die Zigeuner veranstalteten abends ein Fest zu Ehren Rigo's. Die Geschichte wird durch auswärtige Nachrichten bestätigt. Die Fürstin Chimay ist die Gemahlin des Fürsten Joseph Chimay, des Oberhauptes eines der vornehmsten belgischen Adelsgeschlechter. Gegen die Fürstin ist jetzt seitens ihres Gemahls die Ehescheidungsklage eingereicht.
* (Schmerzlich.) Arzt (zum Kranken): „Der Fuß wird wohl abgenommen werden müssen!" Kranker: „Jesses — und jetzt Hab' ich mir grad a Paar neue Stiefel ang'schafft!"
Neueste Nachrichten
IV Berlin, 30. Dez. Gestern abend wurde der Kaufmann Isidor Brock von bisher nicht ermittelter Person im Keller seiner Wohnung überfallen und durch Schläge mit einem Knüttel lebensgefährlich verletzt. Man vermutet einen Raubanfall.
^V Budapest, 30. Dez. Doktor Korotnai wurde wegen Beraubung einer Patientin nach eingetretenem Tode zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
UV Athen, 30. Dezbr. Ein schweres Gewitter richtete neuerdings erheblichen Schaden in Breotien an.
IV. Paris, 30. Dezbr. Der „Temps" meldet aus Rom, der Papst habe heute anläßlich des Empfanges früherer Offiziere der Papstarmee eine Ansprache gehalten, welche in Regierungskreisen wegen des energischen Inhaltes große Bestürzung hervorgerufen hat. Er verstehe nicht wie die italienische Regierung glauben könne, daß die ungerechte Lage, in der das Papsttum sich befinde, länger fortdauern könne. Er sei glücklich, zu hören, daß päpstliche Zuaven von Frankreich, Belgien, Oesterreich und Irland u. s. w. bereit seien, zu seiner Verteidigung nach Rom zu kommen. Er fügte hinzu, der Augenblick werde vielleicht bald kommen, wo er wieder von Getreuen umgeben sei.
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