Erscheint

Dienstag

Donners­

tag

EamStag

und

Sonntag.

Bestellpreis prvOuartal im Bezirk Nagold SV ^ außerhalb I.

"Vf!

Umtsiblalt für

Allgemeine^Zn^ig^

Von öl

MenMig.Möl.

FnilMlerhaltungsblattj

obsren ^klcsvlä.

Mr. 166 . >

Man abonnierl auswärts auf diese? Blatt bei den Postämtern und Postboten. I

Donnerstag, 31. Dezbr.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS s. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 -A bei mehrmat. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt-Zeile

1896.

Amtliches.

In Lützenhardt, Gde. Sommenhardt, ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.

Die erste Prüfung für den höheren Justizdienst hat u. a. mit Erfolg bestanden: Freiherr Konrad v. GültIingen, Stuttgart.

Nachdem der Schulbezirk F r e u d e n st ad t mit Genehmn gung deS Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens in 2 Be­zirke geteilt worden ist, wurde die Aufsicht über den Schulbezirk Freudenstadt dem Dekan Zeller daselbst, die Aufsicht über den Schulbezirk Pfalzgrafenweiler dem Pfarrer Hiller daselbst übertragen.

An der M o I kere i sch u l e in Gerabronn wird wieder ein vierwöchenilicher Unlerrichtskurs über Molkereiwesen abgehalten werden, der am Montag den 1. Februar 1897 seinen Anfang nehmen soll. Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskurs find bis längstens 16. Januar 1897 an dasSekretariat der K. Zentralstelle sür die Landwirtschaft in Stuttgart" cinzusenden. Näheres ist aus der dieibezügl. Bekanntmachung imStaats- Anz." Nr. 303 (Beilage) ersichtlich.

Zur Jahreswende.

i.

Wir scheiden aus dem alten Jahr, wir rufen beim Beginn des neuen Jahres nach gutem, altem Brauch einander herzliche Glück- und Segenswünsche zu, wir knüpfen freudige Hoffnungen an die Jahreswende und gedenken daran, was das letzte Jahr unerfüllt ließ. Blicken wir rückwärts, so müssen wir zugeben, daß es der Lichtblicke nicht entbehrt, aber genau besehen, will es uns doch auch scheinen, als ob die Schatten das Licht überwiegen. Das Erwerbsleben, soweit die Groß­industrie und der Großhandel in Betracht kommen, hat zwar einen nennenswerten Aufschwung genommen, wie überhaupt der Nationalwohlstand in stetem Wach­sen begriffen ist; diese Thatsache aber schließt nicht aus, daß die Lage des Mittelstandes in Gewerbe und Land­wirtschaft um so mehr zu wünschen übrig läßt und auch im vergangenen Jahre keine Verbesserung erfahren hat. Dies gilt insbesondere von dem landwirtschaft­lichen Betrieb, der diesmal sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatte. Dazu kamen im Früh­jahr noch verheerende Ueberschwemmungen und eine Vervollständigung fand das düstere Bild durch zahl­reiche Unglücksfälle und Verbrechen, die zu verzeichnen sind. Es wäre indessen müßig, über geschehene und unabänderliche Dinge Klage zu führen. Die Hoff­nung ist das schönste Vorrecht des Menschenherzens und sie ist im Verein mit ernstem Wollen und ge­läuterter Erkenntnis ein nicht zu unterschätzender Faktor in unserem Volksleben. Ihrer sollen wir uns nicht kleinmütig und ohne Not entäußern, sondern der lieber zeugung leben, daß endlich doch einmal wieder Zeiten kommen werden, die uns mehr Zusagen wie die Gegen­wart mit all ihren unangenehmen, aber unvermeidlichen Begleiterscheinungen.

Wir wollen nun zunächst in unserem engeren Vaterlande Württemberg Umschau halten. Die württembergische Kammer wurde am 5. Mai zu einer kurzen Tagung eröffnet. Zunächst beschäftigte sich das Haus mit einer größeren Anzahl Petitionen. Solche betrafen u. a. eine Reform des Vvlksschul gesetzes, namentlich die Schulaufsicht, die Lehrerbildung und die ökonomischen Verhältnisse der Lehrer. Das vielerörterte Religionsreservaliengesetz wurde in zwei­tägiger Sitzung eingehend beraten, dann aber über­raschender Weise von der Regierung zurückgezogen, weil diese mit dem von der Mehrheit angenommenen Kommissionsantrag nicht einverstanden war. Am 22. Mai schon wurde die Session geschlossen.

Bis zur Zeit des Wiederzusammentrittes der Kammer gingen den betreffenden Kommissionen ver­schiedene wichtige Gesetzentwürfe zu, um von denselben vorberaten zu werden. Von besonderem Interesse sind die Steuerreformentwürfe für Staat und Gemeinde, die voraussichtlich im Januar oder Februar im Plenum zur Beratung kommen. Am 11. Dezbr. wurde der Landtag neuerdings einberufen. Zur Erledigung ge- langten der Entwurf über die Umwandlung der vier-

prozentigen Staatsschuld in eine dreieinhalbprozentige, das Farrenhaltungsgesetz, sowie verschiedene Anträge und Petitionen. Unter Hinweis ans unsere jeweiligen ausführlichen Sitzungsberichte glauben wir aus eine Wiedergabe der Verhandlungen an dieser Stelle ver­zichten zu dürfen.

Der König hat am Vorabend seines Geburtstages eine Verordnung über die bedingte Begnadigung er­scheinen lassen, die so zu verstehen ist, daß jugendliche Gesetzesübertreter, wenn sie zum ersten Male vor dem Strafrichter stehen und nicht mehr als 3 Monate Ge­fängnis erhalten, Strafaufschub bekommen, der unter der Voraussetzung einer gewissen Zeit des Wohlver­haltens zu einem vollständigen oder teilweisen Nachlaß der verwirkten Strafe führen kann. In der Regie­rung hat es einen Personenwechsel gegeben, indem Mitte Oktober der 74jährige hochbetagte verdiente Justizminister Dr. v. Faber in den Ruhestand getreten und durch den Staatsrat von Breitling, ebenfalls einen hervorragenden Juristen, ersetzt worden ist. Durch den Tod des im Kultusministerium angestellten Dr. v. Silcher hat unser Vaterland einen ausgezeich­neten Beamten verloren. Man sagt zwar, es sei Nie­mand unersetzlich, aber der Mann hat doch eine recht fühlbare Lücke hinterlassen. Unser Bahnnetz ist wiederum ausgedehnt worden: am 27. August wurde die Zabergäubahn und am 30. September die Ver­bindungsbahn Zuffenhausen - Kornwestheim eröffnet. Letzterer Feier wohnte auch der Landesherr an. Als eine sehr dankenswerte Neuerung im Eisenbahnwesen muß es bezeichnet werden, daß vom 1. Mai ab in allen württemb. Schnellzügen ohne Ausnahme Wagen 3. Klasse zur Einstellung gelangt sind. Unsere Eisen­bahnverwaltung genießt seit Jahren schon den Ruf, in Verkehrsangelegenheiten anderen Verwaltungen als Vorbild dienen zu können, sogar derjenigen des Musterstaates" Baden, und wir haben alle Ursache, uns hierauf etwas einzubilden.

Zeanor»n«vyrrkyren.

* Alten steig, 30. Dez. Ein schwerer Unfall hat sich gestern nachmittag 2Zz Uhr in der oberen Mühle hier zugetragen. Der 51 Jahre alte verheiratete Mahlknecht I. G. Reule von Berneck machte sich, so­lange das Werk im Gang war aus dem sog. Biet am Königsstock zu schaffen. Er ließ sich durch den Lehr- sing den angebrachten Schutzkasten hoch halten, bückte sich nieder und wurde hiebei von der Kuppelung an der Juppe ersaßt und mit herumgedreht. Er zog sich eine schwere Verletzung der Wirbelsäule und einen Bruch des rechten Schlüsselbeines zu. Aerztliche Hilfe war alsbald zur Stelle; es ist aber wenig Aussicht vorhanden, den bedauernswerten Mann, der im Ruse eines braven Arbeiters steht, am Leben zu erhalten. Dieser schwere Fall bildet wieder eine ernstliche Mah­nung zur Vorsicht.

* A lt e n ste i g, 30. Dez. Seiner Heimatgemeinde ein treues Andenken zu bewahren und im Glücke der Armen zu gedenken, ist ein schöner Zug des Herzens. Hr. Kommerzienrat Brngier in München, ein gebürtiger Altensteiger hat schon mehrmals Beweise davon gegeben, wie lieb ihm sein Geburtsstädtchen noch ist. Zu Weih­nachten trafen von ihm 100 Mk. ein zur Verteilung an die Armen. EinVergelts Gott!" diesem treuen Altensteiger!

* A lt e u st ei g, 30. Dez. (Allerlei.) Bei der gestrigen Bürgerausschußwahl war die Wahlbeteiligung eine geringe; es muß eine Nachwahl stattfinden. In Ebhausen wurden die seitherigen Bürgerausschuß- Mitglieder wiedergewählt. Das K. Oberamt Nagold läßt Weisung ergehen, die Raben wegzuschießen, da sie sich im Bezirk über Gebühr vermehrt haben. Die Mitglieder der deutschen Viehversicherungs-Ge- sellschaft in Plau fordert der Vorstand des landw. Bezirksvereins Calw aus, sofern sie eine Ladung zu einer gerichtlichen Verbandlung vor das Großh. Amts­

gericht zu Plau erhalten haben, eine Vertagung der Verhandlung auf anfangs März 1897 zu beantragen, da die Ausstellung eines gemeinschaftlichen Rechtsan­walts geplant ist.

* Die Quittungskarten sür die Jnvaliditäts- und Altersversicherung, welche im Jahr 1893 ausgestellt worden sind, verlieren mit Schluß des Jahres 1896 ihre Giltigkeit. Alle, welche noch im Jahre 1893 ansgesertigte Quittungskarten besitzen, müssen dieselben vor Ablauf dieses Jahres, auch wenn sie nicht voll mit Marken beklebt sind, Umtauschen.

* Bezüglich der Gestaltung der Farrenhaltung nach

dem kürzlich von der Abgeordnetenkammer beratenen Gesetz-Entwurf sind manchsache Jrrtümer verbreitet, zu deren Aufklärung Folgendes beitragen soll. Die wesentlichste Aenderung, welche durch das neue Gesetz bezweckt wird, besteht darin, daß von Ablauf der zur Zeit in Geltung befindlichen Farrenhaltungsverträge an, jede Gemeinde verpflichtet sein soll, auf ihre Kosten Zuchtsarren anzuschaffen und in ihrem Eigentum zu behalten, solange sie unbedingt zur Nachzucht tauglich sind. Diese Farren müssen der Zuchtrichtung des in der Gemeinde vorherrschenden Viehschlags entsprechen. Die Gemeinden sind aber in keiner Weise verpflichtet, die Regiefarrenhaltung einzuführen, sie können vielmehr nach wie vor, Fütterung und Wart der Farren an vertragsmäßig ausgestellteFarrenhalter Vergeben. Durch die den Gemeinden auserlegte Verpflichtung, die Farren auf ihre Kosten anzuschaffen, will erreicht werden, daß künftig nur wertvollere Zuchttiere angeschafft werden, durch welche die Viehzucht im allgemeinen gehoben und eine Nachzucht erzielt wird, welche im Nutzwert und beim Verkauf an den Metzger am vorteilhaftesten ist. Gemeinden, welche in den Mitteln beschränkt sind, sollen künftig zum Ankauf wertvoller Zuchttiere Staats­beiträge erhalten. In Baden sind diese Bestimmungen schon seit 31 Jahren in Kraft und ist allgemein be­kannt, daß dort von wenigen Landesteilen abge­sehen die Viehzucht in einem äußerst günstigen Stande sich befindet und einen schönen Ertrag ab­wirft. (C. W.)

Berneck. (Einges.) Homöopathischer Vortrag. Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß die Bestre­bungen der Homöopathie, die Medizin volkstümlich, zum Gemeingut Aller zu machen, immer mehr Ent­gegenkommen und Verständnis in Stadt und Land finden, was das Entstehen zahlreicher homöopathischer Vereine, besonders im engeren Vaterlande, am besten beweist, und so fand auch der Vortrag über Homöo­pathie am zweiten Weihnachtsfeiertag in Berneck auf­merksame und dankbare Zuhörer. Der Redner führte den Lebens- und Bildungsgang Dr. Hahnemanns, des Begründers der neuen Lehre, vor und wies nach, daß die Homöopathie, als auf naturwissenschaftlicher Grund­lage, dem Aehnlichkeitsgesetz, und auf genauer Kennt­nis der Arzneiwirkungen durch Prüfung am gesunden menschlichen Organismus beruhend, eine praktische Reform der Medizin und der alten Heilmethode, der sogen. Allopathie, weit überlegen sei. Dies wurde durch die Heilstatistik des Näheren dargethan, wonach bei homöopathischer Behandlung von über 300 an der asiatischen Cholera in Hamburg Erkrankten nur 8, also 3 Proz. starben, während bei allopathischer Be­handlung durchschnittlich 40 Proz. mit Tod abgingen, ebenso habe die Sterblichkeit bei den homöopathisch behandelten Diphtheritiskranken in den letzten Jahren in Berlin nur 47 Proz., bei den allopathisch Be­handelten aber 1735 Proz. betragen. Nack einem Hinweis auf die große volkswirtschaftliche Bedeutung der neuen Heilwissenschaft wegen ihrer außerordent­lichen Billigkeit wurde noch der großen Vorteile, welche die Homöopathie auch bei den Krankheiten der Haus­tiere den Landwirten gewähre, gedacht und darauf aufmerksam gemacht, daß sie sichere Schutz- und Heil­mittel, selbst bei der Maul- und Klauenseuche, dem brandiqen Rotlauf der Schweine und anderen Tier-

Wegen des Neujahrsfestes erscheint das nächste Blatt am Samstag mittag.