mußte. — In Stuttgart wollte ein Metzgergehilfe eine Schüssel mit frisch ausgelassenem Schmalz von einem Gestell herunternehmen, letzteres fiel um und das siedendheiße Schmalz verbrühte dem Gesellen beide Beine. Schwer verletzt wurde er ins Spital verbracht. — Ein 20jähr. Mädchen aus Wuchzen - Hofen wurde in einem Walde bei dem Weiler Grünenbach von einer vermummten Person überfallen, vergewaltigt und seiner Barschaft beraubt. Der Unhold nahm dem hilflosen Mädchen unter Todesandrohung nahezu sämtliche Kleider ab. — In der Scheuer des Bauern Konrad Hinderhofer in Stuben, Gde. Blönried, brach auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer aus und legte sämtliche Gebäulichkeiten des großen Anwesens in Asche. 6 Stück Vieh sind mitverbrannt. Der Besitzer ist versichert. — In Tübingen wurde in der Nacht vom Samstag auf Sonntag eine echt bübische That dadurch vollführt, daß dem Pferde eines Fuhrmanns die Füße im Stall gebunden, dasselbe sodann umgeworfen wurde und namentlich an den Augen Verletzungen erlitt. — In dem Hause des wegen betrügerischen Bankerott» in Untersuchungshaft befindlichen Schäftefabrikanten A. T. in Tuttlingen wurde am Samstag gerichtliche Untersuchung abgehnlteu. Wie verlautet, hat man hiebei unter dem Bretterboden auf der Bühne größere Partien Waren vorgefunden. — In Heilbronn bekamen am Samstag abend zwei Fuhrleute bezüglich des Ausweichens Streit miteinander, in dessen Verlauf der Eine den Andern mit dem dicken Teil des Peitschenstocks ins Gesicht schlug, so daß der Getroffene niederstürzte, sich erst nach einiger Zeit erholte und jetzt als arbeitsunfähig in ärztlicher Behandlung steht. — In einer in Giengen a. B. aufgestellten Menagerie streichelte ein Bauer aus einem benachbarten Orte den braunen Bären. Ehe er es sich versah, hatte der Bär seine Hand erfaßt und ihm drei Finger zerfleischt.
* Darmstadt, 29. Oktober. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sowie Großfürst und Groß fürstin Sergius sind heute mit Sonderzug von hier abgereist. Die großherzoglichen Herrschaften begleiteten sie zum Bahnhof und verabschiedeten sich dort auf das herzlichste. Bei der Abfahrt brachte das Publikum lebhafte Ovationen dar.
* Gotha, 28. Okt. (Aufruf.) Eine Anzahl unabhängiger Männer in Gotha wendet sich in einem Aufruf an das deutsche Volk, um aus Anlaß der jüngsten Blutthat in Karlsruhe zu einer Petition über das Duellwesen und die Militärgerichtsbarkeit an den Reichstag aufzufordern, welche verlangt, daß endlich das Duellunwesen beseitigt und die Militärgerichtsbarkeit für alle nichtdienstlichen Vergehen aufgehoben wird. Der Aufruf ist an erster Stelle unterzeichnet vom Präsidenten des gothaischen Landtags Landgerichtspräsidenten Beriet, ferner von vielen anderen richterlichen Personen, Rechtsanwälten, Lehrern, Handwerksmeistern u. a. m.
* Berlin, 27. Okt. Nach der heutigen Audienz des Gouverneurs v. Wißmann beim Kaiser ist es entschieden, daß Wißmann nicht mehr nach Afrika zurückkehren wird. Nachdem Wißmann die Gründe für seinen Wunsch zu bleiben entwickelt hat, wird seine Amtsentlafsung binnen Kurzem erfolgen. Als ebenso
sicher darf es gelten, daß in Deutsch-Ostafrika in Zukunft eine Zivilverwaltung eingerichtet wird. — Der Reichskanzler empfing gestern den Kolonial- Direktor v. Richthofen und den Gouverneur v. Wißmann gemeinschaftlich.
D Im Reichsamt des Innern findet der ,Posll zufolge Ende nächster Woche eine Konferenz von Vertretern der beteiligten Reichsressorts und der preußischen Regierung statt, um über eine reichsgesetzliche Regelung des Leichenschanwesens zu beraten.
ss Zum einjährig-freiwilligen Militärdienst der Lehrer schreibt der Reichsanzeiger: Solche Lehramtsbewerber, welche die Berechtigung ^ zum einjährig-freiwilligen Dienst zu erlangen wünschen, aber nicht in der Lage sind, die Entlassungsprüfung bis zum 1. April ihres ersten Militärjahres, d. i. des Kalenderjahres, innerhalb dessen sie ihr 20. Lebensjahr vollenden, abzulegen, haben beim Eintritt in dieses Alter ihre Zurückstellung in Gemäßheit des 8 32,2 der Wehrordnung unter Beifügung einer Bescheinigung des Seminardirektors bei der Ersatzkommission zu beantragen. Die Zurückstellung kann von der Kommission bis zum fünften Militärpflichtjahre genehmigt und geeignetensalls in der Ministerialinflanz noch verlängert werden. Haben die zurückgestellten Seminaristen die Abgangsprüfung bestanden und das Zeugnis über die wissenschaftliche Befähigung zum einjährigfreiwilligen Dienst erhalten, so müssen sie sich behufs Erlangung der Berechtigung hierzu nach 8 89, 7 der Wehrordnung unter Beifügung der übrigen in 8 89, 4 derselben vorgeschriebenen Papiere sofort außerterminlich mit schriftlichem Gesuch an die Ersatzkommission wenden.
* Wildparkstation, 27. Oktbr. Der Kaiser und Prinz Heinrich von Preußen sind in Begleitung des Kriegsministers von Äoßler und des Chefs des Zivilkabinetts von Lucanus gestern abend 11 Uhr mit SonLerzug nach Meppen abgereist.
* Meppen, 27. Oktbr. Der Kaiser und Prinz Heinrich sind mit Gefolge nach kurzem Aufenthalt auf dem Bahnhof und nach der Fahrt durch die geschmückte Stadt um 9 Uhr vormittags auf dem Schießplatz eingetroffen, um Versuchen mit den Geschützen für die neuen Panzerschiffe beizuwohnen. Nachmittags ist der Kaiser nach der Villa Hügel bei Essen abgereist.
* Essen a. R., 28. Oktober. Der Kaiser verließ heute in Begleitung des Geh. Rats Krupp mit Gefolge um 9HH vormittags die Villa Hügel und begab sich nach dem Panzerplatten-Walzwerk, das er auf! das eingehendste besichtigte. Der Kaiser wohnte der Herstellung einer Panzerplatte bei. Gegen 12 Uhr begab sich der Kaiser nach dem Rathaus. Beim Verlassen des Walzwerks brachten die Arbeiter ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus. Kriegervercine aus der Umgegend bildeten an der Straße nach dem Rathaus Spalier. Nach dem Besuch der Sitzung im Rathaus nahm der Kaiser mit Krupp und dem Gefolge um 121» Uhr im Beamtenkasino das Frühstück ein.
* Zellerfeld i. Harz, 19. Okt. Der Mörder des Justizrats Levy, Bruno Werner, ist durch den Gensdarmen Wickert verhaftet worden.
* Kassel, 27. Oktbr. Durch eins verheerende Feuersbrunst ist in Mo » hei m , Kreis Homberg, die ganze Ostseite des Dorfes, 14 Wohnhäuser und eben
soviel Scheunen mit allen Vorräten, eingeäschert worden. Kinder sollen mit Schwefelhölzern gespielt und dadurch den Brand verursacht haben.
* (Von einem Eber getötet.) Als der Gutsbesitzer Konrad Wiesmann in Altruppersdorf, Kreis Strehlen, über sein Gehöft schritt, wurde er vom eigenen Eber angesallen, der ihm den Leib aufschlitzte. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe starb der Bedauernswerte schon nach Verlauf einer halben Stunde.
* Zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt wurde die 66jährige Witwe Stahl aus Köttichau. Dieselbe hatte das neugeborene Kind ihrer Nichte verhungern lassen und dann die Schweine mit der Leiche gefüttert, weshalb das Naumburger Schwurgericht die grausame Frau am 13. Juni ds. Js. zum Tode verurteilte.
Ausländisch--.
* Wien, 29. Oktober. Das „Wiener Fremdenblatt" bespricht die gestrige Erklärung des Deutschen Reichsanzeigers und sagt: Niemand könne die Berechtigung des Standpunktes der deutschen Regierung, auf jede Klarstellung des Sachverhaltes im Staatsinteresse zu verzichten, ansechten. Oesterreich dürfte sich am allerwenigsten veranlaßt sehen, von deutschen amtlichen Kreisen eine weitere Erörterung dieser Angelegenheit zu wünschen. Die Ueberzeugung des Reichsanzeigers, daß die Zuversicht in die Aufrichtigkeit der Vertragstreue der deutschen Politik bei den andern Mächten zu fest begründet sei, als daß sie durch derartige Enthüllungen erschüttert werden könne, sei, was Oesterreich-Ungarn betrifft, vollkommen gerechtfertigt.
* (Ausschreitungen eines Offiziers.) Wiener Blätter erhalten Bericht über einen empörenden Vorfall, der sich Sonntag nachts in Mariahilf abspielte. Ein vom Meidlinger Bahnhof kommender Stellwagen passierte die Mariahilferstraße bei der Kreuzung der Kaiserstraße; ein Offizier mit einer Dame gingen unmittelbar vor dem Wagen. Der Kutscher wollte die beiden auf sein Gefährt aufmerksam machen und rief laut: „Hop! Hop!" Im nächsten Augenblicke hatte sich der Offizier umgedreht, den Säbel aus der Scheide gezogen und mit der Waffe dem Kutscher einen Hieb gegen den Arm versetzt. Der Kutscher schrie vor Schmerz auf. Die Insassen des Stellwagens und Passanten sammelten sich an und nahmen eine drohende Haltung gegen den rohen Offizier ein, dem es schlimm ergangen wäre, wenn nicht ein Wachmann interveniert hätte. Dem Kutscher wurde rasch ärztliche Hilfe zu Teil. Der Arzt konstatierte, daß die Hand vom Säbel ganz durchschlagen war. Der Offizier folgte dem Wachmann auf das Kommissariat.
^ Budapest, 28. Okt. Heute begannen die Abgeordnetenwahlen. Bisher sind 30 Wahlresultate bekannt und zwar 24 Liberale, 2 Angehörige der Nationalpartei, einer von der Ugronfraktion und ein Parteiloser. Der Ministerpräsident wurde in Scilagy Somlyo gewühlt. Ruhestörungen wurden bisher nicht gemeldet.
* Budapest, 29. Okt. Die bisherigen Wahlergebnisse von insgesamt 202 Wahlen sind bekannt: Davon entfallen auf die liberale Partei 155, National-
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Dem Mutigen gehört die Welt! Jedoch nicht ihm allein; wer überlegt und kühn erwägt, nennt auch ein Stückchen sein.
Die fettfame KeivaL.
Roman nach dem Amerikanischen von August Leo.
(Fortsetzung.)
„Willst Du damit sagen," fragte sie endlich, als er schwieg, „daß Du vor der Welt erklären willst, Fergus sei niemals rechtmäßiger Besitzer von Kenlis und Dare gewesen? Ist es das, was Du mit Deinen „Rechten" sagen willst?"
„Mit Deiner Erlaubnis," sagte er langsam mit ernstem Freimute, „oder auch ohne dasselbe" — da sie eine ungeduldige Bewegung machte.
„Ich will Dir die Sachlage noch einmal kurz auseinandersetzen: Als ich vor vielen Jahren unter einigen alten Familiendocumenten Papiere entdeckte, welche zweifellos darlegten, daß in einer früheren Zeit der Titel und die Besitzungen von Kenlis und Dare unrechtmäßig an jenen Zweig der Familie übergegangen waren, dem Fergus entstammte, versprach ich, teils aus Zuneigung für meinen Freund und Cousin, dem ich viel Dank schuldig war, teils auch wegen der wahnsinnigen Verblendung, die ich für Dich gefaßt hatte, Dir, die Du ebenfalls die Wahrheit entdeckt hattest, daß ich schweigen und keine Ansprüche erheben wolle unter der Bedingung, daß Rupert Sever, welcher nach mir der nächste Erbe war, der Gatte der scheinbaren Erbin, Lady Regina, werden sollte. Er
sollte auch, wenn er mündig würde, in den Besitz der Papiere gelangen, welche seine Rechte nach meinem Tote darlegten. Wegen dieser Papiere war es, daß ich mit Rupert an dem Tage, an welchem die Kinder getraut wurden, sprach. Ich sagte ihm, wie und wo er dieselben bei seinem Mündigwerden erhalten könne, und ließ mir von ihm das Versprechen geben, welches er, wie ich wußte, halten würde, Dir Nichts zu sagen, da Du, was er eigentlich schon selbst gefühlt hätte, seine natürliche Feindin wärest und er Dir nicht trauen könne. Die zweite Bedingung, für welche ich meine Rechte zu Deinen Gunsten aufgab, war, daß Du niemals einen Angriff aus mein Leben machen dürftest, und diese Bedingung war durch meinen — gelinde gesagt — Argwohn veranlaßt, daß Du dies schon gethan hättest. Ja, ich wußte es fast, daß Du versucht hattest, mich zu töten; aber Du lächeltest, verlocktest, zaubertest mich aus meinem Glauben heraus mit Deiner verhängnisvollen Schönheit und Deinen verräterischen Künsten."
Lady Dare blieb plötzlich stehen und wandte sich mit einer halb herrschenden, halb sirenenhaften Bewegung zu Hauptmann Sever.
In den sieghaftesten Tagen ihrer berauschenden Schönheit war sie vielleicht niemals so unwiderstehlich schön gewesen, als in diesem Augenblicke.
Ihre Aufregung, das Verzweifelte ihrer Lage liehen ihr einen wilden, dramatischen, fast idealen Reiz, der unbeschreiblich war.
„Magnus", flehte sie mit bebender Stimme, „wir sind Beide frei. Enden wir alle Mißhelligkeiten;
; heirate mich jetzt noch. Du weißt es ja, daß ich Dich immer geliebt habe!"
„Wahrscheinlich," erwiderte Sever ruhig. „Du hattest nur eine ziemlich unangenehme Art, die Liebe zu beweisen."
Gerade die Ruhe und Gleichgültigkeit mit der er sprach, sagte ihr deutlicher als Worte, daß ihre Hoffnung eine vergebliche sei. Hauptmann Sever schien wirklich in den letzten Stunden all' seine Leidenschaft und Erregtheit erschöpft zu haben.
„Gehst Du auf meine Bedingung ein?" fragte er nach einer kurzen Pause.
Ein Aufblitzen der Wut zog über ihr stolzes Gesicht.
„Nein!" bebte es auf ihren zitternden Lippen; doch sie unterdrückte dieses Wort und antwortete mit Bitterkeit: „Ich will mir es überlegen."
„Ich könnte morgen nicht in so versöhnlicher Stimmung sein," sagte Hauptmann Sever.
Sie biß die weißen Zähne zusammen und antwortete nicht, sondern winkte ihm nur zu gehen.
„Höre mich," beharrte er traurig, da er ahnte, welche furchtbaren Gedanken sie im Sinne trug, „ich habe meine Frau wiedergefunden und weiß diese ganze haarsträubende Geschichte."
„Deine Frau?" wiederholte sie mechanisch. „Mrs St. Ulm?"
„Ja. Weder Dir, noch Deinem Bruder ist es gelungen, sie zu töten! — Du siehst, ich weiß Alles."
„Ja," sagte sie, indem sie träumerisch die Hand an ihren Kopf legte, „hast Du ihr gesagt, daß Du