Partei 11, Kossuthfraktion 18, Ugronfraktion 4, Volkspartei 3, parteilose 7 Mandate, Stichwahlen sind 4 erforderlich. Die Liberalen haben gewonnen 34 Mandate und verloren 6.
ff Die Hochzeitsfeste in R om haben Mittwoch abend mit einem großen Konzert auf dem Platze vor dem Quirinal ihren Abschluß gefunden. Dem Königspaar und den Neuvermählten wurden vom Publikum große Ovationen dargebracht.
* Paris, 23. Oktober. Die Polizei beschlagnahmte gestern in allen öffentlichen Zeitungsverkaufsstellen die neueste Nummer der Berliner Lustigen Blätter wegen eines Bildes, welches Frankreich in Gestalt einer trunkenen Frauensperson darstellt, die auf dem Divan liegt und mit dem Zaren liebäugelt.
^ Paris, 28. Okt. Die endgültig festgestellten Ausgaben anläßlich der Festlichkeiten zu Ehren des Kaisers von Rußland betragen 31- Will. Frank.
* Paris, 29. Okt. Die französische Deputiertenkammer beginnt heute die Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kuustweinbesteuerung. Nach dem Entwurf soll ein Zoll von 45 Franken für je lOOKilogr. Rosinen welche zur Weinfabrikation dienen, erhoben werden. Zwischen dem Kabinet und der Kommission ist eine völlige Einigung über den Entwurf erzielt worden.
* London, 29. Okt. In Bolton berichtete gestern Sir Philipp Magnus im Ausschuß für das technische Ilnterrichtswesen über die Ergebnisse seiner Reise nach Deutschland. Der Unterschied der Arbeitslöhne in beiden Ländern sei nur gering und die Lage der arbeitenden Klassen eine ähnliche. Deutschland habe seit 1884 große Fortschritte in der Einrichtung seines Unterrichtswesens gemacht. Die technisch-wissenschaftlichen Schulen, die er beispielsweise in Darmstadt und Stuttgart besuchte, seien jeder englischen Anstalt weit überlegen.
* Leeds, 28. Okt. Der Staatssekretär des Kriegs, Lansdowne, hielt gestern abend eine Rede, in welcher er sich gegen ein gesondertes Vorgehen zum Zwecke der Entfernung des Sultans aussprach. Wenn England eine solche abenteuerliche Politik verfolgte, würde der Kriegsetat um Millionen überschritten und die Frage der Einrichtung eines Zwangsmilitärdienstes erwogen werden müssen. Die Regierung verlasse sich auf das europäische Konzert, welches sicher eine Lösung finden werde. In Betreff der Nilexpedition sagte der Staatssekretär, es würde ein großer Fehler sein zur Zeit weiter vorzugehen, da Gefahr wäre, die erlangten Erfolge einzubüßen.
b Es verlautet, die russische Regierung sondiere bei den übrig-n Großmächten wegen der Einberufung eines eurovänchen Kongresses zur Regelung der orientalischen Wirren.
* Athen, 27. Okt. Gestern trafen sieben englische Kriegsschiffe in Salamis ein.
* Belgrad, 28. Okt. Gestern brannte in S ich a - batz das staatliche Tabaksmagazin ab. Der Schaden beträgt 180 000 Francs.
* Konstantinopel, 27. Okt. Gestern haben sämtliche Zivilarbeiter des Marine-Arsenals infolge mehrwöchigen Lohnrückstandes die Arbeit eingestellt.
* K o n sta nti n o p e!, 27. Oktober. Bei dem unter dem Vorsitze des Sultans abgehaltenen Minister
der rechtmäßige Herr von Darc bist und sie die Herrin ist — nicht ich?"
„Noch nicht."
„O, daun," sagte sie, ohne ihn anzublicken, indem ihre schönen Züge sich wie im Krampfe verzerrten, „thue es nicht, bis morgen. Schenke mir noch diese kurze Zeit, bevor Du mich entthronst! Lasse mir Zeit bis dahin, um über Dein unvergleichlich edelmütiges Anerbieten nachzudenken. Willst Du?"
Sie blickte ihn immer noch nicht an — sie wollte es nicht.
„Ja," antwortete er düster und schritt der Thür zu.
Dort blieb er stehen und wandte sich nocheiumal in unaussprechlichem Schmerz und Trauer ihr zu.
„Du thätcst besser, mein Anerbieten jetzt anzunehmen, Sylvia," sagte er. „Morgen früh könnte es zu spät sein."
„Ich kann nicht — ich will es darauf ankommen lassen," antwortete sie in demselben mechanischen Tone, und er verließ sie.
Lady Dare blieb den Rest des Tages in ihrem Zimmer, wofür sie genügende Entschuldigung hatte.
Später am Abende ging Hauptmann Sever in des Herzogs von Berwick Zimmer und bat diesen, einem nervösen und launenhaften Menschen den Gefallen zu thun, für eine Nacht das Schlafzimmer mit ihm zu wechseln."
Ungeachtet der Sonderbarkeit, ja fast Absurdität dieser Bitte willigte doch der Herzog, immer noch in der Meinung, daß Sever seit seiner „Auferstehung," wie er es scherzhaft nannte, etwas sonderbar sei, ein
rate am Sonntag kamen zwei Projekte zur Geldbeschaffung in Vorschlag. Das erste Projekt betrifft die Aufnahme beziehungsweise Dekretierung einer Zwangsanleihe, das zweite die Einführung einer Kopfsteuer. Die Durchführung einer inneren Zwangs- anleihe scheint indessen bei dem Fehlen des direkten Steuersystems und der Unmöglichkeit, dieselbe auch nur annähernd zu berechnen, als undurchführbar fallen gelassen worden zu sein. Die Einführung einer Kopf- steuer ist demnächst zu erwarten. — Der „Daily 'Graphic" meldet von hier: Die armenischen Revo- lutionsmäuner hätten beschlossen, die Hilfeleistung der Mächte nicht abzuwarten und seien in lebhafter Thätigkeit begriffen. Das Ereignis, mit dem sie in ihrer letzten Note drohten, sei nicht mehr und nicht weniger, als Konstantinopel in Brand zu setzen. In der Stadt herrsche deshalb allgemeine Unruhe. — Die Verhaftungen von Armeniern nehmen wieder größere Dimensionen an unö zwar infolge des Verrats, den die schon Verhafteten teilweise begehen.
* Madrid, 28. Oktober. In Kürze werden 20000 Mann nach Kuba eingeschifft werden.
* Lissabon, 28. Okt. Eine amtliche Depesche aus Loanda meldet, daß Eingeborene von Bendo, welche eine Expedition von Regierungsträgern angegriffen hatten, von der Expedition bestraft wurden. Während des heftigen Kampfes, welcher mehrere Tage dauerte, wurden 24 Dörfer mit 200 Hütten in Brand gesteckt; die Saaten zerstört, ungefähr 100 Neger getötet und viele Neger verwundet.
* Simla, 29. Okt. Die Gefahr einer Hungersnot nimmt einen bedrohlichen Charakter an. Es ist unwahrscheinlich, daß jetzt ein Regenfall eintreten könne. Die Aussichten in den nordwestlichen und mittleren Provinzen und im Pandschab sind sehr ernst, der Kornmangel ist bis Behar und Bombay fühlbar, die Preise sind bedeutend gestiegen. Eine starke Getreideeinfuhr wird erwartet. Dm Arbeiten zur Linderung der Not haben begonnen.
b New-Aork. Der „Deutsche Liederkranz" von New-Dork beschloß in seiner Generalversammlung vom 6. Oktober, zur Feier seines 50jährigen Jubiläums im Mai uäclfften Jahres einen Sängerzug durch Deutschland nach Oesterreich zu machen. Die Fahrt nach Europa soll über Gibraltar und Genua nach Mailand, den norditalienischen Seen, Venedig, Triest, Wien. Dresden, Berlin, Leipzig, München, Stuttgart, Frankfurt a. M., zum Niederwald-Denkmal und nach Köln führen, in welch' letztgenannter Stadt die gemeinschaftliche Reise ihren Abschluß findet. In allen Städten sollen Konzerte veranstaltet werden, deren Ertrag den Armen der betreffenden Städte überwiesen wird.
Handel und Verkehr.
* Großbottwar. 28. Okt. Der gestrige Bieh- markt, welcher mit vorausgehendem Holz- bezw. Schnittwarenmarkt abgehalten wurde, war wegen der noch im Gange befindlichen Weinlese in der Umgegend nur mäßig befahren und der Handel ziemlich flau. Es waren etwa 450 Stück zugeführt, Fettvieh am meisten gesucht. Die Preise erlitten einen kleinen Rückgang und bewegten sich bei Ochsen zwischen
650—975 Mk., bei Stieren 325—600 Mk., bei Kühen 145—380 Mk., bei Kalbeln zwischen 160—315 Mk., bei Rindern (Jungvieh) zwischen 60—210 Mk.
* Villingen, 27. Okt. Der heutige Viehmarkt war befahren mit 28 Ochsen, 36 Kühen, 27 Kalbinnen, 20 Kälber und 1 Farren. Verkauft wurden 1 Ochse zu 177 Mk., 6 Kühe, per Stück 118-245 Mk., 8 Kalbinnen, per Stück 116—281 Mk., 12 Kälber, per Stück 60—140 Mk. — Der Schweinemarkt war befahren mit 123 Milch- und 19 Läuferschweinen. Verkauft wurden 123 Milchschweine, per Paar 15—24 Mk., 6 Läuferschweine, per Paar 45—65 Mk.
* (WeinYreise vom 27.—29. Okt.) Weins- berg. Verkauf lebhaft zu Preisen von 70—95 Mk. für Rot und gemischt und 64—65 Mk. für Weiß. Qualitäten von den Berglagen hervorragend. Käufer sind freundlichst eingeladen, da noch ca. 3000 Hl. feil sind und Preise etwas weichen. — Strümpfelbach i. R. Käufe zu 63—75 Mt. — Asperg. 75—100 Mk. — Großbottwar. 60 bis 75 Mk. — Beuningen a. N. Alles verkauft. -Unter- türkheim. 78 bis 105 Mk. — Weikersheim. 60 bis 70 Mk. — Flein. 70 bis 92 Mk. — Fellbach. Mittelgewächs 70—80 Mk., Bergwein 113 Mk. — Besigheim. 65 bis 95 Mk. — Schwaigern. 62 bis 70 Mk. — Willsbach. 80 bis 90 Mk. pr. Eimer.
* (Obstpreise vom 28.—29. Okt.) Stuttgart. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz 100 Ztr. württ. Mostobst, Preis per Ztr. Mk. 7.50 bis 8. — Eßlingen. Zufuhr 10 Wagen, Preis per Ztr. Mk. 6 bis 6.40; 1 Wagen per Ztr. zu Mc. 5. — Reutlingen. Zufuhr 4 Wagen Aepfel, Preis per Ztr. Mk. 6.30 bis 6.50. — U lm. Zufuhr 16 Eisenbahnwagen. Im Einzelverkauf kostet der Ztr. Mk. 6.60 bis 6.80, wagenweise der Ztr. Mk. 6.25 bis 6.40.
Neueste Nachrichten
chVHeilbronn, 30. Okt. Die Strafkammer des Landgerichts hier verurteilte heute den 43 Jahre alten verheirateten Bäcker Jakob Ulmer von Großaspach, OA. Backnang, wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit zu 1 Jahr 3 Mon. Zuchthaus.
Zittau, 30. Okt. Der gestrige Sturm hat großen Schaden angerichtet. In der Umgegend sind mehrere Fabrik-Schornsteine eingestürzt.
Berlin, 30. Okt. Dem Berl. Tgbl. zufolge fordert das Marinebudget in erster Reihe die Errich tung eines Trockendocks in Kiel und eine erste Rate als Ersatz für „König Wilhelm."
Berlin, 30. Oft. Der verhaftete Raubmörder Werner sagt aus, sein Komplice Grosse habe den Justizrat Levy gemordet, er dessen Frau gestochen.
W. Paris, 30. Okt. Der Eclair schreibt, wenn Deutschland uns für die Einfuhr seiner zahlreichen Artikel in Tunesien Eröffnungen macht und dieselben Begünstigungen wie Italien und Rußland erhalten will, so sind wir weit davon entfernt, die Eröffnungen abzulehnen, wir stellen jedoch folgende Bedingung: Deutschland muß uns seine Unterstützung leihen für die Regelung der ägyptischen Frage.
Verantwortlicher Redokieur: W. Rieker. A l t e n st e ig.
und zog sich zur gewohnten Zeit in Sever's Zimmer zurück, um in dessen Bette zu schlafen, ohne Laß irgend ein Anderer etwas davon wußte.
Ohne des Herzogs Wissen gelang es auch Sever, sich in demselben Zimmer zu verbergen. Der Herzog verfiel sogleich in einen gesunden Schlaf, und Sever zündete lautlos das Licht in einer Ampel an, das gerade hinreichte, um unterscheiden zu können, was im Zimmer vorging.
Auf einem kleinen Tische an der Wand stand eine Flasche Medizin und ein Glas daneben.
Hauptmann Sever hatte am Abende vorher in Myladys Gegenwart dem Herzog erzählt, daß er eine bittere, ihm von einem berühmten Arzte verordnete Medizin nähme.
Der Hauptmann stellte das Tischchen mit Allem, was sich darauf befand, so, daß es besser in's Auge fiel, und verbarg sich dann zwischen den Vorhängen an der Rückseite des Bettes.
Er hatte nicht nötig, lange zu warten; er kannte Mylady so gut, daß er Alles mit einerWenauigkeit vorausberechnet hatte, die die Umstände rechtfertigten.
Selbst die Medizin hatte er, bevor er das Zimmer betrat, eingeschlossen gehabt, und er wußte, daß Mylady schon zweimal dagewesen und unverrichteter Sache wieder fortgegangcn war, da sie dieselbe nicht hatte finden können.
Natürlicherweise würde sie, um sie zu finden, in der Nacht ein drittes Mal wiederkommen.
„Sie bat sich geweigert, mein Anerbieten anzu- nehmeu, als sich ihr die Gelegenheit dazu bot," dachte
er fest, als er dort wartete, „so mögen denn die Folgen auf ihr eigenes Haupt fallen."
Er hatte dies kaum zu Ende gedacht, als sich lautlos die schon vorher gut eingeölte Thür zum Cor- ridor öffnete und eine Gestalt hereinschlich. Es war Lady Dare. Sie war schwarz gekleidet und vollkommen ruhig, wie sie sich es vorgenommen hatte.
Sie wußte, daß Hauptmann Sever einen festen Schlaf habe, und das tiefe Atmen des Schläfers war deutlich hörbar. Ja, wenn er selbst erwachen und entdecken sollte, was sic beabsichtigte, so überlegte sie, würde sie nicht schlimmer daran sein, als jetzt; denn er wußte von früher her ebenso große Schlechtigkeiten von ihr.
Als sie das Fläschchen mit Gift aus der Tasche zog und mit fester Hand über das Glas hielt, faßte Sever den Herzog sanft bei der Hand. Dieser öffnete plötzlich die Augen weit, ohne zu wissen weshalb.
Sein erster Gedanke, als er Lady Dare dort stehen und Etwas in ein Glas gießen sah, war wahrscheinlich, daß er träume.
Im nächsten Augenblicke hatte er sich in seinem Erstaunen aufgesetzt; Lady Dare blickte hin und erkannte ihn. — Sie blieb stehen, ohne sich zu bewegen, obne zu schreien, die Flasche über das Glas haltend, bis dieselbe leer war — gerade, als ob sie in Stein gemeißelt wäre.
Endlich setzte sie mit einem laugen, keuchenden Atemzuge die Flasche bin, richtete sich hoch auf uiw wandte sich, ohne ein Wort, um das Zimmer zu verlassen. (Schluß folgt.)