die empörenden Szenen an. Unterm 8. d. M. wurde dem Beschwerdeführer die Eröffnung zu Teil, daß die Untersuchung begonnen habe; sie richtet sich gegen den Feldwebel Jlshöfer und Lieutenant Rabe."

* (Verschiedenes.) In Heuchlingen stach vor einigen Tagen ein 13jähriger Schulknabe aus Unvor­sichtigkeit seinen älteren Bruder mit der Heugabel in die Hand. Am anderen Tage starb der Verwundete an Blutvergiftung. In Ludwigsburg ist der 50jährige verheiratete Zimmermann K. von Oßweil, welcher mit der Ausbesserung eines Kamins beschäftigt war, aus beträchtlicher Höhe herabgestürzt, wobei der­selbe einen Wirbelbruch erlitt, so daß das Schlimmste für sein Leben befürchtet werden muß. In Unter­türkheim führte der 30jährige Weingärtner David Straß einen Wagen voll Trauben den steilen Rothen­berger Weg herunter, wobei er unter das Geführt kam. Es wurden ihm vier Rippen gebrochen, auch erlitt er eine schwere Lungenquetschung und einige be­deutende Kopfwunden, so daß er lebensgefährlich dar­niederliegt. In Ravensburg erstieg das 5jährige Töchterchen einer Drechslerfamilie die an dem Hause eines Nachbarn angelehnte Kiestruhe, diese stürzte um und verletzte das Kind derartig, daß es am andern Morgen starb. In Göppingen fiel ein Flasch­nergeselle von einem Dach herab, wobei er schwere innere und äußere Verletzungen davontrug. Er wurde ins Krankenhaus verbracht.

* Karlsruhe, 23. Okt. (Zum Fall Brüsewitz.) Der demokr.Landesbote" erklärt heute, das Urteil wider den Lieutenant v. Brüsewitz sei noch nicht gesprochen.

* Freiburg i. Br., 24. Okt. Die Herbst-Session des hiesigen Schwurgerichts wurde heute mit einem Falle eröffnet, der auf den Aberglauben, wie er in manchen Gegenden noch weite Kreise beherrscht, ein wahrhaft erschreckendes Licht warf. Im Juni dieses Jahres hatte ein einundzwanzigjähriger, an epileptischen Anfällen leidender, zugleich in seinem Viehstand von Unfällen betroffener Landwirt in dem Dorfe Forchheim kalten Blutes seine Großtante erwürgt, weil er wähnte, daß das Unglück durch sie verschuldet sei und nur durch den Tod der altenHexe" beseitigt werden könnte. Der Angeklagte, der nach dem Morde thatsächlich die Anfälle verloren haben will, hatte in der Untersuchung anfänglich geleugnet, nachher aber, durch die Gewitter­nacht erschreckt, und der Verhöre überdrüssig, von freien Stücken ein offenes Geständnis abgelegt. Er blieb so fest in seinem Wahne befangen, daß er einem Sach­verständigen gegenüber in aller Furchtlosigkeit erklärte, er würde die That unter den gleichen Voraussetzungen wieder begehen. Da mit Rücksicht auf seine geistige Gebundenheit angenommen wurde, daß er die That nicht mit voller Ueberlegung begangen, wurde er statt zum Tode zu einer Zuchthausstrafe von 10 Jahren und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die gleiche Dauer verurteilt.

* Aus Uebermut wollte ein Steinhauer in Plenters- bach, Amts Eberbach, über den Neckar hin- und zurück­schwimmen. Trotz ernster Warnung seiner Kameraden führte er sein Vorhaben aus und verschwand in den Fluten des hochangeschwollenen Flusses.

* Ludwigshafen, 24. Okt. Ein in einem Mannheimer Geschäft angestellter junger Mann hat

Die seltsame Keirat.

Roman nach dem Amerikanischen von August Leo.

(Fortsetzung.)

Lady Dare suchte mit verstörter und verzweifelter Miene ihre Zimmer auf. Ihre Sünden, ihre Misse- thaten schienen sich eine nach der anderen an ihr zu rächen. Der ganze Tag war ein langer, verzweifelter Kampf gegen das Schicksal gewesen.

Ja, in dieser Beziehung waren das bei ihr eigent­lich alle Tage.

Sie war müde, entmutigt, fast vollständig nieder­gebeugt, doch nicht im mindesten reuig über das Böse, was sie gethan, über das unsägliche Leid, das sie Anderen zugefügt hatte.

Ich möchte wissen was eigentlich aus Derrick geworden ist," brummte sie ungeduldig, als sie sah, daß er sie nicht in ihrem Zimmer erwartete.Ich war fest überzeugt, daß er hier sein und mir Etwas vorjammern würde. Die Meine! Er ist vielleicht doch geflohen; allein wenn dies nicht der Fall ist, sollte ich ihn heute noch sprechen; doch ich bin nicht im Stande, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen."

37. Kapitel.

Der Saphirring.

Es war am folgenden Morgen kaum Tag ge­worden, als Rupert Sever, seine geliebte Regina zu sehen, von der er so seltsam getrennt worden war, schon aufstand. Es schien ihm, als ob Jahre vergangen

auf dem Wege von der hiesigen Pfälzer Bank nach Mannheim 36000 Mark verloren. Der junge Mann giebt an, er habe das die Banknoten enthaltende Pa­ket an sein Fahrrad gebunden und den Verlust erst bemerkt, als er in Mannheim war.

* Die Münchener Presse beharrt mit merkwür­digem Eigensinn bei der Annahme, daß der jetzt 27jährige Prinz Rupprecht, der als ältester Sohn des Prinzen Ludwig voraussichtlich einmal König von Bayern sein wird, noch in diesem Jahre verlobt sein müsse, sei es mit einer belgischen, sei es mit einer montenegrinischen oder sonstigen Prinzessin. Derartige Nachrichten, obwohl verschiedentlich offiziös zurückge­wiesen, tauchen immer wieder aufs neue auf und werden dem Prinzen Ludwig, der der Preßerörterung von Privatangelegenheiten besonders abhold ist, ge­wiß nicht angenehm sein. Thatsächlich hegt der junge Sproß des wittelsbachischen Königshauses zur Zeit noch nicht die geringste Neigung zum Heiraten, und so freundlich auch der soeben von einer Orientreise heimgekehrte bayrische Ministerpräsident v. Crailsheim am Hofe von Cettinje ausgenommen worden ist, so hat doch dieser Besuch mit Heiratsplänen nicht das geringste zu schaffen gehabt. Fürst Nikita von Monte­negro hat sich nun einmal in den Ruf gebracht, Liefe­rant von Fürstinnen für europäische Höfe zu sein und thatsächlich hat er, nachdem er drei seiner Töchter schon gut verheiratet" hat, noch weitere dreiauf Lager."

* Eine exemplarische, aber gerechte Strafe wurde über den Restaurateur Heinich Eller in Würzburg, der im Maingäßchen eine Wirtschaft hat, verhängt. Er erhielt wegen Vergehens wider das Nahrungsgesetz einen Monat Gefängnis. Der Angeklagte hatte so­wohl das Tropfbier, als auch die von den Gästen stehen gelassenen Bierneigen, sowie das auf dem Unter­satzblech sich sammelnde Bier wieder zum Auffüllen der frisch eingeschenkten Gläser verwendet und durch die Kellnerin servieren lassen. Letztere bekam eines Tages mit Eller Differenzen und erstattete Anzeige.

* Leipzig, 23. Okt. Lieutenant Droege, Adjutant im 3. Bataillon des Infanterie-Regiments 106 hat sich aus unbekannten Gründen erschossen.

* Berlin, 22. Okt. Die Jagd nach dem Mörder des Justizrats Levy, Bruno Werner, wird eifrig be­trieben, ist aber bisher erfolglos geblieben. Heute ist der Steckbrief gegen Werner erlassen worden. Der Bruder des verhafteten Mitthüters Grosse hat sich bereits heute gemeldet, um die vom Berliner Anwalts­verein ausgesetzten 5000 Mk. in Empfang zu nehmen. Er war sehr verwundert, als ihm bedeutet wurde, daß vor rechtskräftiger Verurteilung der Thäter an eine Auszahlung der Summe nicht zu denken sei und daß man ja auch erst eines von vier bei der Mordthat Beteiligten habhaft geworden sei.

ff Die Hamburger Nachrichten wenden sich in einem bemerkenswertenFürst Bismarck und Rußland" überschriebewen Arkikel gegen eine Auslassung der Voß. Ztg.", welche aus der Fortdauer unfreundlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland nach dem Tode des Fürsten Gortschakow folgert, daß außer dieser Persönlichkeit auch Hindernisse des Einvernehmens zwischen den beiden Ländern beständen. Die Hamb. Nachr. führen diese Hindernisse auf Eigentümlichkeiten der Politik des neuen Kurses zurück.

wären, seit er sie nicht gesehen hatte, obwohl es in Wirklichkeit nur wenige Tage waren.

Es war natürlich am Abend vorher zu spät für ihn gewesen, um sie aufzusuchen; doch er wußte, daß sie früh aufstand.

Es war sogar möglich, daß sie jetzt schon unten war; deshalb rannte er hinaus in den Garten.

Wenn sie noch nicht da ist," dachte er,kann sie mich vielleicht von ihrem Fenster ans sehen."

Dies war auch der Fall, und sie traute fast ihren Sinnen nicht, als es geschah.

In wenigen Minuten kam sie zu ihm herab geeilt, mit Freudenthränen in den süßen, zärtlichen, bezaubern­den Augen, und er jubelte laut auf, als er sie sah.

Als er sie in dieArme schloß, dachteertriumphierend: Jetzt habe ich endlich Mylady in Händen, und sie

wird es nicht wagen, uns noch einmal zu trennen!"

* * *

-i-

Bis jetzt wußte noch Niemand im Schlosse, was sich am Abende vorher Entsetzliches im Garten zuae- tragen hatte.

Duvar selbst hatte seinen beiden Werkzeugen be­fohlen, daß, wennEtwas geschehe," sie dann die Hunde wieder in ihren Hütten befestigen und sich sobald als möglich unsichtbar machen sollten.

Er würde sie schon vor jeder Verfolgung schützen. Sie sollten, wenn ihnen die Sache geglückt war, gar keinen Versuch machen, ihn zu sehen, um ihm zu be- richten, sondern fliehen, so schnell und so weit sie konnten; er würde schon später Alles mit ihnen in Ordnung bringen.

* Aus Furcht vor Strafe vergiftete sich inBerlin ein zwölf Jahre altes Schulmädchen. Das Kind war von der Schule ohne Grund weggeblieben; die Mutter hatte Nachricht davon erhalten, und wollte die nach­lässige Tochter züchtigen. Ehe es aber dazu kam, er­griff Frida Stock in der Wohnung ein Gefäß mit Karbollösung und trank davon eine große Menge. Schwankend wurde das Kind nach einem Krankenhaus verbracht, wo es alsbald starb.

* Schwerin, 23. Okt. Der Kaiser und Prinz Heinrich von Preußen trafen heute abend 6 Uhr 30 Min. hier ein und wurden von dem Großherzog, dem Ecbgroßherzog und den anderen Fürstlichkeiten am Bahnhof empfangen. Morgen 11 Uhr findet die Trauung des Erbgroßherzogs von Oldenburg mit der Herzogin Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin statt.

* Frankfurt a. M., 24. Okt. Die Fr. Ztg. meldet aus Karlsruhe: Die gestrige Mitteilung, betreffend das Urteil über Lieutenant v. Brüsewitz, dürfte sich nach allem, was vom Militärgericht in die Oeffentlichkeit durchsickert, doch bestätigen. Die Bad. Landes-Ztg., die an maßgebender Stelle anfragte, er­hielt die Antwort, es werde keine Auskunft erteilt; das Urteil werde, wenn es gefällt ist, mindestens so lange geheim gehalten, bis die Bestätigung des Kaisers ein getroffen sei.

* Frankfurt a. M., 24. Okt. DieFrkf. Ztg." meldet aus Colmar, gestern stürzte ein soeben fertig gestellter Neubau zusammen. 4 italienische Arbeiter wurden verschüttet und konnten nicht gerettet werden.

Ausländisches.

* Der Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Oesterreich und Bulgarien ist, wie aus Wien berichtet wird, gesichert.

* Görz, 24. Oktbr. Furchtbare Gewitter und Wolkenbrüche verursachten großen Schaden; die Save­brücke bei Laibach ist dem Einsturz nahe, zahlreiche andere Brücken wurden fortgerissen.

* Rom, 23. Okt. Der König, die Königin und der Prinz von Neapel, nahmen heute nachmittag im Thronsaal des Quirinals die Glückwünsche der Minister und der Bureaux der Kammer und des Senates ent­gegen. In seiner Antwort auf die Adresse des Senats sagte der König: Die Beweise von Zuneigung, welche aus allen Teilen des Landes zu ihm gelangt seien, bestätigen, daß das Land das Gefühl habe, daß das königliche HauS eins sei, mit dem italienischen Volke. Die beiden Dynastien, welche sich vereinigen, hätten, wie es in der Adresse heiße, gemeinsam Tapferkeit, Vaterlandsliebe und die edlen Bestrebungen zur Be­freiung ihres Volkes von der Knechtschaft.Der Ge­danke an ein großes, starkes und glückliches Vater­land ist Mein ständiges Ziel, diesem habe Ich Mein Leben geweiht, und das Band, welches morgen ge­knüpft wird, giebt Mir die Sicherheit, daß Mein Nach­folger sich demselben Ziele widmen wird." Die Rede wurde mit großem Beifalle ausgenommen.

* Rom, 24. Okt. Die Ziviltrauung des Prinzen von Neapel mit der Prinzessin Helene von.Monte­negro wurde im Ballsale des Quirinals vollzogen. Nach der kirchlichen Trauung in der Kirche Santa Maria degli Angeli begab sich der K. Zug gegen

Zeno und sein Gefährte gehorchten diesem Befehle buchstäblich; sie waren in der That nur zu froh, sich aus dem Staube zu machen.

Das Geschäft war selbst für diese abgehärteten Naturen zu furchtbar und entsetzlich gewesen, um gleich­gültig darüber hinwegzukommen.

Auch Hauptmann Sever war mit den Vögeln aufgestanden, und Regina und Rupert, welche sich in einer der duftigen Gartenlauben aufhielten, berauscht von der Freude und dem Glücke, einander nach dieser grausamen Angst und Trennungspein wieder nahe zu sein, sahen ihn langsam den Hauptgang Herabkommen.

Sein edles Gesicht war bleich, und seine stahl­grauen Augen ernst und nachdenkend.

Keiner von den beiden Männern hatte bis jetzt von der Anwesenheit des anderen gewußt.

Für Rupert war natürlich die Ueberraschung am größten, da er noch im Augenblicke vorher seinen Onkel für tot gehalten hatte, und im nächsten ihn lebendig vor sich stehen sah, als wäre er gar nicht fort ge­wesen, und es war wohl kaum zu verwundern, daß er im Anfänge erbleichte und einen Geist zu sehen glaubte.

Doch er erholte sich, obgleich er mit weit aufge­rissenen Augen dem Hauptmann nachstarrte, als dieser sich bald darauf wieder entfernte.

Einige Schritte weiter hin bückte sich Hauptmann Sever plötzlich und hob Etwas auf.

Es war ein kleines, langes, ledernes Notizbuch mit silbernen Ecken und gleichem Verschluß.