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Dienstag, 27. Aktober
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Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6
auswärts je 8 s die lspalt.Zeile
1896.
Amtliches.
U ebertragen wurde die Schulstelle in Dalzholz, Bez. Nürtingen, dem Schullehrer Mwschl.r in Unteriflingen, Bezirks Freudenstadt.
LandeSrrachrichten.
* Altensteig, 26. Okt. Die hiesige freiwillige Feuerwehr hielt gestern Sonntag nachmittag die letzte diesjährige Hauptprobe ab, welcher der Bezirksfeuerlösch - Inspektor Hw Oberamtsbaumeister Schuster von Nagold anwohnte. Die Uebuug, beim Gasthos zum Löwen vorgenommeu, vollzog sich in gewohnter Ordnung und Raschheit und es ließ der Inspizierende dem Korps durch den Kommandanten seine Anerkennung und besten Dank für die gediegene Leistung aussprechen. Der Hauptprobe folgte die Ueberreichung der von Sr. Majestät König Karl gestifteten Ehrenzeichen für 25jähr. Dienstzeit an Hrn. Gottsr. Roh, Küfer, Hrn. Tuchmacher Schaible und Hrn. Tuchmacher Tafel durch Hrn. Stadtschultheiß We-lker. Der Kommandant, Hr. C. W. Lutz beglückwünschte in einer Ansprache die Dekorierten, betonte, welch' schönen Zweck der Nächstenliebe die Feuerwehr verfolge, richtete einen kräftigen Appell an das Corps zum fleißigen Besuch der Uebungen und toastete schließlich auf Se. Maj. den König, den eifrigen Förderer des Feuerlöschwesens. Der geleisteten Arbeit schloß sich eine gemütliche Unterhaltung im „Löwen" an, bei der unsere Feuerwehrkapelle mitwirkte und vielen Beifall erntete.
^ Stuttgart, 25. Okt. (Völkerfriede.) Die Friedensbewegung, die auf der ganzen zivilisierten Welt ihre thatkrästigen Vertreter hat, scheint auch in Württemberg immer mehr an Boden zu gewinnen. In verhältnismäßig kurzer Zeit haben sich in Württemberg über 10 Ortsgruppen gebildet, die sich nach allen Seiten hin ausdehnen. Sonntag den 8. Nov. hält die Friedensgesellschast Stuttgart nachmittags 3 Ubr un Gasthof z. Engel in Sindelfingen und abends 7 Ubr im Saal der Brauerei „Zahn" in Böblingen eine öffentliche Versammlung ab, wozu jedermann, Männer und Frauen Zutritt hat. Hierbei wird u. A. Herr Stadtpfckrrer Umsrid v. Stuttgart, wohl der thätigste Friedensfreund von Württemberg, einen Vortrag halten. So viel wir weiter vernehmen, will die Stuttg. Friedens
gesellschaft in der 1. Hälfte des November ihre Generalversammlung abhalten, wozu ein auswärtiger Friedensfreund als Redner gewonnen werden soll.
* Pfullingen, 23. Oktbr. Heute abend kurz nach 6 Uhr wurde aus dem den Papierfabriken zunächst liegenden Uebergang der Staatsstraße über die Eisenbahnlinie ein Wagen, ans dem Lehrer von einer Beerdigung heimfuhren, von dem Bahnzug zertrümmert und ein jüngerer Lehrer aus Rommelsbach unterhalb der Brust quer durchschnitten. Es herrscht große Teilnahme über den schrecklichen Fall in der Bevölkerung. — Nach einer Korrespondenz aus Pfullingen gewahrte wohl infolge des strömenden Regens der Fuhrmann nicht, daß ein Lokalzug herankam, als er gerade über die Schienen fuhr. Wegen des Sekundärbetriebs war das Geleise nicht abgeschlossen. Die Chaise, die einem Wirt in Osterdingen gehören soll,
^ wurde total zertrümmert, die Pferde blieben ruhig
! stehen.
* Weingärtner A. Bauer in Neckarsulm hat, wie der Franks. Ztg. von hier mitgeteilt wird, beim Kommando des k. württ. Jns.-Reg. Nr. 122 zu Heilbronn Strafantrag gestellt, „weil sein Sohn Karl durch fortgesetzte Beschimpfung, schwere körperliche Mißhandlung und rechtswidrige Bedrohung mit dem Militärzuchthaus in Ulm in Verzweiflung und Tod getrieben worden sei." Ueber die Veranlassung zu dem Strafantrag bringt der Fränk. Kur. folgende Mitteilungen, für deren Richtigkeit wir demselben die Verantwortung überlassen müssen. Genanntes Blatt schreibt: „Die an ergreifenden Einzelheiten reiche Tragödie begann mit einem Militärprozeß zu Gmünd. Der alte Bauer hatte nämlich in den Jahren 1895 auf 96 vier Söhne beim Militär. Der älteste stand in der Garnison Gmünd, und als dieser zum Unteroffizier befördert wurde, machte ein Feldwebel G. in einer
! Wirtschaft die Bemerkung: „Ten Major möchte ich auch kennen, der den Jos. Bauer zum Unteroffizier avancieren ließ, so ein Esel!" Diese Aeußerung büßte der Feldwebel G. mit drei Wochen Arrest und strafweiser Versetzung nach Heilbronn. Dort kam G. in die 3. Kompagnie, wo seines Gmünder Widersachers jüngerer Bruder diente. Dieses Zusammentreffen war verhängnisvoll. Der alte Bauer hat nämlich ans
^ Grund eines reichen Zeugenmaterials, das sich in der
Hauptsache aus Zivillistenkreisen rekrutiert, für folgende Thatsachen Beweise beigebracht: 1) Niemals ist Karl Bauer mit seinem richtigen Namen angerusen worden; die Anrede lautete vielmehr: „Lump, Fetz, Tropf, Lausekerl, elender Seckel!" Einmal erhielt er einen so wuchtigen Stoß vor die Brust, daß er rücklings zu Boden stürzte und später noch eine Zeit lang wie betäubt torkelte. Wiederholt wurde er am Brunnen nackt ausgezogen, mit Bürsten, Strohwischen und anderen rauhen Gegenständen gerieben und geschunden, bis er stark blutete. Einmal hing ihm die Haut an der Nase und an der Wange in Fetzen herunter; das andere Mal bemerkten die Genügen an den Armen ihres Karl von oben bis unten lange blutige Kratzwunden. Im Manöver zuRiedlingen wurde dem Aermsten siebenmal hintereinander ins Gesicht geschlagen, weil er nicht sofort die Instruktion der Vor- postenkompagnie nachsagen konnte. Kurz zuvor war Bauer von einigen Kameraden aus Liebedienerei gegen die „Oberen" in Teppiche gewickelt und derart gehauen worden, daß er vor Schmerz und Verzweiflung zum Fenster hinauszuspringen versuchte. Dieser erste Selbstmordversuch mißglückte. Als er sodann zu Riedlingen durch die Schuld seines Lieutenants um 8 Minuten verspätet antrat, erhielt er sofort 3 Tage Arrest und Schläge mit dem Säbel. Diese Hiebe waren derart wuchtig und schmerzerregend, daß Bauer laut zu Weinen begann. Und nun fiel die furchtbare Drohung : „Dich bringe ich in diesem Winter noch ins Militärzuchthaus nach Ulm!" — Nun war's aus. Bauer griff in seinem Quartier zum Gewehr. Der erste Schuß ging fehl. Ter zweite zerschmetterte ihm Gaumen und ein Auge. Das geschah am 17. September. Am 18. traf der alte Bauer in Riedlingen ein und fand seinen Sohn beim klarsten Bewußtsein; jetzt erst erzählte dieser vor mehreren Zeugen seine ganze Leidensgeschichte. Am Abend des 20. September wurde der alte Bauer wieder heimgeschickt, weil man den Sohn außer Lebensgefahr wähnte. Wenige Stunden später starb dieser. Die militärgerichtliche Untersuchung, die in Riedlingen sofort eingeleitet und durchgeführt wurde, ergab gar nichts als einen Selbstmord. Von Mißhandlungen keine Spur. Nun meldeten sich aber später Beamte und angesehene Bürger von Riedlingen bei dem tiefgebeugten Vater und boten sich als Augenzeugen für
T Wochenrundschar;.
Mit dem 74jährigen bisherigen Justizminister Dr. v. Faber, der in dem Staatsrat von Breitling einen gleich tüchtigen Nachfolger erhielt scheidet ein überaus tüchtiger Mann aus dem öffentlichen Leben Württembergs. Einzelne auswärtige Preßstimmen vermuten als den eigentlichen Grund des Rücktritts Dr.. von Fabers, daß er den Abbruch der württ. Verfassung nicht mehr habe nntmachen wollen. Sein Nachfolger gilt als tüchtiger Jurist ohne ausgeprägte politische Farbe. Wie es heißt, sollen in nicht allzuferner Zeit noch mehr höchste und hohe Beamtenposten neu besetzt werden. Man scheint hierin in erster Reihe an den auch schon ziemlich hochbetagten Hrn. Kultusminister zu denken; der gleichfalls schon im Alter weit vorgerückte Ministerpräsident Dr. Freiherr v. Mittnacht wird freilich aus dem Grunde schon in seinem schwierigen Amte verbleiben müssen, weil er mit dem Landtage die Revision der Verfassung noch durchznmachen hat, eine nicht leichte Sache, an die ein neuer Minister nur schwer herantreten würde. — Ueber die Regent- schastsfrage in Bayern ist in einer Versammlung der nationalliberalen Partei in München verhandelt worden. Abg. Dr. Aub erklärte sich gegen die von dem Zentrumsabgeordneten Dr. Schädler bekanntlich befürwortete Abschaffung der Regentschaft und Aen- derung der Thronsolgeordnung. Die Nationalliberalen könnten dazu nicht die Hand bieten, weil sie darin „nach Lage der Dinge nichts anderes als einen Staatsstreich und eine Erschütterung des monarchischen Prin zips erblicken könnten." Die Versammlung stimmte
dieser Ansicht zu. — Unsere Zeit ist tief krank und man möchte die Menschheit geradezu beweinen. Gedenken wir des Karlsruher Falles, wo ein beliebter Offizier einen Techniker niederstach, blos weil dieser sich weigerte, wegen einer kleinen Belästigung um EntsÄmldigung zu bitten; ein bedenkliches Zeichen der Verkommenheit bot sodann die Ermordung des Justizrats Levy durch jugendliche Taugenichtse. Wo liegt die Schuld? Die Antworten auf diese schwierige Frage lauten sehr verschiedenartig und sie sind keinesfalls ergötzlich. — Es soll Leute geben, die es peinlich berührt, wenn man ibnen aus ihre Hühneraugen tritt. Ein solches Hühnerauge ist für die Franzosen ihr Bündnis mit Rußland, das durch den Pariser Zarenbesuch eine offizielle Weihe erhalten hat, und der gefürchtete Tritt war der Besuch Kaiser Wilhelms in Darmstadt und der Gegenbesuch des Zaren in Wiesbaden. Recht malitiös aber muß die Erklärung des .Reichsanzeigers' den Franzosen in den Ohren geklungen haben, welche von dem „Charakter der Intimität", von der „traditionellen Freundschaft" und von den „nahen verwandtschaftlichen Beziehungen" zwischen beiden Herrschern spricht. Die elsaß-lothringischen Trauben hängen für die Franzosen zu hoch, wenn auch wirklich der Zar seinem Unmut darüber Ausdruck gegeben haben sollte, daß man als Zweck seines Pariser Besuches die Bodenlockerung für eine neue russische Milliardenanleihe bezeichnet hat. Was nicht ist, kann noch werden. Frankreich braucht zwar selbst heidenmäßig viel Geld für seine starke Armee, die es von 32 Millionen ernähren muß, während Deutschland diese Last auf die andert
halbfache Kopfzahl verteilen kann. — Das Slawentum macht unverkennbare Fortschritte in Europa : Prinzessin Helene, eine starke Tochter der schwarzen Berge, ist die Gattin des um eine Kopflänge kleineren Kronprinzen von Italien geworden; im Hause Savoyen mischt sich zum ersten Male das Blut der slawischen mit dem der lateinischen Rasse; das heißt bezüglich der aus den Höhen der Menschheit Wandelnden. Denn sonst haben sich diese beiden Blntsorten schon öfter gemischt, besonders auf den Schlachtfeldern der Krim, wo sich in den fünfziger Jahren Russen und Sardinier gegenüber standen und der Boden beider Blut trank. — Spanien und der Sultan konkurrieren miteinander in der Geldnot und die förmliche Geldfrage — ob Gold, ob Silber — wird zwar in der nordamerikanischen Wahlbewegung viel erörtert, aber erst am 3. November zu einer vorläufigen Entscheidung kommen. — Der Schah von Persien hat seine aus eine durchgreifende Reform der Verwaltung abzielende Politik mit einem Ferman eingeleitet, durch den die bisher übliche Erwerbung von Staatsämtern ohne Ausnahme untersagt wird. Der Ferman schreibt ferner vor, daß alle Beamten in Zukunft regelmäßige Gehälter vom Staate beziehen sollen und auf Nebeneinkünfte aus ihrer dienstlichen Thätigkeit absolut verzichten müssen. Ungesetzliche Handlungen von Beamten, insbesondere die Annahme von Geschenken, sollen strengstens bestraft werden. Der Ferman wurde, damit auch die Bevölkerung über die Pflichten der Beamten in der be- zeichneten Hinsicht unterrichtet sei, in allen Moscheen des Landes verlesen.