der Zeppelin'schen Erfindung ein Versuch gemacht wird und zwar durch das Eintreten des deutschen Ingenieur-Vereins, welcher bekanntlich über große Mittel verfügt und auch sehr reiche Mitglieder hat.
* Stuttgart, 7. Okt. Der Stuttgarter Liederkranz hat beschlossen, Ostern 1897 eine Reise nach Basel, dann weiter durch die Schweiz an die oberitalienischen Seen und nach Mailand auszuführen.
* Der Schlußakt der Stuttgarter Ausstellung fand programmmäßig letzten Montag um 7 Uhr in der Gewerbehalle statt. Auf eine resümierende Ansprache des Ausstellungspräsidenten, Geh. Hofrat v. Jobst, erwiderte der Ehrenpräsident Prinz Weimar, indem er im Austrage S. M. des Königs den Mitwirkenden den königlichen Dank und volle Anerkennung aussprach und der Erwartung Ausdruck verlieh, daß auch diese so gelungene Ausstellung gleich ihrer Vorgängerin fruchttragend im Lande fortwirken werde. Mit einem Hoch auf den König schloß der Ehrenpräsident die Ausstellung.
* (Mäuseplage.) Aus Metzingen wird berichtet: Trotz des nassen Jahrgangs haben sich die Mäuse so stark vermehrt, daß die Aussaat sehr gefährdet ist. Es wurden deshalb auch heute wieder die Schüler der Knabeuoberklassen aufgeboten, um unter Aufsicht der Feldschützen Gift in die Mäusegänge zu legen. Bei dieser Vertilgungsart ist aber die Gefahr da, daß Katzen, Raben rc. durch den Genuß der vergifteten Mäuse mit zu Grunde gehen.
1,V Heilbronn, 8. Okt. Heute nachmittag gegen ^»4 Uhr ist in dem benachbarten Bückingen in der Nähe des Gasthauses zur Rose ein bedeutender Brand ausgebrochen. Gegen 4?Z Uhr wurde auf Ansuchen des Schultheißenamts eine Abteilung der Hellbrauner Feuerwehr dorthin gesandt. Es stehen 7 Gebäude in Flammen. Das Feuer ist in einer Scheuer entstanden, in deren Nähe sich eine Dreschmaschine befand.
* Die schmalspurige Nebenbahn von Schüsse irrte d nach Buchau wird am Dienstag den 13. Oktober 1896 eröffnet werden.
* (Verschiedenes.) InTuttlingen ist am Montag abend die Dampfsägerei von Handte samt Holzvorräten total uiedergebrannt. — Die Zabergäubahn hat schon ihr erstes Opfer gefordert. Der funktionierende Zugmeister Schick wurde am Dienstag abend in Laussen von einem Personenzug überfahren und sofort getötet. — Das Schwurgericht Stuttgart verurteilte den 37jährigen Vorarbeiter Wilhelm Merkle von Feuerbach wegen Meineids und gefährlicher Körperverletzung zu 7 Monaten Gefängnis, 3 Jahren Ehrenverlust und Tragung der Kosten, sowie zu einer Geldstrafe von 25 Mk. an den als Nebenkläger auftretenden Fabrikarbeiter Joh. Geiger von Feuerbach. — Vor demselben Gericht waren angeklagt der ledige Taglöhner Gottlieb Knoblauch, 19 Jahre alt, von Win- dischenbach und der 21jährige Ankuppler Carl Haspel von Oberöhrn, beschuldigt an dem Schullehrer R. eine räuberische Erpressung verübt zu haben in der Nacht vom 16. 17. Aug. d. I. Knoblauch forderte von dem Lehrer, inem er ihm ein Messer auf die Brust setzte, das Geld, worauf der Bedrängte jedem 20 Mk. gab. Auf weitere Drohungen gab er ihnen schließlich noch sein ganzes Portemonnaie mit ungefähr 40 Mk. Das Urtell lautet
für Knoblauch wegen Erpressung auf 9 Monate, für Haspel wegen Beihilfe aus sechs Monate Gefängnis. Sodann wurde der schon vielfach vorbestrafte 23- jährige Jos. Eisele, led. Goldarbeiter aus Gmünd, wegen eines am 26. Sept. 1895 an dem Bauern Joh. Schmid aus dem Kirchheimer OA. begangenen Raubes zu 3 Jahr Zuchthaus, 5 Jahr Ehrverlust und Tragung sämtlicher Kosten verurteilt. — Der wegen versuchten Mords angeklagte 26jährige verh. Straßenbahnkutscher Joh. Beck von Stuttgart wurde freigesprochen. Beck war beschuldigt von Zündhölzchen abgeschabten Phosphor in eine Tasse Caffee geschüttet zu haben, in der Absicht seine Frau zu vergiften. Der Angeklagte leugnet die That nicht, stellt jedoch in Abrede, daß er damit seine Frau ums Leben bringen wollte. Auch Marie Beck stellt, entgegen ihren früheren Behauptungen, diese Absicht ihres Mannes entschieden in Abrede, woraus die Geschworenen die Schuldsrage verneinen. — Vom Schwurgericht Hall wurde der 39 Jahre alte Postsekretär Gustav Romberg in Künzelsau wegen erschwerter Unterschlagung im Amt zu der Zuchthausstrafe von 2 Jahren 6 Monaten und zu 5jährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. - Der 25 Jahre alte verh. Taglöhner Jak. Reinh. Sättele von Eningen hatte sich am Mittwoch wegen schweren Raubs vor dem Schwurgericht Tübingen zu verantworten. Es ist ihm zur Last gelegt, daß er am 19. Juni d. I. aus dem von Eningen nach Würtingen und Lonsingen führenden Weg die Karoline Friederike Bader von Lonsingen im Wald überfallen, sie zu Boden geworfen und unter Bedrohung mit Erstechen, wenn sie weiter um Hilfe rufe, ihrer Barschaft von 5 Mk. beraubt habe. Das Gericht erkannte auf 5 Jahre und 6 Mon. Zuchthaus, wovon 2 Monate der Untersuchungshaft abgehen; außerdem wurden dem "Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre aberkannt und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht ausgesprochen. — In Kirchheim u. T. erregte am Mittwoch morgen der Umstand großes Aufsehen, daß das Gericht mit zwei Steuerwächtern und 2 Landjägern in das Haus eines allgemein geachteten Gerbermeisters eindrang und mehrere Stunden dort verweilte. Es handelte sich offenbar^ um Kapitalsteuergefährdung. Solche ungebetenen Besuche haben in letzter Zeit in der dortigen Gegend öfters stattgefunden und zwar, wie man hört, meist mit guten Ergebnissen für die Steuerbehörden. — In Dagersheim brach in dem Wohn- und Mühlegebäude des Karl Wankmüller Feuer aus. Das entfesselte Element konnte jedoch so rasch bewältigt werden, daß nur der Dachstuhl des Hauses vom Feuer zerstört wurde. — In Heilbronn wurde ein 18 Jahre alter Anstreicher wegen Diebstahls von Geld bei einer Familie, die ihn aus Gnade und Barmherzigkeit auf einige Tage beherbergte, festgenommen. — In einer Heilbronoer Wirtschaft ist am Dienstag nacht ein Zimmerbrand ausgebrochen, wodurch ein Gesamtschaden von etwa 200 Mk. entstand.
* Berlin, 8. Okt. Sicherem Vernehmen nach wird den parlamentarischen Körperschaften in der bevorstehenden Session wegen Konvertierung der vierprozentigen Reichs- und preußischen Staatsanleihen ! in dreieinhalbprozentige eine Vorlage gemacht werden.
* Berlin, 8. Okt. Wie die „Nationalzeitung* hört, wachse im Bundesrat der Widerstand gegen die preußische Vorlage, betreffend die Organisation des Handwerks. Die süddeutschen Regierungen seien durch- weg gegen dieselbe, aber auch einzelne kleinere nord- und mitteldeutsche Bundesstaaten werden dagegen stimmen.
* Berlin, 2. Okt. Der an der Börse verhaftete Bankier Schneider hat sich auf der Polizeiwache in der Melchiorstraße erschossen. Bei der Durchsuchung, die bei seiner Einlieferung vorgenommen wurde, hatten die Beamten den Revolver nicht gesunden. Während die Zeugen, insbesondere der Kaufmann L., der die Verhaftung bewirkte, von dem Polizeilieutenant vernommen wurden, knallte im Abort ein Schuß. Schneider war sofort tot. Bei der Durchsuchung des Geldschranks im Comptoir Schneiders fand man keine Depots, sondern nur 3000 Mk. bares Geld. Der Umfang der von Schneider ausgeführten Unterschlagungen ist nach den bisherigen Feststellungen ein recht beträchtlicher, eine große Anzahl „kleiner Leute" haben ihr ganzes, mühsam erspartes Vermögen verloren. Außer zwei Nachtwächtern, die die Angelegenheit zur Anzeige brachten, haben u. a. ein Spritzenmann, ein Lehrer, ein Schmiedmeister und andere Handwerker den Verlust von 8000 bis 17 000 Mk., im ganzen mehr als 100 000 Mk., zu beklagen, die sie dem Schneider zum Ankauf von Wertpapieren überlieferten. Wie Frau Schneider bei ihrer Vernehmung angab, hat sich ihr Gatte im Frühjahr in recht guten Verhältnissen befunden. Im Sommer soll er aber durch Börsenspekulationen zuerst sein ganzes Vermögen verloren und dann die Depots angegriffen haben.
Ausländisches.
* Wien, 7. Oktbr. Die Blätter erklären übereinstimmend, daß nach dem Wortlaut des gestrigen Trinkspruches des Zaren und des Präsidenten Faure im Elysee nicht mehr bezweifelt werden konnte, daß zwischen Frankreich und Rußland eine Allianz bestehe.
* Paris, 7. Oktober. Um 10 Uhr vormittags trafen das Zaarenpaar und Faure in der Kirche Notre- dame ein, wo sie von dem Kardinal Erzbischof Richard, der von den Generalvikaren und den Mitgliedern des Domkapitels umgeben war, sowie von dem Justizminister empfangen wurden. Unter Führung des Erzbischofs besichtigten die Majestäten und der Präsident das Schiff und die Seitenkapellen der Kirche, die Grabkapelle Pasteurs und den Kircheuschatz. Von der Notre- dame begaben sich die Majestäten und der Präsident nach dem Justizpalast, wo sie von dem Justizmiuister, umgeben von den Mitgliedern des Appell- und Kassationshofes empfangen wurden, dann in die Samte Chapelle des Justizpalastes, wo der Unterrichtsminister die Herrschaften empfing. Unter lebhaften Zurufen der Menge begaben sich die Majestäten dann in das Pantheon.
* Paris, 7. Okt. Am Eingang des Pantheons empfing der Unterrichtsminister die russischen Majestäten und den Präsidenten Faure, welche nach Besichtigung der Fresken, womit die Wände geziert sind, zu den Gewölben Hinabstiegen, wo sie einen Augenblick vor dem Grabmal Carnots verweilten.
* Paris , 7. Okt. Der Kaiser von Rußland ließ
Es war Niemand zu sehen.
Es dauerte einige Sekunden, bis er es wagte, weiter zu gehen. Er überlegte beinahe, ob er nicht zu Mrs. St. Ulm zurückkehren und sie unter irgend einem Vorwände bitten solle, mit ihm zu gehen.
Doch schließlich nahm er einen Anlauf und jagte wie ein gehetztes Tier die breiten Wege entlang, so daß er an einer der inneren Gartenthüren seine Schwester, welche eben heraustreten wollte, beinahe umgerannt hätte.
„Nun, das muß ich sagen!" rief sie, indem sie ihn ärgerlich und hochmütig anstarrte. „Bist Du wahnsinnig geworden vor Liebesglut?"
Duvar stotterte Etwas, erklärte sich jedoch nicht.
„Ich suchte Dich," fuhr sie noch ärgerlicher fort. „Zeno ist hier mit zwei Bluthunden; jetzt wirst Du mir hoffentlich glauben."
Duvar blickte sie im Anfänge an, als ob er sie gar nicht verstände; dann hob er die Hand und taumelte an die Wand, als ob er sich daran stützen müsse.
Lady Dare öffnete eine nahe Thür.
„Gehe da hinein," sagte sie; „ich will ihn zu Dir schicken."
Duvar folgte ihr, ohne ein Wort zu sprechen.
Sie blickte ihn einen Moment mit zusammengebissenen Zähnen an und ging dann fort.
Als sie mit dem Riesen zurückkehrte, hatte Duvar seine Stellung noch nicht verändert. Bei Zeno's Eintritt blickte er jedoch auf und fragte ihn:
„Wie konnte das geschehen?"
Der Mann konnte ihm keine Auskunft geben — er wußte es nicht. Er hatte, als er nach Duvar's Abreise das erste Mal wieder hinaufging, die Puppe vornübergefallen und ganz in Unordnung auf dem Boden liegend gefunden. Hauptmann Sever war fort.
In der Hoffnung, ihn wieder einzufangen, hatte er sogleich Danger Cliff mit den Hunden verlassen und war den ganzen Weg bis nach Schloß Dare gewandert, um seinen Herrn von dem was sich zugetragen, zu benachrichtigen.
„Wie benahmen sich die Hunde?" fragte Duvar.
„Sie fanden seine Spur und folgten derselben bis zur Eisenbahnstation."
„Und wo sind sie jetzt?"
„In einer der Hundehütten hier, festgekettet."
Derrick Duvar sah jetzt zum ersten Male, seitdem er die Unterhaltung mit seinem Untergebenen begonnen hatte, seine Schwester an, welche zuhörend, ohne sich zu setzen, an der Thür stehen geblieben war.
„Es wäre mir lieber, wenn Du das Zimmer verließest, Sylvia," sagte er plötzlich.
„Weßhalb?"
„Weil ich Dich hier nicht brauche."
„Das ist unangenehm, da ich hier zu bleiben gedenke," sagte Mylady kalt. „Ich wünsche von jetzt an jeden Schritt zu kennen, der in dieser Angelegenheit gemacht wird."
„O, wirklich?" höhnte Duvar, während eine krankhafte Blässe auf seinem Gesichte lag. „Ich dachte, es wäre besser, wenn Du über das, was zu geschehen hat, in Ungewißheit bliebest."
„Da hast Du Dich geirrt!"
„So schlage ich denn vor," sagte der Exchirurge nach einer Pause, „Zeno nach L. zu schicken, um einen Mann zu holen, der mir schon früher gedient hat, und die beiden Männer mit den Hunden allnächtlich den Park durchstreifen zu lassen. Wenn sie Nichts finden, so ist es ohne Schaden; wenn sie jedoch im Gegenteil einen Wahnsinnigen finden, der sich hier verbirgt, so werden sie ihn fangen oder ihn bei diesem Versuche töten."
Mylady horchte mit stolzem, finsterem Gesichte, und ihre Lippen wurden immer bleicher, je weiter er sprach.
„Das wäre zu gefährlich, wenn es überhaupt möglich wäre, was nicht der Fall ist," sagte sie.
„Es ist sehr möglich und gefährlich nur für die Person, für die es dies sein soll. Wenn sich dieser Teufel hier herum versteckt und irgend einen wilden, hirnverbrannten Racheplan hegt, so ist das ein genügendes Zeugnis dafür, daß er wahnsinnig ist, was er auch wirklich ist. Jeder vernünftige Mensch würde offen und am Hellen Tage handeln. Ich halte ihn für verrückt, und es wäre das Beste für uns, wenn wir das beweisen könnten. Es bleiben uns nur verzweifelte Mittel; wir müssen siegen oder sterben. Wir haben Nichts zu verlieren, aber Alles zu gewinnen."
„Wer ist der Mann, nach dem Du schicken willst?" fragte Mylady düster.
„Du kennst ihn nicht, wenn ich Dir es auch sagte."
„Kann man ,sich auf ihn verlassen, wie auf Zeno?"
„Nicht so; aber wenn man ihn gut bezahlt, wird er das Seine thun." (Forts, folgt.) .