stische Dienstprüsuna ihren Abschluß. Zu dieser Prüfung hatten sich 23 Kandidaten angemeldet; 6 derselben sind vor der Prüfung zurückgetreten (5 vor dem Beginn derselben und 1 während der Prüfung) und 5 Kandidaten konnten die erforderlichen Noten nicht erreichen. Fast noch ungünstiger war das Ergebnis der ersten regiminalistischen Prüfung.
* Untertürkheim, 2. Juli. Der dreifache Mord, den der Weingärtner Huppenbauer in der Nacht vom Montag zum Dienstag in einem Fall von Geistesstörung beging und der noch alle Gemüter in Aufregung hält, wird auch nach einer Seite hin kommentiert, die ganz besondere Beachtung verdient. Wie schon hervorgehoben, war Huppenbauer früher in einer Heilanstalt untergebracht, weil die Aerzte diese Maßregel im Interesse des Kranken selbst wie seiner Angehörigen für dringend geboten erachtet hatten. Die letzteren machten alle Anstrengungen, den Kranken aus der Anstalt zu befreien, und scheuten keinen Schritt, selbst bei den höchsten Stellen vorstellig zu werden, bis sie ihren Zweck erreicht hatten. Bis zu einem gewissen Grad wird man die Angehörigen entschuldigen müssen, denn sie hielten den Kranken jedenfalls für gesund oder glaubten ihn mindestens für unschädlich halten zu dürfen. Was aber Laien-Urteile in der Jrrenfrage bedeuten, dafür liefert erst der neueste Untertürkheimer Fall einen überaus traurigen Beweis. (St. N. Tgb.)
* Stetten i. R., 3. Juli. Sehr fühlbar macht sich der große Ausfall an Kirschen, deren Erlös sonst eine willkommene Frühjahrs-Einnahme bildet. Ebenso ungünstig sind die Obstaussichten; nur in den Thalmulden um den Ort sieht man Früchte an den Bäumen, während die Halden, die sonst das schönste und gesuchteste Obst liefern, leer stehen. Von den Weinbergen hat der Hagel einzelne Gelände ziemlich stark mitgenommen, so daß die Einschätzungskommission in einzelnen Strichen den Schaden bis zu taxiert hat.
* (Verschiedenes.) Bei Berg wurde der Privatier Weißinger von Stuttgart als Leiche aus dem Mühlkanal gezogen. — In Kirchberg a. I. fiel beim Heuabladen in der Scheune ein 7jähriger Knabe so unglücklich auf die Futterschneidmaschiue, daß ihm der Fuß unterhalb des Kniees vollständig abgeschnitten wurde. — Wegen Brotneids fand letzten Samstag im Gasthof zum „Adler" in Neresheim zwischen dem Gemüsehändler Kaufmann aus Bopfingen und dem Gärtner Heindel eine Schlägerei statt, wobei es Schlag- und Bißwunden absetzte, an deren Folgen Kaufmann letzte Nacht gestorben ist; er hinterläßt eine Witwe mit 10 unversorgten Kindern. — Der älteste Mann von Rottweil, Gabr. Degginger, gew. Kaufmann ist im Alter von 94 Jahren verschieden. Der Entschlafene war trotz seines hohen Alters bis zu seinem Ende gesund und bewahrte eine seltene geistige Frische. — In Marktbronn war der Bauer Joh. Kümmerte im Begriff einen Heuwagen, welcher mit Kühen bespannt war, zu beladen, als die Tiere durch irgend etwas aufgescheucht, einen Seitensprung machten, und den am Rande einer Böschung stehenden Wagen umwarfen, welcher auf Kümmerte fiel und ihn so verletzte, daß er sofort tot war. — In Stuttgart wurden in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag in der Neckarstraße vier Männer, die je zu zweien einander begegneten, nach kurzem
Wortwechsel mit einander handgemein. Einer derselben brachte seinem Gegner einen Stich in den Hals bei, der die Hauptschlagader traf und nach wenigen Sekunden den Tod des Verletzten zur Folge hatte. Der Thäter ist bis jetzt unbekannt. — Der Postpraktikant Käsberger, welcher in Göppingen beim dortigen Postamt Posteinzahlungen in der Höhe von 1486 Mk. unterschlagen hatte, wurde zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.
* Mannheim, 3. Juli. Die hiesige Kafsee-Groß- Handlung Heinrich Poüly ist in Zahlungsstockung geraten und hat ihren Gläubigern 50 Prozent geboten. Die Passiven betragen 240 000 Mk. Die Ursachen der Zahlungsstockung sind in langjährigem schlechten Geschäftsgänge zu suchen.
* Leipzig, 2. Juli. Der vereinigte II. und III. Strafsenat des. Reichsgerichts verurteilte den angeblichen Handlungsreisenden Johann Schmidtkonz aus Stadtamhof (Bayern) wegen Verbrechens gegen H 3 des Reichsgesetzes über den Verrat militärischer Geheimnisse in zwei Fällen zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, sowie Zulässigkeit von Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Angeklagte wurde für überführt erachtet, sich militärische Geheimnisse verschafft zu haben, um sie an eine auswärtige Regierung weiterzugeben.
* Die Reise des Prinzen Ludwig von Bayern nach Kiel entsprach, wie jetzt gemeldet wird, einem dringenden Wunsche seines Vaters, des Prinz-Regenten Luitpold. Prinz Ludwig hatte bereits auf sein aus Moskau an den Kaiser Wilhelm gesandtes Aufklärungs- Telegramm folgende Antwort erhalten: „Es bedarf keiner Entschuldigung, ich kenne deine deutliche Gesinnung."
* Berlin, 2. Juli. In der heutigen Sitzung des Bundesrates wurde dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung die Zustimmung erteilt und dem Entwürfe eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenosseuschaften vom 1. Mai 1889 in der vom Reichstag beschlossenen Fassung zugestimmt.
* Berlin, 2. Juli. Oberhofprediger Dr. Kögel ist heute vormittag 9 Uhr gestorben.
* Berlin, 2. Juli. Aus Christiansand wird von heute gemeldet: S. M. Dacht Hoheuzollern ist nach guter Ueberfahrt um 6 Uhr nachmittags hier eingetroffen, und soll morgen die Reise nach Hardanger Fjord fortgesetzt werden. An Bord ist alles wohl.
* Berlin, 3. Juli. Der „R.-A." schreibt: Der Kaiser sandte an den Reichskanzler folgendes Telegramm: Christiansand, 3. Juli. Euer Durchlaucht spreche ich meine hohe Befriedigung über die endgültige Erledigung des großen Werkes aus, das Deutschland ein einheitliches bürgerliches Recht sichert. Mit dem Ausdruck meiner Anerkennung verbinde ich gern meinen besonderen Dank für Ihre angestrengte Mitwirkung und erfolgreiche Leitung bei dieser Arbeit, in deren Abschluß ich ein neues Bindemittel für das im Reiche geeinte Vaterland erblicke. Wilhelm I. U.
* Der Reichsanzeiger meldet die Verleihung des Großkreuzes des Roten Adlerordens in Brillanten an den chinesischen Vizekönig Li-Hung-Tschang, ferner
Ordensverleihungen an eine Anzahl Herren des Gefolges des Vizekönigs.
* Köln, 2. Juli. Der Vizekönig Li-Hung-Tschang ist heute vormittag mit Gefolge hier eingetroffen und wurde von dem Oberbürgermeister, sowie Vertretern des Handels und der Industrie empfangen.
* Betreffs des Achtuhrschlusses hat die Handelskammer inDortmund ihr Votum dahin abgegeben, daß der Vorschlag der Kommission für Arbeiterstatistik s. limine abzuweisen sei, und zwar einmal, weil sie es nicht für richtig halte, daß diese Kommission, welche zur Sammlung statistischen Materials eingesetzt worden sei, für sich die Initiative für Einbringung von Gesetzesvorschlägen in Anspruch nehme. Zweitens würde es die Kammer als einen ganz unerträglichen Eingriff der Staatsgewalt in das Recht erwachsener Personen und selbständiger Gewerbetreibenden betrachten, wenn ihnen an Werktagen die Stunden sollten vorgeschrieben werden können, in denen sie arbeiten dürfen oder nicht. Ein solcher Eingriff der Gesetzgebung wäre um so un- verstäudlicher, als der Staat selbst — der größte Arbeitgeber im Lande — in seinen eigenen gewerblichen Betrieben wie Eisenbahn, Post, Telegraphie, Telephon einen 12- oder gar lOstündigen Maximalarbeitstag einzuführen ganz außer stände sei und ganz unzweifelhaft bei der Landwirtschaft — trotz ihrer 16- bis 17stün- digen Arbeitszeit während der Ernte — ebensowenig einzuführen versuchen werde wie bei Privateisenbahnen, Straßenbahnen, Hotels rc.
* Metz, 30. Juni. Gestern früh 4 Uhr erschoß sich in seiner Kaserne in Monutigny Lieutenant Frieling- hans vom 34. Feld-Art.-Rgt. aus unbekannten Gründen. Er war erst IlU/z Jahre alt und seit wenigen Monaten Offizier.
* Metz, 3. Juli. Heute vormittag fand vom Militärhospital aus die Beerdigung von vier Opfern der Katastrophe von Divantiles-Ponts statt. Die Zahl der Opfer betrügt sechs. — Der Gemeinderat von Metz hat an die Militärverwaltung ein Gesuch gerichtet, daß sämtliche Artillerie-Depots in der Stadt und der nächsten Umgebung beseitigt und keine neuen mehr errichtet werden mögen.
* H ambnr g, 3. Juli. Hier ist die Nachricht eingegangen, daß bei Hiroschima der japanische Passagierdampfer Hozuimaru nach dem Zusammenstoß mit einem fremden Dampfer untergegangen sei. 178 Personen seien ertrunken. (Hiroschima ist die Hauptstadt der japanischen Provinz Aki am Südwestende der Insel Nippon, in welcher dort eine wohlgernndete, durch mehrere Inseln geschützte Bai eindringt.)
Ausländisches
* Wien, 2. Juli. Der Kaiser genehmigte, daß anläßlich seines Regierungsjubiläums nächst der Hofburg ein Erzherzog Albrecht-Denkmal errichtet werde als Widmung der österreichisch-ungarischen Wehrmacht, deren Offizierkorps hierzu 150 000 fl. aufbrachte.
* Wien, 2. Juli. Nach dem „Neuen Wiener Journal" beschloß das Kriegsministerium die Annahme eines neuen Repetiergewehr-Modells Mannlicher, Gewicht 3,3 Kilo gegen bisher 4,4, ferner 26 Magazine mit 130 Patronen gegen bisher 22 mit 110. Die Kosten der Anschaffung werden auf 80 bis 100 Millio-
Wenn der Mensch reif iit zum Untergang, kann ihn ein Strohhalm vernichten so gut wie ein Blitzstrahl.
Die seltsame Kerrat.
Roman nach dem Amerikanischen von August Leo.
(Fortsetzung.)
Elix schauerte wieder zusammen.
„Ich hoffe nicht. Doch, o Van, Du weißt, daß ich von Natur nicht feige bin; aber wenn ich an dieses Weib, an diese Sylvia Dare denke, so gerinnt mir das Blut vor Entsetzen und vor einer Furcht, die sich nicht beschreiben läßt!"
„Das kommt nur von Deiner langen, schrecklichen Gefangenschaft im Schlosse," sagte er beruhigend. „Du bist jetzt aufgeregt und nervös; glaube mir, hier bist Du sicher. Außer Louise und mir weiß es Niemand, daß Du hier bist, und selbst, wenn Lady Dare es wüßte, würde sie es nicht wagen, Dir zu nahen."
„Die würde Alles wagen, wenn genug auf dem Spiele steht," sagte Elix mit düsterem Ausdrucke, „und eine innere Stimme sagt mir, daß sie verzweifelte Gründe hat, mich bei Seite bringen zu wollen. Sie hätte mich sicher getötet, wenn sie es gewagt hätte; die Absicht habe ich mehr als einmal in ihren Blicken gelesen. Der Wille dazu fehlte ihr nicht, nur der Mut."
„Nun, hier kann sie nicht zu Dir gelangen," wiederholte Van, wieder auf die Uhr blickend. „Doch jetzt muß ich fort. Ich werde Louise beauftragen, Dich
gut zu bewachen und Niemanden zu sagen, daß Du hier bist. Ich komme vielleicht erst spät zurück; ruhe Dich gut aus, Herzchen, und habe keine Angst!" Als er den trüben Ausdruck ihres Gesichts bemerkte, fügte er hinzu : „Du bist ja in einer großen Stadt und nicht in der Wildnis."
„Es thut mir leid, daß Du mich schon so bald verlassen mußt, lieber Bruder."
„Mir auch; doch ich kann Dir nicht helfen. Und wenn Du Dich ordentlich ausschläfst, werde ich zurück sein, bevor Du aufwachst."
„Ich bin gar nicht schläfrig, und wir haben uns noch so viel zu erzählen. Aber — gehe, wenn es nicht anders sein kann, nur, Van — denke daran! — wenn ich wieder verschwinden sollte, so darfst Du nicht ruhen, bis Du weißt, wohin ich gekommen bin. Du darfst Nichts glauben, was Du nicht selbst stehst! Ehe Du meine Leiche nicht berühren kannst, darfst Du mich nicht für tot halten. Das versprichst Du mir?"
Van Ruble sah sie verwundert und traurig an.
„Ich verspreche es Dir hoch und heilig," sagte er ; „doch ich verlasse Dich nicht gern in einer solchen Ge- mütsstimmuug."
Er lächelte schwach.
„Gehe nur! Jetzt, nachdem ich das gesagt habe, ist mir besser, und ich will zur Ruhe gehen, wie Du es geraten hast. Küsse mich, Van!"
Er schloß sie in die Arme und küßte sie zärtlich, indem er sie fest an's Herz drückte.
„Es hat wohl niemals ein Bruder seine Schwester inniger geliebt, als ich Dich, mein Herz," sagte er
feierlich. „Glaube mir, daß ich Dich nicht wieder so leicht aus den Augen verliere."
Als er fort war, war es noch immer finster, Elix warf sich auf das Bett und deckte sich mit einem Plaid zu. Doch sie war zu aufgeregt, um schlafen oder selbst ruhen zu können.
„Wie wenige Stunden sind erst vergangen," dachte sie, „seitdem ich eine verzweifelnde, hilflose Gefangene und der Gnade der gehässigen, Mitleids- und gewissenlosen Lady Sylvia preisgegeben war. Ist es denn möglich, daß ich frei bin — daß ich endlich sicher ihren Händen entrann? Ich träume wohl, wie früher so oft — gewiß, ich träume nur. Doch das Kind — das süße kleine Mädchen mit den Sternenaugen, das habe ich sicherlich nicht geträumt. Wie kommt ein solches Kind zu dieser Mutter! Ihr Gesichtchen verläßt mich nicht!"
Dann stand sie auf und ging wieder im Zimmer umher; sie trat ans Fenster und blickte hinaus.
„Ich wünschte, es wollte mich Jemand schütteln, stoßen oder selbst schlagen!" murmelte sie träumerisch. „Elix Sever, wie kannst Du so traurig sein? Wie kannst Du so undankbar gegen die Vorsehung sein, da sie Dich doch aus der Gewalt dieses Weibes befreit hat?" fragte sie sich selbst vorwurfsvoll.
Es hatte zu regnen begonnen — ein leiser, durchdringender, niederdrückender Sprühregen, welcher ganz dazu gemacht war, eine düstere Stimmung hervorzubringen.
Plötzlich dachte sie an Annete Veli.
Konnte sie ihr wirklich etwas Wichtiges mitzutei-