Blumen geschmückt, auch fand man eine Engelsfigur, über deren rechtmäßigen Erwerb sich das Frauen­zimmer nicht auszuweisen vermochte. Am Mittwoch abend ist an einem Neubau in der Lessingstraße in Stuttgart das Gerüst gebrochen, wodurch 4 Ar­beiter abstürzten, von denen zwei sehr schwer und die beiden andern leicht verletzt wurden. Die Arbeiter waren damit beschäftigt, einen etwa 1012 Zentner schweren Stein auf das Gerüst zu schaffen, wodurch die Gerüstbalken brachen, der Stein stürzte ab und die Arbeiter fielen auf denselben. Auf die Abgestürzten fielen die Gerüstdielen, welche die schweren Verletzungen verursachten. Die Verletzten wurden mittels Sanitäts­wagens ins Katharinenhospital verbracht. Untersuchung ist eingeleitet. _

* Hockenheim bei Schwetzingen, 22. Juni. Die Neue Badische Landeszeitung" meldet: Bei dem den Abschluß der Euthüllungsfeierlichkeit des Kriegerdenk­mals bildenden Volkfeste stürzte eine Kletterstange, au welcher sich ein 14jähriger Bursche befand, um. Der Bursche brach das Genick und blieb sofort tot.

* Die größte Eiche Badens ist am letzten Freitag von einem müßigen Sturm gefällt worden. Der mächtige Baum stand im fürstlichen Walde (Distrikt Fleschenreute) bei Thal m ü h l e. Er mißt 28,47 Fm. Die starken Herbststürme im vergangenen Jahr scheinen dem Baume einige Wurzeln abgesprengt zu haben, so daß jetzt bei gefüllter Blätterkrone der Wind am letz­ten Freitag leichte Arbeit hatte und den mächtigen Eichbaum den Abhang hinunter riß.

* (Ein Haus für 50 Mk.) In Altenstein, Amt Schönau, wurde kürzlich infolge richterlicher Verfügung ein altes großes Bauernhaus nebst Gemüsegarten für 50 Mk. verkauft.

* Nürnberg. Eine harte Strafe wurde vom Schwurgericht gegen einen Mann ausgesprochen, der, um eine bereits verfallene Eisenbahn-Rückfahrtkarte im Wert von 20 Pf. noch benutzen zu können, das Datum fälschte. Er wurde zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt.

* (Aus dem Reichstag.) Infolge der Drohung der

Konservativen, gegendas ganze bürgerl. Gesetzbuch zu stim­men, wenn der Wildschadens-Ersatzparagraph in derKom- missions-Fassung angenommen werde, hat dasZentrum eine Kunst des Umfalles bewiesen, welche diebekannte Fertigkeit der Nationalliberaleu hierin noch weit in den Schatten stellt. Die Ultramontauen haben es fertig gebracht, ihren Standpunkt innerhalb ein und derselben Sitzung zu wechseln. Etwa um 1 Uhr verteidigte der Zentrums­abgeordnete Gröber die Beschlüsse der Kommission, betreffs des Wildschadenersatzes im bürgerlichen Gesetz­buch, der in dieses hineingehöre, und um 4 Uhr, also kaum 3 Stunden später, verteidigte der ebenso ultra­montane Abgeordnete vr. Lieber die Ablehnung eben jener Beschlüsse. Im Sinne des Letzteren stimmte dann das Gros der Partei ab einschließlich des Herrn Gröber. In namentlicher Abstimmung wurde die Er­satzpflicht für Schäden, die durch Hasen angerichtet sind, mit 178 gegen 69 Stimmen bei fünf Stimmenent­haltungen gestrichen. (Berl. Tagbl.)

* Berlin, 24. Juni. Vor der Strafkammer des Landgerichts I wurde heute der mit Spannung erwar­tete Prozeß Friedmann verhandelt. Friedmann ist, wie der Anklageschrift zu entnehmen, am 19. Oktober 1852

M_Lef-frircht.M

* Der Mensch kann nichts Hoh'res erstreben im Kampfe mir Sorge und Not, als ein gutes Gewissen im Leben, und einen guten Namen im Tod.

Die fettfame KeiraL.

Roman nach dem Amerikanischen von August Leo. (Fortsetzung.)

Wo ist er?" keuchte er.Nimm die Hände weg. Willst Du mich umbringen?"

Ja wohl!" zischte die zärtliche Schwester.

Doch sie ließ etwas nach, er riß sich von ihr los und stand daun vor ihr, sich schüttelnd und sie mit aufgerissenen Augen und zitternden Lippen anstarrend. . ZWas soll denn das heißen, daß Du so auf mich losfährst?" fragte er heiser.

Wo ist sie? Was hast Du mit ihr gethan? Sage es sogleich oder"

Oder was?" höhnte Duvar.Ich weiß ja gar nicht, wovon Du sprichst und glaube, Du weißt es selbst nicht."

Du weißt es ganz gut. Du hast die ganze Woche danach herumspioniert. Nun, wo ist sie? O, Derrick, um's Himmelswillen, spiele nicht mit mir! Du weißt nicht, was davon abhängt, daß dieses Weib in sicherem Gewahrsam bleibt."

Ich weiß Nichts von irgend einem Weibe, das schwöre ich Dir, Sylvia!" beteuerte Duvar heftig. Wer war sie? wer war sie?"

Sie war hier, in einem geheimen Zimmer, dessen

in Berlin geboren, evangelisch und bisher noch nicht bestraft. Wie man weiß, ist er, der bis dahin der ge­suchteste Rechtsanwalt in Berlin war, im Dezember 1895 mit Hinterlassung bedeutender Schulden in Be­gleitung der Statistin Anna Mertens aus Berlin ver­schwunden, aber im Februar d. I. in Bordeaux ver­haftet und nach langen Verhandlungen an Deutschland ausgeliefert worden. Er ist angeklagt, 6000 Mk. ihm anvertrauter Gelder unterschlagen zu haben. Der That- bestand ist folgender: Unter den Erben des am 4. Feb­ruar 1893 verstorbenen Rentiers Schüler waren Strei­tigkeiten ausgebrochen, die vor Gericht zum Austrag kommen sollten. Zu den Erben gehörten u. a. die Kinder des Maurers Wilhelm Berger, deren Pfleger der Schneidermeister Gottlob Berger war, und die Witwe Anna Schenk, geb. Schüler. Letztere wollte einen Vergleich zu stände bringen und wandte sich an den Angeklagten, den sie u. a. fragte, was sie mit 6000 Mk. anfangen sollte, die sie von der Nachlaßsache im Besitz habe und die den Bergerschen Kindern aus­bezahlt werden müssen. Friedmann erwiderte, daß er die 6000 Mk. haben müsse, um sie jederzeit dem Vor­mundschaftsrichter vorlegen zu können. Er werde ihr einen Schein aushändigen und das Geld, das zu O"/» verzinst werde, bei seiner Bank deponieren. Die Zinsen wurden von Friedmann bezahlt, dagegen lehnte er im Herbst v. I. das Verlangen Gottlob Bergers um Rück­zahlung des Geldes unter verschiedenen Vorwänden ab. Schließlich bestellte er Berger auf einige Tage später zu sich, indem er behauptete, daß das Geld erst von der Bank herausbezahlt werden müsse. Als Berger wieder kam, war Friedmann aus Berlin verschwunden. So weit die Anklageschrift. Auf Grund der heu­tigen Verhandlung beantragte der Staatsanwalt 2 Jahre Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Der Gerichtshof sprach jedoch den Angeklagten frei.

* Berlin, 25. Juni. In der Begründung des Urteils gegen Fritz Friedmaun heißt es: Das Gericht konnte nicht die volle Ueberzeugung gewinnen, daß im Falle Berger kein Darlehensgeschäft vorlag. Der Ge­richtshof habe aus dem rein thatsächlichen Grunde, daß die einzige Belastung durch Berger nicht ausreicht, auf Freisprechung erkannt. Nach der Urteilsverkündigung gab der Vorsitzende dem Staatsanwalt anheim, sich über die Frage zu äußern, daß nach Völkerrecht je­mandem, der sich unfreiwillig des Asylrechts begeben, Frist gegeben werden müsse, um ins Asyl sich zurück­zubegeben. Der Staatsanwalt erwiderte, die Berliner Gerichtsbehörde habe an dieser Frage kein Interesse; das schwebende Verfahren wegenbetrügerischen Bankerotts werde auf seinen Antrag eingestellt, andere gegen Fried­mann vorliegende Anzeigen würden voraussichtlich zu einem Verfahren wegen Bestechung führen. 'Der Gerichts­hof beschloß, Friedmann aus der Haft zu entlassen und ihm bis zum 27. Juni Frist zu gewähren, um Deutsch­land zu verlassen.

* Li-Hung-Tschang soll auch seinen Sarg mit nach Berlin gebracht haben. Er steht in einer Kiste wohlverwahrt in seinem Schlafzimmer. Li-Hung-Tschang wünscht in seinem Vaterlande begraben zu sein, da der religiöse Gebrauch der Chinesen ein Begräbnis in hei­mischer Erde unter allen Umständen verlangt. Der Sarg ist aus Eichenholz gefertigt und kostbar mit Gold, Seide und Bildern geschmückt. Auf der Seite ist die

Zugang und Lage nur mir bekannt war, und sie ist fort! Sie hat nimals allein herauskommen können; es muß ihr Jemand geholfen haben, und ihre Flucht ist mein vollständiger Ruin, das ist ganz sicher!"

Vielleicht nicht, wenn Du Dich zehn Minuten wie ein vernünftiges Frauenzimmer benehmen kannst und mir die Lage der Dinge erklären willst. Erzähle mir Alles!" sagte Duvar, sie beruhigend.

Ich will es Dir nicht sagen, wer sie ist!" schrie Lady Dare wild.Ich will nicht! Ich will nicht!"

Sei keine thörichte Närrin, Sylvia!" überredete sie ihr Bruder mit ärgerlicher Verachtung.Du kannst Dir nicht Helsen, und wenn Du willst, daß ich Dir helfen soll, so mußt Du etwas Vertrauen zu mir haben! Du bist doch sicherlich die größte Idiotin, die je geboren wurde. Glaubst Du, Du kannst mich immer zu Deinem Werkzeuge machen, ohne mir Etwas zu sagen? Glaubst Du denn, daß ich irgend Etwas verraten oder zu Deinem Schaden verwenden würde?"

Lady Dare warf ihm einen prüfenden Blick zu.

Ja, das glaube ich. Du würdest noch ein schlimmerer Herr sein, als" ein Schauder über­lief sie.

Hauptwann Sever? Da irrst Du Dich ! Wirk­lich ! Was in Deinem Interesse ist, ist ja auch in dem meinen," sagte ihr Bruder in überzeugendem Tone. Doch wir verlieren nur die kostbare Zeit. Du mußt mir in dieser Sache Vertrauen schenken, wenn Du meine Hilfe verlangst und das Entkommen dieses Weibes von so großer Wichtigkeit ist, wie Du sagst."

Das ist es o, das ist es!" keuchte Mylady,

Inschrift angebracht:Li-Hung-Tschang, erster Minister des Kaisers von China."

Ausländisches

* Wien, 24. Juni. Die N. Fr. Pr. meldet aus Athen: In Candia begannen die Türken die Häuser der Christen mit Kreuzen zu bezeichnen, was großen Schrecken hervorrief, weil man Anstalten zum Wieder­beginn der Massakres darin erblickt. Der österreichische Konsul erhob sofort sehr ernste Vorstellungen bei Ab­dullah Pascha, zumal auch das österreichische Postge- büude mit einem Kreuze bezeichnet war. Die Lage auf der Insel ist unverändert. Scharmützel und Ge- waltthateu sind an der Tagesordnung. Dabei breitet sich der Aufstand immer weiter aus, und in gleichem Maße wächst auch das Elend unter der christlichen Be­völkerung.

* Am letzten Samstag schlug der Blitz in den Pfarrhos von B o is - en - Ad r e s ein, wobei vier von sechs beim dortigen Pfarrer als Gäste weilende Amtsgenossen vom Blitze getroffen wurden. Zwei derselben wurden vollständig gelähmt; ihr Zustand scheint hoffnungslos.

* Aus Brüssel, 23. Juni wird gemeldet: Der Blitz schlug in das Kloster von Bois d'Enardes ein; sechs Mönche wurden getötet und mehrere Zöglinge verwundet.

* London, 23. Juni. Das Oberhaus nahm mit

142 gegen 113 Stimmen die zweite Lesung der Bill j an, wonach die Ehe mit der Schwester der verstorbenen ! Frau gestattet wird. Der Prinz von Wales und die ? Herzöge von Dort und von Fife stimmten für die Vorlage. !

* Das erschöpfte Spanien will seinen Zollfrieden mit Deutschland schließen. Dem spanischen Kongreß ist am 20. d. von der Regierung ein Gesetzentwurf folgenden Inhalts vorgelegt worden: Die Regierung wird ermächtigt, den Boden- und Jndustrieerzeugnissen des Deutschen Reiches die Zollsätze des zweiten Tarifs (Minimaltarifs) aus dem gegenwärtig für Spanien und Cuba, sowie Portorieo geltenden Zolltarif ohne weitergehende Zugeständnisse zu gewähren, wofern Deutschland seinerseits den Erzeugnissen aus Spa­nien und seinen Kolonien die Zollsätze seines General­tarifs gewährt ohne die Zuschläge, denen gegenwärtig einzelne Warengattungen unterworfen sind.

* Der General-Konsul der Vereinigten Staaten in Havanna, General Fitzhugh Lee, hat. dem Präsi­denten Cleveland zwei Berichte über die Lage auf Cuba übersandt, einen vertraulichen und einen für das Staats­departement bestimmten. Der vertrauliche Bericht soll die Zustände in den dunklen Farben schildern. In dem für die Oeffentlichkeit bestimmten Bericht sagt der General-Konsul, daß die Autonomie der Insel die einzige Lösung bilde. Die Stellung Canadas im bri­tischen Reiche möge zum Muster genommen werden, vielleicht sei aber auch das schon zu spät.

* Jokohama, 25. Juni. Reuter meldet, die Zahl der bei der jüngsten Hochstut an der Nordküste Umgekommenen wird auf 27,000, die der Verletzten auf 8000 angegeben.

* Die Gemahlin des Präs. Krüger von Transvaal . ist ebenso merkwürdig in ihrer Art, wie ihr Gatte, der Eu- j ropas übertünchter Diplomatie doch wahrlich einenPossen nach dem andern gespielt hat. Daß ihr Gemahl Millionen -

indem sie die weißen, beringten Hände auf das Herz drückte, um dessen Klopfen zu beruhigen.Es war Magnus Sever's Frau! Er wußte nicht, daß sie am Leben sei!"

Jetzt war es Duvar, der erbleichte und dem der Atem stockte vor einer Erregung, die nicht Erstaunen allein war. Eine Todesblässe überzog seine feinen Züge, und er sah wirklich aus, als ob er ohnmächtig werden solle.

Magnus Sever's Frau?" stotterte er mit ver­sagender Stimme.Allmächtiger Gott!"

Siebentes Kapitel.

Flucht in Todesangst.

Duvar holte lang und tief Atem.

Es ist unmöglich!" rief er.Wie könnte denn das sein?"

Gleichviel!" eutgegnete Mylady mit düsterem Aerger und Ungeduld.Ist es Dir nicht genug, wenn ich Dir sage, daß es so ist! Und Du kennst die Ge­fahr für uns, wenn sie frei ist."

Duvar war noch nicht ganz ec selbst; er konnte nicht sogleich die Betäubung des Erstaunens und Ent­setzens, in welchen ihn die Worte seiner Schwester ver­setzt hatten, abschütteln.

Doch er zweifelte nicht länger an der Thatsache.

Du hast recht," sagte er heiser. Wenn wir sie nicht auffinden, sind wir ruiniert. Also, wann hast Du sie zuletzt gesehen? Sprich schnell!"

Gestern um diese Zeit; ich bin immer einmal