Der 65jährige Gürtler Georg Schmidt von Langen- bruck kehrte abends 8 Uhr vom Wirtshause heim und wurde von seiner etwa 59 Jahre alten Frau, mit der er erst etwas über 1 Jahr verheiratet ist, mit Vor­würfen empfangen. In dem entstandenen Wortwechsel holte die Frau, die als bitterböses Weib bekannt ist, einen Misthaken und schlug damit ihren Manu nieder, so daß er sofort bewußtlos ward. In ihrer blinden Wut schlug das Weib fortwährend auf den Mann ein, so daß dessen Schädel buchstäblich zermalmt war. Die Volksstimme bezeichnte sofort die Frau als Mörderin, diese versuchte zu leugnen, gestand aber schließlich. Der Manu batte bei einer inzwischen in Konkurs geratenen Fir.ua 3000 Mk. Guthaben, welche die Frau verlockt hatten, ihn zu heiraten. Als das Geld verloren war, soll sie wiederholt geäußert haben:Das Geld ist hin, jetzt mußt du auch hin werden, glaubst du, ich Hab dich wegen deiner schiefen Füße geheiratet?"

* (Vers chiedenes.) Als am letzten Freitag vormittag der Posten am Pulverturm in Stuttgart abgelöst werden sollte, fand man denselben tot vor. Der Betreffende, ein Soldat des 7. Jnf.-Regiments, hatte sich erschossen. Motiv zur That unbekannt. In der Molkerei Eisenharz fiel ein Senne mit dem Kops vornüber in einen Kübel mit siedendem Wasser. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. In Unterheimbach kam es vor, daß ein Mann zweimal den Versuch machte, durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stocks seiner Wohnung seinem Leben ein Ende zu machen. Als er beidemale fast unversehrt unten ankam, stand er von seinem Vor­haben ab. In der kath. Stadtpfarrkirche zu Friedrichshasen machte sich vor einigen Tagen ein Fremder auffällig. Der Meßner, der mit seinem erwachsenen Sohne dort eben beschäftigt war, be­obachtete denselben, wie er anfangs in einer Bank kniete und anscheinend in Andacht versunken war, dann aber sich in seinem Schirm mit Werkzeugen zu schaffen machte. Weiteres verhinderte der unerschrockene Meßner, indem er den gutgekleideten Fremden veran- laßte, ihm auf das Rathaus zu folgen. Dort ent­puppte sich der Kirchenbesucher als Opferstockdieb, der mit allen zu diesem unsauberen Gewerbe erforderlichen Werkzeugen wohl versehen war. Neben barem Gelde fanden sich auch falsche Stempel bei ihm vor. Die Errichtung einer Seidenspinnerei in Eßlingen hat sich wieder zerschlagen, da der Vertreter der Firma Henneberg in Zürich das nötige Areal von der Stadt nahezu geschenkt verlangt haben soll. Die Fabrik wird nunmehr in Konstanz ins Leben treten. Wie derJpf" aus Oberdorf berichtet, wurden am 19. Februar daselbst von dem Amtsrichter ans Neresheim und dem Finanzamtmann in Kapfenburg nebst Ge­richtsschreiber, einem Stationskommandanten, zwei Landjägern und fünf Steuerwächtern bei vier jüdischen Geschäftsleuten Haussuchungen wegen Verdachts der Steuerdesraudation vorgenommen. Dieselben sollen eine ergiebige Ausbeute geliefert haben: dabei sei in einem Heustock ein Kopfkissen voll Geschäftsbücher, Schuldscheine rc. gefunden worden. In Bregenz machte letzten Donnerstag Fischer Bilgeri wieder einen Fischzug von 150 Zentner. Als Motiv zum Selbst­mord des Stadtanfwärters Heckel, zu Heslach wohn­

haft, welcher sich am letzten Donnerstag in dem städtischen Gebäude der Turmstraße erhängte, wird Geiz angegeben, da Heckel immer glaubte, mit seinem Einkommen, obgleich er auch sonst gut situiert war nicht leben zu können. Am letzten Freitag vor­mittag hat sich in Ludwigsbnrg der Kantine­führer Unteroffizier B. des 3. Bataillons des Jnf.- Reg. Alt Württemberg Nr. 121 in seinem Zimmer erschossen; der Beweggrund zu dieser unglücklichen That ist bis jetzt noch unbekannt. Wie man hört, soll die Kantinekasse in vollständiger Ordnung sein.

Am letzten Freitag abend 8 Uhr brannte in Entringen, O.-A. Herrenberg, eine Doppelscheuer (frühere Zehentscheuer) bis auf den Grund nieder. Dieselbe war mit Stroh, Heu u. s. w. ganz voll gefüllt.

In der Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans in Schramberg fehlten seit einiger Zeit dem Magazinier W. in seiner Kasse wiederholt größere und kleinere Geldbeträge. Der Hilfsmagazinier F., der einen ganz auskömmlichen Gehalt bezieht, wurde mit Hilfe eines elektrischen Läutewerks überrascht, wie er eben einen Griff in die Kasse that. Derselbe wurde verhaftet.

* In Mannheim ist die älteste Bewohnerin der Stadt, das ans Worms gebürtige Fräulein Sophie Brechter im Alter von über 101 Jahren gestorben. Die alte Dame, die bei Verwandten lebte, war bis in die letzte Zeit rüstig und geistessrisch.

* Lahr, 28. Februar. Ein komisches Mißverständnis macht trotz der hier noch immer herrschenden heftigen Aufregung wegen der zahlreichen Brandunfälle und Drohbriefe viel von sich reden. ES dürfte bekannt sein, daß die hiesigen Bürger wegen der Un­sicherheit bei Nacht eine freiwillige Nachtwache gebildet haben, die von Zeit zu Zeit die Straßen abpatroulliert. Eine solche Pa­trouille beobachtete nun, wie in einem Nebengäßcheu eine Männer­gestalt, der eine verhüllte Frau folgte, ganz sachte aus einem Haus heraustraten, dasselbe hinter sich abschlossen und nun im eiligsten Lauf im Dunkel der Nacht davonjazten. Dieser ganze Austritt war so verdächtig, daß die Pairouille dem dunklen Paar nachjagte, dasselbe richtig einholte und zur Wach- brachte. Hier stellte sich nun heraus, daß der Verhaftete ein höchst harmloser Bürger war, der die Hebamme holen mußte, und der allem An­schein nach triftige Gründe hatte, sich so sehr, wie irgend möglich zu beeilen.

* Eberswalde. Der Gerichtsvollzieher Müller hat hier Selbstmord begangen. Am Freitag früh wurde er in seinem Schlafzimmer erhängt aufgefunden. Die Veranlassung zu dem Selbstmord bildeten allem Anschein nach zerrüttete Vermögensverhäliniffe, die namentlich durch leidenschaftlich betriebenes Hazard- spiel herbeigeführt sein sollen. Seit mehreren Tagen weilte ein Revisor in Eberswalde, um die Gerichts­kaffe zu prüfen. Bis zum Donnerstag hatte Müller es so einznrichten gewußt, daß der Revisor ihn nicht zu Hause antraf. In der Nacht zum Freitag versuchte er noch einmal sein Glück im Spiel, wohl in der Hoffnung, dabei so viel Geld zu gewinnen, um damit den Fehlbetrag in seiner Kaffe decken zu können. Als diese letzte Hoffnung fehlschlug, legte er Hand an sich. Er hinterläßt eine Frau und vier bereits erwachsene Kinder.

* Berlin, 26. Febr. Einen seltenen Galt beher­bergte Berlin am Montag in seinen Mauern. Mr. Mc. Turner, ein Vollblutneger und Bischof der Metho­disten, war, von Amerika über Hamburg kommend, hier eingetroffen und wurde von einer Anzahl seiner in Berlin sich anfhaitenden Stammesgenoffen am

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* Was Einem nicht kann werden, gilt als das Liebste ans Erden.

Auf Hlmwegen.

Original-Roman von Alice v. Hahn.

(Fortsetzung).

Mit der Geburt der kleinen Bianka waren selbst­verständlich diese Aussichten für Teresa geschwunden; doch das änderte nichts in der Erziehungsweise, die man ihr angedeihen ließ. Nur noch herzlicher näherte sich ihr die edle Frau, um ihr gewissermaßen Ersatz zu bieten für die veränderte Lebensperspektive.

Die traurigen Verhältnisse, die Teresa im ersten Abschnitt ihres Lebens umgaben, hatten ihr das Ge­präge eines frühreifen Ernstes gegeben, und erst nach und nach wurde die Schwermut ihres Gemütes durch die liebevolle Behandlung ihrer feinfühligen Pflege­mutter gemildert.

Teresa war in den acht Jahren zur herrlichen Jungfrau erblüht; die kleine verkümmerte Knospe hatte sich jetzt zur strahlenden Blume entfaltet. Dichtes blauschwarzes Haar umrahmte in leichtem Gelock das feingeschnittene Gesichtchen, und wunder­bar schöne dunkle Augen schauten schwärmerisch sinnend in die Welt. Ihre Figur war mittelgroß, zart und doch von bezaubernder Rundung. Ihr leichtschweben­der Gang und wie sie die Hand bewegte, das war von so entzückender Grazie, daß man wohl vermuten konnte, sie wäre ein Fürstenkind, aber kaum glauben

mochte, daß sie im Bettlerkleide geboren sei; wenn sie nun gar einmal herzlich lachte und die Schneeperlen ihrer Zähne durch die Purpnrlippen schimmerten, dann war man wirklich erstaunt, wie sich eine solche Fülle von Reizen auf eine Person konzentrieren konnte. Ihre leichte Auffassungsgabe hatte sie die deutsche Sprache schnell erlernen lassen; wie melodisch klangen die deutschen Worte mit dem Accent ihrer Heimat­sprache! man glaubte Musik zu hören.

Es ist leicht begreiflich, daß ein so seltenes Ge­schöpf in Kulmhagen nicht geringes Aufsehen erregte. Von nichts wurde nun mehr gesprochen, als von der schönen Fremden; wenn sie, die kleine Bianka an der Hand, von ihren täglichen Spaziergängen durch die Stadt zurückkehrte, dann folgten ihr viele bewundernde und beneidende Blicke.

Auf einem dieser Spaziergänge war es, wo der von seinem Dienst heimkehrende Bossart der Lust­wandelnden begegnete. Da er, wie gesagt, sehr zu­rückgezogen lebte, so hatte er von dem im Schlosse eingekehrten Besuch noch nichts erfahren. Wie ge­blendet starrte er die fremde Erscheinung an; sie war schon lange vorüber und seinen Blicken entschwunden, und noch immer stand er wie verzaubert und schaute nach der Richtung, die sie eingeschlagen hatte. End­lich raffte er sich auf; träumerisch sinnend betrat er sein Haus. Als wäre ihm ein Märchen begegnet, so seltsam war ihm zu Mute; was war denn vorgefallen, das ihn so aus seiner Seelenruhe aufstörte? War -ihm jemals passiert, daß ihn der Anblick eines Weibes w närrisch gemacht? So schalt er sich selbst, und

Lehrter Bahnhof feierlich empfangen und zu Wagen nach der im Südosten gelegenen Wohnung eines seiner Glaubensgenossen geleitet, woselbst dem Bischof zu Ehren ein festliches Negermahl veranstaltet wurde. Die Absicht des schwarzen Bischofs ist, zunächst Süd­europa zu bereisen und sich sodann nach Liberia, der Negerrepublik, zu begeben. Der Bischof ist einer jener farbigen Apostel, die in der Rückkehr ihrer far­bigen Rassengenossen nach Afrika das Glück der ame­rikanischen Neger, der ehemaligen Sklaven, erblicken.

* Berlin, 27. Febr. Der Lokalanzeiger erfährt angeblich aus guter Quelle, Friedmaun's Verneh­mungen hätten bis jetzt nichts ergeben, was für diesen belastend im Sinne einer Anklage auf betrügerischen Bankerott und Depotunterschlagung zu betrachten wäre.

* Berlin, 29. Februar. Graf Dürkheim ver­spricht in der Krenzzeitung eingehend die Flotteufrage: Deutschland müsse unter den Marinen 2. Ranges die erste Stelle einnehmen.

* Trotz aller gegenteiligen Meldungen versichert dieKöln. Ztg.", daß der Kaiser den Vorschlägen bezüglich einer Reform der vierten Bataillone be­reits seine Zustimmung erteilt hahe.

* Das Bürgerliche Gesetzbuch wird bekanntlich gleich­zeitig mit Novellen zum Gerichtsverfassungsgesetz, zur Zivilprozeßordnung, zur Konkursordnung, mit einem Gesetze über die Zwangsversteigerung und die Zwangs­verwaltung, einer Grundbuchordnung und einem Ge­setz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­barkeit in Kraft treten. Nachdem nunmehr die be­treffenden Entwürfe über das Gerichtsverfassungsgesetz, die Zivilprozeß- und Konkursordnung dem Bundesrate zugegangeu und von diesem in Beratung genommen sind, bleibt für die zuständige behördliche Stelle noch die Fertigstellung der drei letzten Entwürfe übrig. Auch an diesen ist schon geraume Zeit gearbeitet, so daß ihrer Herstellung gleichfalls für eine nahe Zeit eutgegengesehen werden darf.

* Kiel, 27. Febr. Die PanzerschiffeSachsen" undWürttemberg" fahren am 15. März nach Amsterdam. Die alljährliche Tour der Panzer­schiffe der 2. Division nach England fällt dieses Jahr aus.

* Der Kapitän des am Donnerstag abend auf der Reise von New-Iork nach Genua in Gibraltar angekommenen SchnelldampfersNormania" der Ham­burg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft meldet, daß er den DampferSt. Pierre" auf hoher See in sinkendem Zustande angetroffeu und die ganze aus 19 Personen bestehende Besatzung des Schiffes ge­rettet habe.

* Graudenz, 28. Febr. DerGesellige" mel­det aus Gnesen: Heute früh 6 Uhr brach in dem Ottomanski'schen Geschäft in der Wilhelmsstraße Feuer aus. Eine Frau Gatzka verbrannte mit ihren 4 Kin­dern. Der Ehemann Gatzki sprang aus dem 3. Stock­werk hinab und blieb sofort tot liegen. 4 Personen wurden gerettet. Ottomanski wurde verhaftet.

* Kottbus , 27. Febr. Nach einer Meldung des Förster Tageblattes" mißhandelten ausständische Tex­tilarbeiter auf der Wallpromenade von der Arbeit heimkehrende Fabrikmädchen. Durch ein gedrucktes Plakat an dem Gebäude der Staatsanwaltschaft wurde

dennoch konnte er es nicht bändigen, dies übermächtige Gefühl von Seligkeit und Bangen; er mußte hinaus, mußte zu erfahren suchen, wer sie sei. Doch wie sollte er es anfangen, dies zu ermitteln! Würde man es nicht dem zitternden Laut seiner Stimme an­merken, wie erregt er war? und doch wollte er um alles in der Welt nicht zu erkennen geben, wie nahe ihn die Sache berühre.

Bossart dachte an das schöne Mädchen, er, dem Trug und List so fremd waren, sann nach, wie er es in Erfahrung brächte, wer jene Erscheinung sei, die ihn so mächtig gefesselt hatte. Der Zufall wollte ihm wohl, denn als er die Pforte seines Vorgärtchens schloß, kam, schon von weitem grüßend, der Schul­meister Bahlke aus ihn zu.

Sagen Sie mir, lieber Herr Bossart, man spricht davon, daß die Einfuhr lebenden Viehes in nächster Zeit wieder verboten werden soll; ist dies der Fall, so müßte ich noch schnell hinüber, um einige geschäft­liche Angelegenheitenzuerledigeu." Der Schulmeister war nebenbei für einige Viehhändler beschäftigt. Nun wußte Bossart, daß der Lehrer diesen Gegenstand nur be­nutzte, um einen neuen Anknüpfungspunkt zu haben, und er hätte ihm wohl auch heute, wie schon oft, kühl und höflich abweisend geantwortet, wenn es nicht ganz seinem Interesse entsprochen hätte, das Gespräch mit dem Lehrer, der die Chronik des Ortes war, fortzusetzen. Er stand ihm also ausnahmsweise aus­führlich Rede, und bald waren sie in ein lebhaftes Gespräch verwickelt, bei dem allerdings der Lehrer das Wort führte, Bossart aber geduldig wartete, um