die Sprengung der Geisler'schen Färberei angedroht. Die Gendarmerieposten sind durch 11 Mann ver­stärkt worden.

Ausländisches.

* Wien, 28. Febr. Wie aus Pest gemeldet wird, siel in Groß-Becskerek mit vulkanischer Asche gemischter Schnee; zugleich wurde ein unterirdisches Getöse wie bei einem Erdbeben vernommen.

* Wien, 28. Febr. Aus St. Petersburg wird derPolit. Corr." geschrieben, Rußland habe in Korea keine Eroberungsabsicht, vielmehr erscheine ihm dessen Unabhängigkeit und Beruhigung wichtig für die Sicherheit Sibiriens. Die Notwendigkeit eines freien Hafens in Ostasien macht sich für Rußland allerdings immer fühlbarer.

* Rom, 27. Febr. In Petersburg soll Italien erklärt haben, daß es keine Vertretung zur Krönung senden werde, falls eine offizielle abessynische Gesandt­schaft eintreffe.

* König Humbert ist zur Besichtigung der nach Afrika abgehenden Truppenverstärkungen in Neapel eingetroffen und von der Bevölkerung mit großem Enthusiasmus empfangen worden. Der Monarch unterhielt sich mit zahlreichen Mannschaften und sprach seine Hoffnung aus einen siegreichen, schnellen Abschluß des Feldzuges aus. Zwar lauten die Nachrichten vom Kriegsschauplatz selbst keineswegs sehr günstig. General Baratieri behauptet, bei dem Feinde stelle sich Mangel an Lebensmitteln ein, aber die stetigen Vorwärtsbewegungen der Abessinier, welche sich jetzt bemühen, die Italiener in der Flanke zu fassen, deuten gerade nicht darauf hin. Der italienische Oberbefehls­haber ist über einige größere Rekognoszierungen noch nicht hinausgekommen.

* Nizza, 27. Febr. Kaiser Franz Josef stattete der Fürstin von Bulgarien einen Besuch ab.

* Paris, 27. Febr. Als wahren Grund für die fortwährenden Reibereien des französischen Botschafters, Herbette in Berlin, mit seinen Attaches weiß der Figaro" zu melden, daß Herbette als Bürgerlicher die Gesellschaft des preußischen Adels meide; er finde seine Befriedigung in den Kreisen der Gelehrten und Dichter. Dagegen knüpfen die adeligen französischen Attaches alsbald enge Verbindungen an mit den Eulenburg, Hohenlohe u. s. w. Der Umgang mit dem preußischen Adel übertrage auf die adeligen Attaches gewöhnlich einen nicht leicht zu verbergenden Hochmut denBourgeois" gegenüber.

* Paris, 29. Febr. Friedmann erhielt das Geld aus Berlin ausgehändigt. Gestern hatte er wieder ein Verhör vor dem Oberstaatsanwalt.

* Bordeaux, 29. Febr. Von den bei Fried­mann beschlagnahmten, dem deutschen Konsul über­gebenen und der deutschen Botschaft zugestellten Pa­pieren hat keines irgend einen sensationellen Charakter.

* London, 29. Febr. Selbst einsichtige Eng­länder nennen den Prozeß gegen Jameson jetzt schon ein Possenspiel. Daß bei demselben nicht viel heraus­kommen würde, hat wohl in Deutschland Niemand bezweifelt. Eine längere Währungs-Debatte gab es im Londoner Parlament. Die Regierung bestätigte die bekannten Darlegungen des Fürsten Hohenlohe im Deutschen Reichstage. Aussichten aus eine Währungs­

reform sind nicht vorhanden, zur Zeit wenigstens nicht.

* Die russische Regierung hat einer aus beskr Quelle kommenden Nachricht zufolge beschlossen, den projektierten Seeschiffahrts-Kanal zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer zu bauen und mit den Arbeiten noch in diesem Frühjahr zu beginnen. Der Kanal wird bei Riga im gleichnamigen Meerbusen seinen Ausgang nehmen, den Flußläufen der Dwina, Beresina des Dnieper. folgen und bei Cherson in das schwarze Meer ausmünden. Die Wasserstraße, die eine Totallänge von rund 1600 Kilometern haben wird, erhält nur zwei Schleusen, und zwar an den beiden Mündungen; die Breite soll am Wasserspiegel 67 m und an der Sohle 36,50 m betragen bei einer Wassertiefe von 8,85 m, so daß der Kanal selbst von den größten Seedampfern passiert werden kann. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 6 Seemeilen in der Stunde wird die Durchfahrt 6 Tage in Anspruch nehmen. Die Bauzeit ist einschließlich der geplanten Verbindungen mit dem Niemen und der Weichsel auf 5 Jahre veranschlagt.

* Madrid, 27. Febr. Nach einer Depesche des Heraldo" aus Havana haben sechs Zusammenstöße zwischen den spanischen Truppen und den Aufständischen stattgesunden. Am bedeutendsten war der Zusammen­stoß an der Eisenbahn von Jovellanos. Dort griff eine Truppenabteilung die 4000 Mann starke Bande Maceos an und bemächtigte sich deren Stellungen. Die Aufständischen verloren 42 Tote und 6 Gefangene, während auf Seiten der Spanier 16 Mann verwun­det wurden. Die amerikanischen Journalisten, welche in Havana sestgenommen waren, sind gegen ihr Ehrenwort, Cuba sofort zu verlassen, wieder in Freiheit gesetzt worden.

* Einer Depesche aus Cuba zufolge verfügte General Weyler die Konfiskation des Eigentums aller derjenigen, deren Abwesenheit nicht gerechtfertigt werden könnte. Diejenigen Cubaner, welche innerhalb einer Frist von 14 Tagen in ihren Besitz zurückkehren, sollen begnadigt sein. Alle spanischen Beamten müssen sich bei Strafe der Absetzung bei ihrer Vorge­setzten Behörde melden. Die spanischen Truppen verhinderten die Vereinigung von Maximo Gomez und Maceo. Von den gefangenen Führern der Auf­ständischen ist Betancourt zum Tode durch Erschießen, Jnglesito zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt worden.

* Washington, 29. Febr. Der Senat nahm mit 64 gegen 6 Stimmen einen Beschlußantrag an, worm die Aufständischen auf Cuba als kriegführende Macht anerkannt werden. Der Beschlußantrag Call, welcher am 5. Februar gestellt worden ist, wurde mit dem am 20. Februar eingebrachten Amendement Ca- meron angenommen, wonach der Präsident ersucht wird, sich bei Spanien dafür zu verwenden, daß es die Unabhängigkeit Cubas anerkennt. In der ge­strigen Senatssitzung erklärte im Laufe der Debatte über die Resolution zu Gunsten der cubanischen In­surgenten Linsay, die Lage auf Cuba rechtfertige eine aktive Intervention der Vereinigten Staaten behufs Herstellung der Ordnung im Namen der Humanität. Shermann wünschte die Einverleibung Cubas durch Mexiko. Den unbeschreiblichen Verbrechen, die dort

verübt werden, müßte fetzt ein Ende gemacht werden. Spanien rufe den humanen Campos ab und ersetze ihn durch den Schlächter Weyler. Wenn letzterer bleibe, so werde die Union nichts hindern, die Bar­baren zu vertreiben. (Beifall.) Lodge bemerkte, ein solcher Schritt der Union würde von der ganzen zivili­sierten Welt gebilligt werden. Andere Senatoren er­klärten, Spanien verdiene nicht die Achtung anderer Länder. Nur Senator Caffery bekämpfte die Reso­lution, die, wie gemeldet, mit 64 gegen 6 Stimmen angenommen wurde.

* Kairo, 28. Febr. Zwischen Menelik und dem Mahdi ist ein Schutz- und Trutz-Bündnis abgeschlossen und Vereinbarungen wegen eines gemeinsamen Vor­gehens gegen die Italiener getroffen worden.

Vermischtes.

* (Wie du mir, so ich dir.) Ein Schlosser wurde in das Haus eines reichen Börsenagenten ge­rufen, um dort einige Ausbesserungen zu besorgen. Er erschien gleich darauf in seinem Arbeitskleide und wurde von dem Bedienten in das Eßzimmer geführt, wo er eben sein Werk beginnen wollte, als die Dame des Hauses eintrat.Johann," sagte sie mit einem bezeichnenden Blick auf den Schlosser,nimm das Silber vom Buffet und schließe es sofort ein." Der Mann der Arbeit hatte die Bemerkung gehört, kam aber keineswegs aus der Fassung darüber.Anton," sagte er zu dem ihn begleitenden Lehrjungen,nimm 'mal meine Uhr, die Kette und das Kleingeld hier und trag's zu meiner Frau heim; es scheint da Leute im Hause zu geben, denen nicht recht zu trauen ist."

* Die größte Depesche, die jemals mit Kabel befördert wurde, haben vor kurzemThe Times" in London von ihrem Johannesburger Spezialkorrespon­denten über Kapstadt erhalten. Dieselbe nahm nicht weniger als drei ganze Druckspalten der gewöhnlichen kleinen Schrift in diesem durch sein Riesenformat be­kannten Weltblatte ein und kostete die Kleinigkeit von rund 17000 Mk. Bisher galt als größte Depesche diejenige, die der bekannte englische Kriegsberichter­statter Archibald Forbes während des deutsch-franzö­sischen Krieges kurz nach dem Einzuge der deutschen Truppen in Paris von Karlsruhe aus an sein Blatt, dieDaily News", über das in Paris nach der Be­schießung Gesehene nach London gesandt hat.

* Die Bevölkerung der Erde ist nach den Angaben eines französischen Gelehrten, P. d'Amfreville, zur Zeit auf 1480 Millionen Menschen zu schätzen, die fol­gendermaßen verteilt wären: Es kämen auf Asien 825 954 000 Einwohner; auf Europa 357 379 000; auf Afrika 163 953 000; auf Amerika 121 712 000; auf die ozeanischen Inseln und die Polar-Regionen 7 500 400; auf Australien 3 230 000, was im ganzen die Summe von 1479 729 000 Menschen ergäbe.

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bei passender Gelegenheit die ihm so wichtige Frage .einzuschalten.

Bald sollte ihm dies gelingen, denn der Lehrer erwähnte während der Unterhaltung auch des Besuches vom Gutshofe, und nun schien Bossart der geeignete Moment gekommen, seine gespannte Wißbegier zu be­friedigen.

Auf dem Heimwege von meiner heutigen Tour," so begann Bossart,begegnete mir eine junge Dame, die ein kleines Mädchen an der Hand führte. Da ich sie bisher niemals gesehen, nehme ich an, daß es Fremde waren"

Ach," unterbrach ihn der Lehrer,das ist sie; von der wollte ich eben sprechen. Ein recht hübsches, etwas schmächtiges junges Ding mit schwarzen Augen und Haaren, nicht wahr, so sah sie aus?"

Bossart nickte nur, denn die Erregung trieb ihm alles Blut so zum Herzen, daß er fürchtete, die Stimme. könnte ihm versagen. Was würde er nun zu hören bekommen? Gewiß war sie eine junge Gräfin und wurde dadurch seinen Wünschen uner­reichbar hoch entrückt.

Aber zu seinem nicht geringen Erstaunen und zu seiner freudigsten Ueberraschung sagte der Lehrer halb wegwerfend:Es ist die Kammerjungfer der fremden Herrschaft, von der ich Ihnen schon erzählte. Sie soll ein ganz armes Mädchen sein, eine Italienerin; ihre Herrin nahm die Frühverwaiste schon vor Jahren als Kind in ihr Haus, und dort soll sie sich einen für ihre Verhältnisse ungewöhnlichen Bildungsgrad angeeignet haben. Ihre Herrin behandelt sie nicht

wie eine Dienerin und ist ihr zugethan wie einer lieben Verwandten. Dies alles brachte ich durch den herrschaftlichen Gärtner in Erfahrung; er kann nicht genug Rühmliches über die Fremde erzählen. Ich muß gestehen, ich kann nicht begreifen, was die Menschen so Außergewöhnliches an ihr sehen. Da sind doch meine Mädel aus anderem Stoff, die Gesundheit selbst; wer die heimführt, weiß doch, was er hat, Fräulein Teresa ist mir zu gebrechlich."

So schwatzte der alte L-chulmeister und hätte wohl noch bis in den späten Abend hinein geplaudert, wenn sich nicht Bossart, nachdem er die ihm wichtigen Erkundigungen eingezogen und sogar den Namen seiner Unbekannten erfahren, empfohlen hätte.

Er schützte wichtige Geschäfte vor und lehnte damit die Einladung des Lehres, den Abend in seinem Hanse zuzubringen, ab.

Mit hoffnungsfreudigem Herzen betrat er seine Wohnung, schwelgte in seligen Zukunftsplänen und dachte angestrengt darüber nach, wie er sich dem jungen Mädchen nähern könnte. Soweit hatte die Flamme bereits in seinem Herzen um sich gegriffen, daß er sich eine Zukunft ohne sie gar nicht vorstellen konnte.

Bis jetzt hatte sein Herz geschwiegen; nicht, daß ihm noch nie ein Mädchen gefallen hätte, aber noch nie war in ihm der Wunsch aufgestiegen, diese oder jene zu besitzen. So war er zum ernsten Manne herangereift, sein Herz war unberührter Boden; war es da ein Wunder, wenn der Keim der Liebe, ein­mal hineingelegt, sofort mächtig und stark emporschoß?

Geht es doch allen Männern so, die in jungen Jahren von starken Leidenschaften verschont bleiben; werden sie in reiferem Alter zum ersten Male erfaßt, dann reißt es sie fort mit mächtiger Gewalt, wie der lange eingedümmte Bergstrom hervorbricht, alle Schranken niederreißend, und fortstürmend in überstürzender Hast. So stand es um Bossart. In wenigen Stunden hatte sich dieser ernste, ruhige Mann in einen stürmischen Jüngling verwandelt, dessen glühende Wünsche ihm die Brust zu sprengen drohten. Wie sonderbar kam ihm selber sein Zustand vor! so neu, aber doch so beglückend, so verjüngend.

Selig, gerührt, begeistert begab er sich zur Ruhe, stundenlang noch wachte er auf seinem Lager, dachte an sie und verkörperte sich im Geiste die schönen Augen und die süßen, freundlichen Lippen. Nach Mitternacht erst schlief er ein nnd träumte dann tolles Zeug, so daß er beim Erwachen selber darüber lachen mußte, und sich einen alten Narren schalt.

Wird dir der Zufall heute günstig sein?" so dachte er, als er sein Häuschen verließ, um seinen Dienst anzutreten, der ihn an den Weiher führte, der das gräfliche Besitztum begrenzte. Sinnend ver­folgte er seinen Weg und an Ort unv Stelle ange­langt, ließ er sich auf einer von dichtem Gebüsch um­gebenen Moosbauk nieder.

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung des Rätsels in voriger Numnur: Leder, Meder, Ceder, tzeder.