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Dienstag, 3. März.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg reichste Verbreitung

1896.

Uebertragrn wurde die vierte Schulstelle in Baihingen a. Enz dem Schullehrer Fell in Suz (Dorf»; die Schulstelle in Hiinerberg-Meiflern. Bez. Calw, dem Unterlehrer Floruß in Illingen, Bez. Kuittlingen-

Gestvrben: Jakob Schmalzriedt, Gutsbesitzer in Pulver- dingen, Jhingen; David Schneider, Privatier, Großbottwar; Dr. Palm, Sanitätsrat, Mm; Karl Betz, Kaufmann aus WeinSberg, Graz.

X Die neue« Zwangs-Innungen.

Wahrscheinlich noch vor dem Osterfest wird dem Reichstage ein von dem preußischen Minister für Handel und Gewerbe, Freiherr v. Berlepsch, aus- gearbeiteter Gesetzentwurf unter Zustimmung der ver­bündeten Regierungen zugehen, welcher die Bildung von Zwangs-Innungen für das deutsche Handwerk verfügt. Es ist diesmal die Mehrheit des Reichstages, welche darnach verlangt hat.

Der Reichstag hat sich zum letzten Male im Januar dieses Jahres mit der Handwerkersrage ein­gehender befaßt; es handelte sich damals um das von dem Staatssekretär v. Bötticher ausgearbeitete Gesetz über die Einrichtung von Handwerkerkammern. Diese Kammern sollten den Rahmen abgeben für die eigent­liche Handwerkerorganisation, aber der Reichstag wollte in seiner großen Mehrheit nicht den äußeren Rahmen, er wollte die sofortige Organisation, und zwar auf dem Wege der obligatorischen oder Zwangs-Innungen. Es wurde damals im Reichstage auch die Ansicht laut, daß zwischen den Ministern von Bötticher und von Berlepsch Meinungsverschiedenheiten über die weitere Durchführung der Handwerkergesetzgebung be­ständen, und man knüpfte daran schon Gerüchte von einer bevorstehenden Ministerkrisis. Herr v. Bötticher bestritt aber selbst das Vorhandensein von Meinungs­verschiedenheiten und zu einer Ministerkrisis ist es erst recht nicht gekommen. Wohl aber kommt, wie gesagt, eine vom Freiherrn von Berlepsch neu ausgearbeitete Handwerkervorlage.

Der Reichstag hat sich für die obligatorischen Innungen ausgesprochen, Zentrum, Konservative und Nationalliberale bilden eine beträchtliche Mehrheit für dieselben. Die Nationalliberalen wollen aber weiter nicht gehen, während Zentrum und Konservative als letztes Ziel noch immer der Befähigungsnachweis er­scheint. Die obligatorischen Innungen sollen alle Gewerbetreibenden eines Handwerks, gleichviel ob sie Lehrlinge halten oder nicht, ob sie Freunde des Jn- nuugswesens sind oder nicht, zum Beitritt zur Innung, und natürlich auch Zu Beiträgen verpflichten, der Bei­lrittszwang soll um deswillen ausgesprochen werden, um dre Innungen.von vornherein leistungsfähiger und existenzkrästiger zu machen. Die Einzelheiten des neuen Jnmmgsplanes werden erst aus den Details des ganzen Gesetzentwurfs zu ersehen sein, die Grund­lagen aber stehen fest, und erleichtert wird die Er­ledigung dadurch, daß die Handwerker damit einver­standen sind. Allem Anschein nach werden zum nächsten Herbst schon die neuen Innungen gebildet werden.

Dem Zusammentritt zu Innungen wird namentlich das seinem Abschluß nahe Gesetz über die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes kräftige Dienste leisten können. Der Einzelne wird immerhin zögern, bevor er ein solches neues Gesetz zum ersten Male in An­wendung bringt, die Gesamtheit wird weniger zaghaft sein. Die geschlossene Handwerker-Organisation wird jedenfalls gegen alle gewerblichen Auswüchse ganz anders aufzutreten, mit ganz anderen Mitteln zu ar­beiten vermögen, wie der einzelne Handwerker, und von diesem Standpunkt aus betrachtet, war es eine Notwendigkeit, daß überhaupt erst einmal eine all­umfassende Handwerker-Organisation zu Stande kam. Wir haben die Organisation überall, wir sehen allein fast nur noch das Handwerk zersplittert. Ohne einen Zusammenschluß war nichts zu machen, und daher hat auch die Gesetzgebung heute schon im Prinzip diesen Zusammenschluß gebilligt.

Vorauszusehen ist, daß die geschlossene Organi­sation größere Rechte fordern wird. Auch die Ar­beiter-Organisationen haben größere Rechte beansprucht, unmöglich kann also den Handwerkern das Fordern verwehrt werden. Man kann Kritik an dem Charakter der Forderungen üben, nicht aber das Fordern selbst verdammen. Die Einigung erfolgt ja gerade im In­teresse einer Erhöhung der Kraft. Wenn heute schon auf die Wahrscheinlichkeit solcher Forderungen hin­gewiesen wird und daran politische Schlüsse geknüpft werden, so ist das etwas zu voreilig. Warten wir erst einmal ab, wie das organisierte Handwerk wirken, welche Machtstellung es sich im wirtschaftlichen Leben wieder erringen wird. Daß alles dem Großkapitalis­mus anheimsällt, das können wir unmöglich wünschen, wir können nicht wünschen, daß die weitaus größte Menge der selbständigen Gewerbetreibenden zu Lohn­arbeitern wird. Der Handwerksmeister wegen können wir es nicht wünschen und der gewerblichen Gehilfen wegen nicht. Den Letzteren wäre doch dann alle und jede Aussicht genommen, irgendwie einmal selbst sich ihr Brod verdienen zu können.

Es wird mit Hilfe der Organisation möglich werden, einen Weg zu beschreiten, der ohne Anwen­dung äußerer Härten zum Ziele führt. Es kann bei­spielsweise eine normale Regelung auch dadurch erzielt werden, daß der Beginn der Eröffnung eines selb­ständigen Gewerbebetriebes von einer Mindestdauer an Lehrlings- und Gehilsen-Zeit abhängig gemacht wird, was doch nicht ausschließt, daß unter besonderen Verhältnissen, die es wünschenswert machen, auch Aus­nahmen' gewährt werden können. Daß das Hand­werk ganz im Fabrikbetrieb aufgeht, davon kann und darf keine Rede sein.

Landesnachrichten.

* Altensteig, 2. März. Die am Freitag abend stattgesundene Mondsfinsternis konnte bei uns leider nicht beobachtet werden, da der Himmel dicht bewölkt war. Seit Sonntag sind bei uns die ersten Staren eingetroffen; trotz der rauhen Lüfte ließen sie sich nicht abhalten, bei uns den nahen Frühling anzukündigen. Diese prompte Aufwartung der kleinen Zugvögel muß anerkant werden und hoffentlich läßt sich der Winter vollends so an, daß den Tierchen die Lust zum Blei­ben nicht vergeht.

* (Vorgänge vor 25 Jahren infolge des Krieges 1870/71.) Am 1. März 1871, mittags nach 1 Uhr, erfolgte der feierliche Einzug der deutschen Truppen in Paris, nachdem vorher eine große Parade in den LongchamS abgehalten worden war. Zum Einmarsch wurden 11 000 Mann vom 6. Corps 8000 Mann vom II. Corps und II 000 Mann vom 2. bayer. Corps benimmt. Der Einmarsch erfolgte auf 4 verschiedenen Straßen durch das Boulsgner Gehölz nach dem großen Triumph­bogen auf der Place d'Etoile. Vorher, des Morgens um 8 Uhr, war Lieutenant von Bernhaidi mit 6 Husaren bereits nach Paris gekommen und am Vormittag waren einige weitere Trup­pen gefolgt. Die Bevölkerung hatte zuerst eine sehr feindliche Haltung angenommen, es waren sogar Thätlichkeiten vorgekommcn und nur der unerschütterlichen Ruhe und Besonnenheit der Deut­schen war es zu danken, daß es nicht zu Blutvergießen kam- Je mehr Truppen nach Paris kamen, desto mehr verzog sich das skandalsüchtige Gesindel und gegen Abend waren bereits die vor­her geschlossenen zahlreichen Cafes geöffnet.

8 Hochdorf, O.A. Frendenstadt, 29. Febr. Heute hat Herr Schullehrer Hageulocher mit seiner Familie unfern Ort verlassen, um sich aus seine neue Stelle, Lausten a. d. E. zu begeben. Die Gemeinde sieht ilm sehr ungern scheiden. War er doch ein tüchtiger und gewissenhafter Lehrer und hat durch sein freund­schaftliches, allzeit dienstbereites Wesen im Vereine mit seiner trefflichen Gattin in der verhältnismäßig kurzen Zeit seines Hierseins sick herzliche Zuneigung und aufrichtige Hochachtung erworben. Die besten Wünsche begleitten ihn. Ein dankbares Andenken wird ihm bleiben.

* Horb, 27. Febr. Die Entmündigung des Frhrn. v. Münch soll laut H. Ehr. im Landtag in Form einer Interpellation zur Sprache kommen.

* Stuttgart, 28. Febr. Die drei volkspar­teilichen Abgeordneten Ehni, Speiser und Henning haben die Gemeinden Böhringen, Gruorn und Zainingen besucht, um persönlich von der Stimmung wegen Ankaufs des großen Truppenexerzierplatzes ein Bild zu gewinnen. Die einzige Klage wäre dem Beobachter" zufolge die, daß die Kommission anfangs durch Androhung der Expropriation ein Attentat auf die Gutmütigkeit der Bauern machte und thatsächlich billige Preise erzielte. Nunmehr sind die Güterpreise sehr gestiegen, so daß die späteren Verkäufer viel besser daran sind, als die früheren, welche nun kein gleich großes Areal mehr zu erwerben vermögen. Die ganze Angelegenheit wird im Landtag zur Sprache gebracht und für die Geschädigten eine Vergütung verlangt werden.

* Stuttgart, 29. Febr. DieWirtszeitung" äußert sich sehr wenig zuversichtlich über das Schicksal des Umgelds. Sie meint die Abschaffung des Um­gelds werde scheitern an der Deckungssrage der zwei Millionen; eine große Anzahl der Abgeordneten wünsche als Ersatz eine allgemeine Weinsteuer. Eine solche werde aber mit Rücksicht auf den Weingärtner­stand nicht durchgehen. Der Finanzminister werde wiederum triumphieren und die Wirte werden die Lackierten" sein.

* Stuttgart, 29. Febr. Ueber die Zustände in den Bäckereien enthält der Jahresbericht des Stadt­polizeiamts die interessante, aber nicht gerade erfreu­liche Mitteilung, daß die polizeiliche Beaufsichtigung der Bäckereien zu 88 Anständen führte und nicht weniger als 37 Hautkranke ermittelt wurden.

* Stuttgart, 29. Februar. (Strafkammer.) Der Inhaber einer Winkeladvokatur, Rechtsanwalt Gottlob Bertele von Hochberg, OA. Waiblingen, ge­lernter Schuhmacher, wurde wegen Unterschlagung und Untreue zu sechsmonatlicher Gefängnisstrafe ver- urteilt, weil er einem Bauern von Hochdorf, OA. Waiblingen, für den er im Spätjahr 100 Mark von einem Schuldner in Rudersberg einzog, diese nicht ablieserte, sondern vorgab, es seien nur 30 Mk. ein­gegangen, wogegen er 35 Mk. für Gebühren und Auslagen beanspruchte. Als der Vollmachtgeber Strafanzeige machte, stellte Bertele sogar eine Kosten­rechnung m Höhe von 95 Mk. ans, der Bauer würde sonach von seinen 100 Mk. Guthaben und 2' , Mk,, die er für Schreibgebühr vorausbezahlte, noch 71, M. herausbekommen, während er darauf besteht, mit Ber­iete eine Kostenvergütung von nur 10 Mk. zum voraus vereinbart zu haben. Die Strafkammer hielt gegen eine solche gemeinschädliche Winkeladvokatur eine em­pfindliche Strafe für angemessen.

* Welch' ungemeine Ueberfüllung nachgerade im höheren Lehrfache eingetreten ist, zeigt eine Statistik, welche Oberpräzeptor Kramer im neuesten Hefte des Korrespondenzblattes für Gelehrten- und Realschulen ans 1. Januar 1896 zusammengestellt hat. Am un­günstigsten sind die Verhältnisse bei den humanistischen Profesioratskandidaten, nicht weniger als 74 sind hier vollständig examiniert; der älteste derselben steht im 42. Lebensjahr und hat seit mehr als 10 Jahren seine Examina hinter sich, ohne bis jetzt definitiv an­gestellt zu sein. Da durchschnittlich jährlich drei Pro- sessoratskandidaten neu angestellt werden, hat der jüngste der 74 die Aussicht, etwa 50 Jahre alt zu werden bis zu seiner definitiven Anstellung. Nicht viel besser sind die Aussichten der 53 Präzeptorats- kandidaten. Verhältnismäßig günstig waren bis jetzt noch die Anstellungsverhältnisse der realistischen Pro- fessoratskandidaten sprachlich-historischer Richnmg, wäh­rend für die 32 Mathematiker die Zeit der Anstellung ebenso weit hinausrückt wie für die Philologen. Die examinierten Reallehramtskandidaten dagegen können bei einer Zahl von 23 hoffen, in etwa 5 Jahren sämtlich angestellt zu sein.

* Pfaffenhofen, 25. Febr. Ueber einen brutalen Gattenmord beri chten laverfiche Blättc