von 1012" auf und Eis giebt's nicht blos an den Fenstern, sondern auch in den Wasserläufen der Flüsse und Bäche. In der Nacht vom Montag auf Dienstag stellte sich gar noch ein Schneegestöber ein und vereinzeltes Schlittengeläute konnte man gestern (eine Seltenheit in diesem Winter) hören. Nun, mag auch der Februar von seiner anfänglichen guten Laune ins Grollen übergegangen sein, seine Herrschaft dauert ja nur noch wenige Tage, dann kommt der Lenzmonat und sollte auch dieser noch einige Zeit unschicklich sein, mit Naturnotwendigkeil muß er uns doch den Früh­ling bringen. Diese Zuversicht erweckt die Freude des Menschen.

u Ebhausen, 24. Febr. Heute hielt der neu­gegründete Bezirk sgeflügelzucht verein hier im Gasthaus z. Waldhorn eine Versammlung ab. Schon früher war auf Versammlungen des Landw. Vereins in Altensteig (1892) und Ueberberg (1895) die Gründung eines solchen Vereins in Anregung gebracht worden. Erst in neuester Zeit ist es gelungen, denselben ins Leben zu rufen. Am Lichtmeßseiertag wurde derselbe in Nagold gegründet und als Vorstand Herr Lehrer Arnold in Ebhausen gewählt; heute zählt der Verein schon etliche 30 Mitglieder. Die heutige Versammlung war ordentlich besucht und bot für die Teilnehmer manches Interessante. Herr Arnold hielt einen belehrenden Vortrag über den Zweck des Vereins, der darin bestehe, die Nutzgeflügelzucht (Hühner, Enten und Gänse) zu heben und überhaupt auch auf den Schutz der nützlichen Vögel bedacht zu sein. Der Verein suche diesen Zweck zu erreichen durch Ankauf guten Zuchtgeflügels, Gründung von Zuchtstationen, Geflügelausstellungen, belehrende Vor­träge bei Versammlungen und Verbreitung von Schrif­ten über rationelle Geflügelzucht unter den Mitgliedern des Vereins. Der Vortrag wurde mit Beifall belohnt. An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Besprechung über die bei uns am meisten verbreiteten und empfehlenswerten Hühner-, Enten- und Gänserassen an und ein reger Gedankenaustausch erfolgte seitens der Anwesenden. Wünschen wir dem neugegründeten Verein gutes Gedeihen und hoffen wir, daß seine Thätigkeit für die Zucht von Geflügel, diesen nicht unbedeutenden Zweig der Landwirtschaft, vom besten Erfolg gekrönt sein möge. Für eine weitere Haupt­versammlung im April oder Mai ist Altensteig als Vorort bestimmt worden.

n Ebhausen, 25., Febr. Der nach Ebers­hardt ernannte Schullehrer Donner wurde heute mittag von den dortigen bürgerlichen Kollegien und der Schuljugend bei seiner Ankunft auf hiesiger Station festlich empfangen. Jedes der Kinder trug ein mit farbigen Bändern geschmücktes Tannenbäumchen. Ein solch schöner Empfang ist für einen in eine Ge­meinde neueintretenden Lehrer nicht nur ehrend, sondern dient ihm auch zur Ermunterung, mit frohem Mut an seine Unterrichtsthätigkeit zu gehen.

* Stuttgart, 24. Febr. DerSt.-Auz." enthält folgendes Allerhöchste Kgl. Dekret an den Justizminister:Es ist Mein Wille, demjenigen Teil der Jugend, welcher sich nur aus Unbesonnenheit und Unerfährenheit zu einer minderschweren Verfehlung wider das Strafgesetz hat verleiten lassen, im Be­sonderen Meine Königliche Gnade zuzuwenden, jedoch

M_ LesesrucHt. M

' Wenn es im furchtbarsten stürme aniäiigt zu regnen, wud dieser stiller; wenn im ärgsten Schmerz der Mensch an'äugt zu weine», wird er ruhiger.

^eter Motz' WerrnäcHLnis.

Roman von R. Litten.

(Schluß).

Die Dame küßte sie gerührt und beglückwünschte die Verlobten, dann reichte sie Werner die Hand. Seien Sie mir von Herzen willkommen als Erwählter meines Lieblings! Einen Würdigeren und Besseren konnte ich nicht für sie erflehen!"

Werner küßte dankend die Hand der alten Dame. Dann sagte er:Aber nun, mein Herzensliebling, komm zur Mutter, ihr Glück und Sonnenschein zu bringen!"

Die drei Glücklichen, denn auch Frau Neuhaus hatte sich dem Brautpaar angeschlossen, wanderten hinüber zu Werners Mutter. Die Freude und das Glück derselben werden unsere Leser fühlen.

Ein köstlicher Abend, bei dem Hermann und Gretchen

natürlich nicht fehlten, schloß den ereignisreichen Tag. * *

*

Ein Jahr ist vergangen, und ehe wir für immer von den Personen scheiden, deren Erlebnisse uns bis dahin beschäftigten, sehen wir uns noch einmal in dem einst Peter Bolz, jetzt Doktor Lorenz gehörigen Hause um.

Im ersten Stockwerk, der einstigen Doktorwohnung, hatte sich Werners Mutter, die noch immer körperlich

für die Regel nicht in der Art, daß sofort die erkannte Strafe nachgelassen würde, vielmehr versuchsweise so, daß dem von einem bürgerlichen Gericht rechtskräftig Verurteilten zunächst im Falle seines Einverständnisses ein stets widerruflicher Strafaufschub von dem Justiz­ministerium gewährt und erst später, nach Umfluß einer angemessenen Probezeit, bei guter Führung Strafnachlaß oder Strafmilderung von Mir verfügt wird. Voraussetzung einer solchen Gnadenerweisung ist insbesondere, daß der Verurteilte zur Zeit der That das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet, daß er nicht schon früher eine Freiheitsstrafe erstanden hatte, und daß die ihm nunmehr zuerkannte Freiheits­strafe die Dauer von drei Monaten nicht überschreitet. Doch kann trotz des Fehlens der kaum erwähnten Voraussetzungen ausnahmsweise, wenn sich der Fall sonst besonders hiezu eignet, Strafaufschub mit der Aussicht aus späteren Strasnachlaß oder spätere Straf-. Milderung gewährt werden. Mein Justizminister hat hienach die entsprechenden Anordnungen zu treffen und Mir die geeigneten Fälle jeweils nach Ablauf der Probezeit zur Entschließung über die etwaige gnadenweise Gewährung des Nachlasses oder der Milderung der Strafe vorzulegen."

* Stuttgart, 25. Febr. (Geburtstag des Königs.) Heute früh 8 Uhr fand unter dem Geläute aller Glocken, während vom Kanonenweg 50 Kanonen­schüsse über die Stadt schallten, die große Reveille der hiesigen drei Musikkorps im Vorgarten des Wilhelmspalais statt. Nach der Reveille der Tambours und der Tagwacht der Kavallerie wurde von allen drei Kapellen der Choral:Wie schön leuchtet uns der Morgenstern" und die Nationalhymne gespielt, woraus die Kapellen mit klingendem Spiel in die Kasernen zurückkehrten. In früher Stunde schon liefen herzlich gefaßte Glückwunschtelegramme des deutschen Kaisers und zahlreicher Monarchen ein. Um 9Vz Uhr erschienen die kgl. Hofstaaten zur Gratulation, um 9V» Uhr die Mitglieder der kgl. Familie. Um 10 Uhr war Kirchgang zum Festgottesdienst in der Schloßkirche. Der württ. Gartcubauverein übersandte dem hohen Protektor ein von Hoflieferant Fischer ge­fertigtes Blumenarrangement, ein zweites, von Psitzer gefertigt, erhielt die Königin. Aus Anlaß des Geburtstagsfestes des Königs wurden heute die Be­sucher der Volksküchen auf Kosten der Königin mit einem Festessen (Nudelsuppe, Schweinefleisch und Sauerkraut) bedacht.

* Stuttgart, 25. Febr. In der Ausstellung wurden vom Preßausschuß die Abhaltung gemein­nütziger und wissenschaftlicher Vorträge in Anregung gebracht. Die Professoren der technischen Hochschule haben sich hiezu bereit erklärt.

* (Verschiedenes.) In Weilderstadt wurden die Taglöhnerseheleute Wagner wegen wiederholtem Diebstahl verhaftet. In Heidenheim feierte Herr Rechtsanwalt Freisleben mit feiner Gattin die goldene Hochzeit. In Freudenstadt hat sich die Ehefrau des Tuchmachers K. W. Bäßler erhängt und in Stuttgart der bekannte Professor für Ornamentmodellieren und Holzschnitzen an der dortigen Baugewerkeschule D. Goll ebenfalls durch Erhängen das Leben genommen. Wegen verschiedener Geld­diebstähle wurde in Gruppenbach die etwa 40

und geistig frische Frau Doktor Lorenz behaglich ein-- gerichtet. Es war in dem traulichen Gemach alles, wie es einst gewesen, alles atmete Sauberkeit und Behaglichkeit; der Vogel im Käfig schmetterte wieder sein Helles Lied und die Blumen Midien süßen Duft ins Zimmer. Auf dem Sofa, neben der Bewohnerin dieser Räume, saß Frau Neuhaus, die auf Evas Bitte bei dem jungen Paar geblieben und nun ein für allemal der Nachmittagsgast von Werners Mutter war.

Die Brautschaft der jungen Doktorsleute hatte, wie wir nachholen, nicht lange gedauert, schon nach wenigen Wochen waren Eva und Werner verbunden worden. Regierungsrat Walroden hatte schon längst B. verlassen; er hatte sich plötzlich zum Staunen und Bedauern seiner Bekannten versetzen lassen.

Heute war Eva durch den Besuch von Frau Margarete Reichert verhindert worden, an dem Kaffee­stündchen teilzunehmen. Die beiden jungen Frauen saßen im Wohnzimmer in der tiefen Fensternische und Eva war eifrig bemüht, Gretchen, die einen geöffneten Brief in der Hand hielt und bitterlich weinte, zu trösten.

Sei nicht so fassungslos, Gretchen," sagte sie. Es ist ja traurig, sehr traurig, doch war so etwas bei Lucys unglücklicher Charakteranlage ja früher oder später vorauszusehen." Gretchen schluchzte nur noch stärker. ^Nein, das hätte ich doch nicht gedacht, daß sie sich so vergessen könnte, mit einem Schauspieler dritten oder vierten Ranges, wie die arme Mama schreibt, durchzugehen. Das leichtsinnige, bedauerns­werte Geschöpf! Was wird einst ihr Los sein! Es ist schrecklich, Eva, zwei meiner Geschwister verstorben,

Jahre alte ledige Nätherin L. Kübler verhaftet. Auch die beiden LandtagsabgeordnetenvonTübiugen-Amt und Tübingen-Stadt haben sich für die Abschaffung des Umgeldes ausgesprochen. Letzte Woche starben einer Bauernfamilie in Unter st einbach drei Kinder im Alter von 2, 4 und 8 Jahren an der Diphtheritis binnen 36 Stunden.

* Vom Bodensee, 22. Febr. Eine reiche Erb­schaft hat die Stadt Lindau beim Tode des dortigen, als Junggeselle verstorbenen Magistratsrats G. v. Seutter gemacht. Derselbe hinterließ außer zahlreichen Legaten an Verwandte, Freunde und Wohlthätigkeits- anstalten sein schönes, aus 100,000 Mk. geschätztes Wohnhaus am Marktplatze der Stadt, sowie nach allen Abzügen noch circa 30,000 Mk. als Barver­mögen der geliebten Heimatstadt.

* Der Mörder der drei Frauen in der Karlstraße in M ü nchen ist in der Person eines Münchener Maurers und Klosetmachers entdeckt worden. Der­selbe hatte vor kurzer Zeit in der Wohnung der drei Frauen an einem Kloset gearbeitet und sich neuer­dings böchst ausfällig benommen. Er wurde sofort verhaftet.

* Der durch den Pschorrbräuvorfall bekannt ge­wordene Train-Sergeant Zech ist in München von dem Militärgericht freigesprochen worden.

* Berlin, 24. Febr. Zur Unterstützung der Arbeiter in der Konfektionsindustrie mußte ein Anlehen von 20000 Mk. ausgenommen werden, das jetzt durch neue Sammlungen wieder zurückgezahlt werden soll.

* Der kommandierende General des 15. Armee­korps (Elsaß-Lothringen), General der Infanterie v. Blume, ist zur Disposition gestellt worden, und zwar, wie. aus Straßburg geschrieben wird, infolge persön­licher Reibereien mit dem Statthalter Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg.

Ausländisches.

* Zürich, 24. Febr. Der Verwaltungsrat der Nordostbahu hat sich damit einverstanden erklärt, für Aufbesserung der Gehälter der Angestellten bis zu 350 000 Fr. aufzuwenden. Wer diesem Vorschlag seitens der Angestellten nicht zustimmt, soll entlassen werden.

* Rom, 23. Febr. Die Lage in Afrika gilt als bedenklich. Die Neapeler Blätter vergleichen Baratieri dem in Metz eingeschlossenen Bazajne. Nach dem Opinioue" ist Baratieri gezwungen, seine Zufuhr­straße von Senate nach Adigrat aufzugeben, weil sie von den Rebellen besetzt sei. Er habe jetzt nur noch die Straße über Coatit zur Verproviantierung. Menelik scheine einen Vorstoß gegen Norden gemacht zu haben, um die rechte Flanke Baratieris zu umgehen. Da neue Verstärkungen erst am 20. März in Asmana eintreffeu, ist Baratieri in den nächsten Wochen zu einer abwarteuden Unthätigkeit verurteilt.

* Aus M a s s a ua h meldet dieAgenzia Stefani" : General Baratieri telegraphierte gestern abend von Sauriat: Die Bewegung in Agame ist zum Stillstand gekommen. Der Kapuziner Gabre hat die italienischen Gefangenen bei Omfait gesehen, konnte aber nicht mit ihnen sprechen. Eine von Maimarat abgesandte Truppen­ab teilung , die eine telegraphische Verbindung mit

für uns gestorben zu wissen das ist der einzige Schatten, der auf mein Glück fällt!"

Ehe Eva antworten konnte, wurde die Thür ge­öffnet und ihr Mann trat rasch herein. Doktor Lorenz war im letzten Jahre stärker geworden und sah wie das Bild frischer Männlichkeit ans.

Guten Tag, liebes Frauchen!" sagte er und küßte Eva, die ihm entgegengeeilt war, auf den kleinen roten Mund. ,

Ich wurde so lange draußen in dem Kranken­hause zurückgehalten. Der Baumeister meint, dasselbe nun seiner Bestimmung übergeben zu können, und da mußte ich mich doch selbst und genau überzeugen, ob dem so ist."

Und ist nun alles in Ordnung, Werner?"

Ja, Herz, in schönster Ordnung! Es wird ein prächtiges Asyl für die armen Kranken werden, und bald werden Hunderte mein edles Weib segnen, das seinen Reichtum so gut anzuwenden wußte!"

O, Werner, nicht mir gebührt das Lob," sagte Eva errötend.Ich kam ja nur auf den Gedanken, einen Teil von Onkel Bolz' Gelde in dieser Weise anzuwenden, weil ich wußte, daß meinem stolzen Herrn und Gebieter die reiche Frau gar nicht so recht behagte."

Sie schlang die Arme fest um seinen Nacken und schaute mit liebestrahlenden Augen zu ihm auf.Und gäbe ich alles fort, wäre ich arm, wie ich es einst ge­wesen, ich bin ja doch so unermeßlich reich in deiner Liebe, geliebter Mann!"

Werner ließ sie nur widerstrebend aus seinen