Erscheint.' Dienstag Donnerstag und SamStag.
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j Donnerstag, 27. Jebruar.
Bekanntmachungen aller Ärt finden die erfolgreichste Bindreitutig.
Sinrü». ungSpreiS Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 die Ispalt.ZcÜs
1896.
Amtliches.
Die Musterung der Militärpflichtigen pro 1896 im Ober- 0nitsbezirk Ireudetestadt find« statt: In Dornstetten am Donnerstag den b. März, vormittags 8>/, Uhr; in Pfalzgraf e n w e i k er am Freitag den 6. März, vormittags 8 Uhr; in Reichen buch am SamStag den 7. März, vorm. 8 Uhr; in Fre udenstadt am Montag den 9. März, vorm. 8 Uhr. Die LoSziehung der Militärpflichtigen sämtlicher Gemeinden des Oberamtsbezirks findet am Dienstag den 10. März morgens von S Uhr an im RathouSioale in Freudenstadt statt.
* Verliehen wurde dem Stadtschultheißen Hafsner in Calw das Ritterkreuz erster Hlaise des Friedrichsordens; dem Gemeindepfleger Großmann in Beihingen, dem Forstwart Mohrlock in HerreNalb, dem Forstwart Mohrlock in Schönegründ je die silberne Verdienstmedaille; dem Präzeptor Knödel an dem Real- lyceum in Geislingen (früher in Altensteig) der Titel eines OberpräzeptorS.
Gestorben: Katharine Hirzel zur „Linde" Schönbronn; August Belser, Bierbrauer, Wildberg; Jakob Kaufmann, Calw; Daniel Goll, Professor an der Kunßgewerbeschule, Stuttgart
X Das Verbot ves Detailreisens und die Versandgeschäfte.
Durch den neuen Gesetzentwurf wegen Abänderung der Gewerbeordnung, dessen Annahme im Reichstage in verhältnismäßig naher Zeit bevorsteht, soll auch das sogenannte Detailreisen, das heißt das Aussuchen von Warenbestellungen bei Privatpersonen, verboten werden. Unberührt bleibt dagegen das Aufsuchen von Warenbestellungen bei Wiederverkäufern. Bezüglich des Detailreisens kann allerdings der Bundesrat Ausnahmen zulasse», und es sind solche auch beispielsweise zu Minsten der Weinreisenden in Aussicht genommen, immerhin wird das Detailreisen in den allermeisten Artikeln, in welchen es heute stattfindet, verboten werden, und damit auch der Geschäftsverkehr zwischen Kaufmann und Publikum eine teilweise Aenderung erfahren.
Das Verbot des Detailreisens ist befürwortet und angestrebt von den in Mittel- und Kleinstädten ansässigen Geschäftsleuten, die ihre Sache auch mit solchem Eifer betrieben haben, daß die starke Mehrheit des Reichstages diese Forderung zu der ihrigen gemacht hat. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Geschäftswelt in Mittel- und Kleinstädten heute sehr oft in keiner erfreulichen Lage ist, daß ihnen von verschiedenen Seiten her eine scharfe Konkurrenz bereitet wird. Dabei spielen durchaus nicht so sehr billiger Preis und größere Auswahl eine Rolle, als das Bestreben des Publikums leichteren Credit zu erhalten, nicht wissen zu lassen, wo man einkaust, oder aber die Neigung, außerhalb zu kaufen in dem trügerischen Wahne, man mache dort ein besonders gutes Geschäft. Die Konkurrenz, welche durch das Detailreisen dem Ortsansässigen und zum guten Teil mit nicht unerheblichen Kommunallasten bedachten Geschäft erwuchs, ist nach den Aufstellungen und Erläuterungen eine recht bedeutende gewesen, und man kann dem glauben, denn sonst wäre in dieser Sache wohl kaum die Klinke der Gesetzgebung in die Hand genommen. Uebereinstimmend ist auch in allen Mittel- und Kleinstädten des deutschen Reiches über die von Jahr zu Jahr wachsende geschäftliche Konkurrenz der Großstädte Klage geführt worden.
Das neue Gesetz wird nun dem Detailreisen ein Ende machen, aber wir dürfen auch nicht übersehen, daß es auch in Mittel- und Kleinstädten oft genug Mschaste giebt, welche in ihrem Bezirk das Detailreisen Pflegen, und daß nun auch diesen das neue Gesetz auf den Leib rückt. Natürlich kann es keinem Geschäftsmann verwehrt werden, bei ständigen Kunden gelegentlich mit vorzüsprechen, immerhin giebt es aber auch besondere Verhältnisse, die nicht im Gesetz selbst außer Acht gelassen werden sollen. Wenn man nicht genügende Acht giebt, dann mag ein Gesetz selbst leicht ein zweischneidiges Schwert werden, welches- Jemanden trifft, den es schonen sollte. Im Reichstage wird man deshalb bei diesen Vorschriften
über das Detailreisen auch die Vorsicht nicht außer Acht lassen dürfen,
Es kommt aber noch ein Punkt in Betracht, und das ist die Konkurrenz der sogenannten Verscütd- geschäste, deren Geschästskreis von Jahr zu Jahr immer mehr, m geradezu unheimlicher Weise sich ausdehnt. Wir haben weit und breit bekannte Versandgeschäfte, über deren Reellität nichts zu sagen ist, denen man also auch nicht mit Strasparagraphen in den Rücken fallen kann. Ihre Erfolge erreichen sie vor allen Dingen durch die Auswahl, welche sie in ihren Preisverzeichnissen bieten, und weil das Publikum vergißt, daß, wenn doch nun einmal etwas gesaüdt werden soll, jeder einheimische und ansässige Geschäftsmann meist ebenso gut dienen kann, wie ein fremder. Es ist die Besorgnis erwacht, und sie ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, daß die Versand- geschäste einen Teil des Geschäfts an sich reißen werden, welches die Detailreisenden bisher gemacht. Freilich ist nicht zu vergessen, daß die Detailreisenden vielfach einen weitgehenden Kredit gewährten, während davon im Versandgeschäst nicht die Rede ist. Immerhin werden die Gesetzgeber daraus zu achten haben, daß hier nicht ein brennendes Holzscheit ausgetreten wird, während an anderer Stelle ein großer Brand entsteht. Ein Ausgleich für groß- und kleinkapitalistischen Betrieb wird gesucht und gefunden werden müssen, denn sonst geht der Letztere, und damit ein großer Teil des Mittelstandes zu Grunde.
Ein Appell an das Publikum aber, in dieser Kampsfrage auf Seiten der ansässigen Geschäfte zu stehen, sollte nicht ohne Erfolg bleiben. Dem reellen Geschäft kommt jetzt gegen Wanderlager und Schleuderausverkauf schon das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb zu Gute, aber ohne die Mitwirkung des kaufenden Publikums wird doch kein voller Erfolg zu erzielen sein. Das Publikum mag vor allen Dingen nicht vergessen, daß der Wohlstand einer jeden Stadt, eine glatte Aufbringung der Gemeindesteuern von einem Blühen in Handel und Gewerbe abhängig ist, und daß der Mittelstand es ist, welcher die Hauptlasten zu tragen hat, die er auch gern trägt, wenn nur das Geschäft einigermaßen geht. Aber wo nichts einkommt, kann auch nichts ausgegeben werden. Wo kein Geld in der Stadt rolliert, die Gewerbetreibenden nur von der Hand in den Mund leben müssen, da ist es unausbleiblich, daß die Steuerkraft eines beträchtlichen Teils der Gemeindemitglieder zurückgeht, und da nun die Bedürfnisse der Gemeinde gedeckt sein wollen, ist die Folge, daß eine Erhöhung der Steuern für alle sich geltend macht. Das ist ein so einfaches Exempel wie zweimal zwei gleich vier, das man aber über dem lauten Zürnen bei einer Erhöhung der Gemeindesteuern nicht gern machen will.
Von der Reform der Gesetzgebung kann der gewerbetreibende Mittelstand Vieles erwarten, aber nicht Alles, hier müssen Einmütigkeit und Einsicht der Mitbürger Mithelfern Der ortsansässige, nicht geringe Stenern zahlende Gewerbestand kann schließlich dasselbe leisten, wie jeder fremde, wenn nur das kaufkräftige Publikum sich an ihn wendet. Hier steckt das Geheimnis der Krankheit und das Geheimnis der Medizin.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 22. Febr. Am Bundesratstische die Staatssekretäre v. Bötticher und Graf Posa- dowski. Das Haus erledigt ohne Erörterung mehrere Rechnungssachen und wendet sich zu Wahlprüfungen. Die Wahlen der Abgg. Benoit, Böckel, Pauli, v. Kleist- Retzew, Gras v. Carmer und Hammacher werden für giltig erklärt. Die Wahlen der Abgg. Wamhoff und Colbus werden von der Tagesordnung abgesetzt. Hieran schließt sich die Beratung von Petitionen. Die Kommission schlägt vor, die Petition über die Währungsfrage dem Reichskanzler als Material zu überweisen. — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) macht
auf den Widerspruch zwischen der Erklärung des Reichskanzlers und den Atußerüngen des englischen Schatzsekretärs über unsere Verhandlungen betr. die Währungssrage mit der englischen Regierung aufmerksam und behält sich weitere Schritte vor, bis der offizielle Wortlaut der Erklärung Balfours vorliegen wird. — Abg. Barth (freist Ver.) teilt den Text der Rede Balfours nüch englischen Zeitungen mit und erweist daraus, daß ein Widerspruch-überhaupt nicht vorliegt. — Graf-Mirbach (kons.) erklärt ebenfalls, auf eine Währungsdebatte nicht eingehen zu wollen. — Frhr. v. Marsch all bemerkt, daß ihm der Text der Anfrage im englischen Parläment im Wortlaut nicht bekannt sei, dich er aber zur Vermeidung von Mißverständnissen erklären wolle,-gemäß diplomatischem Brauche sei Graf Hatzfeldt beauftragt worden, der englischen Regierung mitzuteilen, daß der Reichskanzler im Reichstage Mitteilen wolle, er halte die Wiederöffnung der indischen Münzstätten für die Vorbedingung der internationalen Regelung der Währungsfrage, und auf Grund des Meinungsaustausches mit der englischen Regierung sei er überzeugt, daß an die Wiedereröffnung der indischen Münzstätten nicht zu denken sei. Darauf hat der Leiter des Auswärtigen Amtes erklärt, daß er gegen eine solche Erklärung nichts einzilwenden -habe. — Abg. v. Kardorff: Die Anfrage des Reichskanzlers in London steht im Widerspruch mit dem Beschluß des Reichstages im vorigen Jahre. — Abg. Barth bestreitet dies. — Abg. Graf Mörbach weist darauf hin, daß der Text der Anfrage im englischen Parlament dem Staatssekretär nicht Vorgelegen habe und daß deshalb eine Diskussion zur Klarstellung Nichts beitrage. — Staatssekretär v. Marsch all erwidert, daß es auf den Wortlaut des Textes gar nicht ankomme. Damit ist der Gegenstand erledigt. Die Petitionen werden als Material überwiesen. Eine Petition wegen Erhebungen über die gesamten Arbeiterverhältnisse wird ebenfalls als Material überwiesen. — Die nächste Sitzung wird auf Montag, den 2. März, mittags 1 Uhr anberaumt. — Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung der Zuckerstenervorlage. — Schluß 2'/,, Uhr.
Landesnachrichten.
* Alten steig, 26. Febr. Die Feier des Geburts- sestes Sr. Majestät unseres Königs nahm den programmgemäßen Verlauf. In der Frühe erdröhnten Böllersalven, die Musik spielte vom Rathaus die Königshymne und um V-Z1 Uhr wurde der Festgottesdienst abgehalten, zu welchem sich die Kgl. und städtischen Beamten, die bürgerlichen Kollegien und der Kriegerverein in gemeinsamem Zuge einfanden. Die Festessen im „Waldhorn" und „grünen Baum" waren zahlreich besucht und es fehlte hierbei nicht an Toasten auf Se. Majestät den König und I. Majestät die Königin. Das Gefühl der Anhänglichkeit an unser Herrscherhaus und die Vorzüge des Königs- paares wurden hiebei in sinniger Ausführung betont, weshalb auch die Toaste mit begeistertem Beifall ausgenommen wurden. Abends beschloß die Feier eine vom Kriegerverein veranstaltete musikalische Unterhaltung im grünen Baum. Dieselbe nahm einen schönen Verlauf.
* A l t e n stei g, 26. Febr. Anläßlich des Geburts- sestes Sr. Majestät des Königs wurden in unserer Gegend nachfolgende herrschaftliche Holzhauer mit Geldprämien von je 50 Mk. aus der Forstkasse bedacht: alt Johannes Blaich von Agenbach, Friedrich Raisch von Kälberbronn, Gottlieb Keck von Höll-Baiersbronn, Christian Finkbeiner von Frutenhof, Oberamt Freudenstadt und Johannes Wurster von Leimiß, Reviers Schönmünzach.
* Altensteig, 26. Febr. So ganz ohne wollte der Februar nicht vorübergehen; er wollte noch seinen Ruf wahren als strenger Wintersmann. Seit Freitag bläst ein kalter Nord, die Nächte weisen eine Kälte