tritt nun auch in die Reihe der Städte mit elektrischer Beleuchtung. In Weiler bei Rottenburg stürzte ein 2jähr. Knabe in einen Kübel siedenden Wassers. Das Kind verbrannte sich so sehr, daß es der Tod am andern Tage von seinen gräßlichen Schmerzen erlöste.

* München, 21. Febr. Das Gemeindekollegium lehnte es mit großer Majorität ab, Verhandlungen mit den hiesigen Veteranenvereinen eiuzuleiten behufs unentgeltlicher Verleihung des Heimat- und Bürger­rechts an die Veteranen von 1870.

* Mainz, 19. Febr. Der Bischofs Dr. Haffner j wendet sich in einem Hirtenbrief gegen die Ehe- ' schließungen gemischter Religion. Ferner heißt es darin: Die Schule sei der Kirche zu unterstellen, gegen die Gefahren der Zeit könne nur die Erneuerung des christlichen Familiensinns Helsen.

* Berlin, 21. Febr. Der Kaiser hielt bei dem Diner des brandenbnrgischen Provinziallandtags eine Rede, worin er an die herrlichen Waffenthaten des märkischen Korps bei Metz erinnerte; er habe bewegten Herzens und feuchten Auges 'bei dem Besuch des Schlachtfeldes im Geiste die Regimenter der alten Märker geschaut, wie sie sich dem Tode weihten für ihren König. Da habe er gelobt, daß nichts zu hoch. ^ nichts zu viel sein sollte für ihren Markgrafen, um sich ihnen dankbar zu zeigen. Dann sprach der Kaiser von der Kieler Kanalseier, wie der gewitterschwangere Himmel die Besorgnis in ihm wachgerufen habe, das herrliche Fest werde nicht gelingen, und wie sich ihm aus angsterfüllten Herzen die Bitte entrungen habe, der Himmel möge ein gnadenreiches Zeichen geben; und der Himmel habe sich gerade in dem Augenblick aufgeklärt, als die Hohenzollern das Tau durchschnitt, welches den Kanal überspannte. Der Kaiser mahnte, das geheiligte Andenken des ersten Kaisers Wilhelm gegen jedermann zu verteidigen, denn ihm und seinem Gottvertrauen verdanken wir doch alles, was wir er­lebt haben. Der Kaiser gedachte ferner der deutschen Frauen und Jungfrauen, welche ihre Söhne, Gatten und Bräutigame freudig für das Vaterland Hingaben. Mögen sie ihres hohen Berufes eingedenk bleiben und

in dem jetzigen Geschlecht tüchtige Männer heranziehen.

Der Kaiser schloß mit der Aufforderung an die Fest- Versammlung, im Andenken an Kaiser Wilhelm zu wirken für das Wohl des Vaterlandes, ein jeglicher an seinem Platze.

* Berlin, 21. Febr. In einer von etwa 1500 Schneidermeistern der Damen- und Kinderkonfektion ' besuchten Versammlung wurden sämtliche Beschlüsse der gestern abgehaltenen Konferenz zwischen der Kom­mission der Schneidermeister, der Arbeitgeber und der Großkonfektionäre angenommen, als hauptsächlichster Punkt die Lohnerhöhung von 19",. Der Streik wurde als beendet erklärt, und die Arbeit wird morgen früh wieder ausgenommen.

* DieHamb. Nachr." veröffentlichen nachträglich die Rede, die Fürst Bismarck im Sommer 1892 auf der oberen Saline zu Kissingen an eine Anzahl ge­lehrter Herren aus Schwaben hielt, welche erschienen waren, um dem Fürsten ihre Huldigungen darzubringen.

Die Rede ist nach den Aufzeichnungen eines damals Anwesenden, die der Zeitung jetzt zur Verfügung ge-

tischer Sinn und der hat sich diesmal gezeigt. Es ist eine Einigung in der Hauptsache zu Stande ge­kommen. Dadurch ist viel Geld erhalten, vieler Sorge und vieler Verhetzung vorgebeugt und fremde Konkurrenz wurde dauernd abgewehrt. Wenn es in diesem Frühjahr noch mehr Lohnbewegungen giebt, und die Geister heftig aufeinander prallen wollen, dann wird es gut sein, hieran zu denken. Man kommt weiter, wenn man nicht gleich mit dem Kopfe durch die Wand will.

* Unterschwandorf, 21. Februar. Heute ereignete sich hier ein erschütternder Unglücks­fall. Um die Mittagszeit zog die Haiterbacher Brot­händlerin die Glocke am Hause des Frhn. v. Kechler- fchen Forstwarts Raiber, um der Frau desselben die von Nagold mitgebrachten Sachen zu übergeben. Als Frau Raiber die ziemlich steile Treppe etwa zur Hälfte herabgestiegen war, glitt sie aus und stürzte mit einem Schrei kopfüber in den Oehrn herunter. Auf den Schrei und den dumpfen Fall eilte der am Schreibtisch beschäftigte Gatte herbei und fand seine Frau regungslos am Boden liegen. Ein Genick- und Schädelbruch hatten der Beklagenswerten ein jähes Ende bereitet.

* (Borgänge vor 25 Jahren infolge des Krieges 1 870/71.) Am 21. Februar 1871 kam die Kommission der Nationalversammlung in Versailles an und es wurden sofort die Friedensunterh rndlungen eröffnet. Thiers und Favre halten sich auf Abtretung des Elsaß und ganz Lothringens gefaßt gemacht, sowie auf Zahlung von 5 Milliarden, Abtretung eines Teils der Flotte und Verringerung der Armee. Bismarck forderte nur Abtretung von Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz und Belfort, aber 6 Milliarden und den Einzug der deutschen Truppen in Paris, welches letztere für die Franzosen die härteste Bedingung war. Am 22. Februar 1871 versuchte Thiers in einer Audienz bei König Wilhelm und beim Kronprinzen günstigere Friedens­bedingungen zu erlangen; er wurde zwar sehr höflich empfangen, allein mit allen Verhandlungen an Bismarck gewiesen. An diesem Tage einigte man sich endlich über die Grundlagen der Friedens­bedingungen. Diese weichen von den ersten deutschen Vorschlägen insofern ab, als man deutscherseits auf Belfort verzichtete und die Kriegskosten-Entschädigung auf 5 Milliarden herabgesetzt wurde. Thiers sträubte sich lange gegen die Abtretung von Metz, als er jedoch sah, daß Bismarck fest blieb, fügte er sich, der National­versammlung das letzte Wort überlassend. Man einigte sich über Abtretung eines Gebietes von 2)7 Quadratmeilen mit 1580000 Einwohnern, von denen 500000 französischer Nationalität waren. Am 24. Februar 1871 schien es mit dem Frieden wieder zweifelhaft geworden zu sein. Die Franzosen, welche das Ent­gegenkommen der Deutschen und Bismarcks nicht zu würdigen verstanden oder vielleicht gar als Schwäche auslegten, fingen neue Zetielungen an und suchten die neutralen Mächte zum Eingreifen in die Friedensverhandlungen zu bewegen. Da wurde Bismarck sehr erbittert und drohte, den Krieg sofort wieder beginnen zu lassen. Thatsächlich waren auf deutscher Seite bereits alle Be­fehle für den ev. Wiederbeginn der Feindseligkeiten gegeben, als Thiers sah, daß Bismarck Ernst machte, fügte er sich.

* Stuttgart, 21. Febr. In nicht öffentlicher Sitzung des Disziplinargerichtshofes wurde heute nach­mittag 4' 5 Uhr das Urteil gegen den Pfarrer Stendel in Maienfels verkündigt, wobei dieser selbst anwesend war. Nach einer langen Begründung wurde gegen Stendel auf Amtsenthebung erkannt. Nach dem kirchlichen Gesetz betr. die Behandlung dienstlicher Verfehlungen und die unfreiwillige Pensionierung der Geistlichen hat die strafweise erfolgende Pensionierung (Amtsenthebung) den Verlust der Befugnis zur Vor­nahme geistlicher Amtshandlungen, jedoch nicht des Titels zur Folge; der gesetzliche Ruhegehalt kann auf zwei Drittel herabgesetzt werden. Da hierüber der

M Lsfesrucht. M

* Es säet der Mensch in die Tiefe der Seele wissend, un­wissend, alltäglich, allstündlich der Gedanken vielfältige Saat. Sie gären, sie keimen, es rollen die Jahre, und die Gedanken, böse wie gute, geh'n dem Menschen als Thaten auf.

Ueter WermächLnis.

Roman von R. Litten.

(Fortsetzung.)

Walroden war dem Mädchen zu Füßen gesunken und schaute nun zu ihr mit seinem in der Erregung hin­reißend schönen Antlitz auf. Aus den herrlichen, schwarzen Augen ging es wie ein Leuchten, als er mit bebender Stimme sagte:Nicht wahr, Eva, du läßt mich nicht vergebens zu deinen Füßen knieen; du verzeihst mir und liebst mich noch ein wenig?"

Sie hatte wie im Traume zu ihm herabgesehen, nun war es, als ob sie erwache.Stehen Sie auf, Herr Regierungsrat," sagte sie,und hören Sie mir zu."

Er gehorchte stumm und schaute verwirrt auf das Mädchen, das ihm in seiner aufrechten Haltung und mit dem blassen, ernsten Gesicht denn doch nicht so beglückt und wonnetrunken erscheinen wollte, wie er es sich oft und gern ausgemalt hatte.

Hören Sie mir zu, ich will Ihnen eine Geschichte erzählen!" Das junge Mädchen atmete tief auf, als wälze es eine Last von ihrer Brust.

Tenor des Urteils unserem Vernehmen nach nichts ausspricht, so verbleibt Stendel die Pension, auf die er gesetzlichen Anspruch hat.

* Stuttgart, 21. Febr. Nach demKirchl. Anzeiger" ist die Verwendung von Predigtamtskan­didaten zur Stellvertretung im Volksschuldienst nicht herbeigeführt worden durch das Bestreben, die unver- wendeten Predigtamtskanditaten unterzubringen, sondern durch einen peinlichen Lehrermangel. Dieser Lehrer­mangel habe auch die Regierung veranlaßt, seit ge­raumer Zeit keine Lehrer mehr ins Ausland zu be­urlauben.

* Stuttgart, 21. Febr. Gegenüber der vielfach gehörten Behauptung, in Württemberg habe man an den zeitgemäßen Fortschritt der bedingten Verurteilung noch gar nicht gedacht, kann nach zuverlässiger Quelle festgestellt werden, daß die württembergische Regierung wie die meisten andern deutschen Einzelstaaten bereits entschlossen ist, die Zwecke der bedingten richterlichen Verurteilung auf dem Wege der bedingten Begnadigung zu erreichen. Das württembergische Justizministerium hat denn auch die württembergischen Gerichtsbehörden schon vor mehreren Monaten zum Bericht aufgefordert, ob und welche Bedenken etwa gegen die Einführung dieser Rechtseinrichtung bestehen und da an einer all­seitigen Befürwortung nicht zu zweifeln ist, so besteht begründete Aussicht, daß in allernächster Zeit vom Justizministerium die geeigneten Vorschriften ergehen werden. Bei dieser bedingten Begnadigung kann in den geeigneten Fällen den zu mäßigen Freiheitsstrafen erstmals Verurteilten aus amtlichen Bericht oder auf Ansuchen vom Justizministerium ein längerer Straf­aufschub mit der Aussicht gewährt werden, daß im Fall der guten Führung innerhalb der Aufschubfrist, nach deren Ablauf durch den König die ganze Strafe erlassen wird; es wird dadurch also im wesenlichen dasselbe erreicht wie durch die bedingte richterliche Verurteilung, und wird Württemberg voraussichtlich schon in nächster Zeit gleichfalls mit dieser neuen Rechtseinrichtung ansgestattel sein. (Ichw. B.)

* Besigheim, 21. Febr. Nach einstimmigem Beschluß der Gemeindekollegien wird hier vom 1. April d. I. an kein Bolksschulgeld mehr erhoben. Ferner haben sich die hiesigen Gemeindekollegien der Petition der württ. Körperschaftsbeamten für die Erhaltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit bei den Gemeinden ebenfalls angeschlossen.

* (Verschiedene s.) In Gmünd wurde ein Schwindler entlarvt, welcherBeiträge für die kath. Kirche in Leuzendorf" sammelte und dafür geringwer- tige religiöse Bilder verkaufte. Der Schwindler hat in seine eigene Tasche eine beträchtliche Summeer- sammelt." Bahnmeister Weyhmüller in Cann­statt wurde Freitag nacht unversehens vom Zug er­faßt und sofort getötet. Der Konsumverein in Oberndorf, der mehr denn 25 Jahre Bestand hatte, wird sich in bäldester Kürze auflösen. Die bürger­lichen Kollegien in Ravensburg Unterzeichneten einmütig die Eingabe an die K. Staatsregierung um Erhaltung der Gemeindegerichtsbarkeit. InRied - lingen und Herrenberg ist der Storch, und in Großbottwar sind die Staren angekommen. Ob sie wohl bei der strengen nächtlichen Kälte keinen Schnupfen" bekommen werden? Mergentheim

Es war einmal Sie sehen, Herr Regierungs­rat, meine Geschichte ist eine alltägliche, sie hat den Anfang aller Kindermärchen," unterbrach sich Eva mit trübem Lächelnalso es war einmal ein armes Waisenkind, das weder Vater noch Mutter, noch Hab und Gut hatte. Sie wurde von Verwandten groß­gezogen ; diese bildeten ihren Geist, gaben ihr Kleider und Nahrung, das kleine verwaiste, liebebedürftige Herz ließen sie hungern. Doch einmal sollte auch für die arme Waise sie war mittlerweile zur Jung­frau herangewachsen der Sonnenschein kommen, sie sollte die gefesselten Schwingen regen dürfen und hinausflattern in die schöne sonnige Welt. O, welch' Jubel erfüllte da das junge Herz, mit wie rosigen Farben malte sie sich die Tage aus, die ihrer warteten! Und noch schöner waren sie, wie sie ge­träumt : mütterliches Wohlwollen harrte ihrer und die Liebe. Und beides war ihr ja so fremd, war ihrem jungen Herzen noch nie geboten worden. Wie glücklich war sie, wie dankbar gegen Gott und wie liebte sie ihn, den Mann mit den edlen, reinen Zügen! Ein solches Antlitz konnte ja nur der Spiegel einer edlen Seele sein! Als sie von ihm scheiden mußte, geschah es mit bangem Herzen; nur die Hoffnung, ihn bald wiederzusehen, tröstete sie.

Bald komme ich zu dir!" hatte er ihr gesagt. Diese Worte waren ihr Morgen- und Abendgebet, sie las sie im Blau des Himmels, im Spiegel des Wassers, doch statt seiner kam sein Brief, der von Treubruch sprach, von Verlassen und Vergessen und das alles in ruhigen, glatten Worten. Das warmehr,

als das arme, vertrauende Herz ertragen konnte! Das Mädchen erkrankte, erkrankte so schwer, daß der Todesengel schon an seinem Lager stand. Er hätte es auch wohl mit sich hinsortgenommen in sein dunk­les Reich, wenn nicht einer um das arme, kranke Mädchen gewesen, der es mit aufopfernder Sorgfalt zu retten suchte. Es war sein Beruf, den Leidenden beizustehen, die Kranken zu heilen und auch die arme Waise erhielt er dem Leben. Aber mehr als das, er heilte nicht nur den Körper, sondern auch das Gemüt, er wurde ihr Seelenarzt. Er lehrte sie wieder Freude an Thätigkeit finden; er erschloß ihr einen Trost im Reich der Töne! er richtete sie auf und gab sie sich selbst, dem Leben wieder! So war er sind so ist er geblieben bis zum heutigen Tage: ihr treuer Freund, ihre Stütze, wenn ihr ein Leid nahte, derjenige, dem sie sich rückhaltslos vertrauen durfte, der stets sich gleichblieb in Treue und Wohlwollen ihr gegenüber. Und nun kommen Sie, Herr Regierungsrat!" .... ihre Stimme, die weich geklungen, wurde plötzlich hart und scharf,nun kommen Sie und glauben mit ein paar Worten die Vergangenheit und die Sünde, die Sie an mir begangen haben, abthun zu können, glauben mir wieder von Liebe sprechen zu dürfen, und wohl nur die Arme auszustrecken, um mich darin aufzunehmen."

Sie richtete sich hoch empor und schaute den vor ihr Stehenden mit blitzenden Augen an.Nein, Herr Regierungsrat! Nein, sage ich und tausendmal nein! Einst gehörte ihnen mein Herz, das Herz des unerfahrenen, nach Liebe schmachtenden Kindes