stellt worden sind, wiedergegeben und dieHamb. Nachr." behaupten, sie sei bisher noch nicht veröffent­licht worden. Bismarck äußerte sich damals sehr bitter über den Reichstag.Das Zollparlament hat mehr Gewicht, seine nationalen Diskussionen machten mehr Eindruck als jetzt die des Reichstags. Der Reichstag kommt herunter durch den Kampf der Parteien, der in ihm stattsindet. Jede von den Fraktionen hofft auf Alleinherrschaft. Der Reichstag erfüllt die Er­wartungen nicht, die ich bei seiner Herstellung gehegt habe; ich sah ihn damals an als Brennpunkt des nationalen Lebens, und als solcher hat er sich eben wegen der zersetzenden Fraktionspolitik nicht gezeigt." Dann sprach der Altreichskanzler auch von der Not­wendigkeit, im Parlament ein Gegengewicht zu be­sitzen gegen die Krone.Wir brauchen ein Gleich­gewicht, und die freie Kritik halte ich für die monar­chische Regierung unentbehrlich, sonst verfällt sie dem Absolutismus der Beamten. Es sind heutzutage nicht die Monarchen, welche in absoluten Staaten regieren, sondern die Bureaukratie. Der verständigste Absolutis­mus, der je geherrscht hat, bestand bis 1847 in Preu­ßen, aber doch fiel das ganze Gebäude des absoluten Staates in einer Nacht, und zwar in sich selbst zu­sammen: es trat damals eine ähnliche Erscheinung ein wie 1806 die Demoralisation der Armee und die Kapitulation der Festungen. Wir brauchen die frische Luft der öffentlichen Kritik, unser ganzes Verfassnngs- leben beruht darauf. Wenn die Volksvertretung kraft­los wird, so kommen wir, wenn das so weiter geht, zum aufgeklärten Absolutismus zurück, und der führt, wie die Geschichte lehrt, zu solchen plötzlichen Kata­strophen."

* Hamburg, 21. Febr. Der hier abgegangene Dampfer Hamburg kam brennend in Antwerpen an. Der vordere Teil des Dampfers ist fürchterlich verheert.

* Köln, 19. Febr. (Von einer Ratte ange- ffressenes Kindst In einem Hause an der Hühnergasse wurde gestern ein e:wa vier Monate altes Kind von einer Ratte derart zugerichtet, daß eine sofortige Ueberführung des Kindes ins Bürgerhospital ange- ^ ordnet werden mußte. In demselben Hanse wohnt! ein Mann, der im Besitze dressierter amerikanischer j Ratten ist; eins dieser Tiere fand man, als das Kind § jämmerlich schrie, auf dessen Gesicht sitzend und an der Stirne nagend. Als ein Hausbewohner das Tier getötet hatte, bemerkte man, daß dem Kinde ein Ohrläppchen und ein Stück von der Nase abgefressen und ferner ganze Stücke ans der Stirne, einer Backe und der Hand genagt waren.

Plauen i. V., 20. Febr. In Asch wurde die ganze Familie Feiler, aus 5 Personen bestehend, durch Einatmen von Kohlenoxydgas vergiftet. Zwei Töchter sind tot, die beiden Söhne blieben bisher bewußtlos. Die Mutter, welche teilweise das Bewußtsein wieder erlangte, sagte aus: Sie habe ihre beiden Töchter sterben sehen, hatte aber nicht die Kraft gehabt, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben.

Uusländikchcs.

* Preßburg, 17. Febr. (Ein brennender Eisenbahnzug.) Ein schauerlich-schöner Anblick bot sich gestern abend in der Nähe von Karlbnrg dar. Der um 9 Uhr 8 Minuten dort fällig gewesene, von

Steinamanger kommende Personenzug hatte auch einen Wagen mit Petroleumladung angekoppelt. Nicht weit von Karlburg entzündete sich plötzlich aus unbekannter Ursache dieser Wagen, während der Zug weiter brauste. Als bereits riesige Flammen emporschlugen und die ganze Umgebung grell beleuchtet war, bemerkte man das Feuer. Der Zug mußte auf offener Strecke stehen bleiben und die Passagiere sprangen entsetzt aus den Coupees. Nach harter Arbeit gelang es, den brennenden Wagen loszukoppeln und ihn seinem Schicksale zu überlassen, denn ans Löschen konnte man nicht denken, weil die mächtigen Flammen eine unerträgliche Hitze verursachten. Die Petroleumfässer explodierten mit donnerndem Getöse und das auf­spritzende Oel rann nach allen Richtungen, alles in seinem Wege vernichtend. Um den brennenden Wagen herum bildete sich ein Fenermeer und die Flammen vermochte selbst der mit Schnee bedeckte Boden nicht zu dämpfen. Unter dem Einflüsse der riesigen Hitze bog sich das glühend gewordene Gleise in die Höhe und das brennende Oel rann aus allen Teilen des in Flammen stehenden Wagens herunter, die erschreckten Passagiere zur Flucht zwingend. Die Lokomotive fuhr sogleich in die hiesige Bahnstation ein, um Hilfe zu holen. Der brennende Wagen wurde seinem Schick­sal überlassen und heute früh bemühte man sich, das durch den Brand entstandene Verkehrshindernis zu entfernen.

* Zürich, 22. Febr. Guyer-Zeller beantragt bei dem am 22. Febr. zusammentretenden Berwaltungsrat der Nordostbahn die Einberufung einer außerordent­lichen Generalversammlung für Bewilligung einer Lohnaufbesserung des Personals um 209 000250 000 Fres. Ferner beantragt er die Kündigung aller An­gestellten, die die Lohnpetition unterschrieben, wenn sie nicht bis 22. Febr. eine Erklärung abgeben, daß sie unter den bisherigen Bedingungen bleiben wollen. Jeder Verkehr mit dem Zentralkomite des Verbandes der Angestellten sei von der Hand zu weisen und mit dem Personal nur direkt zu Verkehren.

* Brüss e l, 22. Febr. Die belgischen Sozialisten hielten ein Protestmeeting gegen den Militärdienst ab. Der Deputierte Vandervelde forderte die Rekruten zur Verweigerung des Heeresdienstes auf. Die Ver­sammelten riefen:Nieder mit der Armee!"Nieder mit dem Vaterland!"

* London, 21. Febr. Standard and Diggers News wird über das Unglück von Johannesburg ge­meldet: Zehn Tonnen Dynamit sind explodiert. Zehn Wagen, welche das Dynamit enthielten, waren drei Tage hindurch der Sonne ausgesetzt; hierdurch wurde das Unglück verursacht, lieber hundert Menschen wurden getötet, mehrere Hundert verwundet; meistens sind es arme Leute.

* Endlich einmal vernimmt man eine vernünftige englische Stimme über die Transvaal-An­gelegenheit! Die angesehene liberale englische Wochenschrift Speaker läßt sich nämlich wie folgt vernehmen:Die sog. Gesellschaft steht fast einstimmig auf Seiten der geldgierigen Abenteurer, die das Transvaal in derselben Weise auszubeuteu versuchten, wie die Spanier vor 300 Jahren Mittel- und Süd-

Der Straßenpöbel und der

Tingeltangel sind diesmal einig mit derGesellschaft". Die Presse, selbst leider auch die liberale, ist zum großen Teile in den Händen des Mr. Rhodes und seiner Genossen. Gegen diese mächtigen Feinde müssen wir ankämpfen. Die liberale Partei' hat eine Pflicht zu erfüllen, der sie sich nicht entziehen kann, wenn sie nicht ihren alten Grundsätzen und größten Traditionen untreu werden will. Wir können die Ehre leider nicht wieder gewinnen, die wir in der armenischen Frage verloren haben. Aber wir können wenigstens für unseren guten Ruf in der Transvaalfrage kämpfen. Wenn man sieht, wie sich das Netz der brittischen süd­afrikanischen Gesellschaft täglich weiter ausbreitet und Beute einfängt, so werden wahre Liberale um so ent­schlossener werden, dafür zu sorgen, daß in dieser Angelegenheit wenigstens der Name Englands vor der Welt rein dastehen soll, wie groß auch immer der Reichtum und Einfluß derjenigen sein mag, die zur Strafe gezogen werden müssen."

* DiePol. Korresp." meldet aus Konstan- tinopel vom 16. d. M.: Von den Kanzeln aller hiesigen katholischen Kirchen wurde heute ein die Wiedervereinigung der orientalischen Kirche mit der römischen betreffender Hirtenbrief verlesen. Der Vor­gang erregt die lebhafte Aufmerksamkeit des ökumeni­schen Patriarchen und eine Erwiderung von dieser Seite ist nicht ausgeschlossen.

* Nachdem nun auch England seine Zustimmung zur Anerkennung des Fürsten Ferdinand von Bul­garien gegeben hat, dürfte die diesbezügliche formelle Erklärung des Sultans alsbald erfolgen.

* Aus Anlaß der Umtaufung des Prinzen Boris hat ein reicher Bulgare 640 000 Mark zur Errichtung einer Universität in Sofia gestiftet.

* Athen, 21. Febr. Nach hier eingegangenen Nachrichten haben die Türken in der Provinz Selino auf Kreta zwölf Christen ermordet. Gleich nach dem Bekanntwerden der Nachricht ergriffen die Christen Gegenmaßregeln. Der Gouverneur entsandte Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung.

* Madrid, 21. Febr. Eine Depesche aus Ha­vanna meldet: Maceo griff die Stadt Jarneo an und verbrannte das Gefängnis, sowie mehrere Häuser.

>Die Bevölkerung wurde bei der Verteidigung von -den spanischen Truppen unterstützt. Zwölf Auf­ständische wurden getötet, eine große Anzahl ver- - wundet. Die Bande von Gomez wurde angegriffen ! und floh mit einigen Verlusten.

: * DerSoir" meldet, Spanien habe in Belgien

' 15 Millionen Patronen für Mausergewehre gekauft. -Auch sollen nach demselben Blatte Abgesandte des Königs Menelik in Belgien bedeutende Mengen von 'Patronen und Pulver erworben haben.

Vermischtes.

- (Zwischen Spitzbuben).Du Schorsch, ! kannst Du mir einen Verteidiger empfehlen?"Ja, ' nimm den, der mich verteidigt hat! Der weint ! sogar, wenn's nötig ist! (Ausgleich.) Gatte:

-Kellnerin wie viel?" Kellnerin:Dreizehn Maß!" Gattin:Dreizehn das ist ja entsetzlich!" Gatte: !Beruhige Dich nur ich trink' schon noch eine!"

ej.>cu»rn,5>m««>er 'Xedikttur W ^ . r r, .'iU-

jetzt haben Sie keinen Teil mehr daran. Mit jeder Faser, mit jedem Schlage ihres Herzens, mit der ganzen treuen Hingabe des Weibes liebt es nur einen: den Erretter, den selbstlosen, treuen Freund, den Mann mit dem schlichten und doch so geistvollen Wesen, den Mann mit dem Kindergemüt und dem stahlharten Willen, den Mann, dessen Augen so klar blicken, dessen Lippen nie die Lüge beflecken durfte, nur ihn liebt es und wird es ewig lieben!"

Wie Jnbelgesang waren die Worte verklungen, nun brach Walroden das Schweigen.Sie haben sich gerächt, Eva!" sagte er und seine Stimme klang heiser vor gewaltiger Erregung.Sie haben sich gerächt! Sie zeigen mir das Weib in seiner Rein­heit -- das Weib, wie es sein soll, nun da es für mich verloren ist."

Er verbeugte sich tief vor Eva, wie vor einer Königin.Verzeihen Sie dem blinden Thoren, der die kostbare Perle nicht erkannte und sie achtlos in den Staub fallen ließ, verzeihen Sie ihm und leben Sie wohl!"

Erst als sein Schritt im Korridor verklungen war, wandte sich Eva um, dem Eingang des Neben­zimmers zu. In demselben stand Werner. Wie träu­mend sagte er:Ist es denn wahr? Du liebst mich, Eva, und willst mein sein?"

Sie flog auf ihn zu, ergriff ihn bei beiden Hän­den und rief schluchzend:Verzeih, Werner! Und nun nimm mich auf an deinem Herzen, für immer und ewig!"

Als nach Verlauf einer Stunde die den Glück­

lichen eine Minute dünkte, Frau Nenhaus in das Zimmer kam, erhob Eva den Kopf von der Brust des Geliebten und zog Werner mit sich fort zu der alten Dame.Segne uns, Tante, an Stelle meiner toten Mutter," sagte sie mit Thränen in den schönen Augen, du. die du mir dem Herzen nach Mutter ist!"

(Schluß folgt.)

* (Preßholz.) Unter dieser Bezeichnung bringt die Firma Carl Feuer lein in Feuerbach seit ganz kurzer Zeit Holzbriketts in den Verkehr, welche sie auf Grundlage einer von ihrem Teilhaber G. Hugen- dubel bewirkten Gebrauchsmuster-Eintragung in nam­haften Mengen herstellt. Der Rohstoff besteht aus­schließlich aus harten Hölzern, welche für Gerberei- und Färbereizwecke extrahiert sind, vorzugsweise aus dem in letzter Zeit so viel genannten, aus Argentinien stammenden Qnebrachoholz und dem aus Zentral- Amerika und Westindien kommenden Blauholz. Das hellrötlich aussehende Qnebrachoholz besteht meist aus starken Stämmen bis zu 1 Meter Durchmesser und darüber, ist sehr kompakt und hart und enthält etwa 200'» Gerbstoff, also etwa doppelt so viel als eine gute inländische Eichenrinde. Das dunkelrot aussehende Blauholz ist knorriger und unregelmäßiger in der Form, besteht meist ans kleinen Stämmen und soll wie das Qnebrachoholz keine Rinde und keinen Splint mehr zeigen. Es ist ebenfalls sehr hart und beide Holzarten bedürfen zu der für den Zweck der Extraktion nötigen Zerkleinerung starker Sägen, Schneid- oder Raspelmaschinen und Mühlen. Die Zufuhr erfolgt

in der Regel in ganzen Segelschiffladungen bis über 1000 Tonnen, deren Anhäufung auf dem zu kleinen Feuerbacher Bahnhof oft nicht geringe Verlegenheiten veranlaßt. Ist das in feine Spähne zerkleinerte Holz ausgelaugt, so kommt es in einen Trockenofen und hat beim Austritt aus demselben nur noch höchstens 5'g Wassergehalt, während abgelagertes gewöhnliches Brennholz reichlich noch 20 Vg haben dürfte. Die getrockneten Spähne werden mit einem Druck von mehreren hundert Atmosphären durch Dampfkraft in Brikettform gebracht und bilden dann eine sehr feste Masse mit glatten Außenseiten und einem schönen Glanz auf den Seitenflächen. Die Briketts bilden beim Austritt aus der Maschine einen zusammen­hängenden Körper mit poliertem Aussehen, was für die Aufbewahrung räumlich und ästhetisch vortheilhaft ist. Die einzelnen Briketts lassen sich leicht abbrechen. Quer durchbrochen fasern sie ans und lassen sich an dem faserigen Bruchteil sehr leicht entzünden. Diese Hartholzbriketts brennen mit lichtheller Flamme, da durch die Extraktion die rußenden und rauchenden -Teile entfernt sin), sie halten die Glut so lange wie Kohle uu) geben nicht nur keinen üblen Geruch, sondern haben sogar ein ganz feines Aroma. Wenn sie auch für gewisse Dauerbrandöfen kaum in Betracht kommen können, so zeigen sie so viele hervorragend gute Seiten, daß sie sich sehr rasch eingeführt haben, gewiß auch zum Besten der Gesundheit und Rein­lichkeit. Proben von derartigem Preßholz befinden sich im Bureau des Landes Gewerbemuseums in Stuttgart.