werde die Abhilfe der finanziellen Ueberbürdnng von Orten wie Spandau, Ellerbeck und Gaarden durch reichsfiskalische Betriebe in wohlwollende Erwägung ziehen. Der Rest des Ordinariums wird bewilligt.

Landesnachrichten.

* Alten steig, 20. Febr. Heute nachmittag be­wegte sich ein ausnahmweise großer Leichenzug nach dem Friedhof; es galt, die irdischen Ueberreste des nach längerem Krankenlager verstorbenen Hrn. Sailer zur Traube in den kühlen Schoß der Erde zu betten. Außer der großen Zahl Leidtragender beteiligten sich an dem letzten ehrenden Geleite die Feuerwehr und der Turnverein. Nach der ergreifenden Grabrede von Hrn. Stadtpfarrer Hetterich legte namens des Lehrer­vereins Hr. Schullehrer Steinle von Ebhausen, namens des Schwarzwaldbienenzüchtervereins Hr. Schullehrer Brendle je einen Kranz am Grabe nieder. Den Grab­gesang hatte der Liederkranz übernommen. Hr. Sailer, der noch im besten Mannesalter stehend aus dem Le­ben geschieden ist, hat sich durch seine rege Teilnahme im Vereinsleben, durch sein warmes Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten und seinen offenen Charak­ter viele Freunde und Verehrer gewonnen und es wird sein zu früher Hingang nicht nur von den An­gehörigen und Näherstehenden, sondern fast allgemein bedauert. Möge ihm die Erde leicht werden.

* Altensteig, 20. Febr. Die Frage der warmen Abendkost für die Soldaten, welche von unserem Reichstagsabgeordneten Hrn. Frhrn. Wilhelm v. Gült- lingen im Reichstage beantragt war, ist wieder auf ein Jahr hinausgeschoben worden, weil die Mittel dazu nicht haben bereitgestellt werden können. Die Soldaten werden also auch fernerhin auf Zuschüsse von Hause angewiesen sein, die in vielen Fällen recht schwer aufzubringen sind. Wenn die Notwendigkeit einer genügenderen Verpflegung für den Soldaten anerkennt wird, so müßten die dazu erforderlichen Mittel ohne weiteres vom Reich aufgebracht werden; dann verteilen sie sich wenigstens auf die Allgemein­heit, während jetzt die Kosten lediglich von den An­gehörigen der 600000 Soldaten getragen werden, die den ihre Dienstpflicht erfüllenden Söhnen und Verwandten eine Zulage gewähren, damit diese sich hinreichend beköstigen können. Der Zustand, daß der Dienstpflichtige auf Unterstützung von Hanse angewiesen ist, ist ans die Dauer unhaltbar.

* Tübingen, 18. Febr. (Röntgens Erfindung.) In hiesigen Üniversitätskreisen schenkt man der Erfin­dung des Professors Röntgen die weitestgehende Be­achtung und sucht sie namentlich der Chirurgie dienst­bar zu machen. Nachdem Professor Dr. Bruns erst kürzlich ein Mädchen vorführte, an dessen Handknochen vermittels der Röntgenschen Methode tuberkulöse Er­krankung festgestellt worden war, wurde heute in der chirurgischen Klinik von Professor Bruns ein Arbeiter der ZVaffenfabrik in Oberndorf operiert, der sich vor zwei Tagen mit einem Terzerol in die Hand geschossen hatte. Die Kugel war in der Hand stecken geblieben und konnte von dem Arzt nicht entfernt werden. Es wurde nun im hiesigen physikalischen Institut von Prof. Dr. Oberbeck durch den Wundverband hindurch eine Photographie der Hand nach dem Röntgenschen Verfahren aufgenommen, welche deutlich den Sitz der

von einem kleinen Nebengemach trennte, preßte auf­atmend beide Hände gegen die wogende Brust und rief dann auf das Klopfen an der Thür mit an­scheinender Ruhe:Herein!"

Walroden trat ein und näherte sich ihr mit tiefer Verbeugung; er hatte mit raschem Blick das Zimmer durchflogen und zu seiner Befriedigung wahrgenom­men, daß kein dritter in demselben anwesend war.

Ich danke Ihnen, mein gnädiges Fräulein," sagte er dann,daß Sie mir die große Gunst ge- währen, Sie ohne Zeugen sprechen zu dürfen!"

Er sah das hohe Rot, den gesenkten Blick des Mädchens und fuhr innerlich jubelnd fort :Es ist das ein Glück für mich, das mich berauscht; ein Glück, das ich heiß ersehnte von Tag zu Tag!"

Eva hielt noch immer den schönen Kopf gesenkt und nur an dem Beben der kleinen Hand, die auf dem Tisch ruhte, sah man, daß sie erregt war. Auch Walroden sah es und legte es sich zu gunsten aus.

Darf ich sprechen, Fräulein Eva," sagte er weich, mit dem ganzen Wohlklang seiner Stimme,wollen Sie mich hören?"

Ich that es schon einmal," sagte das Mädchen und er hob das Auge.

Der Blick verwirrte ihn.

Ich weiß, was Sie sagen wollen, Fräulein Eva, weiß, daß ich schwer gesündigt habe. Aber ich kenne auch Ihr Eugelsgemüt und weiß, daß es mir vergeben wird, wenn Sie meine Rechtfertigung hören."

Dessen bedarf es nicht, Herr Regierungsrat. ich habe bereits vergeben und vergessen."

Kugel im Innern eines Mittelhandknochens erkennen ließ. Nur auf diese Weise war es möglich, die Kugel direkt aufzufinden. Professor Oberbeck hat außerdem eine Anzahl Röntgen-Photogramme hergestellt, die trefflich gelungen sind. Unter anderem photogra­phierte er die Instrumente eines Reißzeugs durch das Etuis hindurch, indem er die Platte, auf der das Etuis ruhte, nur 5 Minuten lang den Kathodenstrahlen einer Geißlerschen Röhre aussetzte. Die einzelnen Instrumente zeigen sich in einer vorzüglichen Schärfe. Interessant ist dabei, daß die beinernen Stiele ein­zelner Instrumente, die bekanntlich weniger geeignet sind, die Strahlen aufzuhalten als Metall, nur schwach angedeutet sind, während die Eisenteile sich als scharfe dunkle Silhouetten abheben. Die gleiche Erscheinung tritt bei dem eingelegten Deckel eines Kästchens zu Tage, dessen Holzteile ganz hell sind, während die Beineinlagen dunkler und die Metalleinlagen ganz schwarz erscheinen. Die Photographien sind in dem Schaufenster des Optikers Metzger ansgestellt.

* Tübingen, 19. Febr. Der vor zwei Jahren hier verstorbene Botaniker und Privatgelehrte Theodor Stirm hat ein sehr reichhaltiges Herbarium hinter­lassen, beinahe die Arbeit eines ganzen Menschenlebens. Nach seinem Tode ging diese Sammlung durch Kauf in den Besitz eines Kaufmanns über, der die Bögen zum Einwickeln von Waren verwendete und die Pflanzen als wertlose Zugabe dem Verderben preisgab. Prof. Dr. Vöchting entdeckte zufällig den Schatz und rettete den Rest der Sammlung vor Vernichtung, indem er lt.II. Sch." einen sachverständigen Lieb­haber zum Ankauf der Sammlung bewog.

* Stuttgart, 18. Febr. (Entschädigung bei Viehseuchen.) Nach dem Bericht des Staatsministers des Innern an den König hatte die Zentralkasse der Viehbesitzer für Entschädigung bei Viehseuchen im Etatsjahr 1894/90 116 743 M. 85 Pf. im ganzen ausznbezahlen und zwar bei Klasse I: Pferde 12182 M. 34 Pf. wegen Rotz und Rotzverdachts und 5 553 M. 53 Pf. für Milzbrandverluste. Der erstgedachten Krankheit nelen 29 Tiere zum Opfer, für welche im Höchstbetrag 862 M. 50 Pf. und im Mindestbetrag 67 M. 50 Pf. vergütet wurden. An Milzbrand fielen 7 Pferde, für die im Höchstbetrag eine Entschädigung von 1200 M. und im Mindest­betrag 288 M. zu leisten waren. Bei Klasse T: Esel, Maultiere rc. waren keine Entschädigungen zu bewilligen. Bei Klasse III: Rindvieh in Summa 99 007 M. 98 Pf. (im Vorjahr 72136 M. 67 Pf.), nämlich a) als Entschädigung für auf poli­zeiliche Anordnung wegen Lnngenseuche und Lungen­seucheverdachts in 2 Fällen 873 M. 26 Pf., b) für Milzbrandverluste einschl. Rauschbrand 72 026 M. 34 Pf. Die höchstgewährte Entschädigung bei den 240 gefallenen Tieren betrug 624 M., die niedrigste 32 M., o) für Verluste durch Maul- und Klauen­seuche in 327 Fällen 26 108 M. 38 Pf. Die meisten Fälle fielen auf die Oberümter der württembergischen Grenze, Mergentheim und Gerabronn. Die durch­schnittlich auf 1 Stück Großvieh entfallende Ent­schädigung betrug 218 M. 58 Pf., die Aversalsumme für Kälber 20 M. In den ungeteilten Entschädigungs­summen sind auch die Kosten für Schätzung, Obduktion und Zahlgebühren enthalten. Der Beitrag der Vieh-

Walroden überhörte den Doppelsinn.O, Sie sind ein Engel!" rief er feurig:Das wußte ich, das hatte ich nie vergessen in den Wirrnissen der letzten Jahre! Sehen Sie, Eva, ich war damals, als ich Ihnen . . ."

Die Treue brach!" warf Eva ein, als er stockte.

Ja, ich will es nicht bemänteln; ich war treulos, Eva, aber auch, arm und zugleich ehrgeizig. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, mein Leben in kleinlichen Verhältnissen hinzubringen ; ich wollte steigen, Karriere machen. In diesem Zwiespalt meiner Gefühle

auf der einen Seite Sie, Eva, die ich liebte, auf

der anderen das drohende Gespenst der Entsagung, das ich fürchtete - lernte ich Ada von Feldern

keynen. Sie liebte mich mit der ganzen Hingebung

ihres schwärmerischen Gemüts, durch ihren Besitz war mir alles, was ich erstrebte und wünschte, gesichert

das übertönte zu gewaltig die immer noch laute

Stimme in meinem Herzen und Ada wurde meine Braut. Sie wissen, daß sie nun schon seit Jahren

in der kalten Erde ruht das arme, engelgleiche

Wesen - und werden sich gefragt haben, warum ich damals, frei von meinen Fesseln, nicht meines Wortes dachte!"

Er schwieg und wartete einen Augenblick auf eine Antwort des Mädchens.

Aber diese blieb unbeweglich vor ihm stehen.

Walroden fuhr dann fort:Wohl war mir Ihr süßes Bild oft und oft gegenwärtig, doch wagte ich nicht, mich Ihnen nach dem, was geschehen, zu nähern. Erst als der Zufall mich wieder in Ihre

besitzer konnte für das Jahr 1894 "95, was die Pferdebesitzer betrifft, auf der bisherigen Höhe von 20 Pf. pro Tier belassen werden; dagegen mußte der Beitrag von Rindvieh rc. von 10 auf 15 Pf. pro Stück erhöht werden. Diese letztere Maßregel wurde durch das Gesetz von 1893 betr. die Entschädigung für das an Maul- und Klauenseuche gefallene Rind­vieh bedingt. Die Zahl der Pferde ging im Be­richtsjahr von 96 120 auf 93430 zurück, die der Nindviehstücke in Folge der Futternot im Jahre 1893 von 938 686 auf 167 316. Insgesamt wurden an Beiträgen 133 808 M. 60 Pf. vereinnahmt. Der Vermögensstand der Kasse auf 31. März 1895 beträgt 171535 M. 46 Pf., was gegen das Vorjahr eine Vermögenszunahme von 7 263 M. 34 Pf. bedeutet. Das Vermögen ist teils in württ. Staatsschulden­scheinen, teils bei der Hofbauk angelegt.

* Stuttgart, 18. Febr. Wie aus Juristen­kreisen verlautet, dürfte es dem Freih. Oskar v. Münch sehr schwer werden, das Urteil des Horber Amtsge­richts betreffs seiner Entmündigung umzustoßen, da dasselbe nach allen Richtungen dem Wortlaut des Gesetzes entspricht. Doch wird sein Anwalt, der ge- maßregelte frühere Landgerichtsrat G. Pfizer-Ulm, allem aufbieten, um schließlich doch noch die entehrende Entmündigung rückgängig zu machen. Der Fall wird, wie man hört, im Landtag zu einer Interpellation führen. Herr v. Münch hat noch kurze Zeit vor seiner Entmündigung in der Landesversammlung der Volks­partei das Wort ergriffen. Die hiesige Gesellschaft, soweit sie mit Herrn v. Münch in der letzten Zeit zu verkehren Gelegenheit hatte, hält ihn wohl für einen sehr exzentrischen, aber keineswegs für einen geistes­kranken Menschen.

* Der von Krupp in Essen zum Verwaltungs­direktor engagierte Finanzrat Haux in Stuttgart ist der jüngste der württ. Finauzräte, der durch seine glänzenden Examina schon mit 31 Jahren diesen Rang erhielt und der Abteilung für Zölle und indirekte Steuern zugeteilt ward. Als Krupp'scher Beamter erhält er ein Jahresgehalt von 25 000 M., das sich bis auf 40 000 M. steigert.

* (Für H e e r e s p f l i ch t i g e.) DieStraßb. Post" macht darauf aufmerksam, daß Militärpflichtige nicht selten im Musterungs- oder Aushebungstermin die Zuteilung zu einer bestimmten Waffe oder Ein­stellung in einer bestimmten Garnison beantragen. Oefter werden solche Anträge auch erst nach erfolgter Aushebung gestellt. Die Aushebungskommissionen sind aber in ihren Entscheidungen durch die in der Regel schon früh im Jahre von höherer Stelle ergehenden Rekrntenverteilungspläne gebunden und nur ganz ausnahmsweise in der Lage, besonderen Wünschen zu entsprechen. Für junge Leute, welche in einer bestimmten Waffe oder in einer bestimmten Garnison dienen wollen, empfiehlt sich daher der frei­willige Eintritt. Die Erlaubnis hierzu giebt der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission (der Oberamt- inann) durch Erteilung eines Meldescheins. Im Be­sitze eines Meldescheins wendet sich der Freiwillige an den Kommandeur des Truppenteils, bei welchem er einzutreteu beabsichtigt und erhält von diesem im Falle der Tauglichkeit einen Annähmeschein zum Diensteintritt, in der Regel für den Anfang Oktober.

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Nähe trieb, als ich die schüchterne Knopfe als herrlich erblühte Rose wiederfand, da schwanden alle Be­denken, da ging jedes Gefühl unter, in dem einen der Liebe zu dir, Eva." (Fortsetzung folgt.)

meine Geschäftsweise eingearbeitet haben ?" Ich arbeite mich schon wieder heraus."

Frühlings-Ahnung.

Vom Baum gesunken und verweht Liegt bunt der Blätter Kranz,

Ein Spiel den Winden, wirbelnd dreht DaS Laub sich wild im Tanz.

Ein Sterbeglöcklein klingt vom Turm, Der Tag ist todesmüd,

Und hinter Wolken, schwer vom Sturm, Der Sonne Schein verglüht.

Und mitten in deS Winters Weh Umfängt mich Fröhlichkeit:

Von Maienglück und Blütenschnee Träum ich und holder Zeit.

Rätsel.

Mit t fehlt eS dir nie in Stunden.

Wo die Versuchung dich umspannt Mit rn wird'S aus dem Feld gefunden. Mit l ist es als Stadt bekannt.

Mit s nennt's jeder Mensch sein eigen Mit b kann's nie das Ganze zeigen.

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* (Hoffnungsvoll.) Prinzipal:Jetzt wollen Sie schon wieder austreten, wo Sie sich gerade in

Kommis:

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Auflösung des Rätsels in nächster Nummer