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Samstag den 4. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I I QOzr reichste Verbreitung. I

Gestorben: Bezirksbouinspektor Rüwelin, Heilbronn; Maler Blicker, Stuttgart; Hirschwirt Wößner, 24 Höfe.

WürLLernverg Lm J?.hr 1895.

In unserem engeren Vaterlande hat man keine Ursache bei einem Rückblick aus das Jahr 1895, be­sonders befriedigt zu sein oder gar Lobeshymnen zu singen. Zwar wollen wir es nicht schmähen, denn es war im Grunde 'genommen nicht schlimmer wie sein Vorgänger; aber damit ist Alles gesagt, dem; es war auch nicht besser wie dieser. Handel und Wandel sind im Allgemeinen gleich geblieben, d. h. es ist damit nicht so, wie es sein soll, und wenn hin und wieder eine kleine Besserung sich bemerkbar gemacht hat, so wurde sie durch einen Rückgang aus anderem Gebiete wieder reichlich ausgeglichen. Namentlich ist auch die Hoffnung unserer Landwirte aus eingutes Jahr" nicht in Erfüllung gegangen. Zwar sind die Futter- gewüchse in der denkbar besten Weise geraten und die Viehpreise haben infolge dessen entsprechendange­zogen" ; dagegen haben die Saatsrüchte nicht den ge­hegten Erwartungen entsprochen und der Obstsegen ist mit Ausnahme von Zwetschgen und Beeren gänzlich ausgeblieben. Freilich, unsere Landsleute im Unter­lande, da wo an den Abhängen des Neckars und seiner Seitenthäler die edle Rebe gepflanzt wird, waren besser daran. Sie haben einen vorzüglichen Wein geherbstet, Dank der prächtigen Spätsommerwitterung, die bis in Oktober hinein anhielt, und der95>er", dessen hoher Preis die Verkäufer über die mangelnde Quantität tröstete, hat einmal den alten Erfahrungssatz widerlegt, daß ein gutes Futterjahr ein schlechtes Weiniahr sei. Nun, wir Schwarzwälder sind den Unterländern durchaus nicht neidig, daß sie in diesem Jahre eher als sonst auf ihre Rechnung gekommen sind; im Gegen­teil; wir gönnen ihnen das Heuer mit dem Wein ge­machteGeschäft" von Herzen und möchten nur wünschen, daß sie jedes Jahr gegründete Ursache hätten, sich über einenGuten" zu freuen. Was zu­nächst unser Königshaus anbelangt, so hatten sich die Mitglieder desselben, insbesondere der Landesherr selbst, eurer guten Gesundheit zu erfreuen. Von be­sonderem Interesse für unser Land waren die am 1. Februar vor sich gegangenen Landtagswahlen, die eine wesentliche Verschiebung der Parteiverhältnisse in der Kammer zur Folge hatten. Die Bolkspartei er­rang einen entschiedenen Sieg, welcher durch den Ausfall der Stichwahlen noch verstärkt wurde. Auch eine Zentrumspartei wurde gebildet. Nach den Stich­wahlen stellte sich das Gesamtresultat folgendermaßen: Volkspartei 31, Zentrum 18, Deutsche Partei 10, Landespartei 4, ohne Parteistellnng 4, Konservative 1 und Sozialdemokraten 2. Letztere hatten in früheren Jahren wiederholt schon den Versuch gemacht, Ein gang in, die württembergische Volksvertretung zu finden, aber immer waren ihre Anstrengungen vergebens. Bei den letzten Wahlen jedoch war es ihnen mit Hilfe der Bolkspartei gelungen, zwei Mandate zu erobern. Die Stadt Stuttgart fiel ihnen zu, ebenso Cannstatt. Beinahe hätten sie noch Aalen erobert, wo ihr Kan­didat nur mit wenigen Stimmen in der Minderheit blieb. Dem neuen Landtag traute man vielfach nicht viel Gutes zu und Schwarzseher sähen im Geiste schon einen schweren Konflikt zwischen Regierung und Volks­vertretung entstehen, namentlich nachdem die am 20. Februar eröffnete Kammer den Führer der schwä­bischen Bolkspartei, den Rechtsanwalt Payer, zu ihrem Präsidenten gewählt hatte. Die düsteren Vorhersagungen sind aber nicht in Erfüllung gegangen. Regierung und Kammermehrhcit haben beiderseits ihren guten Willen bewiesen, miteinander einträchtiglich zu arbeiten und bis jetzt ist dies auch der Fall gewesen. Die Landtagssession war eine sehr arbeitsreiche und dauerte bis in den Juli. Die meiste Zeit nahm die Beratung des Hauptfinanzetats in Anspruch, wobei in den an­geregten Debatten sehr häufig auch Fragen der Reichs­

gesetzgebung zur Erörterung gelangten, was in frühe­ren Jahren die Abgeordneten als außerhalb ihrer Kom­petenz liegend erachtet Hütten. Dadurch bekamen die Verhandlungen ein Interesse, welches gar auffällig kontrastierte zu der Gleichgültigkeit, die man sonst in der Regel den Halbmondsaal-Beratungen gegenüber an den Tag legte. Von sonstigen Vorlagen erwähnen wir das Gesetz über die Religionsreversalien, das aber nicht zur Erledigung gelangte und nochmals die Kam­mer beschäftigen wird, das Gesetz betr. das Disziplinar­verfahren gegen evangelische Geistliche und den von der Kammer znrückgewiesenen Entwurf über die Be­stellung der Ortsvorsteher in den größeren Städten. DaAns den Tannen" stets ausführliche Sitzungs­berichte veröffentlicht hat, so werden die Leser des­selben es uns erlassen, auf die einzelnen Vorlagen näher an dieser Stelle einzugehen. Der Landtag nahm am 4. Dez. seine Beratungen wieder auf und schloß bereits die Sitzungen am 20. dess. Mts. wieder. Die wichtigste Vorlage bildete die Steuerreform bezüglich deren die Generaldebatte noch vor den Fe­rien abgewickelt und der Entwurf selbst einer Kommission überwiescnwerden konnte. Dieser brichtvollständig mitdem gegenwärtigen Steuersystem: erbezweckt die Einführung einer allgemeinen Einkommensteuer, zu welcher namentlich die steuerpflichtigen Einkommen nach Maßgabe der Progression herangezogen werden sollen. Der kommandierende General des württemb. Armeekorps, v. Wölckern, reichte im März sein Abschiedsgesuch ein, welches vom König auch unter dem Ausdruck lebhaften Bedauerns über den Rücktritt des bewährten Führers genehmigt wurde. Sein Nachfolger wurde der Kom­mandeur der 1. württ Division, der preußische General v. Lindequist, der schon seit einer Reihe von Jahren in württembergischen Diensten steht. Das Cann- statter Volksfest nahm Heuer einen äußerst großartigen Verlauf und der Besuch war stärker als seit Jahren. Außer einigen Landtags-Ersatzwahlen wurden in diesem Jahre auch drei Ersatzwahlen für den Reichs­tag vorgenommen, und zwar im 7., 12. und 15>. Wahl­kreis. Die Vertreter des 7. und 15. Wahlkreises (v. Gültlingen und Gröber), mußten sich wegen Be­förderung einer Neuwahl unterziehen, während der Vertreter des 12. Wahlkreises, Kaufmann Pflüger, aus freien Stücken sein Mandat niedergelegt hatte, v. Gült­lingen und Gröber wurden wiedergewählt und im 12. Wahlkreise ging der Demokrat Äugst als Sieger aus der Urne hervor. In Erinnerung an die glor­reiche Zeit vor 25 Jahren wurden die Tage von Sedan und von Champigny-Villiers allerwärts im Lande festlich begangen, und namentlich der 30. Novbr. und 2. Dezbr., an welchen Tagen vor einem Viertel­jahrhundert die württembergischen Truppen ihre Fahnen mit nnverwelklichen Lorbeeren schmückten, gaben An­laß zu wirklich erhebenden Festlichkeiten, die insbeson - dere in der Residenz in unübertrefflich schöner und gelungener Weise arrangiert worden waren. - Auch an unerfreulichen Dingen zeigt das Jahr 1895 keinen Mangel. Das Stuttgarter Schwurgericht hat nacheinander zwei Todesurteile gefällt, welche über die Raubmörder Vöster von Waiblingen und Mauth von Leidringen verhängt wurden. Beide büßten ihr Ver­brechen auf dem Schaffotte. Am 8. Sept. wurde die Stadt Leonberg von einem gräßlichen Braud- uuglück heimgesucht, lieber 70 Firste, darunter 41 Wohnhäuser, wurden eingeäschert und gegen 80 Familien obdachlos. Das schwerste Unglück aber, von welchem unser Vaterland betroffen wurde, verursachte die in den ersten Tagen des Juni stattgehabte furchtbare Ueberschwemmnng des Eyachthales, hervorgerufen durch mehrere hintereinander niedergegangene Wolkenbrüche, lieber 40 Personen ertranken und Vieh ging Massen Haft zu Grunde. Eine große Anzahl Gebäude wurden von den Fluten weggescbwemmt. Die Not war grenzen­los. Der Schaden betrug mehrere Millionen. Wir haben s. Zt. ausführlich über die Katastrophe berichtet und wollen heute nicht mehr jene traurigen Bilder

Des KrfcHelnungsfefles wegen erscheint nächsten Dienstag Kern Wl'att.

dem Leser vor die Augen führen. Ein Trost für die vom Schicksal so sehr heimgesuchte Bevölkerung des Oberamts Balingen war es, daß es sich der allge­meinen Teilnahme erfreuen durfte, wie ja auch Behör­den und Private ihr Möglichstes zur Linderung der Not beitrugen. König Wilhelm selbst begab sich an die Unglücksstätte, tröstete die Armen und beschenkte sie mit landesväterlicher Freigebigkeit. Sodann war es der Gewittersturm und die Hagelschläge, welche namentlich in unserem und im Calwer Oberamts­bezirke schweren Schaden verursachten; derselbe er­reicht nahezu eine Million. Auch hier zeigte Se. Mas. der König sein landesvät-rliches Herz in schönstem Lichte, aber auch die Opferwilligkeit der Bevölkerung muß gleichfalls rühmend erwähnt werden. Durch die Gaben, die freilich nicht hinreichen, den Schaden auch nur halbwegs zu decken, kann doch der größten Not begegnet und manche Thräne verhütet werden.

Möge die gütige Vorsehung unser Vaterland vor ähnlichen Unglücksfällen fernerhin in Gnaden bewahren.

Landesnachrichten.

* Altensteig, 3. Januar. In der Neujahrsnacht wars ziemlich ruhig; das Neujahranschießen, das nun einmal für die jungen Leute einHerzensbedürfnis" ist, vollzog sich in bescheidenen Grenzen. - Durch das Regenwetter und den raschen Schneegang schwoll die Nagold am Sylvesterabend in bedenklicher Weise an und es bestand erneut Hochwassergefahr. Da indes nachts der Regen nachließ, ging der Wasserstand wieder zurück und die Gefahr war gehoben. Schlimmer führte sich der Neckar und die Donau auf, wie die unten anfgeführten Berichte melden. Für viele Bewohner jener Thäler war deswegen die Neujahrsnacht eine Nacht schwerer Besorgnis.

* Sulz a. N., 1. Jan. Hochwasser durch den Neckar. Schon am Abend waren einige Straßen der Stadt von den Wogen überflutet,' so daß das Vieh zum Teil in die höher gelegenen Stadtteile verbracht wurde. War nach 9 Uhr die Gefahr beseitigt, so schwoll gegen Morgen der Neckar aufs neue zu noch größerer Höhe an. Indes wurde kein nennenswerter Schaden an gerichtet, auch ist das Wasser nunmehr wieder in sein Bett zurückgetreten.

* A ista ig, 1. Jan. In hohen, rasch anschwellen­den Wogen strömte gestern abend der Neckar, das ganze Thal überschwemmend, stellenweise sogar bis in die Nähe des Bahndamms vordringend, an unserm Ort vorbei. Die wachsenden Fluten verhinderten in der letzten Nacht und noch zeitweilig am heutigen Tage den Verkehr der beiden Teile des Orts. Das Wasser nahm bis heute früh durch Zufluß von Schnee­wasser eine immer mehr gefahrdrohende Höhe an.

* Riedlingen, 1. Januar. Die Donau ist zum reißenden Strom angeschwollen. Das große Wicsenthal gleicht einem wogenden See. Die im Bau begriffene Donaukorrektion ist schon wieder in Gefahr, von dem gewaltigen Element vernichtet zu werden. Im Vorjahr richtete am gleichen Uferland ein Hochwasser einen Schaden von ca. 20 000 M. an.

* Vom schwarzen Grat, 1. Jan. Alle Ge­wässer des bayrischen und württembergischen Allgäus sind infolge starker Regengüsse und Schneegangs der letzten Tage aus ihren Ufern getreten, wodurch da und dort zum Teil namhafte Zerstörungen an Wegen, Brücken und Gebäuden augerichtet wurden; namentlich gilt dies von den beiden Argen.

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-u. Breitenberg, O.A. Calw, 2. Jan. Nach­dem seit dem 28. Nov. infolge epidemischen Auftretens des Typhus in manchen Häusern unserer Gemeinde die Schule geschloffen war, hat sie nun heute wieder begonnen. Manche Familien wurden durch die ge­fährliche und langwierige Krankheit schwer heimgesucht. So starben einem Witwer ein 9jähriges Kind, eine 16jährige Tochter und ein 17jähriger Sohn in ganz