den Lärm Wirde die Nachbarschaft wach, die noch sah, wie der Dieb im Dunkel verschwand. Bis jetzt ist es noch nicht gelnngen, desselben habhaft z« werden. Vor zwei Tagen ist in Schorndorf und gestern in Gmünd auf gleiche Weise eingebrocheu worden, so daß man es hier scheint's mit einer organisierten Diebesbande zu thun hat.
* Gmünd, 20. Nov. Ungefähr Ende Juli 1892 wurde aus einer hiesigen Wirtschaft der Koffer eines Reisenden, in welchem sich Muster für die Bijouierie- fabrikation befanden und einen Wert von ungefähr 300 Mk. repräsentierte», mittelst Einsteigens in den Schenkraum der betreffenden Wirtschaft entwendet. Die seiner Zeit sugestellten Recherchen nach dem Thäter blieben erfolglos. Der Koffer war und blieb verschwunden und so mußte sich der Wirt wohl oder übel Herbeilaffen, den Reffenden mit einer Abfindungssumme (wie wir hören mit 200 Mk.) entschädigen. Jetzt nach ca. 3Vr Jahren kommt der Koffer samt Inhalt in einem Garten in Plüdrrhausen, O.A. Schorndorf, znm Vorschein. Jedenfalls hatte der Dieb einen anderen Inhalt in dem Koffer erwartet als diesen, der sich zum Veräußern allerdings nicht eignete. Wie der Koffer in den Garten nach Plöderhausen gekommen, ist natürlich bis jetzt noch ei» Rätsel, welches durch die von frischem emgeleitete Untersuchung vielleicht gelöst wird. Der Wirt wird natürlich seine gezahlte Entschädigung Nieder verlangen.
* (Verschiedenes.) Ja Ulm tvnrdr der Neubauer Johannes Steck von Ramm in gen im Festungstunnel beim Stuttgarter Thor vom Zug überfahren. Dem Verunglückten wurde die rechte Hand abgefahren, außerdem erlitt er eine schwere Schädelverletzung. Eine Stunde nach seiner Ueber- bringung ins Krankenhaus verstarb er. — Die Zweitälteste Tochter des Kunstmüllers Eberlein inIngers- heim hat sich kürzlich nachts vom Hause entfernt und blieben bis jetzt alle Nachforschungen nach derselben fruchtlos. Da die Vermißte schwermütig war, vermutet man, sie habe den Tod in der Jagst gesucht. — Kammfabrikant Buchholz von Lauterbach, welcher gewohnt war, nach Schluß des Geschäftes dasselbe abzuschließen und dann über die Brücke in der Nähe der Rothschen Brauerei nach Hause zu gehen, wurde, nachdem ihn die Seinigen vergebens zum Abendessen erwarteten, nach langem Suchen Lot im Lauterbach anfgefunden. — Oberhalb Aalen ertrank im Mühlkana! ein schwachsinniger Mensch. Seinen Leichnam fand man am Rechen der Gnmp- «ühle.
* Ass Baden wird gemeldet: Der Gesetzentwurf betr. die Sicherung des Wahlgeheimnisses schreibt die Benutzung amtlich abgestempelter Umschläge, worin der Stimmzettel abgegeben wird, sowohl für die Wahlmännerwahl, als für die Abgeordnetenwahl vor. Eine weitere Sicherung des Wahlgeheimnisses glaubt die Regierung lt. „Karlsr. Zeitg." in Anlehnung an einen im deutschen Reichstag angenommenen Entwurf, die Abänderung des Wahlgesetzes betreffend, darin zu erblicken, daß in der Nähe des Wahllokals ein der Beobachtung unzugänglicher Raum beschafft wird, in dem der Wähler ohne Beisein Anderer seinen Stimmzettel in den amtlich abg-stempelten Umschlag legt.
Doch ist diese Vorschrift nur für die Abg.-Wrhl vorgesehen, da die Durchführbarkeit einer solchen Vorschrift für die Wahlmännerwahl der Rrgiernngzweifelhaft erscheint.
* Gegen Stöcker ist etwas im Werks. In kirchlichen Kreisen ist mit Recht die Thatsache ausgefallen, daß Herr Stöcker das Predigen eingestellt hak. Seine plötzliche Entsagung in dieser Richtung ist, Wie man annimmt, keine freiwillige. Man nimmt in kirchlichen Kreisen an, daß der Kaiser die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Stöcker verfügt habe.
* Die Beratung des bürgerlichen Gesetz b u ch s wird Informationen der „Kreuzz. Ztg." zufolge im Schoße des Bundesrats voraussichtlich sehr glatt verlaufen. Bedenken grundsätzlicher Natur werden vielleicht nur von den württembergischen Regierungen erwartet, welche von der Thatsache ausgehen, daß der gegenwärtige Zustand des bürgerlichen Rechtes in den Seiden Großherzogtümern den Wunsch nach einer Aenderung nicht mehr gelegt hat. Im Reichstage wird der Entwurf, außer von den Mitgliedern des Bundesrats, dem Vernehmen nach auch von Mitgliedern der Kommission verteidigt werden.
* Nach der „Kreuzzeitung" schlägt die ne»? Zuckersteuervorlage vor, die Ausfuhrprämie, unter gleichzeitiger Kontingentierung der Zuckerproduktion, auf 4 Mk. zu erhöhen. Diese erhöhte Äussuhrvergütung werde nur als eine Kampfesprämie in Aussicht genommen, nm bet den Verhandlungen wegen tnter- «üLionaler Beseitigung der Zuckerpcämien einen Druck ausübea zu können. Bei der Kontingentierung der Zuckerproduktion soll die in den letzten fünf Jahren zur Verarbeitung gelangte Rübenmenge zu gründe gelegt werden, wobei die beiden Jahre, welche die geringste und höchste Produktionsziffer aufweisen, außer Betracht bleiben. In Zukunft steigt das Grsam:- kontingent entsprechend dem wachsenden Verbrauch an Zacker im Inland derart, daß für jede 100000 Ztr. Mehrverbrauch 50000 Zsnrner dem ursprünglichen Kontingent hinzutreten.
* Die Landwirte gehen jetzt mit Energie daran, den Zwischenhandel nach Kräften zu vermeiden. Dem Vorgänge der Pommerschen Landwirte, durch Errichtung genossenschaftlicher DüMpsmühleu mit ihrem Mehl direkt aus den großen Markt zu kommen, suchen jetzt asch die Märkischen Landwirte nachzusifern. De große Drebkauer Dampfmühle, die bisher dem Vorschußverein in Kottbus gehörte, ist von einem Konsortium von Landwirten angekauft worden, welche eine Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht zu dem Zwecke des Erwerbes der Mühle gebildet haben. Die Gesellschafter wollen ihren Roggen nicht nur selbst vermahlen, sondern auch auf drei nun auzu- legenden Dampföfen selbst verbacken. (Das ist allerdings ziemlich weit gegangen.)
* Memel, 19. Nov. Heute morgen sind im Hofe des hiesigen Justizgefängnisfts durch den Scharfrichter Reindel der Losmann Christoph Greitschrs und seine Mutter Anika Greaschus hingerichtet worden. Sie waren am 26. Juni wegen Doppelmordes bezw. Anstiftung dazu zum Tode verurteilt worden. Christof Greitschus hatte, von seiner Mutter überredet, am 17. Februar ds. Js. aus Rache seine Schwägerin ermordet und deren siebenjährige Tochter, die Zeugin der That. in den Brunnen geworfen.
AaslärrdischeS.
* Wien, 20. Nov. Wie verlautet, hat Deutsch, land Oestereichs Vorgehen tu der Orieutfrage gebilligt und unterstützt.
* Pest, 19. Nov. Im LandeSbodeukreditinstitut wurden, der „Franks. Ztg." zufolge, große CouponS- fälschungen von 5Vg Proz. Titres entdeckt. Die Fälschungen wurden bisher in einer Höhe von 200000 Gulden festgesetzt.
* Wie wechselnd die Volksgunst ist, besonders bei dem so wetterwendischen Charakter der Franzosen, davon kann jetzt der Vizeadmiral Gervais ein Lied hören. Die Presse schimpft jetzt ganz erbittert über denselben, well die drei Panzerschiffe „FormtdaSle", „Baudin" und „Courber" im Golf von Hyeres auf den Sand geraten sind. Der „Jour" meint, Vizeadmiral Gervais Habs als Chef des großen Marinestabes einen lächerlichen Dünkel an den Tag gelegt und nicht das geringste Entgegenkommen für den außerparlamentarischen Untersuchungs-Ausschuß gezeigt. Ein anderes Blatt sagt, Gervais habe es wohl verstanden, mit Würde die Marseillaise bet den Russen anzuhören, aber sonst schieße er nur Böcke. Ja, in der That, der vielgeschmähte Vizeadmiral Gervais von heute ist der einst vielgepriesene Held von Kronstadt, der triumphierend den Russen die französ. Flagge zeigte und bei schäamendem Champagner und beim Donner der Karthaunen den mächtigen Zaren Alexander zum Anhören der Mr selllaise bewog, der Mann, dessen Namm vor 4 Jahren jauchzend in ganz Frankreich gerufen wurde, dieser nämliche Mann wird heule zum alten Eise« geworfen.
* Tiflis, 20. Nov. Die Zeitungen veröffentlichen die Antworidepesche des russischen Botschafters in Konstant-nopll an ven armenischen Katholikos. In derselben he tzt es: „Die Armenier Konstaattnopels sind genügend beruhigt, ihnen droht keine Gefahr. Aber in den Provinzen finden bedauerliche Konflikte statt, die leider in den meisten Fällen von Armeniern, die von dem revolutionären Komite aufgestachelt sind, hervorgcrmen werden. Das Resultat ist eine furchtbare Rache von seiten der Türken, resp. schreckliche Metzeleien der Christen- Der Sultan hat den von den drei Mächte - vorgeschlagenen Resormentwurs genehmigt, und es finden Vorbereitungen statt zur Ausführung desselben. Hiefür ist aber nötig, daß die Leiter des Volkes dasselbe bereden, von revolutionären Versuchen abzssteßen, vergebliche Hoffnungen auf eine ausländische Einmischung aufzugebeu, allen Unruhen ein Ende zu machen und mitzswirken zur Herstellung des allgemeinen Friedens, znr Verbesserung der Lage und zur Einsühruog der neuen Ordnung."
* DiePoltttk, welche die europäischen Mächte in der Türkei befolgen wollen, scheint doch noch nicht so gewiß und zuverlässig zu sein wie man annahm. Es hieß bisher allgemein, daß die 6 Großmächte in völligem Einvernehmen handeln würden; nun verlautet aber plötzlich, Rußland könne seine Jnterffen im Orient denen der übrigen Mächte nicht gleich achten und werde deshalb auch seine besonderen Maßnahmen treffen. Andrerseits bestätigt sich jedoch die Mitteilung, daß der russische Zar und unser Kaiser in der Behandlung der Orientfrage vollkommen eines Sinnes sind. Ein Brief, den unser Kaiser dem
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ideal schönen Mann erkannt, die Werbung »m die Hand derselben nicht eben schwer gemacht. — Und wie schrecklich auch für den jungen Mann selbst, so rasch die Braut verlieren zu müssen."
Man sprach hin und her über den traurigen Fall, und niemand als der Doktor bemerkte, daß Evas Gesicht Totenblässe überzog und ihre Hände sich krampfhaft ineinander preßten. Auch er selbst war erblaßt. Warum war es ihm plötzlich, als sause ein kalter Windstoß über ein Feld voll hoffnangs- grüner Halme?
Sobald als thunltch erhob sich Eoa und mahnte ihre Cousine zum Aufbruch. „Sie wolle» gehen, liebes Fräulein?" sagte die Frau Doktor. „Aber warum denn ? Es ist ja noch nicht spät. Doch was sehe ich — Sie sind ja totenblaß, liebes Kind," setzte sie besorgt hinzu. „Es war wohl recht ungeschickt von mir, des Todesfalls hier, so mitten in aller Heiterkeit zu erwähnen. Und daun sangen Sie auch heute so viel. Nan, schlafen Sie nur gut aus; morgen sind die roten Wangen und die Hellen Augen wiedcr da."
Sie streichelte Eva mütterlich das blaffe Gesicht und gab Gleichen und Herrn Reichert freundlich die Hand zum Abschiede. Mechanisch hatte Eva zugehört, Herrn Bolz und dem Doktor flüchtig die kleine, eiskalte Hand gereicht und ging dann wie im Traume neben Gleichen und Herrn Reichert die Treppe hinunter mrd dem Menzetscheu Hause zu. Sie hörte gar nicht, was die beiden sprachen, was sie noch vor der Thür zu plaudern hatten: nur in ihr stilles
Stübchen, nur allein sein, das war ihr emflgec Gedanke. Gleichen, die noch gar nicht Last hatte, schlafen zu gehen, und wieder viel Wichtiges auf dem kleinen Herzen hatte, mußte sich heute schon mit der Erklärung, daß Eoa Kopfweh hatte, zufrieden geben, und sie verlassen.
Endlich war sie allein und konnte über das, waS sie gehört, Nachdenken. Seine Braut, das arme jsnge Mädchen, tot, und er wieder frei! Und angetragen hatte man ihm dis Braut, die ervielleicht gar nicht geliebt, für die ervielleicht nur Mitleid empfunden! — Ihr Kops wirbelte, ihr Herz schlug laut.
Eoa wußte nicht, ob sie träume oder wache. Liebte sie Fredertgo denn noch ? — Sie Harts sich oft und oft gesagt, daß sie den Mann, der seine Braut kalt und gefühllos verlassen konnte, verachten müsse. Dann war wieder die Erinneruag mit ihrem Zauber gekommen und hatte ihr Herz umsponnen mit tausend süßen Fäden. Sie dachte an den jungen Doktor, dessen Manneswort sie so hoch schätzte, und doch, wenn er jetzt wtederkäme, sie mit seinen schönen Augen anschaute, würde sie sich da verächtlich von ihm wenden, ihm nicht jubelnd in die Arme sinken und alles Leid, alle Thränen vergessen wie einen bösen Traum?
Sie hatte das Fenster geöffnet, um die heiße Stirn in der frischen Last zu kühlen, da drangen wie Geisterstimmen leise Klänge an ihr Ohr. Werner Lorenz spielte im einsamen Zimmer auf der Geige, schwermütige, milde Melodien, und das Mädchen sank am Fenster in die Kntee und flehte zu Gott um Licht und Klarheit, um Frieden für ihre Seele. (F. f.)
Wovemöerkied.
Nun ist der Rosen Pracht verglüht,
-tun sind die Schwalben fortgezogen;
Wo reiches Leben einst geblüht,
Wälzt durch die Fluren trüg und mlld'
Die Herbstluft ihre kalten Wogen.
Wie Harsentöne zieh'» vorbei,
Sind Sang und Frühlingslust verklungen; In öden Lüsten schwebt der Weih,
Und halbverwehler Dohlenschrei Dringt bang aus feuchten Niederungen.
Da ist kein Klang, da ist kein Hauch,
Der wach zu neuem Leben riefe.
Entblättert stehen Baum und Strauch,
Im Wald erlischt des Meilers Rauch,
Und schweigend schleicht der Bach zur Tiefe.
Novemberstille füllt den Hain,
Und kalte Nebel ringsum stieben.
Das Leben liegt im Totenschrein.
Nur du allein, nur du allein,
Mein Herz, bist liebewarm geblieben!
Rätsel.
Mit e birgt es geheimnisvolle Kräfte,
Kein Physiker noch hat's erforschet ganz.
Für Jünglingsaugen liegt's in Mädchenaugen,
Für Streber liegt's in Ruhm und Ehr und Glanz.
Mit cr gewinnt es gleich Gestalt und Leben,
Da findest du's im schönen Ungarland.
Dort gilt es viel; es ist in Amt und Würden,
Und wird mit hoh-.r Ehrfurcht nur genannt.
Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nummer.
aeaeöen werden soll. I der Ordnuna in Anatolien ewvfodren werden sollen. I Voten enraeaen.