fit nicht nach, bin aber als Borstand zunächst verantwortlich. Dies zur Benrteilnng des Falles, namentlich anch deswegen, well ich höre» mnßte, ich hätte anch von dem Unterschlagenen Gelbe bekommen."
* Besigheim, 15. Jnli. Die am 18. v. M. vor sich gegangene Siadtschultheißenwahl, bei welcher der bisherige Stadtpfieger Köhler mit bedentender Majorität gegen seinen Onkel, den Gemeinderat nnd Buchdruckereibesttzer Müller, gewählt wnrde, ist augefochten worden, weil der »freie Trunk" bet derselben eine große Rolle gespielt hat. Die Anhänger Köhlers setzen alle Hebe! in Bewegung, um ihren Kandidaten dnrchznbringen.
* Ellwangen, 11. Jnli. Für die 41. Wanderversammlung württembergischer Landwirte, welche vom 23. bis 25. d. M. in Ellwangen stattstndet, ist das Festprogramm nunmehr festgestellt. Danach ist am 23. abends gesellige Unterhaltung unter Mitwirkung des Sängerbundes und der Stadtkapelle auf dem Schloß, event. bei ungünstiger Witterung in der Brauerei Heinle. Am 24. soll morgens das Schloß und die Ackerbauschule besichtigt werden. Um 11 Uhr beginnen in der Turnhalle die Verhandlungen, an welche sich ein Mittagessen im Gasthof zum Lamm anschließt. Abends ist gesellige Unterhaltung im Garten der Bahnhossrestauration. Am 25. endlich soll das Hüttenwerk Wafferalfingen besucht werden.
* (Verschiedenes.) Ein Entschädiguugsprozeß wegen erlittenen Beinbruchs, angestrengt gegen die Stadt Tuttlingen, von Schneidermeister W. schwebt gegenwärtig beim Landgericht Rottweil. W. hatte zu einer Zeit, als der Seltenbach noch nicht durch Geländer von der Straße abgegrenzt war, des Nachts durch einen Sturz in das Seltenbachbett den linken Fuß zweimal gebrochen, wodurch er dauernd am Laufen behindert ist. — Der Postbote Burkardt von Horgen geriet auf dem Wege von Rottweil nach Hausen unter sein Fuhrwerk, so daß er tot auf dem Platze blieb. — Schultheiß Lang von Neuhaufen, O.-A. Tuttlingen, der Accis- und Erkena- gelder im Betrage von 600 M. veruntreute, wurde zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. — In Bisst ngen ertrank ein 16 Jahre alter Lehrling beim Baden in der Enz. — Als am letzten Sonntag in Stuttgart die Parade mit klingendem Spiel aufzog, erschoß sich unmittelbar hinter dem kgl. Hoftheater ein Maschinenmeister einer großen Stuttgarter Druckerei.
* Karlsruhe, 14. Juli. Die Verhaftung des Dekans Einwächter in Hüffeuhardt bei MoSbach hat, so schreibt man der Breisgauer Ztg. von hier, großes Aufsehen erregt. Derselbe erfreute sich allgemeiner Achtung; die Familie wird sehr bedauert. In der Angelegenheit hat der neue Präsident des evangelischen Oberkirchenrats, Dr. Wielandt, mit aller wünschenswerten Deutlichkeit gezeigt, daß Ue Kirchenbehörde bei Vergehen kein Vertuschuugswesen kennt und die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft selbst veranlaßt. Auch das energische Einschreiten der Oberktrchenbe- Hörde verdient Anerkennung, indem dieselbe, nachdem fich Unregelmäßigkeiten in der Dienstführung des Dekans ergeben hatten, alsbald auch eine Visitation des Fondsvermögens anordnete. Diese ergab das
Fehlen von 20000 M. Wertpapieren. Leider wird die Untersuchung noch weitere Bestrafungen nach fich ziehen, indem der Fondsrechner und ein Gemeioderat die alljährlich vorgeschrtebenen Sturzaufnahmen im guten Glauben, ohne einen Sturz thatsächltch vorgenommen zu haben, Unterzeichneten. Es liefert dies wieder einen Beweis, daß man in der Kontrolle von Kaffenangelegenhetten gegen niemand Rücksichten tragen darf. Dekan Einwächter hat sein Vergehen alsbald eingestanden.
* Bruchsal, 12. Juli. Eine hochinteressante Schwimmübung mit Pferden über den Rheinstrom hat, laut „Kraichg Ztg.", gestern vormittag das hiesige Dragonerregiment -ei Germersheim oberhalb der Eisenbahnbrücke ausgeführt. Vorausgegaugen war eine größere Felddienstübung und Marsch von 30 Kilometer. Das Schwimmen, an welchem die 4 Bruchsal» Schwadronen und Patrouillen der vierten Schwadron in Schwetzingen teil- nahmen, begann 10 Uhr 30 Min. und war 1 Uhr 50 Min. beendet; also in 3 Stunden 20 Minuten war das ganze Regiment übergesetzt, ohne daß irgend eine Verletzung oder Beschädigung vorgekommen war. Die zu durchschwimmende Strecke betrug etwa 650 bis 700 Meter, die Stromgeschwindigkeit 3 Meter in der Sekunde. Die Pferde schwammen rechts und links vom Kahne, am größten Kahne 10 Pferde. Auf die Schwimmübungen folgte ein Biwak bei Germersheim mit Doppelkonzert der bayrischen Kapelle und der hiesigen Dragonerkapelle. — Besondere Erwähnung verdient der liebenswürdige Empfang seitens der bayrischen Kameraden, die auch bei der Uebung hilfreiche Hand geboten hatten. Pioniere hatten die Boote gesteuert und die Landungsstelle zurechtgemacht, da an der steil gemauerten Böschung ein Heraufklettern der Pferde sehr schwierig war.
* Mannheim, 14. Jnli. Kurz vor Schluß der heutigen Ruder-Regatte ereignete sich noch eine bedauernswerte Katastrophe. Das Publikum drückte die Brüstung des von der großen Tribüne über der Wasserkante errichteten B:lvedere ein, und 30—40 Personen fielen teils auf die Böschung teils ins Wasser. Ein Mann und eine Frau von reiferem Alter wurden schwer, 10 andere Leute leicht verletzt. Es entstand eine große Panik, und die Tri- büne leerte sich sehr rasch. Die Schuld au dem Unfall trifft das Publikum selbst.
* Die Münchener Neuesten Nachrichten erhalten aus Berber« an der Somaltküste die Nachricht, daß Sonntag den 23. Juni die erste deutsche Expedition, geführt und ausgerüstet von den Herren Aug. Humpel. meier und Premierlieutenant Stephinger, ins Innere des Somalilandes abgegangen ist. Das Ziel der Expedition ist, das bis jetzt noch fast unbekannte Somali- und Gallaland zu durchkreuzen und den Indischen Ozean bet Mombaffa zu erreichen. Die Karawane besteht aus 100 Kamelen, 6 Pferden, 50 Kameltreibern, 50 Soldaten zum Schutze der Karawane und 10 Dienern.
* Augsbur g, 15. Juli. Eine schreckliche Blutthat geschah hier in letzter Nacht infolge eines Wortstreites. Ein junger Mann wurde von fünf anderen nachdem Streite angefallen; er erstach zwei derselben und verwundete einen dritten tödlich.
* Chemnitz, 14. Juli. B:i der Auswahl einer Ktnderwärterin wird leider von manchen Müttern nicht mit Umsicht verfahren. Hier war einer alten, geistig etwas geschwächten Frau Gaßmus die Wartung eines Säuglings anvertraut, der durch die Hand seiner Wärterin eine schreckliche Verstümmelung zu erleiden hatte. Die Frau glaubte, das Kind habe den Gummisauger verschluckt. Sie versuchte, denselben mit einem Messer (!) wieder herauszuziehen und schnitt dabei
Und mehr und mehr fielen ein, u id herzergreifend klang es zum Schluß: »Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!"
Und daun gings zurück nach Haus: der Landwehrmann, sein Weib am Arm, der junge Soldat, der in seiner Liebsten thränenumfiortes Auge schaute.
Manch trauriges Wort, manch' stille Jahre!
Aber den Worten folgt die That, der Thräne das jauchzende Kampflied.
Der Krieg war da, in allen deutschen Staaten ward mobil gemacht, eS ging gegen den Feind, fär's deutsche Vaterland, für deutsches Recht, für deutsche Ehre. Vorwärts gtng's, mit Gott!
Aus dein Watde.
Roman von M. Brand ruh.
(Fortsetzung.)
Es war um die zwölfte Stunde eines wunderschönen Julttages. Im Forsthause saß die kleine Gesellschaft beim Mittagessen. Dazwischen aber erging sich der Hausherr in allerlei amtlichen Fragen an seinen bisherigen Vertreter. Curt beantwortete dieselben auch mit vollendeter Sachkenntnis. Dennoch erschien er dabei merkwürdig zerstreut, und die Farbe auf seinem Gesicht ging und kam. — Es war eine Pause in der Unterhaltung eiugetreten, als der Hilfsjäger fich Plötzlich, wie aus tiefen Gedanken auffahrend, zu der Försterin mit den Worten wendete: »Fast hält' ich vergessen, Frau Rtnow! Da fand
ich heute beim Durchqueren des Waldes eine Stelle, die von Weitem wie durch ein großes purpurn gefärbtes Tuch bedeckt erschien. Näher gekommen, über- zeugte ich mich aber, daß das Fleckchen Waldboden dort nur von den prächtigsten reifen Erdbeeren strotzte. Es that mir leid, daß ich nicht irgend ein Gefäß bei mir hatte, um die köstlichen Früchte zu sammeln."
»Das ist in der That bedauerlich," entgegnete Frau Emma, »um so mehr, als mir in diesem Jahre noch kein einziges Töpfchen voller Erdbeeren zum Kauf angeboten worden. Nun man die neue Eisenbahn in Betrieb gesetzt hat," fuhr sie fort und nahm sich dabei ei» Stückchen Hammelkotelette von der Schüssel, zu der Portion Kohlrabi auf ihrem Teller — »verlieren fich die sammelnden Weiber gar nicht mehr in das Forsihaus. Die Frau des Holzmeisters erzählte mir ja auch, daß sie eine Art Compagnte- geschäft gebildet hätten, aus deren Milte täglich Eine oder die Andere mit all ihren Errungenschaften zur Stadt geschickt wird. Dort werden ihnen die Beeren nur zu bereitwillig abgenommen und entschieden besser bezahlt, wie von «ns Waldleuten. Und doch möchte ich auch in diesem Jahre gern ein Glas mit Erdbeergelee füllen," setzte Frau Rinow hinzu und legte für einen Moment Messer und Gabel bet Seite.
Mit eigentümlich schelmischem Blick das runde Patschhändchen auf die Schulter des Hilfsjägers drückend, sagte sie dann, während es um ihre Mundwinkel zuckte: „Wie wäre es da, lieber Fernow, I wenn Sie Anna zu dem von Ihnen entdeckten geseg- ! neten Plätzchen führen möchten?! Vielleicht gelingt
dem Kinde die Zunge ab. Der Fall erregte hier vor einige« Monaten außerordentliches Aufsehen und eine große Erbitterung, da man anfänglich glaubte, die Frau habe a«S Rache gegen da Eltern das unschuldige Kind derartig entsetzlich verstümmelt. Wie heute in der Gerichtsverhandlung über de« Fall fest. gestellt wurde, hat die Wärterin lediglich aus Fahrlässigkeit gehandelt, sie wurde daher auch nur wegen fahrlässiger Körperverletzung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Das Kind bleibt ein Krüppel. Es muß dauernd künstlich ernährt werden und wird zeitlebens der Sprache beraubt sein.
* Ems, 13. Juli. Am Benedetti-Stein auf der Promenade fand heute eine große patriotische Kundgebung der Emser Kurgäste statt. Die Kurmufik mußte die »Wacht am Rhein" spielen, die begeistert gesungen wurde, hierauf folgten Hochrufe auf den Kaiser. Am Benedetti-Stein und am Katserdenkmal wurden prachtvolle Kränze niedergelegt.
* Berlin, 15. Juli. (Moderne Reklame.) Die Geschäftsreklame treibt wunderbare Blüten. So läuft jetzt auf den Straßen der nördlichen Stadtteile seit einigen Tagen ein Dienstmann umher, der mit dickem Pelz und Pelzmütze angethan ist und ei« großes Plakat mit nachstehender Aufschrift trägt: Geld zur Reise erhält man unter kulanten Bedingungen auf Pelzsache», Kleidungsstücke, Gold, Silber ». s. w. in der Pfandleihe Chausseestraße. — Für Motten- schaden und Einbruchsdiebstahl Garantie. Also: Auf in die Sommerfrische!"
- Berlin, 16. Juli. Der Vorwärts veröffentlicht die Program mvorschläge der sozialdemokratischen Agrarkommisston. ES wird darin u. a. gefordert: Die Errichtung landwirtschaftlich» Fachschulen, Musterwirtschaften und Versuchsstationen, die Abhaltung regelmäßiger landwirtschaftlicher Unterrichtskurse, die Abschaffung aller mit dem Grundbesitz verbundenen behördlichen Funktionen und Privilegien entschädigungslose Aufhebung jeglicher Art noch bestehender Erbunter thänigkeit und der aus derselben Hersiammenden Lasten und Pflichten, Ueberführung deS Besitzes der toten Hand in öffentliches Eigentum unter Kontrolle der Volksvertretung, Bewirtschaftung der Staats- und Gemeindeländereien aus eigene Rechnung, oder Verpachtung derselben an Landarbeiter- und Kleinbauerngenossenschaften, Gewährung von Dtaatskrcdit an die Genossenschaften, Verstaatlichung der Hypotheken- und Grundschulden Verstaatlichung der Mobilien- und Jmmobilienoerstcherung, staatliche Hilfeleistung bei Notständen infolge verheerender Naturereignisse, freies Jagdrecht auf eigenem und gepachtetem Boden. Weitere Forderungen betreffen die Ausdehnung der Arbeiterschutzgesetzgebuug auf die Landwirtschaft, Errichtung eines landwirtschaftlichen Reichsamts, durchgreifende Fürsorge für die Gesundheitsverhältnisse der Arbeiter in Stadt und Land, Schlichtung von Streitigkeiten aus dem Arbeitsverhältnis landwirtschaftlicher Arbeiter durch die Gewerbegerichte, endlich reichsgesetzliche Ausdehnung der Versicherung auf alle im Lohn- odsr Dienstverhältnis stehenden Personen
* Aus Berlin berichtet das dortige Fremdenblatt: Mit dem Leichnam seines verhungerten Kindes ging ein 35jähriger Arbeiter betteln. Er wollte seinem armen Liebling die letzte Ehre erweisen, doch auch der Tod ist nicht umsonst. Ein Sarg, ein Totenanzug kostet Geld. Und da der Aermste kein Geld hatte, so suchte er einige Groschen zusammenzufechten. Wer seinen Angaben nicht traute, dem konnte er ein Bündel zeigen, in dem die Leiche eines zweijährigen Mädchens lag. Leute, die sich erinnerten, daß das Betteln eine strafbare Sache in einem geordneten Siaats- wesen sei, übergaben den Aermsten einem Schutzmann. Seine Angaben beruhten nach polizeilichen Ermittelungen auf völliger Wahrheit.
' Kiel, 14. Juli. Nach amtlicher Bekanntmachung wird der Katser-Wilhelm-Kaual vom 18. d. M. ab für Schiffe bis zu 6 m Tiefgang geöffnet.
* (1116 Kirschenkerne im Magen!) Im Krankeu-
es ihr dort, so viel von den Früchten einzuheimsen als ich bedarf."
Curt war glühend rot geworden. Verriet ihm die Art und Weise Frau Emma's doch, daß er durchschaut sei. Andererseits aber beglückte es ihn auch wieder, daß die Försterin selbst ihm die erwünschte Gelegenheit bot, sich endlich dem treuen Mädchen zu erklären. So fragte er denn schnell mit einem bittenden Blick zu Anna hinüber: »Wollen Sie sich meiner Leitung anvertraue«, Fräulein?"
„Gern," erwiderte das junge Mädchen nur. Aber durch dies schlichte Wort zitterte eine ganze Welt von Empfindungen — das volle Bewußtsein der eigentlichen Bedeutung dieses in Aussicht gestellten Erdbeersammelns.
Gleich nachdem sich der kleine Kreis »Gesegnete Mahlzeit" gesagt, machte fich das junge Paar auf den Weg zu dem nahen Forst. Nur zu lange aber schritten die Beiden schweigend neben einander her, bis es Anna endlich nicht mehr ertrug, die Lippen auf einander zu halten. Mit gepreßter Stimme fragte sie jetzt, nur um irgend ein Gespräch in den Gang zu bringen, das diesem Ausffuge zu Zweien vor Allem das Peinliche nahm:
»Sagten Sie mir nicht vor längerer Zeit einmal, daß heute der Geburtstag Ihrer Mutter sei.
Curt neigte zustimmend den Kopf. »So haben Sie das Datum doch nicht vergessen?" entgegnete er mit sonnigem Lächeln.
»Gewiß nicht!" damit börste ihm aber auch die kleine braune Hand, und in lieblicher Schüchternheit