Erscheint Dienstag Donnerstag und SamStag.
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Donnerstag den 18 . Juli
Bekanntmachung« aller Xrt finde» die «rfolg- reichste Brrdreitung.
Einrück» ungSpreiS f. Mensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmal. je « ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt.Aeil«
1895.
Die zw eite Volksschullehrerdienstprüfung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Michael Riehl«, Schulamtsverweser in Dennjächt, O-A. Calw.
Gestorben: Fabrikant Uhl, Ravensburg; Heinrich Fritz, aus Stuttgart, Saigon (Cochinchina.)
Laudesaachrichten.
* Alten steig, 16. Juli. Glucintum ist der Name eines neuen Metalls, das dazu berufen scheint, schon in kürzester Zeit eine gewaltige Rolle zu spielen. Besonders in der Elektrizität soll es wegen seiner vorzüglichen Eigenschaften Verwendung finden. Vom Atomgewicht 9,1 und spezifischem Gewicht 2 ist die Zugfestigkeit des Gluciuiums bedeutend größer als diejenige des Eisens und seine Leistungsfähigkeit gleich der des Silbers. Dieses Metall ist also widerstandsfähiger wie Eisen und ein besserer Leiter als Kupfer und außerdem noch leichter als Aluminium. Sollten diese angegebene» Eigenschaften, so sagt das Patent- und technische Bureau von Richard Luders in Görlitz, sich in der Praxis als richtig erweisen, so dürfte kein Zweifel vorhanden sein, daß das Glucinium eine starke Verwendung in der Elektrizität finden wird, u« so mehr, als sein Handelswert ungefähr 160 M. per Kilogramm betragen dürste, d. h. es ist 160mal billiger als dasselbe Volumen und lOmal billiger als dasselbe Gewicht Platin.
* Für olle diejenigen, welche durch unerbetene Zu- sendung von Waren belästigt werden, ist folgender Fall von Jutereffe: E>n Kaufmann A. machte einem Herrn in einer auswärtigen Stadt ein Angebot von Waren mit dem Bemerken, daß die Ware abgeschickt würde, wenn in 8 Tagen keine ablehnende Antwort eingiuge. Der Adressat ließ die Postkarte unbeachtet und erhielt dann wirklich das Paket unter Nachnahme. Als die Einlösung verweigert wurde, drohte der Absender mit seinem Rechtsanwalt und damit, daß erhebliche Kosten entstehen würden. Die Mahnung wurde der Staatsanwaltschaft angezeigt und diese erhob Klage wegen Erpressung. Das Gericht verurteilte den Kaufmann A. zu 10 Tagen Gefängnis. Das Reichsgericht Hst die Revision des Verurteilten verworfen.
-o. Ebhausev, 16. Juli. Am Nachmittag des letzten Sonntags fand hier ein Misstonsfest statt.
Aus nah und fern waren Missionsfreunde in großer Zahl erschienen, um an dem Fest teilzunehmen. Außer dem Olts geistlichen, H. Pfarrer Eberbach, beteiligten sich bei der Festfeier als Redner: H. Pfarrer Müller aus Aldingen, früher hier, Hr. Missionar Walker aus Rohrdorf und Hr. Missionszögling Wörz von hier. An die verschiedenen Vorträge, bet welchen die Zuhörer auf verschiedene Missionsgebiete geführt wurden, wie nach Deutsch-Ostafrika und an die Goldküste in Westafrika, reihte sich die feierliche Ordination des H. Wörz zum Missionar unter den Heiden an. In seinem Vortrag entwarf H. Wörz einen geschichtlichen Rückblick auf das Werk der Mission an der Goldküste in Westafrika, wohin er jetzt nach seiner VorbereitungszeiL von der Basler Misflonsgesellschast gesendet werde. Er wies auf die mancherlei Gefahren hin, denen die Missionare in jener Gegend ausgesetzt seien; allein im Hinblick auf den Dienst des Herrn, dem er sich mit Freuden widmen wolle, ziehe er vertrauensvoll hinaus in den schwarzen Erdteil.
* Calw, 15. Juli. Major v. Hagen aus Weimar, Mitglied des Bundes der Landwirte, hatte auf gestern in den Dreiß'schen Saal eine Versammlung einberufen, in welcher er über die „Notlage der Landwirtschaft und des Mittelstandes" sprach. Zu dem Vortrag hatte sich eine große Zahl Handwerker und Bauern eingefunden, die die Ausführungen des Redners aufmerksam anhörten und am Schluß ihre Zustimmung durch lauten Beifall zu erkennen gaben. Der Redner nannte als Ursuch». des Niedergangs der Landwirtschaft und des Gewerbes den Freihandel, die Reichsgesetzgebung in den Jahren 70—80, die unbeschränkte Freizügigkeit, die Gewerbefreihett, die unlauteren Geschäfte der Produktenbörsen, das Bestreben, Deutschland zu einem Industriestaat zu machen und die Handelspolitik in den Handelsverträgen. Eine Rettung aus der Notlage sei allein möglich durch den Konservatismus, durch Aufgeben des Freihandels, durch Zurückdrängung der Juden in den öffentlichen Aemtern und in der Presse, durch die Verhinderung der Anhäufung des Großkapitals, durch eine starke Monarchie, durch den Schutz der redlichen Arbeit und der Schwachen im Staate, durch Verhinderung des unlauteren Wettbewerbs beim Handwerk, durch
eine gründliche Reform der Börse und dcrVersicherungs- gesetze, welche den Mittelstand zu drückend belasten, durch Aufheben des Submissionswcsens, durch Verbot der Gefängnisarbeit, durch Bildung von Genossenschaften zum Ein- und Verkauf mit staatlicher Unterstützung und durch Verwandlung der Hypotheken- in Rcvtevschulden mit kleiner Amortisation. Deutschland dürfe kein Industriestaat werden, sondern muffe ein landwirtschaftlicher Staat bleiben. Zur Erreichung dieses Zweckes forderte der Redner die Anwesenden zum Eintritt in den Bund der Landwirte auf. So- fort traten Mitglieder ans 7 Orten zu einem Bezirksverein zusammen und wählten als Vorstand Hotelbesitzer Bauer in Teinach und als Stellvertreter Oekonom Karl Weiß von Stammheim bei Calw.
* Schwarzenberg, 14. Juli. Heute wurden hier die irdischen Ueberreste des Gutsbesitzers und HolzhändlerS Frey, der nach einem Alter von 77 Jahren das Zeitliche gesegnet hat, der Mutter Ecde übergeben. Z« dem letzten ehrenden Akte hatte sich eine so große Zahl Leidtragender versammelt, wie sie Schwarzenberg noch nie gesehen hat. Kränze legten
am Sarge nieder: Hr. Oberamtmann Bames dem lavgjöhr. Ausschußmitgliede der Amtsbersammlung, Hr. Stadtschultheitz Hartranst von Freudenstadt im Namen der deutschen Partei und Hr. Fabrikant Zöpp- ritz in Calw im Namen der Handelskammer, dessen Mitglied der Verstorbene früher gewesen ist. Im Gotteshause hielt Hr. Pfarrer Nies über Hebr. 13,8 eine tiefempfundene Grabrede. Die Familie, Gemeinde und der Bezirk haben durch den Hingang des braven Mannes einen unersetzlichen Verlust erlitten.
* Amtspfleger Sautet, Vorstand der Herrenberger Vorschußbank, erläßt folgende Erklärung: „Infolge der Verluste bei der Vorschußbank hier richten sich die Angriffe ausschließlich auf meine Person. Ich sehe mich deshalb veranlaßt zu erklären, daß die bis jetzt entdeckten Fälschungen hauptsächlich bei der jedes Jahr auf 31. Dezember erfolgten Aufnahme der Schuldscheine vorgekommen find. Dieses Geschäft erfolgte mit Zustimmung des Aufstchtsrals durch drei andere Herren und efi gelang Klaiber, diese hiebei zu täuschen. Vor viele dreistellige Zahlen setzte er eine wettere Ziffer und vermehrte sie dadurch ums Vielfache. Diesen Arbeiten traute ich und prüfte
Wie der Krieg kam.
Von Georg Paulsen.
(Unberechtigter Nachdruck verboten.)
Es war ein so schöner Sommer, der vor einem Vierteljahrhunden, wie man ihn sich nur denken kann. Die Erntrausstchten waren keine schlechten, die Getrcidepreise befriedigend, und die Menschen hatten ein gut Teil weniger Sorgen als heute.
Zeitungen hielt «an noch nicht allzuviel; man war sehr neugierig z« wissen, w ichen Braten es Sonntags beim Nachbar gab, aber Politik und Weltbegebenheiten wurden erst nach den Famtliennachrichten und den Anzeigen von frtschgeschlachtetem Schweinefleisch und den sonstigen privaten Ankündigungen studiert. Und so war's denn kein Wunder, wenn männiglich von dem Sommergewitter überrascht wurde.
Da hatte mau ja r ohl gehört, daß die Spanier — nachdem die fidele Königin Jsabella mit ihrem Galan Marfori hatte ausrücken müssen, sich einen Prinzen von Hohenzolleru zum König wählen wollten. Und dann hieß eS weiter, Louis Napoleon in Paris wolle de» Prinzen nicht als spanischen König dulden.
Darüber regte sich kein Mensch auf; daß der Napoleon allerlei Netzchen zu machen liebte, war nichts Neues, uudHschließlich, was ging denn einen deutschen Bürger diese spanische Geschichte an. Mochte der Kaiser Napoleon doch auch König von Spanien werden, uuseretwegen.
So givg"s zur zweiten Juliwoche hinein. Ging
der Bürger abends an seinen Stammtisch, dann hieß es wohl lachend: „Na, wie steht's mit Spanien ?" Und damit Basta — ward dann von etwas Anderem gesprochen.
Da, mit einem Male, stand ganz Merkwürdiges in der Zeitung, und da wurden die Ohren doch ge spitzt. Der laugen Rede kurzer Sion war: In Parts stand's macklig, überfaul mit der ganzen liederlichen napoleonischen Wirtschaft, der Kaiser, der so lange Jahre für ein besonders großes Licht ge. halten war, war krank, und Madame Eugenik, die elegante und intrtguante Kaiserin, war mit ihren Helfershelfern auf den Gedanken gekommen, der Un Zufriedenheit der Franzosen im Innern durch einen Krieg einen Ausweg zu geben. Und da schon seit 1866 über den Rhein geschielt worden war, sollt' es uns gelten. Der spanische Fall sollte de» Vorwand bilden.
So stand's in der Zeitung. Als alles vorgelesen war, sahen sich die Zuhörer einander an. Die langen Pfeifen, die noch beliebter waren, als die feine Zigarren, wurden aus dem Mund genommen, und dann — lachte Alles. Solcher Kleinigkeiten wegen Krieg! Ach, Unsinn I
Der König Wilhelm I. von Preußen war in Ems, Graf Bismarck, der norddeutsche Bundeskanzler, war in Varztn, seinem Gut in Hinterpommern, von Mobilmachung war noch keine Rede, also Krieg? Ach, Unsinn!
Aber das Wort war nun mal gefallen, es drang in die Famllien ein, und die Frauen, die Schwestern,
die Bräute überstürzten sich in ängstlichen Fragen» Man hatte 1866 noch t» der Erinnerung, mit seinen blutigen Opfern.
Und wieder ward's still, zwei, drei Tage. „Gott fei Dank, daß der Spektakel vorbei ist!", hieß es. Und die Schuljugend, die schon wacker „Franzosen und Deutsche" zu spielen begonnen hatten und allabendlich eine stattliche Anzahl zerrissener Jacken präsentierte, wendete sich wieder anderen Spielen zu.
Ein wunderbarer Julttag war's, kein Wölkchen am Himmel, aber die Herzen voll Frohsinn, die Blumen voller Dust.
Da lief alle Welt a»S den Häusern auf die Straße, Groß und Klein, Reich und Arm. War's Feuer, ein schweres Unglück? Nein! Mit fiebernden Augen schaute Einer auf den Andern, was war's ?
„Es giebt Krieg mit den Franzosen?" — „Wes- halb, was war denn noch?" Und dazwischen immer noch ungläubiges Lachen, aber auch blaffe Wangen, mühsam unterdrücktes Schluchzen.
Eine ganze Zeit diese Spannung, bis dann endlich die Lösung kam: Frankreich will den Krieg! In Ems hat der französische Botschafter Benedetti dem König Wilhelm eine unerhörte Zumutung gestellt, welche die gebührende Antwort erhalten hat. Es wird mobil gemacht!
Mn Todesschweigen.
Uid aus der Menge klang eine schüchterne Stimm, d >: eine hinreißende Melodie intonierte. Sie war nicht neuen Datums, aber erst in diesen letzten Tagen der Erwartung allgemeiner bekannt geworden.