zuteil durch die Heizbarmachuug der Kirche mittels zweier Kirchenöfen mit Mantel in Renaissancestil aus dem K. württembergischen Hüttenwerk Wasseralfingen. Die neue Einrichtung, welche in der Hauptsache dem energischen Vorgehen des Herrn Pfarrers Wacker, der die entgegenstehenden Vorurteile nach mehrjährigen Bemühungen glücklich überwunden hat, zu danken ist, bewährt sich sehr und kommt insgesamt auf ca. 800 Mk. zu stehen. Der Mesner erhält für ein­maliges Heizen 80 Pf.

* Stuttgart, 28. Dez. Das leitende Organ des Zentrums, das «D. Volksbl.", fordert den Minister des Innern zu einer «Parallelaktion" mit dem Kriegs- Ministerium anläßlich des Schteßplatzprojekts auf der württembergischen Alp auf; das Blatt bedauert, daß eine so große Fläche 4000 Hektar der Land­wirtschaft entzogen werde und meint, es wäre eine soziale Aufgabe für das Ministerium des Innern, dafür zu sorgen, daß die zu expropriierenden Ge­meinden zu einer entsprechenden Beschäftigung trans- loziert werden; das Blatt läßt des ferneren durch- blicken, daß in der angeführten Sache eventuell im neuen Landtag der Minister des Innern werde Rede stehen müssen. NW ohne politisches Interesse ist ferner die Thatsache, daß bei dieser Gelegenheit sei­tens des Zentrums dem demokratischen Etatsredner, dem Abgeordneten Payer, der Vorwurf gemacht wird, er habe das Projekt a limias verworfen, ohne die Frage des näheren zu prüfen, ein Vorgehen, durch das sich allerdings mit Leichtigkeit Popularität er­werben lasse.

* In diesem Jahre werden es 50 Jahre, daß in Württemberg der Bau von Eisenbahnen begonnen wurde. Dieses Jubiläum wird in den Kreisen der württ. Verkehrsbeamten festlich begangen werden und namentlich werden es die größeren Vereine sein, soweit solche bestehen, welche in dieser Richtung zum Teil jetzt schon ihre Vorbereitungen treffen, um eine wür­dige Feier zu veranstalten.

* Vom Heuberg, 28. Dez. Die Heuberger Bauern wollen streiken! Eine in Aldingen einbe- rufene Versammlung sämtlicher Fuhrleute des Heu­bergs will einen Normaltarif per Kilometer für Holzfuhrwerke aufstellen. Schon seit Jahren kaufen Papierfabriken in Mannheim, Waldhof und Heil­bronn Langholz auf dem Heuberge zur Anfertigung von Papierzellftoffen. Die Beifuhr des Holzes aus den Wäldern auf die Eisenbahn geschah bisher, in­folge der Konkurrenz, um einen Spottpreis. Die Bauern wollen nun laut G. T. den Weg der Selbst­hilfe beschreiten, indem sie sich solidarisch verpflichten, das Holz nur noch gegen eine festgesetzte Taxe per Kilometer zu führen.

* Mannheim, 29. Dez. Seit 3 Uhr morgens wütet in dem benachbarten Reilingen eine Feuers - brunst; 20 Gehöfte find bis jetzt vernichtet. Es geht ein heftiger Wind.

* München, 28. Dez. (Die Fuchsmühler Affaire.) Heute vormittag begann die Verhandlung gegen 6 Münchener Redakteure, welche sich nach der Anklage durch Besprechung und bildliche Darstellung der Vor­gänge in Fuchsmühl einer Uebertretung des groben Unfugs schuldig gemacht haben sollen. Angeklagt

Ar«rirsr>e*.

Ein« heitere Geschichte aus der Manöverzeit von Georg Paulsen.

(Nachdruck verboten.)

Die große Wanöverschlacht war geschlagen, aber unter erschwerenden Umständen.

Zum Schluß der Uebung war ein heftiger Platz­regen losgebrochen, der trotz allen stillen und lauten Ratsonnierens von Offizieren und Mannschaften doch kein Ende nehmen wollte.

Es war gräßlich!

Oben am Halse lief das strömende Wasser in die Uniform hinein und unten aus den Beinkleidern kam es wieder heraus.

Und dabei die Lehmwege grundlos!

Zum Unglück hatte Se. Ezellenz, der komman­dierende General heute noch seinen schlimmen Tag gehabt: Das Manöver war auch nicht eine Minute früher zum Abschluß gekommen, als von vornherein angenommen war. Und nun sahen die Offiziere und Mannschaften aus!

Das schlimmste aber stand noch bevor, der Marsch nach den ziemlich wett entfernten Quartieren.

Der letzte Tropfen, der in den Feldflaschen noch vorhanden gewesen war, war ausgetrunken; der Ver­such, ein Lied anzustimmen, drang bet dem klatschenden Regen auch nicht durch, hatte doch jeder Infanterist darauf zu achten, daß seine Stiefel nicht im Lehm stecken blieben.

Und die armen Gäule der Kavalleristen ließen die Köpfe denn doch außerordentlich hängen.

find 6 Redakteure der Münchener Zeitungen. Das Schöffengericht hat die Angeklagten mit Geldstrafen von 20 bis 50 Mk. belegt. Es handelte sich teils um Besprechungen, teils um bildliche Darstellungen der Affaire. Premierlieutenant Mayer, welcher s. Z. den Angriff auf die Holzberechtigten unternahm, wurde im Gerichtssaal von dem zahlreichen Publikum mit nicht unbedeutendem Lärm empfangen.

* (Ein Mord wegen 88 Pfennig.) Ein scheußliches Verbrechen setzte im Juli letzten Jahres die Bewohner der Umgegend von Augsburg in Auf­regung. Der lungenleidende Fabrikarbeiter Alois Haugg in Lechhausen unternahm am 21. Juli früh einen Spaziergang. Auf dem Wege gesellte sich der 25jährtge Taglöhner Josef Deger von Lechhausen zu ihm. In einer Wirtschaft tranken sie je ein Glas Bier und Haugg zog ein paar harte Eier aus der Tasche, von denen er eins dem Deger schenkte. Da er sein Bier nicht zwang, schenkte er den Rest eben­falls dem neugewonnenen Freund. Haugg bezahlte mit einem Markstück seiner ganzen Barschaft und steckte den 88 Pf. betragenden Rest wieder in die Tasche. Diese geringfügige Barschaft reizte die Habgier Deger's; er veranlaßte den Haugg, der sich ermüdet fühlte, an einem abgelegenen Ort niederzu- sttzen, dann zog er plötzlich sein Messer und stieß es dem armen kranken Menschen tn's Genick und schlug den Besinnungslosen mit einem Stock über den Kopf, sodann raubte er dem Schwerverletzten seine 88 Pf. betragende Barschaft, ein Taschenmesser, die Uhr und zog ihm sogar den Ehering vom Finger. Nach eini­gen Minuten kehrte der Räuber zurück. Haugg hatte das Bewußtsein wieder erlangt «ad bat mit flehend erhobenen Händen, ihn doch nicht ganz totzuschlagen. Deger antwortete: «Nein, aber deine Stiefel mußt du noch Herthun." Der Schwervecwundete blieb zweieinhalb Stunden lang einsam am Platze liegen. Ein Postbote, der vorüber fuhr und den er um Hilfe bat, kutschierte mit dem Bemerken fürbaß, er habe keine Zeit. Ein in der Nähe befindliches Bauern­weib fühlte sich stundenlang gleichfalls nicht bemüßigt, dem armen Menschen Hilfe zu leisten, bis sie sich endlich doch herbeilieb, einem Vetter des Ueberfallenen von dem Vorfall Bericht zu erstatten. Der Zeuge Haugg bot heule ein Bild des Elends ; er ist infolge der Verletzungen in Lähmung und Siechtum verfallen und mußte, von zwei Personen gestützt, in den Gerichts­saal geführt werden. Deger wurde nach den «M. N. N." zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

* D armstadt, 29. Dez. Zar Nikolaus II. kommt mit seiner Gemahlin in der zweiten Hälfte des Januar hierher und begiebt sich von hier nach Berlin.

* Berlin, 26. Dezember. Der Kaiser hat für die durch das kürzliche Erdbeben in Sizilien und Calabrien Verunglückrcn und Beschädigten einen Be­trag von 10000 Mk. aus seiner Privatschatulle be­willigt.

D Die Denkschrift über Kamerun, die für den deutschen Reichstag bestimmt ist, entrollt ein allgemeines Bild von der wirtschaftlichen Entwickelung der Kolonie sowie von der Verwaltung und dem Ver­kehr daselbst. Der Handel sowie der Plantagenbau haben einen merklichen Aufschwung gewonnen, sodaß

Die Artilleristen hatten genug zu than, darauf zu achten, daß ihre Geschütze nicht irgendwo in den Straßengraben gerieten.

«Schauderhaftes Finale!", rief ein junger Lieu­tenant aus, dem der reinste Straßenschmutz in das Gesicht und in die Augen gespritzt war, als eben eine Ordonnanz vorbeigallopeirte.

Ein nebenherschreitender Arzt zuckte gleichmütig die Achseln.

«Man muß den Krieg in jeder Fa^on kennen lernen. Humor und guter Cognac helfen über das Aergste fort!"

«Beneidenswerter Kerl!", rief der Offizier. «Hu­mor und Cognac?"

«Gewiß! Beides! Attention!"

Einen langen, langen Zug nahm der Offizier, und sagte endlich dankend:

Beim Mars, hätte nicht geglaubt, daß eine Medizin so munden könnte!"

Der Arzt lächelte.

«Lieber Jugenheim, seien Sie zufrieden, daß Ihnen noch keine andere Medizin verschrieben worden ist. Manchem ist's anders gegangen!"

Glaub's schon, glaub's schon, lieber Doktor! Aber da kommt der Herr Hauptmann l"

«Schwerebrett, Jugenheim, Sie haben einen Cog­nac ausfindig gemacht! Hab' das Kluckern in Ihrer Kehle auf'n viertelhundert Schritt weit gehört. Wo ist das Labsal?"

«Wenn ich mir erlauben darf, Herr Hauptmann!"

Ein- und Ausfuhr zusammen die Höhe von rund 6V- Millionen Mark erreichten. Für die Zukunft der Kulturunternehmungen ist es von großem Wert, daß die zur Klarstellung der Befitzvsrhältniffe erforderliche Grundb« chregulierung erheblich gefördert ist und nach Einrichtung einer eigenen Gruudbuchbehörde für den Bezirk Viktoria noch rascher ihrem Abschluß entgegen- eilsn wird. Auf die einzelnen Zweige der wirtschaft­lichen Produktion des Schutzgebietes näher einzugshen, so bleiben Palmöl, Palmkerne, Palmksrnöl, Kopra< und Kautschuk dis wertvollsten Erzeugnisse desselben. ' Um den Plantagen bau zu fördern, hat die Re­gierung selbst Versuche mit der Anpflanzung ustd Pflege der lohnendsten tropischen Nutzpflanzen des ganzen Erdballes gemacht. Die hierbei gemachten Erfahrungen geben den Plantagen reiches Material für eine rationelle Kultur ihrerseits und setzen sie in den Stand, die am besten sich eignenden Pflänzlinge und Samen von der Regierung zu beziehen. Be­sondere Fortschritte machten Kakao und arabischer Kaffee. Von dem letzteren stehen jetzt 10 009 Bäume in Kultur. Vanille entwickelt sich zur Zufriedenheit, wenngleich viele Stämme noch keine Blüten angesetzt haben. Der Ingwer von Jamaika brachte im Ja­nuar und Februar reiche Ernte. Ein halber Hektar ist damit bestellt worden. Weniger günstig find die Resultate, die die Kautschukpflanzung ergehen hat. Der schwarze Pfeffer entwickelt sich üppig und hat reichhaltige Früchte angesetzt. In naher Beziehung zu den Plantagen steht die Arbeiterfrage. Die ursprüngliche Abneigung der Duallas gegen Hand­arbeit hat sich sehr gelegt, nur gegen Bodenarbeit und das Tragen von Lasten herrscht noch Wider­willen. Dagegen gibt es Maurer, Ziegelarbeiter, Zimmerleute im Uederfluß unter den Eingeborenen, nur Schmiede fehlen noch. Das Gouvernement und die ihm unterstehenden Bezirksämter und Stationen beschäftigen eine Menge von einheimischen Arbeitern aus den verschiedensten Stämmen des Schutzgebietes, ebenso zum Teil die Plantagen. Däs Angebot von Arbeitern ist größer als der Bedarf. Mehrfach haben auch im Binnenlande die Schwarzen den Gouverneur bei seinen Reisen angesprochea und gefragt, ob er keine Arbeiter brauche. Ueber die Sklavenfrage spricht sich der Bericht dahin aus, daß nach allen Wahr­nehmungen das Band, das den Sklaven an seinen Herrn fesselt, zum großen Verdruß des letzteren sich von Jahr zu Jahr mehr lockert. Die Sklaven ver­klagen ihre Herren vor Gericht, sie entlaufen ihnen und verdingen sich, ohne ihren Herren Arbeitslohn abznliefern. Die im Schutzgebiet bestehenden beiden Regiecungsschulen können sich, dank dem Eifer und der Erfahrung ihrer Lehrer, mit allen entsprechenden Anstalten der Westküste messen. Der Drang zunt Lernen ist bei vielen Eingeborenen sehr ausgeprägt, das beweist der weite Schulweg, den gerade die regel­mäßigen Schulbesucher zu machen haben. Dre vier im Schutzgebiet wirkenden Missionen haben auch iut letzten Jahre eine rege Thätigkeit entwickelt. An dem Handel des Schutzgebietes haben Eingeborene als Importeure oder Exporteure nur in geringem Maße Anteil, das Hauptgeschäft'liegt in den Händen von acht englischen, sechs deutschen und einer schwe­dischen Firma. Die Bauthätigkeit ebenso wie der

fiel jetzt der Arzt ein, seine Flasche dem Kompagnie­chef darbietend.

«Doktor, bei Ihnen gebe ich mich in die Kur!", rief Hauptmann von Eckards lustig; «aber ich will mich revanchieren doch erst noch einen Schluck, rasch, das ist ein Elixier. Also in dem lumpigen Nest, das da vor «ns liegt, gtebts blos 'n einzig gutes Quartier, es ist mir schon verraten, beim reichen Rentier Engel, das sollen Sie zum Dank haben!"

«Herr Hauptmann!", rief Dr. Winter ab­wehrend aus.

«Herr, keine Widerrede, das Quartier ist für Sie bestimmt!"

Damit gab der Hauptmann seinem Gaul die Sporen und kehrte zur Spitze der Kompagnie retour.

Dr. Winter wurde auffallend still.

Auch die munteren Einfälle des Lieutenants von Jugenheim konnten ihm nur einsilbige Antworten ent­locken.

«Zum Kuckuck, Doktor l", rief endlich der Offizier, «Ihnen scheint der Regen auf die Zunge geschlagen zu sein. Probieren Sie mal Ihre eigene Medizin!"

Dr. Winter lächelte zerstreut.

«Sagen Sie mal, der Regen hat Ihnen nichts geschadet?", inquirierte der Lieutenant weiter.

«Nicht im Mindesten!" versicherte der Arzt.

«Na, dann ist Ihnen der Gedanke an ein weib­liches Wesen auf Ihre Sprechorgane gefallen," ver­sicherte Jngenhetm mit großer Zuversicht.

«Aber, mein lieber Herr Lieutenant ..... l", wehrte Winter ab.