Wegban ist im verflossenen Jahre eine sehr rege gewesen und eifrig gefördert worden. Bauten von Kasernen, Unteroffizier- und Beamtenwohnungen find teils vollendet, reils in Angriff genommen. Daneben beanspruchten die Hafenbauten eme» stacken Aufwand von Arbeitskräften. Die Zahl der Postagenturen des Schutzgebietes beträgt vier. Die Zahl der eiugelie- fe'rten Postanweisungen belief sich auf 484 Stück, stchs verschiedene Zeitungen und Zeitschriften wurden von drei Personen bezogen. Zur Aufgabe in Kamerun! gelangten 486 Telegramme, eingelaufen find im ganzen 298 Stück. Den Dienst am Telegraphen - Apparat hatten im verflossenen Jahre zwei schwarze Telegraphisten aus Accra und Sierra Leone wahrgenommen. Da diese Schwarzen häufig Fteberanfälle hatten, mußte noch ein Dritter aus Sierra Leone eingestellt werden. Außerdem ist jetzt der Versuch gemacht worden, Duallajungen zum Post- und Tele- grWhendtenst auszubilden, und bereits ist ein solcher bei der Postanstalt in Kamerun thälig.
"Lebendig verbrannt ist am Samstag abend die 61-Jahre alte Frau eines Oberlehrers Kr. in C har lott en bu r g, Charlottenburger Ufer 5 wohnhaft. Als die Dame ihre Küche betrat, brach sie durch die Diele und fiel mit dem Unterkörper in ein Flammenmeer. Ohne daß es jemand bemerkt hatte, war, wie die Post berichtet, ein Feuer unter dem Fußboden der Küche entstanden, welches zwischen der Decke des unteren Stockwerkes und der Diele der Küche so zerstörend gewirkt hatte, daß die Täfelung Frau Kr. nicht mehr trage» konnte. Die Dame, die durch ihren Sohn ans der entsetzlichen Lage befreit wurde, ist infolge der Brandwunden gestorben.
"Paderborn, 26. Dez. In der Nacht vom 24. und 25. d. M. gegen UV? Uhr stießen auf der eingeleisigen Strecke Carlshafen Bodenfelde der Bahn Ottbergen - Northeim zwischen beiden erstgenannten Stationen die Güterzüge 825 und 832 im Wahnbecker Tunnel zusammen. Der Packmeister des Zuges 825 wurde getötet, der Lokomotivführer und der Hetzer des gleichen Zuges, sowie der Packmeister des Zuges 832 schwer, sechs andere Beamte leicht verletzt. An Betriebsmitteln wurden beschäftigt beide Maschinen und 23 Wagen.
* Eine für Pferdebefitzer wichtige Prozeßentscheidung sei hier Mitgeteilt. Vor dem Kgl. Landgericht in Dresden wurde unlängst folgender interessante Fall zum Avstrag gebracht. Der von der Vaterländischen Viehverftcherungsgesellschaft in Dresden avgestellte Inspektor H. von Hechingen hatte einem Pferdebefitzer in Süffen (Wärt'.) die Versicherung für dessen Pferde angetragen. Unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß die dabet gemachten mündlichen Versprechungen bezüglich der Verficherungsbedingungen eingehalien werden, ging der Pfc»debesttzer auf das Anerbieten ein, und Unterzeichnete einen Versicherungs Vertrag. Nach erfolgter Unterschrift erhielt der Pferdebefitzer die Statuten der Gesellschaft ausgehändigt und fand beim nachherigen Durchlesen derselben, daß deren Inhalt mit den ihm gemachten Versprechungen nicht übereinstimmte. Der Pferdebesitzer erklärte nunmehr den abgeschlossenen Vertrag für nichtig, und verweigerte, den durch seine Unterschrift eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen.
Es wurde infolge dessen von der Versicherungsgesellschaft vor dem Kgl. Landgericht in Dresden ein Prozeß geaen ihn angestrengt, jedoch zum Nachteil der Gesellschaft. Die Aussagen des von ihr als Zeuge ausgestellten bereits erwähnten Berstcheruags- inspekiors wurden durch die übereinstimmenden Zeugenaussagen von etwa 10 Pferdebesttzern, welche mit der Gesellschaft bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, entkräftet. Das Kgl. Landgericht entschied zu Gunsten des Beklagten in Süffen, und verurteilte die „Vaterländische Viehverstcherungsgesellschaft" in Dresden zur Aufhebung der fraglichen Versicherung sowie zur Tragung sämtlicher Gerichtskosten.
* Hamburg, 28. Dez. Während des Hebens eines 12000 Pfund schweren Walfisches, der hier ausgestellt werden sollte, riß eine Kette und der Walfisch fiel auf zwei Arbeiter; einer davon wurde sofort getötet, der andere schwer verletzt.
* Straßburg, 28. Dez. Eine Anzahl Schaffner des Schnellzuges Basel—Frankfurt a. M. hat große Mengen Cigarren von Basel nach Frankfurt a. M. geschmuggelt und dort billig verkauft. Die Strafkammer Mülhausen i. E verurteiltest: wegen Steuerhinterziehung zu Strafen in der Höhe von 820 bis 1500 Mk.
* Arc 0 , 27. Dez. König Franz von Neapel, ist gestorben. (Franz II de Assist, König beider Sizilien und von Jerusalem, Herzog von Parma, Ptaceuza Castro, Erbgroßherzog von Toskana, war am 16. Jan. 1836 als Sohn des Königs Ferdinand II geboren. Er folgte am 22. Mai 1859 seinem Vater tn der Regierung, wurde aber durch Volksabstimmung vom 21. Okt. 1860 des Thrones verlustig erklärt, nachdem Garrbaldt am 7. Sept. 1860 in Neapel eingezogen war und Viktor Emanuel als König von Italien proklamiert hatte. Franz der II warf sich mit dem Reste seiner Truppen in die Festung Gaeta, kapi tulterte am 13. Febr. 1861, protestierte gegen das Plebiszit vom 12. Nov. 1860 und gegen die Annahme des Titels König von Italien durch Viktor Emanuel. Mit der Königin Maria, einer Schwester der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, verbrachte er einige Jahre tn Rom, später begab er sich nach Bayern und lebte zuletzt abwechselnd in Paris und München. Seine Ehe ist kinderlos geblieben.)
* Parts, 24. Dez. Die Deutsche Botschaft hält auf das Bestimmteste die früheren Dementis aufrecht, welche besagen, daß niemals ein Mitglied der Botschaft Beziehungen zu Drctffuß gehabt hat.
* Paris, 27. Dez. Gestern erfolgte der gerichtliche Verkauf der Mobil en von Cornelius Herz.
* Paris, 28. Dez. Infolge eines Antrags Jules Roches beschloß die Unterkommtssion des Heeres- ausschusses, den Text des von der Regierung Angebrachten Gesetzentwurfs über Spionage und Verrat vollständig abzuändern. Vor allem beantragt der Unterausschuß, die Begriffe Spionage und Verrat genau zu definieren, und zwar Spionage als dm Versuch oder die Handlung eines Ausländers, in die Geheimnisse der nationalen Verteidigung einzudrtagen, Verrat als die von einem Franzosen verübte Handlung, durch welche derselbe Hekershllfer eines Spio-
B
„Kind streifen Sie nicht!", emgcgnete der Offizier; „wenn Ihr Mdizinier denkt, Ihr hättet die gesamte Wcltweisheit gepachtet, irrt Ihr gründlich. Wir Lieutenants verstehen auch unser Teil, besonders das Kapitel von den zarten Beziehungen."
Winter lachte gezwungen.
„Na, ja doch, auch kein Wunder! Madame Venus stand ja schon Herrn Mars etwas sehr nahe. Also leugnen Sie mal nicht, berichten Sie, und wenn Ihnen Hilfe fehlt, hier ist sie!"
Dabei schlug er kräftig auf seine Brust.
„Aber, lieber Herr Lieutenant!"
„Lassen Sie Ihre Verlegenheitsphrasen. Ihr Rezeptschreiber mögt mit dem inneren Menschen gut Bescheid wissen, aber von von Strategie habt Ihr blos eine bescheidene Ahnung. Und auch die Liebe hat ihre-Strategie."
„Herr Lieutenant.!"
„Leichten Sie frei von der Leber weg. Wenn der Hauptmann Ihnen für Ihren famosen Cognac — ach Gott, geben Sie doch die Pulle nochmal her — das beste Qmrtier zuficherte, dann muß Lieutenant v. Jngenheim selbstredend noch etwas mehr lhun; er wird Ihnen die Herzallerliebste verschaffen. Noch 'neu Tropfen, danke bestens, und nun schießen Sie los!"
„Na, dann hören Siel Also, ich bin aus dieser Gegend gebürtig!"
„Waren nicht sehr vorsichtig in der Wahl Ihrer Heimat. Schauderös!"
„Hören Sie nur weiter. Als Primaner gab ich im Hause des reichen Herrn Engel dessen jüngstem
Sprössling Nachhilfestunden und verliebte mich dabet sterblich in seine älteste Tochter Magarethe. War damals kaum 16 Jahre . . . ."
„Aha, Gymnasiafistenliebe!"
„Jawohl. Aber aus dieser Jugendthorheit ist doch noch Ernst geworden. Margarethe und ich, wir lieben uns wirklich, ste ist heule 22 Jahre alt und immer noch unvermählt!"
„Rührend, sehr! Aber nun?"
„Na, bet eben diesem Herrn Engel, der mir sein Töchterlein verweigert, weil ich, weil ich nicht ge nügend ihm begütert bin, soll ich nun ins Quartier!"
„Närrischer Peter!", lachte der Lieutenant; „kommen zur treuen Geliebten und machen Gesicht, als ob Ste weinen wollten."
„Ste haben gut Worten! Aber lernen Ste mal den alten Engel kennen, ist alles Andere eher, als ein Engel!"
„Topp, soll gelten!" rief Jngenheim, „lasse mich bet Ihnen mn emguartteren, wird für einen solchen Kröfus schon nicht zu viel sein und, aufgeschaat, wir kommen zum Ziel."
„Gevs Gon!", seufzte Dr. Winter.
Der Rest des Weges bis zur Stadt ward glücklich zurückgelegt; die Quarricranweisung ward schnell vollzogen und Offiziere und Mannschaften eilten ihren Raststätten zu.
Lieutenant v. Jngenheim und Dr. Winter waren in der Thal zu dem Remter Engel gekommen.
Die beiden jungen Männer wurden höflich empfangen, wenngleich der Herr Quarlierwirt ein eige-
nage treibenden Ausländers wird. Spionage soll mit Gefängnis, Verrat mit dem Tode bestraft werden. Alle diese Verbrechen kommen vor dis Kriegsgericht.
* Parts, 28. Dez. Frau Dreyiaß beabsichtigt ihren Gatten nach Neukaledoaien zu begleiten.
* Paris, 29. Dez. Gestern nachmittag erstickten infolge von Gasaasströmung in einer Buchdruckerei elf Arbeiter; andere find lebensgefährlich erkrankt.
* Marseille, 27. Dez. Wegen Beteiligung an einem Wechselskandal wurden die hiesigen Bürgermeister und zwei hiesige Richter vorläufig ihrer Aem- ter entsetzt.
* London, 28. Dez. Die Times meldet aus Kobe, 27. Dezbr.: Tsukuba Kahn zerstreute die Tonghaks, welche kürzlich die koreanische Garnison von Tschollado vertrieben Wen.. Eine Abteilung Japaner, die zur Unterdrückung' des Aufstandes nach der Provinz Hwanghaido entsandt wurde, stieß am 23. Dezbr, auf ein Heer von gegen 6000 Tonghaks und zerstreute dasselbe nach vierstündigem Kampfe.
* Am Sonntag ft-eß bei Chelf 0 rd in der englischen Grafschaft Chestzire ein aus Manchester kommender Schnellzug mit einem Güterzug zusammen. 16 Personen wurden getötet und viele verwundet.
* New-Aork, 29. Dez. In Siloer Oregon hatten sich am hl. Abend eine Menge Personen versammelt, als eine Lampe explodierte und den Saal in Brand steckte. 41 Personen sind verbrannt und 16
* Die Suezkanal-Gesellschaft hat beschlossen, des Suezkana! in Leffeps Kanal umtaufen zu lassen. Man glaubt, daß die ägyptische Regierung den Namenswechsel gestatten wird.
* Jokohama, 24. Dezember. Das Reutecsche Bureau meldet: Eine japanische Division stieß am 19. Dezember sieben Meilen westlich von Haitch ng auf die 10 000 Mann starke Abteilung des Generals Sung. Nach fünfstündigem Kampfe und vier Sturm «»griffen auf die chinesische Stellung wurden die Srreirkräfte Sungs auseinander gesprengt. Verluste unbekannt.
* Vom 0 stasiatischen Kriegsschauplätze. Eine japanische Flotte mit Transpoetsch ffen hat Port Arthur in südlicher Richtung verlassen. Die Bestimmung der Flotte ist unbekannt. — Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Shanghai verlautet dort aus guter Quelle, es seien direkte Friedensverhandlungen zwischen Peking und Tokio im Gange.
Vermischtes.
* (Im Eifer des Wettbewerbs.) „Mein Fräulein, ich bin in Sie bis über die Ohren verliebt!" — „Aber das hat mir mein Vetter auch schon von sich gesagt!" — „Ja — aber ich Hab' längere Ohren!"
* (Sicheres Merkmal.) „Nun, wie geht's Ihrem Neugeborenen?" — „Danke, sehr gut! Er hat viel Anlage zu einem Studenten!" — Das können Sie aber doch unmöglich tn so zartem Aller fsststellen?" — „Gewiß! Er schläft bet Tage und macht des Nachts Skandal! "
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Altensteig.
nes Zacken um die Lippen nicht verbergen konnte, als er den jungen Arzt vor sich sah.
Indessen die Höflichkeit des Empfanges ließ doch äußerlich nichis zu wünschen übrig und Zimmer und Verpflegung erst recht nicht.
Nur die Tochter des Hausherrn bekamen die Gäste nicht zu sehen, nachdem kurz nach ihrer Ankunft eine flüchtige Begrüßung stattgefunden. (Schluß folgt.)
Iahresschkrch.
Das Jahr geht still zu Ende, Nun sei auch still, mein Herz;
In Gottes treue Hände Leg' ich nun Freud' und Schmerz, Und was dies Jahr umschlossen, Was Gott der Herr nur weiß,
Die Thränen, die geflossen,
Die Wunden brennend heiß.
O, das ist sich'res Gehen Durch diese Erntezeit;
Nur immer vorwärts sehen Mck skl'gec Freudigkeit;
Wird uns durch Grabeshügel Der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
Daß sie hinüber schaut.
Hilf du uns durch die Zeiten, Und mache fest das Herz.
Geh selber uns zur Seiten Und führ' uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden So öde, so allein,
O laß in deinem Frieden Uns hier schon selig sein.