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1. Nummer ill diesem Qu artal.
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Die Redaktion und Expedition.
Bestätigt wurde die Wahl des Johannes Buhler, Bauern in Nothfelden, zum Schultheißen dieser Gemeinde.
Gestorben: Prof. a. D. Mezger, Stuttgart; Kaufmann Kreißer, Göppingen; Restaurateur Truchseß, Stuttgart; Pfarrer Bolter, Harthausen; Schullehrer a. D. Schumacher, Stuttgart; Rosenwirt Schneider^ Ottmarsheim; PnvatierGschwend, Rappenau,
X Das Jahr 1-894.
i.
Das Jahr 1894 ist zu Ende. Was sollen wir von dem gestürzten Herrscher sagen? Von den Toten soll man nichts als Gutes sagen, heißt es ja, aber die Erfüllung dieses Gebotes ist doch nicht immer leicht. In jedem Falle läßt sich von 1894 das sagen, daß es zu den bewegtesten Jahren des letzten Dezenniums gehört, und daß in ihm viele Hoffnungen erhoben, wenige erfüllt worden sind. Wenn den europäischen Regierungen die Erreichung eines großen Zieles gelungen ist, den Weltfrieden fest zu sichern — der Lokalkrieg zwischen China und Japan läßt unfern Erdteil völlig unberührt — so gelang es doch nicht, endlich einmal einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere zu finden, in welcher wir und alle Kulturstaaten seit 1887 stecken. Handelsverträge, Freundschaftsbeteuerungen der Fürstin, friedliche Eröffnungsreden in den Parlamenten — nichts von Allem war im Stande, wieder eine solche Zeit zu schaffen, in welcher der Bürger mit vollem Herzen sagt: „Meine Arbeit — mein Leben!" Da und dort ist ein kleines Aufblühen von einer Besserung bemerkbar gewesen, aber iin Ganzen doch lastet der Druck unendlich schwer auf fast allen Zweigen wirtschaftlicher Er- werbsthätigkeit. Am tiefsteil ist der Wert landwirtschaftlicher Produkte gesunken und die Folgen davon machen sich in allen Reichsgebieten mit vorwiegend Ackerbau treibender Bevölkerung bemerkbar. Das ist die wirtschaftliche Situation, in der wir von 1894 Abschied nehmen und zu 1895 übergehen und an deren Darstellung wir den Wunsch anknüpfen: Mög's und soll's anders und besser werden — und dann mag es nur bald so kommen.
Die friedliche Lage in Europa ist während des ganzen Jahres trotz der erschütternden oder wichtigen Ereignisse, mit welchen alle Staaten ohne Ausnahme bedacht wurden, auch nicht einen einzigen Moment gefährdet gewesen; die Folgen, welche die Franzosen von ihrer angeblichen, in Wahrheit garnicht bestehenden Allianz mit Rußland erwarteten, sind nicht eingetreten, werden auch wohl nach dem im Zarenreiche erfolgten Thronwechsel überhaupt nicht eintreten, und keine von den europäischen Großmächten hat im Allgemeinen Neigung, die Schärfe ihres Schwertes zu erproben. Die Beziehungen der Mächte unter einander sind in der Hauptsache unverändert geblieben; mancherlei Höflichkeiten, welche der deutsche Kaiser dem westlichen Nachbarstaate erwies, wie die Begnadigung der wegen Spionage verurteilten beiden französischen Marineoffiziere, haben auch in Paris einen etwas höflicheren offiziellen Ton erzeugt, der freilich nicht hindert, daß die Chauvinisten doch noch in dem Hetzen gegen Deutschland ihres Lebens Hauptaufgabe erblicken. England hat einmal einen verschämten Versuch zu einem Liebeswerben gegenüber Rußland gemacht, hat aber nichts Reelles dabei erzielt. Die einzelnen Staaten hatten eben soviel mit sich zu thun, daß auf internationale Dinge weniger Gewicht gelegt wurde, wie die ganz augenscheinliche Gleichgiltigkeit bewies, mit welcher man den Umschwung der Dinge in Bulgarien beobachtete.
Die innere deutsche Politik war eine lebhaft be
wegte; zum Schluß von 1893 waren im Reichstage die kleineren Handelsverträge mit Serbien, Spanien ?c. angenommen, und in das Jahr 1894 traten wir mit der Aussicht auf den russischen Handelsvertrag, dessen Beratung auch im Reichstage bald zu erbitterten Kämpfen führte. Warf der Reichskanzler Graf Caprivi die politischen Vorteile des Vertrages und den Nutzen für die deutsche Industrie in die -Wagschale, so wurden von anderer Seite die landwirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund gestellt. Während so im Reichstage erbittert gestritten wurde, machte außerhalb des Parlaments der Bund der Landwirts mobil; indessen der Kaiser hielt an dem Handelsverträge fest, und im Reichstage setzte Graf Caprivi die Genehmigung durch. Die Feindseligkeit, welche hieraus erwuchs, hat denn das ganze Jahr hindurch - sortgedauert, bis im Herbst plötzlich und ^völlig unerwartet der Kanzlerwechsel eintrat, der den , Fürsten Hohenlohe an den Platz des Grafen Caprivi stellte. Weniger Glück, wie mit dem deutsch-russischen Handelsverträge hatte die Reichsregierung mit ihren neuen Steuervorlagen und der geplanten Finanzreform im Parlament. Die Reichstagsmehrheit blieb hartnäckig, es war bei Schluß der Session im Frühjahr nur die Erhöhung einer Börsen-, Lotteriesteuer rc. bewilligt worden, während alles andere abgelehnt wurde. Von anarchistischen Verbrechen ist das deutsche Reich verschont geblieben, doch hatte die zunehmende revolutionäre Sprache schon den Grafen Caprivi veranlaßt, die sogenannte Umsturzvorlage ausarbeiten zu lassen, die dann von seinem Nachfolger übernommen wurde. Von wimia, gropen wrrrichaftlichen Srreltlg- keiten war im Laufe des Jahres eigentlich nur eine einzige zu verzeichnen. Aus Anlaß der sonst ruhig verlaufenen Maifeier der Sozialdemokraten kam es in Berlin zu einein Konflikt zwischen den Brauereien und den Brauergesellen, woraus sich dann der bis in diese Tage dauernde Bierkrieg entspann. Dresden, Braunschweig, Magdeburg und andere Städte hatten dieselbe Affaire, doch erreichte der Streit nirgendswo einen solchen Umfang, wie gerade in der Reichshauptstadt.
Vom Spätfrühjahr an traten immer bestimmter die Mitteilungen von bedeutsamen politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Reichskanzler 'Grafen Caprivi und dem preußischen Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg hervor, die sich immer mehr verdichteten, als das Thema von der neuen Umsturzvorlage schließlich Hand und Fuß gewann. Man wußte, daß Graf Eulenburg für weltergehende Maßnahmen gegen Sozialdemokratie und Anarchismus sei, als der Reichskanzler es wünsche, doch da der Kaiser offen für den Letzteren Partei nahm und auch der Bundesrat die bezüglichen Vorschläge gut hieß, erschien die Sache abgethan, bis plötzlich bei Gelegenheit eines kaiserlichen Jagdausfluges nach dem Eulen- burg'schen Landsitz Liebenberg die Krisis zum Ausbruch kam. Wenige Tage später war der seitherige Statthalter der Reichslande. Fürst Hohenlohe, deutscher Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident, sein früherer Unterstaatssekretär von Koeller wird Minister des Innern und gleich darauf zeigte sich die neue Richtung auch in Veränderungen in den preußischen Ministerien für Landwirtschaft und Justiz. Fürst Hohenlohe führte an der Seite des Kaisers den deutschen Reichstag in das neue glänzende Reichshaus und wie es dort bereits zu wiederholten Auftritten gekommen ist, ist bekannt. Der neue Reichskanzler schlägt in innerer und wirtschaftlicher Politik manche andere Wege ein, aber durch den ganzen langen Weg der Politik zieht sich doch immer wie ein roter Faden die Bekräftigung des bekannten Wortes des Fürsten Bismarck „Kaiser Wilhelm kl. wird sein eigener Kanzler sein!" Auch die mannigfachen Reden, welche der Monarch im Laufe des Jahres bei entsprechenden Gelegenheiten gehalten, haben das von Neuem klar gestellt. 1894 brachte im Reichstage ernste Stunden;
wer weiß, ob nicht 1895 noch bestimmter denn seither der Ruf erschallt: „Alle Mann auf Deck!"
Die Spannung zwischen dem Kaiser und dem greisen Altmeister deutscher Staatskunst, dem Fürsten Bismarck, die schon seit Herbst 1889, also vor dem Rücktritt des ersten Kanzlers, bestanden, wurde zu Anfang dieses Jahres wieder gehoben. Seit der schweren Erkrankung des Fürsten im letzten Herbst war der Kaiser wohl entschlossen, durch das, was geschehen war, einen Strich zu machen und zu seinem Geburtstag, zum 27. Januar, lud der Monarch den „Einsiedler von Friedrichsruhe" ein nach Berlin zu kommep. Es gab einen hoch bewegten Tag und der Kaiser erwiderte diesen Besuch späterhin im Sachsenwalde. Politische Folgen wurden aus dieser Versöhnung nicht erwarlet, sie sind auch nicht eingetreten. Ein schwerer Schlag hat den Fürsten Bismarck zum Herbste in Varzin, wo er wiederholt große Deputationen von Verehrern empfangen, getroffen: Die treue Gefährtin seines Lebens, die Fürstin Johanna i v. Bismarck, entschlief sanft. Das Weihnachlsfest verlebte der Fürst nun wieder in Friedrichsruhe im Kreise seiner Kinder und Enkel; aber den schweren Verlust, der ihn betroffen, wird er nicht so leicht verwinden.
LaadeSiiachrichten.
* Altensteig, 31. Dezbr. Gestern abend hielt der Kriegerverein seine Weihnachtsfeier im „grünen Baum" bei sehr zahlreicher Beteiligung. Es war ein stattlicher Christbaum ausgestellt und für die Verlosung ragen mancherlei Haushaltungs- rc.Gegenstände bereit, die nach Ausrufen der Gewinne rasch glückliche Nehmer fanden, aber leider ging auch mancher Losebesitzer leer aus. Der Liederkranz hatte den unterhaltenden Teil übernommen und erntete durch die Vorträge verschiedener patriotischer und Volkslieder den ungeteiltesten Beifall. Neu arrangiert war eine zu Gunsten des Kyffhäuser-Denkmals stattgefundene Auktion. Jeder Steigerer auf die ausgebotenen Gegenstände mußte den gebotenen Mehrbetrag alsbald „berappen" und es erwies sich diese Art der Versteigerung sehr günstig um hohe Einnahinen zu erzielen. Der Ertrag, welcher für das Kyffhäuser Denkmal gewonnen wurde, welches großartige Monument bekanntlich nur aus Beiträgen deutscher Kriegervereine erbaut wird, beträgt über 2t) Mk. — Gestern früh wurde zum erstenmal in diesem Winter der Bahnschlitten in Bewegung gesetzt. Samstag und die Nacht über fand ein so starker Schneefall statt, daß die weißen Crystalle etwa 50 <rw. tief die Erde bedecken. — Und so ist denn nun der Sylvesterabend da; es geht an's Scheiden vom Jahr 1894 für immer. Scheiden thnt weh von einen: lieben Bekannten. Wenn das abgelaufene Jahr für die Landwirtschaft, für Handel und Gewerbe auch vieles zu wünschen übrig ließ, so hat es doch auch an manchen stillen Freuden und traulichen Stunden des Glücks nicht gefehlt, der Frieden blieb uns erhalten und eingedenk dessen beschleicht auch den Unzufriedenen eine mildere Stimmung. Stille Trauer aber umfliegt uns wohl beim Jahreswechsel, wenn wir der lieben Dahingeschiedenen gedenken, die in des Jahres Verlauf von unserer Seite gerissen wurden. Manche Familie hat einen bitteren unersetzlichen Verlust zu beklagen. Und ein Freund ist's doch der von uns scheiden will, der uns bei»! letzten Abschiedswinke noch einmal in uns gehen heißt, um zu bedenken, was wir erlebt, was wir gethan und der uns mahnt, auch im neuen Jahr hoffnungsvoll und freudig unsere Pflicht zu thnn. Auf Rosen und Veilchen werden wir nicht durch 1895 hindurchwandeln, Sorgen und Anfechtungen werden wohl nicht erspart bleiben. Darum, feststehen im neuen Jahr! Dann kommen wft auch hindurch. Und darauf hin ein glückliches, ei» gesegnetes Jahr -1895!
* Sulz (Wildberg), 27. Dez. Ern recht angenehmes Weihnachtsgeschenk wurde unserer Gern rnr