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de» Geschäftskarte» »ahm dieser in flüchtiger Schrift vo» Fra« v»d Familie Abschied. Man glaubte daher, daß er seine» Tod im Neckar gesucht habe. Er wurde jedoch später in einem der BadrhäuSchen sitzend unter Anreiche« geistiger Störung gefunden. Zunächstbrachte man ihn in den Gasthof zur Linde und abends wurde er hieher verbracht. Tags zuvor soll er, wie «S heißt, beim Besuch der Kundschaft in Wimpfen durch sein gedrücktes Benehmen aus­gefallen sein.

Heilbronn 11. Sept. Der gestern hier aufgrstiegene BallonStuttgart" ist »ach Mündiger Fahrt nachmittag» halb 1 Uhr in der Nähe von Pforzheim glatt gelandet.

Großküchen OA. NerrShrim 11. Sept. Der 13jährige Sohn de« hiesigen Forstwarts Gaupp hat seiner 9jährigen Schwester gestern nachmittag 5 Uhr mit einem Jagdgewehr seines Vater», da» geladen an der Wand hing, die Hand zerschossen, sodaß diese amputiert werden muß.

Berlin 11. Sept. DieNordd. Mg. Zeitung" schreibt: Der Kaiser hatte am Sonntag vormittag den Staatssekretär de» Aus­wärtigen, v. Kiderlen-Wächter, nach Pots­dam gerufen, um sich vor der Abreise in» Manöver über die Einzelheiten der marokkanischen Verhandlungen Vortrag halten zu lassen. Der Staatssekretär nahm darauf an der Frühstücks­tafel teil.

Catania 10. Sept. Seit Mitternacht werden an dem Aetna heftige Erdstöße verspürt. Die seismographischen Apparate de» Observatoriums in Catania sind in fast ununter­brochener, sehr starker Bewegung. Der Vulkan stößt große Massen Rauch aus. Der Aschenregen dringt bis nach Catania- Zwei neue Krater haben sich geöffnet.

Schwäbischer? Ueberlanbflug.

Flugplatz Weil 11.Sept. Der Flieger Hirth ist zum Ueberlandflug um 5.51 Uhr, Jeannin um 5.56 Uhr, Hoffmann um 5.58 Uhr, Nölle 6.15Uhr, Vollmöller 6.26Uhr, Schall 6.59 Uhr und Röver um 7 21 Uhr aufgrstirgrn. Reutlingen wurde von Hirth ' um 6.17 Uhr, von Jeannin um 6.26 Uhr und vo» Vollmöller um 6.57 Uhr passiert, während Hoffmann um 6.31 Uhr eine Notlandung bei Eningen vornahm. Nölle ist auf dem Cannstatter Wasen gelandet und wird vorläufig nicht weiler­fliegen. Büchner ist bei der Anfahrt zum Auf­stieg mit seinem Apparat gescheitert. Da» Flug­

zeug wurde vollständig zertrümmert. Büchner selbst blieb unverletzt.

Ulm 11. Sept. Die Situation mittag» 13 Uhr war folgende: Vollmöller ist al» erster in Ulm gelandet. Jeannin al» zweiter. Hirth liegt auf dem Lerchenfeld 5 km von Ulm und will von hier wieder nach Reutlingen zurück, um den Flug von neuem zu mache«. Büchner hat seinen Apparat zerschlagen und will heute abend mit seinem andere« Apparat hieher fliege». Hoffman« sitzt in der Nähe von Pfullingen und mußte landen, da er hrruvtergedrückt wurde, der Apparat ist intakt. Er will wieder «ach Reutlingen komme«. Schall mußte in Neuffen lande», weil der Vergaser vereist war. Die Apparate von Hoffmann und Schall sind in guter Obhut. An dem Apparat von Schall ist ein Flügel beschädigt und ein Rad gebrochen. Schall wird nach Vornahme der Reparatur heute abend hieher fliegen. Die anderen: Büchner, Röver, Lindpaintner, Witter st älter, Nölle und Hanuschke fliege» heute abend von Weil ab. Dr. Witten­stein und Wienczier» tu» nicht mit.

Flugplatz Ulm 11. S-pt. Hirth hat seine Absicht^ vo» Lehr nach Reutlingen zurück und dann wieder hieher zu fliegen aufgegebe» und ist direkt nach Ulm gesteuert. Seine Landung erfolgte punkt 6 Uhr. (Im Flugzeug von Weil »ach Ulm.) Oberleutnantz. S. Bertram, der Fahrgast de» Fliegers Vollmöller war, stellt demUlmer Tagblatt" über de» Flug von Weil nach Ulm folgenden Bericht zur Verfügung: Der Motor ist in Ordnung, es kan» losgehe«. Ich sehe auf die Uhr, 6 25 Uhr setzt sich der Flugapparat in Bewegung Wunderschön steigt der Apparat und in kurzer Zeit befinden wir uvS über dem Stuttgarter Wasen, direkt vor uns steht der Ballon, eine scharfe Kurve und der Ballon ist umflogen. Der Weg führt uns zurück nach Weil, wir steigen weiter. Im Moment, wo wir die Zelte in Weil passieren, geht Voll­möller in die neue Richtung nach Reutlingen. Wie beabsichtigt, passieren wir nacheinander Scharnhausen und link« Neuhausen. Scho» könne« wir die Achalm deutlich link« vor uns sehen. Leichter Dunst liegt in den Täler», aber doppelt schön ist der Blick auf die vo» der Morgen­sonne beleuchtete Landschaft. Im Augenblick wo wir Neckartenzlingen passieren, kommt ei« kleiner Kegel rechts von der Achalm in Sicht, der Georgenberg bei Reutlingen. Dir Lust fängt an unruhiger zu werden, wir erhalten einige Böe» und werden ziemlich durchgerüttelt. Reut­lingen Aha, da ist ja der Landungsplatz mit dem weiße« Strich, mehr ist nicht zu erkennen.

Wir erledigen die zwei vorgeschriebene» Runde«, fliegen noch einmal über das Startband und weiter geht» nach Ulm. Die Aussicht von oben ist herrlich. Wir überfliegen den Georgevberg, um die linke Ecke de» Ursulaberge» in einer Höhe von rund 900 Metern etwa 200 Meter über den Bergen. Starker Wind au» Südost treibt de» Apparat langsam nach link» hinweg. Der Apparat wird etwas in den Wind gedreht und schwebt nun schräg zur Kurslinie auf der Luft­linie enilang. Link« kommt au« dem Tal Urach heraus. Die Sonne blendet sehr, ich setze die Brille ab, um bester sehen zu können. Auf der Strecke bei Ennabeuren, da« wir ziemlich recht» lasten, folgen starke Böen und wir werden ziem­lich nach links getrieben. Suppinge» und Rühlen- hausen bleiben link» liegen. Das Ulmer Münster kommt in Sicht, freudig von un« begrüßt, da» Ziel winkt. Die Fahrt nähert sich ihrem Ende. Wir werden nur einigemale tüchtig durchgerüttelt, fliegen über die Täler bei Herrlingen als wir die Donau sehen. Wir haben genau Kur» auf den Punkt, wo die Donau den Knick macht, auf die Spitze des Landungsplatzes. Eist ziemlich spät komme» die am Abhange de» Berges liegende» Zelte in Sicht. Ein schneller Gleitflug herunter auf den Platz, die Räder berühren den Boden, ich sehe nach der Uhr, 7 Uhr 58 Minuten. Vollmöller zieht nochmal Vollgas auf, macht eine Freudenrunde und der Apparat steht glatt gelandet vor den Schuppen. Es war eine herrliche Fahrt, landschaftlich wohl die schönste, die ich je mitgemacht.

Arbeitmelhältuisse iu Eriglavd und bei ms.

Den Leuten und Organen, die stet» und oft aufs Geratewohl das bessere Ausland im Munde führen, sobald es den d-utschr» Zuständen etwa» anzuhänge« gilt, war i- vieler Beziehung heilsam zu lesen, wa» Arbeitersekretär A. Erkelenz- Berlin über Arbeiterverhäitniste in England drüben erfahren und gesehen hat, um dann in derFrankfurter Zeitung" näher zu berichten. Der Unterschied in den Löhnen z. B. sei zwischen England und Deutschland sehr gering geworden und weise nur »och wenige Kategorien oder Einzelpunkte auf, wo der britische Arbeiter vor­weg günstiger dastehe. Gebe es im Dmham- bergbau auch heute noch höhere Löhne als im Ruhrbergbau, so dürft« doch in den meiste» anderen R vieren der Verdienst kaum wesentlich höher sein als im Ruhrgebiet. Auch die deutsche Maschinenindustrie ist, soweit der Groß- und Mittelbetrieb in Frage kommt, in den Löhnen den englischen Betriebe» »ahegerückt. Die Löhne für kaufmännische Angestellte niederen Grade»

denkbar schlechtester Laune. Kitty, die sich nachgerade in G. zu lang­weilen begann, hatte ihn scheußlich schlecht behandelt. In der Fabrik gab es auch Aerger über Aerger. Schwalbing saß ihm immer im Genick mit Klagen über den schlechten Ertrag. Die Millionen kamen nicht, und vor­läufig hieß e« immer noch d'raufzahlen.

Wie komme ich eigentlich dazu?" hatte Schwalbing heute ganz erbost gesagt.Alle Kosten tragen und noch Ihre Familie erhalten! Warum wenden Sie sich eigentlich nicht an Ihre Schwiegermutter? Die hat doch Geld!"

Lanzeudorf hatte es mit Zähneknirschen einstecken müssen. Schwalbing» gemeine Natur brach eben durch. Mit dem Apell an die Schwiegermutter hatte er ja recht. Kitty fand e» auch unerhört, daß diese Schwiegermutter ihr Geld nicht in der Fabrik arbeiten ließ. Er hatte e» ja versucht, mit Anspielungen mehr oder minder deutlicher Art ihr den Gedanken vahe- zulegen. Aber da kam immer wieder diePietät" gegen des alte» Fabriziu» Wünsche zum Vorschein, und Peter Lott, der nie darein willigen würde.

Verdammtes Philisterpack! Dabei rann ihm da» Geld nur so durch die Hände. Kitty er konnte sich doch nicht lumpe» lasse» und Assunta, was blieb schließlich noch an dem schönsten Weib, wenn man ihm de» verführerischen Rahmen kostbarer Toilette» und all die tausend Nichtigkeiten nahm, die zwar Geld kosteten, aber »un 'mal dazu gehören, wie Blumen auf die Tafel, wen» einem da» Essen munden soll.

Konnte er dafür, daß er mit so seinen, erlesenen Sinnen durchs Lebe» lief? Die Fabriziu»' freilich hatten derlei nie zu schätzen gewußt. Bah die-

Daß Assunta ihm nicht jubelnd entgegensprang, wie in frühere» Zeiten verbesserte seine Laune nicht. Sicher war sie wieder mit der Kleinen beschäftigt und trug dabei ein« ihrerpraktischen" Empirekleider,

Blaudruck oder so wa»-obwohl sie wußte, daß er sie nur in

weiße», duftigen Schlafröcken mit langer Schleppe sehen wollte.

Gereizt öffnete er die Tür de» Wohnzimmer». Natürlich, ganz

wie er vermutet: da» Blaudruckkleid die Kleine, und sogar in seinen Augen kam ei« böse» Flimmern die Schwiegermutter!

Guten Abend!" sagte er kalt und warf sich auf einen Stuhl. Assunta, die Entschuldigungen, mindesten» eine Erklärung für sein lange» Ausbleiben erwartet hatte, wandte sich langsam um.

Du kommst heute sonderbar spät »ach Hause, Ferry-"

Sofort flammte der Aerger in Hellen Flamme» auf. Wie konnte sie vor der Schwiegermutter-

Willst Du mir etwa noch Vorwürfe machen?" sagte er brutal. Da» fehlte noch. Al» ob ich nicht mehr eigener Herr wäre! Wa» glaubst Du denn eigentlich? Ueberhaupt Du hast ja ohnehin wieder Gesellschaft gehabt, Mama steckt ja so immer bei Dir, wa» willst Du denn noch?"

Assunta war bi» in die Lippen erblaßt. So war er höchsten» gewesen, wen»'sie unter vier Augen waren-

Die kleine Mara begann zu weine».

Na ja, Gottseidank, KindergesLrei auch noch!"-lachte Lanzen­

dorf höhnisch auf.Da» ist ja ei» lieblicher Empfang!"

Assunta trug da» Kind stillschweigend hinan».

Nun fand e» Fra« Lore an der Zeit, da» drohende Gewitter zu beschwören eventuell sich selbst al» Blitzableiter einzuschieben.

Du bist gewiß müde, lieber Ferry?" sagte sie in herzlichem Ton, al» habe sie nichts gehört,und wirst froh sein, bald zum Esse« zu kommen. Ich glaube, es ist soweit fertig-soll ich Lisette ver­

ständigen ?"

Danke, Du brauchst Dich wirklich in meinem Haushalt nicht zu bemühen, Mama-Da» ist Affnnta» Sache."

Gewiß-natürlich-ich dachte nur, da sie gerade

mit der Kleinen beschäftigt ist-"

Dafür ist doch Sofie da! Wo steckt denn übrigen» Robert?"

Ich glaube, er ist mit einer Bestellung »ach der Stadt."

(Fortsetzung folgt.)