den Vater einer zahlreichen Familie zu dieser That getrieben haben. In Obersonthetm warde der 64jähr. Knecht Joh. Dürr beim Abladen eines Holzstammes von demselben auf die Brust getroffen, so daß er nach V» Stunden der Verletzung erlag. In der Brauerei H. in W. war seit dem Neujahrs­tage ein feiner Ueberzieher hängen geblieben. Da sich trotz mehrmaligen Ausschretbens kein Eigentümer meldete, wurde das Kleidungsstück der Polizei über­geben und von dieser zu Gunsten des Armenfonds da­rüber verfügt. Dieser Tage nun wollte der Brauerei- befitzer verreisen, es konnte aber trotz allen SuchenS sein erst auf Weihnachten angeschaffter Ueberzieher nicht gefunden werden. Endlich wurde es aber den Beteiligten klar, daß der der Polizei als herrenlos übergebene Ueberzieher derjenige des Wirts gewesen war. Jetzt hatte man zu dem Schaden auch noch de« Spot dazu

* Aus Bayreuth wird gemeldet: Der Stadt- wagistrat bewilligte 125 000 Mk. zur Verschönerung der Stadt und erwarb um 100 000 Mk. daS Palais des verstorbenen Herzogs Alexander von Württemberg. In daS Palais wird das Rathaus verlegt.

* Würzburg, 31. Jan. Einer der sich durch­aus nicht biegen lassen will, stand heute vor den Ge- j schworenen des hiesigen Militärgerichts. Der Gemeine Karl Schwarz, lediger Metzger von Stuttgart, beim 2. Ulanenregiment hatte am 20. Oktober unter Aus­sicht eines Unteroffiziers Sand in die Reitbahn zu fahren. An der Reitbahn angekommen, befahl ihm sein Vorgesetzter vom Wagen zu steigen, was dieser nicht that, sondern erklärte:Jetzt zünde ich meine Zigarre an und gehe in die Kantine". Dem Befehl, die Zigarre wegzulegen, leistete er keine Folge. Am 30. Ottober vorigen Js. bemerkte der Angeklagte, daß ein Kamerad nicht mit angetreten, aber auch nicht aufnotiert wurde. Deshalb stellte er den betreffenden Unteroffizier unter drohenden Worten zur Rede. Ein andermal wtdersetzte er sich einem Unteroffizier und einem Premterlieutenant. Urteil:

1 Jahr und 3 Monate Gefängnis.

* Mainz, 2. Febr. Frauen und Mädchen Hessens, der Pfalz und Badens wollen dem Fürsten Bismarck zu seinem 79. Geburtstage eine künstlerisch ausge­führte Adresse überreichen. Hier tritt in den nächsten Tagen ein Damenkomtte zur Förderung des Ge­dankens zusammen.

* Das Uebel der andauernden thatsächlichen Be- schlußunfähigkeit des Reichstags veranlaßt dieNat.- Ltb. Korr." zu folgenden Bemerkungen:Selbst die Beratung der Steuervorlagen, bei denen man sich ge­berdete, als ob das ganze deutsche Volk völlig zu Grunde gerichtet würde, ging vor ganz dünn besetzten Bänken vor sich; sogar in Kommissionen ist die Be­schlußfähigkeit mitunter zweifelhaft. Würdig und dem Ansehen des Reichstags förderlich ist der Zu­stand einer, mit Ausnahme der wichtigsten Abstimmungen, fortdauernden Beschlußunfähigkett gewiß nicht, und es war noch in keiner Session so schlimm. Man könnte überhaupt die Verfaffungsmäßigkeit und Rechts- giltigkett der großen Mehrzahl der Reichstagsbeschlüsse in Zweifel ziehen. Art. 28 der Reichsverfaffung be­stimmt:Der Reichstag beschließt mit absoluter Stim­menmehrheit. Zur Giltigkeit der Beschlußfassung ist die

Viktoria rsAis.

Roman.von H. von Ziegler.

(Fortsetzung.)

Dachte ich es doch! Aber was in aller Welt bedeuten die duftigen Grüße ? Ich dachte, er schwärme für mich?"

Das thut er auch, Viktoria", verteidigte die Cousine eifrig ihren Schützling,ich sage dir, er liebt dich so sehr"

Wie ehrenwert von dem eleganten Herrn Assessor."

Ja, und es wurde mir wirklich recht schwer, ihm zu sagen, daß du ihn aber nicht heiraten möchtest."

Nun, deine Bestellung scheint wenigstens an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig gelassen zu haben?"

Ach, ich war froh, als die Worte heraus waren, Md dann habe ich, so viel ich konnte, ihn getröstet." Beinahe erschrocken hielt die Gräfin inne und sah ihre Cousine an, die in ihrer leisen, melodischen Art herzlich zu lachen begann. Was war denn aber an dem Faktum Lächerliches? Hatte nicht ein jeder Christenmensch die Verpflichtung, seinen betrübten Nächsten zu trösten?

Ich begreife deine Heiterkeit nicht, Viktoria", meinte sie endlich, offenbar schwer gekränkt,wenn mau einen guten, vortrefflichen Mann gekränkt und um sein ganzes Glück gebracht hat"

Anwesenheit der Mehrheit der gesetzlichen Anzahl der Mitglieder erforderlich." Diese klare Bestimmung wird dadurch nicht aus der Welt geschafft, daß man die Augen vor der thatsächlich fast immer vorhan­denen Beschlußunfähigkett verschließt. Wenn man jetzt die gewaltigen Räume des seiner raschen Vol­lendung entgegengehenden neuen Reichstagsgebäudes beschaut, so drängt sich Bielen das erkältende Gefühl auf:Das war auch in ander« Sinn und mit andern Hoffnungen begonnen!"

* In der Steuerkommisston des Reichstags stellt man jetzt Berechnungen an, die den Abschluß der Be­ratungen doch wenigstens in absehbarer Zeit in Aus­sicht stellen. Die Stempelsteuervorlage hofft man jetzt in einigen wenigen Sitzungen erledigen zu können; über den Quittungs- und Frachtbriefstemprl glaub: man ziemlich rasch hinwegzukommen, da diese Stücke des Oitwurfs doch so gut wie keine Aussicht auf eine Verständigung eröffnen. Dann soll die Tabak-, dann die Weinsteuer und endlich das allgemeine Finanz­gesetz zur Verhandlung kommen. Es ist möglich, daß die gesamte Beratung in der Kommission wenig­stens in der Hauptsache vor Eintritt der Osterferien beendet sein kann.

* Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß bezüglich des gescheiterten Wetnsteuerentwurfs eine Einigung zwischen den verbündeten Regierungen und den M hr- heitsparteien des Reichstags erzielt werden dürfte, dahingehend, wenigstens eine Schaumweinsteuer eine zuführen. Würden sich auch aus einer solchen Steuer nur einige Millionen gewinnen lassen, so spiele diese doch in einer Zeit unter Umständen eine groß' Nolle, in der es schwer ist, das Geld für die vermehrten Heeresbedürfniffe zusammenzubringen.

* Angesichts der Wahrnehmung, daß infolge des vorjährigen Futtermangels der Notstand der kleinen Landwirte im kommenden Frühjahr noch empfindlicher als im Vorjahr zur Geltung kommen muß, hat der Landwirtschastsrat des Herzogtums Sachsen-Meiningen an die Regierung das Ersuchen gerichtet, zu den bis­her ^bewilligten 300 000 noch weitere 450 000 Mk. darlehensweise verfüglich zu stellen. Die Anschaffung von Vieh, Saatgetreide, Futter- und Streumttteln macht diese Hilfe notwendig. Die Darlehen sollen für 1894 unverzinslich und für die folgenden zwei Jahre mit 2VZ bis 3 Prozent verzinslich gegeben werden.

* Die Veröffentlichung der Tarifsätze des deutsch- russischen Handelsvertrages soll derKöln. Volksztg." zufolge auf Wunsch der russischen Regierung vorläufig unterbleiben. Die Regierung hofft aber, dieselben binnen acht Tagen imReich-Anz." veröffentlichen zu können.

* Der russische Handelsvertrag wird, wie jetzt bestimmt verlautet, dem Reichstag in der dritten Februarwoche vorgelegt werden. Vorher schon soll der Vertragstarif bekannt gegeben und der Kritik unterbreitet werden.

* Das StöckerscheVolk" teilt folgende Nachricht als verbürgt mit: Der Krtegsminister Bronsart v. Schellendorf bemerkte bei Darbringung seiner Glückwünsche am 27. v. Mts. zu Seiner Majestät dem Kaiser, daß er zugleich ^ im Namen der Armee seinen Damk für die Aussöhnung mit dem Fürsten

O, das fürchte nicht. Vielleicht freut sich Baron Rohr schon in wenig Wochen über meine Weigerung und sucht nach Ersatz für dasverlorene" Lebensglück.

Wenn du gesehen hättest, wie traurig er gestern aussah, wie dankbarer war, als ich ihn zu beruhigen suchte."

Ah, ich verstehe! Die Blumen heute früh waren ei» Zeichen seiner Erkenntlichkeit. Der arme Mann!"

Und er will heute früh kommen, um zu fragen, wie es uns bekommen ist."

Hm, da wird er wohl wie alle andern Herren abgewiesen werden."

Aber, Viktoria, das geht doch nicht, ich muß ihm für die Blumen danken. Kannst du nicht dem Diener sagen"

Daß wenn Baron von Rohr kommt, er bei Gräfin Ada zu melden sei", erwiderte humoristisch die Gefragte.Nun gut, ich will es bestellen, denn siehst du, ich kann ihn doch nicht annehmen, da würde er gewiß von neuem traurig."

Ja, ja, du hast recht. Viktoria; aber da kommen ja die beiden Onkels."

Die Herren sahen sehr ernst aus und blieben auch trotz Adas Geplauders und Vtktorias heiterer Laune schweigsam. Der Botschafter erklärte, noch zwei Tage bleiben zu wollen, und lächelte trübe, als ihm seine schöne Nichte dafür dankend die Hand reichte.

Wer weiß, ob es dir wirklich angenehm sein

Bismarck ausspreche. Der Kaiser fragte darauf er­staunt:Auch im Namen der Armee?", worauf der General wiederholte, daß er im Namen der Armee sprechen könne und Seiner Majestät in diesem Sinne die Hand küsse. DieKreuz-Ztg." bestätigt diese Mitteilung im wesentlichen.

* Wie von FriedrtchSruh aus verbreitet wird, hegt Fürst Bismarck die Absicht, sich in Berlin ein Winterquartier zuzulegen, um in Zukunft mehrere Wintermonate in Berlin zuzubringen.

* Essen. Durch die Besonnenheit eines 14jährigen Knaben, des Sohnes eines Bergmannes, ist in Alten­effen ein 8jähriges Mädchen vom sicheren Tode des Ertrinkens gerettet worden. Auf das Hilfegeschrei eilke der Knabe herbei, rollte sofort einen großen Waschkübel in das Wasser und ruderte in demselben mit einer Stange nach dem immer tiefer in den Schlamm einsinkenden Kinde, das er glücklich erreichte und aus der gefährlichen Lage befreite. Mittlerweile hatten sich auch mehrere Erwachsene an der Unfall­stelle eingefunden, die mit Verwunderung der kühnen That des Knaben zuschauten und ihn, als er sein Rettungswerk vollbracht, reichlich beschenkten.

* (Eine Neun-Millionen-Erbschaft.) Wenn nicht alles trägt, muß sich, wie aus Apolda geschrieben wird, ein dortiger Einwohner eine Erbschaft von neun Millionen gefallen lassen. Ein vor Jahren von Wittenberg nach Wien verzogener Schmtd NamenS Kunze ist dort unter Hinterlassung von 9 Millionen Gulden und ohne bekannte Erben gestorben. Nun haben sich bereit? einige Kunze erboten, die Rolle der Universalerben mit Vergnügen zu spielen, aber allen fehlt bis jetzt der gehörige Nachweis ihrer Vettsrschast zu dem Heimgegangenen Millionär. Der Apoldaer Kunze nun, der sich mit seiner übrigens recht fleißigen Ehefrau sein Brot mit allerlei Hand­arbeiten verdient, behauptet, daß der Mtlltonen-Kunze in Wien der Bruder seines Vaters sei, und hat den Nachweis dieser seiner Blutsoerwandschaft zum Teil wenigstens bereits an Gerichtsstelle erbracht.

* Danzig., Ein eigenartiges Geburtstagsge­schenk ist dem Kaiser noch nachträglich überbracht worden. Ein Arbeiter der hiesigen Gewehrfabrtk, namens Karl, hat aus Ahornholz eine Reiterstatue des Kaisers, die denselben in Husaren-Untsorm dar­stellt, kunstvoll geschnitzt. Das wohlgelungene Werk ist um so bemerkenswerter, als der Verfertiger nie­mals Unterricht in der Holzschnitzerei erhalten hat, und ihm nur das primitivste Handwerkszeug zur Verfügung stand. Zu der Arbeit hat Karl meist nur die Nachtstunden benutzen können, da er am Tage mit seiner Arbeit vollauf in Anspruch genommen war. Die Statue ist etwa Vr Meter hoch und bis in die kleinsten Einzelheiten überaus sorgfältig aus­geführt. Karl durfte sein Werk, an dem er 1 Jahr und 9 Monate gearbeitet hat, dem Kaiser persönlich überreichen.

Ausländisches.

* Pest, 31. Jan. Unter den zahlreichen Personen, welche dieser Tage in der Ofener Hofburg von dem Kaiser Franz Joseph in Audienz empfangen wurden, waren auch zahlreiche den bäuerlichen Klaffen ange­hörende Leute. Unter diesen erregte, wie Wiener

wird, Kind", meinte er sich erhebend, Hans, ich bleibe heute vormittag zu Hause."

Gut, lieber Rudolf, ich werde nach dem Dienst dich aufsuchen. Viktoria, möchtest du mich wohl in mein Zimmer begleiten? Ich habe mit dir zu reden."

Gewiß, lieber Papa, ich komme." Einiger­maßen erstaunt folgte die junge Dame, und gedanken­voll blickte Graf Rudolf der schlanken, vornehmen Erscheinung in der schleppenden Morgenrobe nach, die im Zimmer des Vaters verschwand.

Nun kommt die Entscheidung", murmelte er seufzend,und ich weiß schon im voraus, was sie mir bringen wird. Thor, der ich bin, in meinem Alter zu denken, daß solch ein Mädchen aus eigner freier Neigung und Wahl meine Werbung annehmen würde! Es ist nur noch eine Möglichkeit denkbar und das wäre aus purem Unwillen. Er nahm die Zeitung und ließ sich in der Fensternische nieder, aber seine Augen irrten von dem Blatt fort, seine Ge­danken waren weit, weit ab.

Drin in seinem Zimmer schritt der Oberst un­ruhig auf und nieder. Er wußte nicht recht, wie er beginnen sollte, und fühlte doch, daß er endlich rede« müsse. Viktoria stand ruhig und hoch aufgerichtet am Fenster, die feinen Hände zusammenzelegt, das Auge sinnend auf die Straße gerichtet, in welcher der Großstadtsverkehr schon lebhaft sich regte. Sie wußte nicht was sie hören würde. Der Vater erschien ihr so ernst und sonderbar, sie wagte nicht einmal, ihu zu erinnern an das, was beide hierhergeführt.

Endlich blieb G . .