Blätter melden, eine Bäuerin besondere? Aufsehen. Die Frau wollte in irgend einer Prozeßangelegenheit sich die Gnade des Kaisers erbitten und um sich seine Gunst zu erwerben, war sie mit einem Spanferkelchen im Arm erschienen, welches sie dem Kaiser verehren wollte. Die Hofbeamten erkannten wohl den guten Willen der loyalen Bäuerin an, allein das Erscheinen im Audienzsaale mit einem Spanferkel konnte doch nicht gestattet werden. Es kostete keine geringe Mühe, der Frau begreiflich zu machen, der Kaiser nehme keine Geschenke an; sie wolle ntchl recht Ansehen, warum der Kaffer sich ein so gut genährtes, von ihr eigens zu diesem Zwecke bestimmtes Ferkel, das einen ausgezeichneten Braten abgeben muffe, nicht sollte munden lassen. Schließlich muß e sie doch nach- geben, um zur Aud'enz zugelaffen zu werden. Der Kaiser empfing die Bäuerin auf die leutseligste Weise und als sie, überglücklich darüber, den Kaiser gesehen und das Bittgesuch überreicht zu haben, sich ent­fernte, trübte nur der einzige Umstand ihre Glück­seligkeit, daß sie ihr Spanferkel wieder mitnehmen mußte.

* Mailand. Der holländische Konsul Banquier Struth-Perstorf wurde wegen Betrugs verhaftet. 1 785 000 Franks Schulden stehen bloß 300 000 Fr. Außenstände gegenüber. Struth ist ein Opfer deS Börsenspiels.

* Hans Herzog, während des deutsch-fran­zösischen Krieges General der eidgenössischen Grenz- besatzungs-Truppen, ist am Freitag, 74 Jahre alt, an den Folgen der Influenza in Aarau gestorben. Herzog war derjenige schweizerische Befehlshaber, der am 1. Februar 1871 in Verrisres die Konvention betr. den Uebertritt der französischen Ostarmee auf das neutrale Gebiet abschloß.

* Paris, 1. Febr. Rochefort ergänzt Enthüll­ungen desFigaro" über die Papierchen des Cor­nelius Herz durch die Mitteilung, fünfundvicrzig De­putierte würden besonders schwer kompromttiert, da­runter ein früherer Ministerpräsident, der jetzt noch in der Kammer eine hervorragende Rolle spiele.

* Paris, 3. Febr. Dem Finanzminister Burdea« sind so heftige Drohbriefe zugegangen, die ein ehe­maliger Marineoffizier an ihn, den früheren Marine­minister, richt tc, daß ein Sicherheitsdienst in seiner Umgebung errichtet werden mußte. Das Signaz lement dieses Offiziers W in allen Kanzleien, wo er etwa vorsprechen könnte, sowie den Thürstehern im Palais Luxembourg und im Palais Bourbon mitgemlt worden. Eine Depesche des General Dodds meldet, daß König Bchanzin von Dahomey sich am 25. Januar bedingungslos unterworfen hat. Derselbe wird nach dem Senegal gebracht werden.

'Marseille, 3. Febr. Der von Sebastopol mit 4000 Tonnen Getreide hierher bestimmte Stahl­dampfer Hannt Stephanowttsch rst mit der ganzen Besatzung uniergegangen.

* London, 1. Febr. Infolge des Zwischenfalls zwischen Admiral Benham und dem Jnsurgentenchef Gama sind 14 fremde Kriegsschiffe vor Rio einge­troffen, darunter 5 nordawerikanische und 4 englische.

'St. Petersburg, 2. Febr. Es wird ein Gesetz veröffentlicht, welches der griechisch orthodoxen

liebevoll:Setze sich, mein Kind; was. ich mit dir zu reden habe, ist lang und wird uns beide wohl sehr erregen."

Ich bin gespannt auf deine Mitteilungen, Papa", antwortete Viktoria, sich in den Fauteuil gegenüber dem Vater niederlaffend,obschon ich durchaus nicht ahne, worauf dieselben Hinzielen."

Die Sache betrifft dich allein meine Viktoria." Der Oberst wünschte sich im Innern auf ein Schlacht­feld, nur um dieser Situation zu entgehen.Schön, gefeiert und im Alter, dich zu vermählen, wirst du es begreiflich finden, daß ich um deine Hand gebeten wurde."

Noch niemals hatte Graf Hohenburg einen so jähen Farbenwechsel an seiner schönen Tochter be­merkt, als in diesem Augenblick, noch nie ihr Auge so glückselig aufleuchten sehen. Ihre Hände zitterten im Schoß, ihre Stimme war tonlos, als sie ant­wortete:Ich bin überrascht, Papa, und bitte dich, mir den Namen desjenigen Mannes zu nennen, der mir so viel Vertrauen beweist."

Es ist Onkel Rudolf!"

Wäre ein Feuerstrahl vom Himmel niederge­fahren, so hätte er das schöne Mädchen nicht so ent­setzt und erschreckt, als diese wenigen Worte. Bei­nahe verständnislos blickte sie auf den Vater und wiederholte fragend:Onkel Rudolfs Papa, d täuschest dich es kann nicht sein!"

Und weshalb nicht, Kind? Ich wüßte für einen Botschafter, der genötigt ist, bet Hofe seinen Souverain zu vertreten und zu repräsentieren, keine

Kirche i» Prag seitens der russischen Krone eine Jahresdotation von 2230 Rubel für 10 Jahre auswtrft.

* Petersburg, 3. Febr. Der Zar konnte heute das Bett auf einige Zeit verlassen. Die Bulle­tins werden eingestellt.

* Warschau. Bei Nitschawa überfiel eine Räuber­bande die Familie des Bauern Pawinski. Die Eltern und beide Kinder wurden gefesselt, worauf die Strolch« das Geld verlangten. Pawinski händigte ihnen sein ganzes Vermögen, bestehend aus 500 Rubel, aus. Damit waren die Räuber jedoch nicht zufrieden und aus Wut verstümmelten sie die Wehrlosen in der grausamsten Weise. Es ist gelungen, die Ver­brecher dingfest zu machen.

* In Serbien wird die Tonart der Radikalen die zum Teil anfangs sich etwas zurückhielten, jetzt von Tag zu Tag schärfer und ihr HauptorganOdjek" hat der Regierung offen den Kampf erklärt. Die radikale Partei werde d:n Kampf aufnehmen und fordere eine Entfernung aller unverantwortlichen Rat­geber des Königs unter ausreichender Garantie. Die Amnestieerklärung gegen die angeklagten liberalen Minister wird als Verfafsungsbruch hingestellt und von dem Könige das Einhalten der konstitutionellen und parlamentarischen Ordnung gefordert.

* Belgrad, 1. Febr. Exkönig Milan besuchte wiederholt den Metropoliten Michael. Der Besuch bezweckte die Regelung seiner Ehe-Angelegenheit. Milan wünscht, daß die Scheidung ohne Aufsehen annulliert werde. Die Ankunft Nataliens bedingt die rasche Erledigung der Angelegenheit. Man hatte für Natalie den Konak in Nisch in Stand gesetzt, die Königin wünscht aber in Belgrad zu wohnen, was durch die Anwesenheit Milans unmöglich ge­macht ist. Aus Hofkretsen erfährt min, daß König Alexander im Monat April eine größere Reise an- treten und zuerst Konstanttnopel, sodann Berlin, Wien und Rom besuchen wird. Der Ministerpräsident Stmic wird den König begleiten. Während der Abwesenheit Alexanders wird der Exkönig Milan die Regentschaft rühren.

* Belgrad, 2. Febr. Das Amtsblatt veröffent­licht eine allgemeine Amnestie für politische Ver­brechen. Der König empfing gestern eine Deputation von zahlreichen Mitgliedern der liberalen Partei, die für die Amnestierung d-r angeklagten liberalen Mi­nister dankte.

* Etwas reichlich sind die Ehren, mit denen Fürst Ferdinand von Bulgarien den ihm geborenen Thronfolger überhäuft. Neben der Verleihung zweier Orden ist dem jungen Prinzen auch die Chefstellung bei zwei Jnfanterieregimentern zu teil geworden.

* Madrid. Der Bericht des Gouverneurs von Cadix besagt: Tausende von notleidenden Bauern und Arbeitern durchziehen bettelnd die Provinz. Aus­schreitungen sind zu befürchten.

"Rio de Janeiro, 2. Febr. Nachdem die Aufständischen sich mit neuem Krtegsvorrat versehen haben, findet eine lebhafte Kanonade zwischen dem Geschwader derselben und den Forts statt. Die Schiffe Tamandara und Aquidabon find leicht be­schädigt ; Gewehrmangel verzögert die Aktion zu Lande.

passendere Gemahlin. Dazu ist mein Bruder ein durch und durch edler Charakter, vornehm in seinem Denken und Handeln, hat ein sehr hohes Einkommen, so daß ihr mit deinem Vermögen zusammen außer­ordentlich angenehm leben könnt und euch auch keinen Wunsch zu versagen braucht."

Und du meinst, ich könnte einen so vortreff­lichen Mann wie Onkel Rudolf wirklich glücklich machen?" fragte das schöne Mädchen, welches toten­blaß geworden war.Ich habe ihn sehr lieb ge­wonnen während seines Aufenthaltes bei uns, aber ob ich imstande bin, ihn glücklich zu machen"

Graf Hohenburg blickte auf sein Kind mit einem Gemisch von Unruhe und Zärtlichkeit. Er erhob sich, trat zu ihr und küßte bewegt die weiße Stirn.

O, Viktoria, du kannll es wohl. Er liebt dich innig, eure Charaktere paffen zusammen, und mich würde diese Verbindung unendlich glücklich machen."

Vater", antwortete das schöne Mädchen nach eiuer langen Pause und hob den Kopf, den sie an seine Brust geschmiegt hatte,es macht mich sehr unglücklich, daß Onkel Rudolf, den ich so hoch schätze, gerade mich liebt. Aber ich kann nicht seine Ge­mahlin werden ich darf es nicht!"

Und weshalb, mein Liebling; dein Herz ist doch noch frei?"

Nein, Papa, ich habe es wählen lassen «nd :ll dir alles, alles bekennen."

Ein Schatten überflog des Ob sten männliches Antlitz. Sein Bruder hatte recht gehabt, er wußte genau, was er nun hören werde.

Vermis chteS.

* Deutsch wird die Sprache der japani­schen Aerzte daS ist eine friedliche Eroberung, welche die deutsche Wissenschaft im fernen Oken Asiens gemacht hat. Sehr viele Japaner machen bekanntlich ihre medizinischen Studie» in Deutschland und erlernen bet dieser Gelegenheit die deutsche Sprache. Die Professoren der medizinischen Fakultät zu Tokio sind entweder deutsche Professoren, die dahin berufen wur­den, oder solche Eingeborene, die in Deutschland studiert haben. So kam es, daß in diesen Kreisen deutsch gesprochen wird, ebenso in den medizinischen Vereinen und selbst solche Aerzte, welche die deutsche Sprache n chl ganz beherrschen, bedienen sich derselben im Verkehr unter sich. Damit sie nun von den Lazaretgehllfen verstanden werden, müssen diese an der Hand der Fibel deutsch lernen. Alle medizinischen und tierärztlichen Zeitschriften erscheinen in deutscher Sprache, so kommt es, daß in den Druckereien deutsch so gut gesetzt und gedruckt wird, wie japanisch.

* <Nachlwächterlted.) Sundhausen bei Gotha erfreut sich noch eines echten Nachtwächter Originals. Sobald d'e 10. Siunoe kommt, fingt derselbe folgen­des L«d:

TuN 's hat 10 geschlagen!

Das Wirtshaus ist voll, die Küche ist leer,

In Sundhausen geht alles die Kreuz und die Quer:

Der Mann bei der Kart', die Frau sitzt und wart'!

Kein Salz, kein Brot; daheim bittre Not! Tut!

* DerSchwarzwälder Bote" teilt folgendes aus einem Protokollbericht eines Dorfschulthetßen in X. mit:Heute mittag wurde von einem Kollegium des Gemeinderats der Schafstall und das Armenhaus einer eingehenden Visitation unterzogen; die Insassen erklärten sich für befriedigt." In welcher Sprache die Insassen des ersten Lokals ihre Befriedigung zu« Ausdruck brachten, ist in dem Protokoll nicht angegeben.

* (Blutige Strafe.)Hören Sie 'mal, mit dem Vegetarismus scheint es doch Schwindel zu sein! Neulich war ich in einem Vegetarier-Klub und die meisten aßen Beefsteaks!"Das geht ganz natür­lich zu. Wer nämlich am Vereiusabend zu spät kommt, maß zur Strafe ein Beefsteak essen und sonderbarerweise kommen diese Vereinsmitglieder regel­mäßig zu spät!"

* (Zu viel verlangt.) Prinzipal zum Kon­toristen:Wie ich so alt war wie Sie, habe ich nicht nur den ganzen Tag fleißig im Geschäft gearbeitet, sondern auch bei Nacht vom Geschäft geträumt." Kontorist:Aber Herr Chef, Sie können doch nicht verlangen, daß ich für zwanzig Gulden Monats­gehalt auch noch vom Geschäft träumen soll!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Sprich, Viktoria. Ich habe vas feste Ver­trauen, daß du nicht unter deinem Stande und Namen gewählt haben wirst."

Ein Stich ging durch des Mädchens Seele. Sie ergriff des Vaters Hand, blickte unverwandt zu ihm auf «nd fragte liebevoll:Wie nun, mein Vater, wenn der, welchen ich liebe, nun wirklich ohne Krone und ohne Wappenschild wäre? Würdest du deine Einwilligung darum versagen?"

O, Kind, mein Geschlecht ist ein altes, stolzes, welches seit Jahrhunderten rein und fleckenlos blieb. Es würde mir furchtbar schwer ankommen, wenn bu dasselbe verunehren wolltest."

Verunehren? Papa, das ist ein hartes Wort", rief das arme Mädchen erbleichend,nimm es zurück. Der Mann, dm ich meine, trägt seines Kaisers Rock stolz und mit Ehren."

(Fortsetzung folgt.)

A« spät.

Und wurde auch das Glück mein eigen Las ich bisher so heiß ersteht,

Und kam auch deines Herzens Liebe,

O glaube mir, es war zu spät!

Zu spät zum Küssen und zum Kosen,

Zu ipät zu allem süßem Glück

Mein Mund ick müd vom vielen Klagen, Bom steten Weinen krank mein Blick.

Nur Sehnen mehr nach Grabesruhe Mir durch die trübe Seele geht

Kam jepi auch deines Herzens Lieb«.

O glaube mir, es war zu spät!