supertntendent von Hall, Prälat von Walcker. Bei dem darauffolgenden Festmahle brachte derselbe ein Hoch auf Seine Majestät den König a»S.
* Der Erfinder der Volapüksprache, der bekannte Pfarrer Schleyer, ist in Konstanz im Alter von 92 Jahren verschieden.
* (Mittel gegen Gerichtsvollzieher.) Auf originelle Weise hielt kürzlich der Wirt Kirschner im Dorfe Weid ach (Baiern) den Gerichtsvollzieher Brtnz dortselbst von einer vorzunehmenden Pfändung ab. Als letzterer mit 2 Zeugen daS Zimmer betrat, warf Kirschner den Eintretenden einen Bienenstock vor die Füße, dessen Bewohner alsbald den ganzen Raum des Zimmers füllten und die Ankommenden zur Flucht triebe».
* In Mainz hat sich der Sohn des Weinhändlers Nassauer, weil er eine Schulstrafe befürchtete, im Gymnasium erschossen.
* Berlin, 27. Jan. Eine besondere Ausgabe der „Militär-Wochenblatts" bringt die Ernennung des Fürsten Bismarck zum Chef des 7. Kürassier- Regiments und des Prinzen von Wales ä la suits des 1. Garde-Dragoner-Regiments Königin von Groß- britanien und Irland.
* Berlin, 28. Jan. Eine vom kaiserlichen Geburtstag datierte Kabinettsordre beauftragt den Kriegs- mivister, dem Kaiser schleunigst noch wettere auf die Erleichterung der feldmarschmäßigen Belastung der Infanterie abzielende Vorschläge zu unterbreiten. Der Kaiser ist auf Grund seiner eigenen Wahrnehmungen, sowie der Berichte, welche die Generalkommandos über die letzten Herbstübungen erstattet haben, zu der Ueberzeugung gelangt, daß die feldmarschmäßige Belastung der Infanterie dringend einer wesentlichen Erleichterung bedarf. Er hält das, was bisher in dieser Hinsicht geschehen, nicht für genügend, um die Marsch- und Gefechtskraft der Infanterie in dem Maß zu steigern, wie dies die heute an dieselbe zu stellenden Aufgaben fordern. Eine zweite Kabi- vettsordre vom gleichen Tag bestimmt, daß die Schützenabzeichen der Infanterie, der Jäger und Schützen, wie der Pioniere und Eisenbahntruppen, fortan die Form von Fangschnüren haben. Gleiche Abzeichen werden auch bei den anderen Waffen zur Einführung gelangen. Der Kaiser drückt seine Freude aus, daß er in den neuen Abzeichen der Armee ein sichtbares Zeichen seiner Anerkennung für die Leistungen im Schießdtenst gewähren könne und ist überzeugt, daß diese Bethätigung seines Interesses an dem genannten, für die kriegsmäßige Ausbildung besonders wichtigen Dienstzweige stets ein erhöhter Ansporn für die weitere Förderung desselben sein werde.
* Berlin, 30. Jan. Die Budgetkommisston des Reichstags lehnte die geforderten 20000 Mk. Gehaltserhöhung für den Botschafter in Rom ab.
* In Betreff der Kombinationen über die politische Bedeutung des Besuchs Bismarcks inBerlin erteilen die „Hamburger Nachrichten" in einem dem Geburtstage des Kaisers gewidmeten Artikel den Rat, sich bis auf weiteres der Annahme zu enthalten, daß den Ereignissen vom letzten Freitag ein Einfluß auf den Gang der jetzigen Politik betzumeffen sei. „Wenn wir auch der Stimmung, die in manchem begeisterten
Viktoria rsZia.
Roman von H. von Ziegler.
(Fortsetzung.)
Und endlich war's soweit, daß der Vorhang zu dem letzten Bilde sich erheben sollte. Graf Rudolf zog sich langsam in eine der tiefen Fensternischen zurück, deren schwere Uebergardinen ihn fast völlig den Blicken der Gesellschaft entzogen; er wollte allein sein, um das teure Mädchen zu sehen, wollte keine enthusiastischen Lobreden oder Kritiken hören; banale Worte zu wechseln erschien ihm, dem sonst so kalten Diplomaten, unmöglich. Ein allgemeines „Ah" und sodann lautloseste Stille folgten dem ersten Anblicke des wunderbaren Märchrnbildes Viktoria regia. Inmitten der üppigsten Tropenlandschaft, umwogt von Palmen und Sykomoren ruhte am Ufer des stlber- wogenden Stromes eine Blume, so keusch und rein, so unnahbar und unberührt, wie man in Wahrheit eine Wasserlilie ausmalt. Und gegenüber diesem schlummernden Gebilde biegt ein Indianer in voller Kriegsrüstung das Gebüsch auseinander, um staunend dasselbe zu betrachten.
Ja, sie war bezaubernd schön, dies schlummernde Weib, deren Wangen eine feine Röte färbte; wer hätte es dem wilden Eingeborenen verdenken mögen, daß er wie im Gebete vor ihr stehen blieb l Graf Rudolf holte tief Atem, dann legte er einen Moment die Hand über die Augen, sie schimmerten feucht. Seltsam, er hatte noch nie zuvor geliebt. Wohl manches liebliche Mädchen, manche hübsche Frau
Zeitungsartikel der letzten Tage zum Ausdruck gelangt ist, sehr wohl verstehen können, so halten wir eine Mahnung zur Besonnenheit doch für nützlich.
* Gegenüber den widersprechenden Mitteilungen über den Besuch des Fürsten Bismarck bei der Kaiserin Friedrich, stellt der Korrespondent der „Allg. Ztg." fest, daß die Kaiserin zwar beim Eintreffen des Fürsten im Palais nicht anwesend war, jedoch kurze Zeit darauf eintraf und den Fürsten in außerordentlich huldvoller Weise begrüßte. Am Tag deS Bismarcksbesuchs waren die städtischen Schulen nicht geschlossen, während die Regierung alle königlichen Schulanstalten hatte schließen lassen. In der freisinnigen Presse war die Losung ausgegrben worden, sich am Empfang des Fürsten Bismarck nicht zu beteiligen.
Wie der „Voss. Ztg." gerüchtweise gemeldet wird, soll der Kaiser beabsichtigen, den Besuch deS Fürsten Bismarck demnächst in Friedrichsruh zu erwidern.
* In Hannover brachten vier in einer Wohnung eingeschloffene Kinder die brennende Petroleumlampe zu Fall. Durch den in Folge dessen entstandenen Qualm und Brand fielen drei Kinder dem Erstickungstode zum Opfer, während das älteste 4jährige Kind vielleicht dem Leben erhalten werden kann.
* Der Geh. Kommerzienrat Krupp in Essen schenkte dieser Stadt 100000 Mk. als Grundkapital für eine milde Stiftung, die den Namen „Kaiser Wilhelm II. Fürst Bismarck-Stiftung" erhalten soll.
Nuslälldisches.
"Wien, 28. !Jan. Das offizielle militärische Blatt „Die Reichswehr" meldet: In der Waffen- fabrtk Steyr werden gegenwärtig neue Modelle von gasdichten Revolvern und automatischen Pistolen gemacht, mit einem Fünfmilltmetergewehr fanden in Wien und Steyr Versuche mit brillantem Ergebnis statt.
* Wien, 29. Jan. Nach Depeschen aus Belgrad soll Paste (Gesandter in Petersburg und Haupt der radikalen Partei) auf der Reise nach Serbien an der Grenze verhaftet worden sein, weil man bei ihm hochverräterische Schriften gegen die Dynastie Obrenovich gefunden habe. — Für die Exkönigin Natalie wird Wohnung in Nisch vorbereitet.
* Rom. Die Angelegenheit von Aigues-Mortes fährt fort, vielen Staub aufzuwirbeln. Während die „Riforma" nach Auszahlung der Entschädigungssumme für die Opfer von Aigues-Mortes den Zwischenfall für beendigt erklärt, will die gleichfalls offiziöse „Tribuns" das Geld um jeden Preis zurückgeschickt haben. DaS Blatt verweist auf die mit so großem Erfolg eingeleitete nationale Sammlung und erklärt, die Annahme des französischen Geldes wäre eine unerhörte Demütigung Italiens. Die übrigen Blätter weisen jedoch entschieden die Anregung der „Tribuna" zurück. Bisher hat die Subskription an 60,000 Lire eingetragen. Die „Tribuna" beabsichtigt, sie fortzusetzen. Die Regierung hat dagegen nichts einzu- wenden, sie wird den etwaigen Ueberschuß zu wohl- thätigen Zwecken verwenden.
* Pisa, 29. Jan. In vergangener Nacht wurde in der Humbertkaserne ein Korporal und zwei Soldaten getötet, ein Soldat schwer verwundet. Man glaubt, daß der Mörder ein Soldat sei, der durch 'das Fenster flüchtete.
waren ihm hier und da in den Salons begegnet, aber bei keiner hatte sich der ernste, heiße Wunsch in seiner Brust geregt, sie sein zu nennen. Und nun schlug auch seine Stunde — vielleicht zu spät! Die Heineschen Worte sielen ihm ein beim Anblick dieser herbschönen Frauenerscheinung:
„Mir ist, als ob ich die Hände Aufs Haupt dir legen sollt'!"
Drüben mitten unter seinen flüsternden, medi- sierenden Kameraden stand hoch aufgertchtet Lieutenant Willens und blickte wie triumphierend auf die herrliche Viktoria regia. Sein Auge verschlang sie fast, und er schwur sich zu, noch heute Abend müsse sie die seine werden; nun gerade, um dem stolzen Botschafter zu beweisen, daß sie ihn mehr als ihre neungezackte Krone und ihr Wappenschild liebt. Sie wirft beides hin, um den bürgerlichen Lieutenant zu lieben.
„Süperb, köstlich," flüsterte einer der Kameraden ihm zu, „Willens, Sie sind doch ein glücklicher Mensch, daß die schöne Hohenburg Sie liebt. Gratuliere zu der Gemahlin."
„Und ihrem Erbteil", neckte ein anderer, „das ist wohl eben so außerordentlich als ihre Schönheit."
„ l ber ich bitte euch, Kameraden, Vorsicht! der Oberst neht dort vornen und drüben der Botschafter. Wenn ich auch meiner Sache bet der Dame sicher bin, so do noch lange nicht bei dem Vater."
„Ah b'h, der Botschafter thut nichts. Wenn er neulich niiit hörte, was du über die schöne Viktoria regia sa test —"
* Paris, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der Kammer interpellierte Llovius Hugues (Sozialist) die Regierung über die jüngsten Haussuchungen und die Verhaftung von Anarchisten. Ec tadelt das Vorgehen der Behörde und wirft derselben Mißbrauch der Gewalt vor, indem er betont, daß man keine Spur einer Bereinigung von Uebelthätern gefunden habe; die Gerichte könnten daher nicht einschretten. Der Minister des Innern, Raynal, rechtfertigt das Verhalten der Regierung, welche nur die jüngst beschlossenen Gesetze angewandt habe. Der Minister citiert mehrere Stellen aus den in der Wohnung von Elisöe Reclus gefundenen Schriftstücken: er erinnert an die große Menge der mit Beschlag belegten Ex- plofionsgeräte. Abg. Chaudey hält den Sozialisten vor, ste hätten die Commune verherrlicht und dadurch daS Recht verloren, von Freiheit zu sprechen. ES erhebt sich lebhafter Widerspruch auf der äußersten Linken. Mehrere Deputierte rufen: „Es lebe die Commune!" (Lärm im Zentrum.) Da der Sozialist Thivrier nicht abläßt: „Es lebe die Commune!" zu rufen, beschließt die Kammer, ihn von der Sitzung auszuschlteßen. Die Sozialisten protestieren lebhaft; Thivrier weigert sich, den Saal zu verlassen. Der Präsident suspendiert infolgedessen die Sitzung auf eine halbe Stunde. Nach Aufhebung der Sitzung verließen die Deputierten, mit Ausnahme von Wörter und etwa 30 Sozialisten, den Saal. Der Militärkommandant des Palais Bourbon betrat nun in Begleitung von Soldaten den Saal und forderte Thivrier zum Verlassen des Saales auf. Thivrier weigerte sich und erklärte, nur der Gewalt weichen zu wollen. Die Soldaten gingen hierauf gegen Thivrier vor, der einige Worte an ste richtete und dann mit den anderen Sozialisten unter den Rufen: „Es lebe die Commune!" den Saal verließ. Die Sitzung wurde hierauf unter lebhafter Bewegung wieder ausgenommen. Der sozialistische Deputierte Vaillant erklärte, er und feine Freunde hätten ebenfalls „Es lebe die Commune^" gerufen, was heftige Unterbrechungen und lebhafte Gegenreden hervorrief. Die Kammer lehnte die von Clovis Hugues beantragte Tagesordnung, welche die Angriffe aus die individuelle Freiheit tadelt, mit 441 gegen 73 Stimmen ab und nahm mit 408 gegen 64 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher die Zustimmung zur Haltung der Regierung nnd das Vertrauen zu ihrem festen Willen, die Ruhe und die Ordnung aufrecht zu erhalten, ausgedrückt wird. Sodann wurde die Sitzung aufgehoben.
* Parts, 28. Jan. Das Schwurgericht verurteilte den sozialistischen Publizisten, Reserveoffizier Charnay wegen seiner Broschüre „Der Soldaten- KatechismuS", worin die Meuterei gepredigt wird, zu 6 Monaten Gesängnis. Charnay war auch noch bis vor kurzem Beamter des Ministeriums des Innern.
* Parts, 29. Jan. Die Regierung hat dem italienischen Botschafter Reßmann die Summe von 420,000 Frks. ausdezahlt als Entschädigung für die italienischen Unterthanen, die in Aigues-Mortes verwundet worden sind. Crispi hat seinerseits zugesagt, 30,000 Frks. zu entrichten für die Beschädigung französischer Bürger bei den Unruhen in Rom, Genua und Neapel.
„Ich bin meiner Sache nicht gewiß —"
„Nun hören Sie, Willens, da hätte er Sie doch fordern müssen, auf Ehre."
Das Bilderstellen war vorüber, und das Souper sollte beginnen, ehe der Ball seinen Anfang nahm. Die mitwirkenden Persönlichkeiten, ausgenommen Baron von Rohr, erschienen im Costüm und mischte« sich unter die Gesellschaft, natürlich Gräfin Viktoria mitten darunter.
Sie war kühl, schön und gemessen wie immer, nur als ste den Vater und Oheim begrüßte, lächelte ste freundlich und fragte letzteren im Vorbeistreifen:
„Nun, habe ich meine Sache gut gemacht? Bei offenen Augen würde es mir unmöglich gewesen sein, mich von Rohrs abscheulicher Jndianermaske so unverwandt anstarren zu lassen."
„Es war ein recht gelungenes Bild, liebes Kind," bestätigte der Botschafter ruhig ohne ein weiteres Wort des Lobes, und sie nickte ihm dankbar zu; so war's ihr recht; er verstand ihr ganzes Wese« doch am besten.
Bald war die Tanzkarte der Königin des Festes gefüllt, Willens' Name stand wie immer diesen Winter in der Rubrik des Cotillons.
Als er ihr mit tiefer Verneigung das Cornet zurückgab, berührten seine Finger sekundenlang die ihren, und eine Blutwelle ergoß sich über Stirn und Nacken der Gräfin, während in den Augen des junge« Offiziers ein triumphierendes Leuchten erschien.
„Viktoria regia," der Hauch war bis an ihr