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1894.

G e st o r b e n: Friedrich Dihlmann, Gemeinderat, Stamm­heim; Restaurateur Höhn, Stuttgart.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 29. Jan. Die Verlängerung des Handelsvertrags-Provisorinms mit Spanien wird in dritter Lesung ohne Debatte genehmigt. Z«r Begrün­dung der Reichsfinanzrcform erhält darauf das Wort Reichsschatzsekretär Posadowsky,der zunächst seine Befriedigung darüber ausspricht, daß auf Betreiben der Gegner die Beratung dieser Vorlage so wett hinausgeschoben worden sei, so daß die Einzellandtage in­zwischen Gelegenheit gefunden hätten, sich für die Notwendigkeit einer Finanzreform auszusprechen. Viele Kreise ständen zwar der Finanzreform sympathisch gegenüber, bemängeln aber die vorgeschlagenen Steuern. Man wünsche stärkere Belastung der Börse, vergesse aber, daß gerade diese Besteuerung, wenn sie finan­ziellen Erfolg haben solle, ihre Grenze habe. Die Wehrsteuer sei ungerecht; die Aufhebung der soge­nannten Liebesgaben widerspreche der Notlage der Landwirtschaft, eine Jnseratensteucr habe auf Ent­gegenkommen des Reichstags nicht zu rechnen und auch von der Biersteuer, die man vorgeschlsgen, sei abzusehen. Es blieben also nur Tabak- und Wein­steuer. Redner bemüht sich insbesondere, darzuthun, daß mit der Reichsfinanzreform keine Schmälerung der Rechte der Einzelstaaten und auch keine Beschrän­kung des Budgetrechts des Reichstags verbunden sei. Hauptsache sei doch, daß die Regierungen in ihren Ausgaben nach wie vor vom Reichstage abhängig seien. Die Stärkung der Reichsfinanzverwaltung werde durch die geplante Reform auch nachhaltiger erzielt, als es durch Schaffung eines Reichsfinanz- ministerimns möglich sei. Lieber (Zentrum) er- klärt, daß seine politischen Freunde auf dem Boden der Frankenstein'schen Klausel stehen und dieselbe in ihrer staatsrechtlichen Bedeutung für Reich, Reichstag und Etnzelstaaten erhalten wollen, unverkennbar sei, daß die vorgeschlagene Reform im Bestreben, den Einzelstaaten Ueberschüffe in Ucberweisungen zu ge­währleisten, sich iu der Richtung des Grundgedankens dieser Klausel bewege. Indessen halten wir, von Bedenken gegen Etnzelbestimmungen der Vorlage ab­gesehen, den gegenwärtigen Augenblick zur Durch führung der Reform für ungeeignet, weil eine beträcht­liche Vermehrung der indirekten Steuern die «nbe dingte Folge sein würde, die vorgeschlagenen Steuern aber in der Hauptsache nicht geeignet erscheinen. Einer Kommisstonsberatung, falls die Regierung sie wünsche, werde seine Partei sich nicht widersetzen. Rickert (freis. Ver.) hält die Vorlage, die finanztechnisch und konstitutionell für ihn unannehmbar sei, mit der Ab­lehnung von Seiten des Zentrums für erledigt. Finanzminister Mtquel erklärt, alle Parteien des preußischen Abgeordnetenhauses, ausgenommen die Freisinnigen, sprechen sich für die Reichsfinanzreform aus. DaS Zentrum hat gegen die jetzige Einführung der Finanzreform nur Opportuntiätsgrände. Alle Finanzverwaltungen des Reichs treten einstimmig für die Vorlage ein. Das natürliche Gefühl des Volkes hält die Weinsteuer als Luxussteuer für notwendig. Die Arten und Formen der Steuer hängen von der Höhe der Ausgaben ab. Der Vorredner, der auf dir wirtschaftliche Depression hinwies, meinte, wir sollten mit solchen Steuer» noch warten. Aber welche Garantien haben wir denn, daß es in Zukunft besser wird. Das Uebergewicht der Matrtkularbeiträge über die Ueberweisungen wird jedes Jahr größer. Man wird in den Einzelstaaten die direkten Steuern erhöhen müssen. Die Einzelstaaten würden dann das Reich nicht mehr als ihren Wohlthäter, sondern als ihren Gegner anfeheo. Das Reich würde nur die Aus­gaben dekretieren, die Einzelstaaten hätten für die Einnahme» zu sorge». Wenn die Matrikularumlagen dauernd die Ueberweisungen übersteigen, ist die ganze Bedeutung der Fraukenfteinschen Klausel dahin. Die

Vorlage will den Einzelstaaten eine mäßige Ueber- weisung garantieren, hält also den eigentlichen Ge­danken der Klausel fest. Die Vorlage wird, wenn sie jetzt abgelehnt wird, wiederkommen und Annahme finden, weil dieselbe eine finanzielle politische Not­wendigkeit ist. Graf v. Limburg-Stirum (D.-kons.) spricht für die Vorlage.

Laudesvachrichtea.

* Altensteig, 31. Jan. (Einges.) Auf ein Gesuch des Gewerbevereins Nagold hat die Kgl. Generaldirektion der SaatSeisenbohnen angeordnet, daß der Zug 585 Nagold-Altensteig am 7. und 8. Februar je um 1 Stunde hinausgerückt wird, also in Nagold-Bahnhof erst um 10 Uhr 5 Min. abends abgeht und in Altensteig um 11 Uhr 5 Min. an­kommt. (Anm. d. Red. An den Abenden dieser beiden Tage finden nämlich die Vorträge des Physikers Dähne in Nagold statt und ist durch obige Anordnung den Bewohnern des Hinteren Bezirks ermöglicht, an diesen Vorträgen teilzunehmen.)

* Altensteig, 31. Jan. Eine traurige Rohheit ist letzte Woche hier vorgekommen. Der Kürschner Schmied hier besitzt eine einzige Milchkuh; als nun am Freitag morgen die Kuh gemolken werden sollte, wies der eine Strichen des Euters einen Quer- und einen Längsschnitt auf, welche Schnitte nach Angabe des Tierarztes nur durch ein Messer verursacht sein können. Die Kuh, welche selbstver­ständlich jeden Tag gemolken werden muß, leidet bei dieser Arbeit nicht nur große Schmerzen, sondern auch die Heilung wird dadurch hintangehalten. Zum jedes­maligen Melken sind 4 Mann erforderlich, welche das geängsttgte, vom Schmerz geplagte Tier bändigen müssen. Es ist nun eine Schwellung deS Euters etngetreten und es ist nicht ausgeschlossen, daß das arme Tier geschlachtet werden muß. Dem ruchlosen, unbekannten Thäter wäre eine PortionHaselnuffene* wohl zu gönnen und jedermann wünscht, daß der­selbe den wohlverdienten Lohn noch bekommen möge.

* Altensteig, 31. Jan. Mit dem 7. Febr. (Aschermittwoch) beginnt die sogenannte stille oder ge­schlossene Zeit und ist insbesondere nach 8 9 der K. Verordnung vom 27. Dez. 1871, betreffenddie bürger­liche Feier der Sonn-, Fest- und Feiertage*, das Ab­halten öffentlicher Tanzbelustigungen an den Sonn­tagen in der Fastenzeit und in der Karwoche ganz verboten, während das Tanzen an den Werktagen nur mit oberamtlicher Genehmigung stattfinden darf. Die gleichen Grundsätze staden Anwendung auf Tanz­unterhaliungen geselliger Vereine und geschloffene Ge­sellschaften, welche in Räumen veranstaltet werden, in denen ein Wirtschaftsbetrieb öffentlicher oder nur auf die Mitglieder der betreffenden Gesellschaften be­schränkter stattfindet. Die Fastenzeit endet mit dem Osterfest (25 März.)

* Neubulach, 29. Jan. Nr. 20 desStaats­

anzeigers* für Württemberg bringt eine Mitteilung, nach welcher die K. Eisenbahn-Generaldirektion be­absichtigt, Zug 174 (Stuttgart ab 6°° Calw an 8^) eine Stunde später abzulaffen, Zug 183 (Calw ab 1^) aber vom Fahrplan zu streichen. Die Aus­führung dieses Planes würde die Interessen der Be­wohner des linken und rech^- Nagoldufers, sowie des ganzen vordem and h'. r aufs empfind

lichste schädigen. Konnte man .rttyer bequem an einem Tag nach Stuttgart und zurück (da man in Calw Anschluß hatte) so wäre man in Zukunft genötigt, entweder in Stuttgart oder Calw zu übernachten, oder aber bet Nacht und Nebel noch etwa 34 Stunden zu gehen. Besonders aber nachteilig wäre es dem Badort Teinach und den umliegenden Orten, wenn der sogenannteBadezug* eingehen würde, da unsere Postverbindunge» vorher schon mangelhaft find. Die ganze Gegend ist daher in nicht geringer Aufregung und es werden bereits Unterschriften gegen diesen Plan gesammelt. (Schw.-Bote.)

* Stuttgart, 30. Jan. Die Herzogin Wera hat sich mit den Herzoginnen-Töchtern Elsa und Olga heute vormittag, einer Einladung des Kaisers und der Kaiserin folgend, zu achttägigem Besuch nach Berlin begeben. Im Gefolge bi finden sich die Hof­damen Fräulein v. Röder, Fretfräulein v. Racknitz und Kammerherr Frhr. Seutter von Lötzen.

* Geislingen a. d. St., 27. Jan. Die Ge­samtsumme der von dem verhafteten Stiftungspfleger Häberle von hier unterschlagenen Gelder soll sich wie bis jetzt festgestellt wurde auf 38,000 Mark belaufen. Die hiesige (evangelische) Stiftung dürfte ein Verlust von ca. 21,600 Mark treffen. Der genannte Beamte wußte seine Unehrlichkeit seit 1885, also volle 8 bis 9 Jahre, zu verbergen.

* Heilbronn, 29. Jan. Nach Berichten in auswärtigen Blättern sollen Bemühungen im Gange sein, um die Angelegenheit Hegelmaier auf gütlichem Wege beizulegen. Dies könnte nur durch Verwtllig- »ng einer Pension geschehen, wozu bisher keine Ge­neigtheit vorhanden war. Vielleicht kommt eS aber doch noch dazu und man wird dann bedauern, die früheren Verhandlungen darüber nicht weiterge­führt zu haben. Die Mitteilung des Beobachters, daß die Haller Staatsanwälte den Hegelmaierschen Straffall gar nicht vertreten wollten, weil die ganze Anklage über ihre Ueberzeugung gehe, hält die Württ. Volkszeitung für unwahrscheinlich, da die Haller Staatsanwälte die Vertretung nicht ablehnen könnten. Wenn sie alft Grund ihrer RechtSüber- zeugung Hegelmaier für unschuldig halten, so stehe es ihnen frei, dies nach Schluß der Beweisaufnahme zu sagen und sich eines Antrages zu enthalten, aber mitthnn müßten sie.

* Ulm, 28. Jan. Ein größerer Gelddiebstahl wurde in der Nacht vom Freitag auf Samstag bei einem hiesigen Kaufmann verübt. Derselbe war am Freitag abend von einer Geschäftsreise zurückgekehrt und hatte aus Versehen in der inneren Brusttasche seiner Weste seine Brieftaschen mit einem Inhalt von 1315 Mk. in Banknoten stecken lassen, als er stch zu Bette legte. Die Weste war durch das Dienstmäd­chen in den Hausgang gehängt worden. Am andern Morgen waren die Brieftaschen nebst Inhalt aus der letzteren gestohlen. Zwei im Hause bedienstete Mäd­chen, von welchen die eine das Hofthor, die Haus- thüre und die Vorplatzthüre nicht abgeschlossen hatte, sind als verdächtig in Hast genommen worden.

* (Verschiedenes.) JnHetdenhetm starb der tu wetten Kreisen bekannte Thonwarenfabrikant A. Autenrieth unerwartet schnell an einem Gehirn­schlag. Der Schenkwirt List von Unterdruf­st e t t e n hat stch vor ca. 5 Wochen heimlich von dort entfernt unter Zurücklassung seiner Frau, seiner Kin­der und seiner Schulden. Einige Zeit nachher ver­schwand die Frau unter denselben Umständen. Ein aufregender Vorfall ereignete stch unlängst bei einer Beerdigung in einem Landstädtchenob der Staig*. An einem Nachmittag waren 3 Beerdigungen nach einander. Als bet der 2. eben der Sarg in das große, für die 3 Toten hergestellte Grab Hinunter­gelaffen werden sollte, war der am Kopfende ryäüge Mann der Anstrengung nicht mehr gewachsen, wurde weggeschnellt, stürzte ins Grab und der mächtige Sarg hinter ihm nach. Zum Glück fiel der große und schwere Sarg schräg hinunter, so daß er nicht auf den Mann z» fallen kam. So kam derselbe mit dem Schrecken und minder bedeutenden Beschwerden davon und konnte a«8 seiner unheimlichen Lage bald befreit werden. JnPfedelbach, OA. Oehringen, ist in den letzten Tagen unter zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung die Einweihung der neu erbauten evangelischen Kirche begangen worden. Der Ort hatte ein prächtiges Festgewand angelegt und fast alle Häuser waren beflagt. An dem in der neuen Kirche abgehaltenen Festgottesdtenst beteiligten stch unter anderen auswärtigen Festgästen auch der General»