sich um eine Explosion, umsomehr, da derselbe mit­unter so heftig ist, daß er schon Ofenplatten abge­hoben oder Fugen zwischen solchen aufgeriffen hat. Wer aber sein Ofenfeuer öfters beobachtet, der wird finden, daß hiebet irgend ein Explostvkörper, wie es zu Sprengungen rc. benützt wird, nicht im Spiele ist. Derartige Detonationen erfolgen nämlich dann, wenn eine glühende Kohlenmaffe etwa mit einem zu starken Quantum frischer Kohlen bedeckt wird, noch häufiger, wenn ein aufgeschütteter Rest feine» Kohlen­staubs die Zwischenräume zwischen den einzelnen Kohlenstücken ausfüllt. Es entwickeln sich in diesem Fall offenbar über der Glut Gase, die nicht ent­weichen können, da die aufliegende Kohlenschicht zu stark ist und ihre Zwischenräume verstopft find. Ist die Spannung dieser Gase endlich stark genug, so verschaffen sie sich Luft und entweichen, indem sie mit einem Schlag die sie deckende Schichte durch« brechen und selbst den ganzen Ofen erschüttern. Eine ähnliche Beobachtung kann gemacht werden, wenn auf eine Helle Glut größere Quantitäten dürrer Fichten« nadeln geschüttet werden. Auch in diesem Fall bilden sich derartige Gase, die unter explosiven Erscheinun­gen sich einen Ausweg verschaffen.

* Freudenstadt, 15. Jan. Der Besitzer der abgebrannten Kronenwirtschaft, sowie dessen Pächter, die wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet wor­den waren, find wieder fretgelassen worden.

* Stuttgart, 15. Jan. Die württembergische Regierung hat für die Apotheken eine neue Arznei- laxe erlassen, welche bereits seit einigen Tagen in Kraft getreten ist. Die neue Arzneitaxe weist nam­hafte Herabsetzungen gerade der am häufigsten ge­brauchten Arzneimittel auf, denen allerdings anderer­seits auch wieder Erhöhungen anderer Arzneipreise gegenüberstehen.

* Stuttgart, 16. Jan. Gestern abend 7 Uhr machte sich im Weinrestaurant zurBadischen Wein­stube" in der Nähe des Büchsenthores ein heftiger Gasgeruch bemerklich. Der Wirt und sein Sohn sahen unvorsichtiger Weise mit offenem Lichte nach. Als sie den Abort betraten, erfolgte eine Explosion, welche zwar am Gebäude keinen Schaden anrichtete, aber ausreichte, um den Beiden die Kopfhaare gründ­lich zu versengen und ihnen Brandwunden an Gesicht und Händen beizubringen. Im Abort war ein Gas­hahn von einem Unbekannten zuerst zu- dann wieder aufgedreht worden, ohne daß das Gas wieder an­gezündet worden war.

"Cannstatt, 13. Jan. In der Wagenwerk­stätte hier steht, auf zwei Güterwagen zur sofortigen Absendung bereit, eine fahrbare elektrische Beleuch­tungseinrichtung, welche, von der Eisenbahnverwaltung angeschafft, bei Unfällen, größeren Bauarbeiten oder bet sonstigen besonderen Anlässen benützt werden soll. Die Einrichtung besteht aus zwei zur Bespannung mit Pferden eingerichteten Wagen, von denen der eine die Dampfmaschine mit Kessel und den Strom­erzeuger, der andere die übrigen zur elektrischen Be­leuchtung erforderlichen Vorrichtungen, worunter sechs Bogenlampen und einen Scheinwerfer, enthält. Die von Fein in Stuttgart gelieferte Einrichtung hat sich bereits in einigen Fällen als sehr zweckmäßig erwiesen.

"Ulm, 13. Jan. An den Gewehren, die vor

VLKIroris. rssia,

Roman von H. von Ziegler.

(Fortsetzung.)

Freilich neben Vtktorias schlanker, vornehmer Figur, welche voll Würde und Grazie die blauseidne Schleppe trug, verschwand sie fast gänzlich. Die schöne Gräfin hatte Wasserrosen im Haar und an der Brust und neigte sich voll kühler Freundlichkeit all den Herren zu, die sie um einen Tanz bestürmten. Gegen die Damen jedoch war Viktoria von großer Zuvorkommenheit, obschon sie auch ihnen gegenüber in ihrer gewohnten unnahbaren Reserve blieb, so daß, so selten dies auch Vorkommen mag, alle voll Lob fürGalathee" waren.

Lieutenant Wilken trat gleichfalls an die schöne Tochter seines Kommandeurs heran, um dieselbe an ihr Versprechen zu erinnern. In Viktorias Seele wallte ein eigentümliches Empfinden auf, sie fühlte wie eine heiße Blutwelle sich über ihren Nacken ergoß, und ihr Benehmen ward noch eisiger als sonst.

Ah, ich erinnere mich gar nicht mehr an ein solches Versprechen, doch ist es natürlich nur meine Vergeßlichkeit. Bitte, Herr Lieutenant, zeichnen Sie Ihren Namen ein, es ist mir selbst zu unbequem."

Der junge Offizier hatte ihr Erröten bemerkt, auch das Zittern der feinen Finger, als sie ihm die Elfenbeinblättchen reichte, entging ihm nicht, und eine leise Befriedigung bemächtigte sich seiner.

Galathee," dachte er, und als er ihr die Tanz­

Weihnachten an sämtliche württembergische Truppen zur Abgabe gelangten, hat sich der neue Mechanismus als mangelhaft erwiesen. Der Mann kann sein Ge­wehr sehr oft nicht laden, weil der Mechanismus versagt. Die betreffenden Schloßteile, welche eine Verbesserung sein sollten, kommen von Spandau und werden erst hier eingesetzt. Es scheint ein Konstruk­tionsfehler vorzuliegen. Die Haaptteile des Gewehrs, die aus der Löweschen Fabrik stammen, sind sehr solid gearbeitet. (N. Tagbl.)

* (Verschiedenes.) Der in dem Weinberg­häuschen bei Neckarrems ermordet aufgefundene junge Mann ist der 21jähr. Monteur Blumenstein aus Heslach. In Reutlingen erregt das plötzliche Verschwinden eines angesehenen Oekonomen großes Auf­sehen. Dieses Verschwinden soll mit der Hinterlassung einer Schuldenlast von 80 000 Mk. Zusammenhängen. In einem hinterlaffenen Brief nimmt er von seiner Frau Abschied auf Nimmerwiedersehen. Da er 2000 Mk. bares Geld mitnahm, vermutet man ihn auf dem Weg nach Amerika. Von der Mag- stadter Markung ist für Jäger ein interessanter Vorfall zu berichten. Am letzten Sonntag kam ein Hirsch mit abgeschofsenem rechtem Hinterlauf frei übers offene Feld gelaufen, dem Walde zu, wo ihn zwei Waldarbeiter sahen und verfolgten. Das Tier ein Achtender, der aufgebrochen seine 180 Pfund wog

ließ sich, ohne sich irgend mit dem Geweih zu wehren, von den zwei Männern niederreißen und ab- fangen, ein Fall, der im Weidmannsleben sehr selten beobachtet wird. Der Hirsch wurde den Stuttgarter Jagdpächtern abgeltefert. InIagstfeld fiel der Oberbrauer der Bierbrauerei zum Waldhorn beim Biersteden in die Braupfanne und zog sich dabei solch schwere Brandwunden zu, daß er noch in derselben Nacht verschied. InStuttgart wurde ein Bier­brauer von Oeschingen, OA. Rottenburg, festgenommen, der sich mit 1000 Mk. unterschlagener Gelder flüchtig gemacht hat. In Großbottwar stürzte der Weber Bolz die Treppe hinab und brach das Genick, worauf er, ohne zum Bewußtsein zurückgekommen zu sein, nach einer Viertelstunde seinen Geist aufgab. Wie groß die Kälte letzte Woche am B o d e n see und bet dem Rheinausfluß war, geht daraus hervor, daß Schwäne bei der Rheinbrücke eingefroren waren und man sie förmlich aus dem Eis heraushauen mußte. Beim Trainbataillon in Ludwigsburg sind in letzter Zeit wieder einige Fälle von Genickstarre vor­gekommen. Ein Soldat aus Verrenberg ist gestorben.

Bei Neuffen, OA. Nürtingen, ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Karriolposthalter Retchenecker fuhr von Neuffen nach Beuren. In der Nähe des letzteren Ortes rutschte der Postwagen in­folge des Glatteises und fiel um. Der Fuhrmann stürzte so unglücklich auf die Straße, daß er den Unterarm brach und die Achsel auseinanderfiel. Im Dörfchen N., OA. Rtedltngen, war kürzlich Beeidigung der neugewählten Gemeinderäte. Zur Feier des glücklichen Ereignisses gaben die Beeidigten einen Wichs. Nachdem man sich an gutem Marchthaler Bier, an Munderkinger Knackwürsten und Backsteiner gelabt hatte, gab man einem der Neugewählten, der kurz zuvor geschlachtet hatte, zu verstehen, er vergebe seiner gemeinderätlichen Würde durchaus nichts, wenn

karte zurückgab, da senkte sich sein heißer Blick so tief in den ihrigen, daß sie zusammenzuckte und sich abwandte.

Weiche Walzertöne erklangen durch den Saal, die Paare schwebten übers Parquet, und nur Viktoria fühlte sich nicht heiter wie sonst, obwohl sie äußerlich so kühl wie immer blieb.

Nur ein Lieutenant," murmelte sie vor sich hin, und dennoch flog ihr Auge immer wieder hin zu Willens schlanker Gestalt, der an Adas Seite stand und augenscheinlich sich lebhaft mit ihr unter­hielt. Weshalb irritierte das Lachen und Scherzen der beiden sie? Was konnten sie miteinander zu verhandeln haben? Ada schien ja fast einen Lach­krampf zu bekommen; sie hielt sich unausgesetzt den Fächer vors Gesicht und konnte sich gar nicht be­ruhigen. In der That, die Kleine mußte etwas ab- geschliffen werden, so durfte sie sich im Hause des Onkels nicht gehen lassen. Wie ewig lange dieser Ball dauerte! Endlich war auch das nicht enden wollende Souper vorüber, und die Aufforderung zum Cotillon ertönte.

Durch Gräfin Viktorias hohe Gestalt lief ein Frösteln, als sie Lieutenant Wilken auf sich zukom- men sah, aber dennoch war's auch wieder ein Ge­fühl der Befriedigung, von dem sie sich keine Rechen­schaft geben wollte oder konnte.

Und dann saßen sie nebeneinander und unter­hielten sich wie jedes der andern Paare über die langweiligsten, alltäglichsten Dinge; nur seine Augen I ruhten magnetisch auf ihr, daß sie garntcht wagte >

er einige Braten hole und solche zum Wohle der ver­sammelten Gemeindeväter zum Besten gebe. Der also Angeranzte ließ sich nicht lange uzen, ging hin und holte einige schöne Stück Braten. Als nun solche mit Behagen vertilgt wurden, geschah es, daß einem de. Teilnehmer ein Brocken im Halse stecken blieb. Der gute Mann wurde plötzlich ganz blau und war dem Ersticken nahe. Erst nachdem er von seiten der ihm zu Hilfe geeilten ganz energisch geklopft worden war, wich der gefährliche Brocken. Einer der Klopfer aber meinte:Wenn der it a mol so a Fleischbröckle nabringt, no taugt er ir recht zum Gmoidrot, a Gmoidrot muß no viel größere und ganz andere Brocka verschluck« könna!"

"Karlsruhe, 14. Jan. lieber einen Mord im Eisenbahnwagen des BaSler Nachtzuges treffen hier soeben Einzelheiten ein. Der Mord geschah in dem Zug, der um 11 Uhr 43 Min. nachts in Basel eintrifft. Ermordet ist der Schreiner Winzi aus Winterthur, der Mörder ist ein 60 Jahre alter Mann namens Lorenz Scheuble aus Segeten im Amte Waldshut, Vater von sieben Kindern und direkt aus Amerika kommend. Die That geschah unmittelbar vor der Einfahrt in den Tunnel bei Jstein. Der Mörder richtete drei Schüsse aus einem Revolver auf Winzi, der mit einem Schrei zusammenbrach. Auf­merksam gemacht, kletterte der Schaffner von seinem Sitz ins Coupöe, sah den Ermordeten zusammenstnken und ergriff den Mörder, der im Begriff war, den Zusammengeschossenen zu berauben, bet der Gurgel, ihn so lange festhaltend, bis der Zug den Tunnel passiert hatte. Der Mörder wurde in Leopoldshöhe, wo der Wagen, in dem die That geschehen, aus­rangiert wurde, der Gendarmerie übergeben, die ihn in das Gefängnis etnlteferte.

"München, 16. Jan. In vergangener Nacht ermordete in einem Hause in der Hirtenstraße eine verheiratete Kleidermacherin ihre zwei Kinder, indem sie denselben den Hals aufschnitt. Hierauf gab ste sich selbst in der gleichen Weise den Tod. Die Leichen wurden heute vormittag gefunden. Der Thatbestand unterliegt zurzeit der polizeilichen Erhebung.

* Augsburg, 15. Jan. Die Augsb. Abendz. enthält eine Privatmeldung über das Befinden des Fürsten Bismarck. Dasselbe ist hienach infolge der Witterung wieder ungünstig. Zu heftigen neuralgischen Schmerzen hat sich ein starker Katarrh gesellt. Die Folgen der Kissinger Krankheit sind noch nicht überwunden.

* Man schreibt aus Berlin, 14. Jan.: Kein Tag ohne ein neues Sleuerprojekt! Die Steuerer­finder gehen umher gleich dembrüllenden Löwen", der da sucht, wen er verschlinge. Seitdem die freund­liche Aufforderung im Retchsanzeiger zu lesen war, daß man der Regierung Vorschläge unterbreiten möge, wissen sich die Mitglieder der Regierung vor Zusendungen kaum mehr zu retten. Jeder Ratgeber beteuert natürlich, sein Plan entspreche am voll­kommensten dem Programm des Reichskanzlers, nur die tragfähigen Schultern zu belasten, und spielend räumt der Verfasser des Entwurfs alle Schwierig­keiten der Ausführung hinweg auf dem Papier. Die Deutschen nehmen alles sehr gründlich, und in-

aufzusehen, um nicht abermals wie ein thörichter Backfisch zu erröten.

Und dennoch, trotz dieses unbehaglichen Empfin­dens sah sie beinah voll Schrecken wie Tour um Tour vorbei- und der Cotillon seinem Ende ent­gegenging. Wie schade! sie hätte immer weiter so dahintanzen mögen; die Musik faszinierte sie oder waren's jene schönen Männeraugen?

Gnädigste Gräfin, zürnen Sie mir noch im­mer?" fragte der Adjutant, als die Paare rechts und links von ihnen im Tanze davon wirbelten. Es war die Bouquettour, Viktoria kam soeben von einer Extratour zurück und sah verwundert, daß ihr Tänzer sein Bouquet in der Hand balancierte.

Zürnen?", fragte sie so unachtbar als möglich,

dazu müßte unsere Bekanntschaft wohl älter sein, ! mein Herr!"

So erlauben Sie mir, um eine solche nähere Bekanntschaft zu involvieren, dieses Bouquet Ihnen zu Füßen zu legen."

Ihr Blick sank vor dem seinen zu Boden, dunkle Röte färbte das schöne Gesicht, und mit kaum merk­lichem Kopfneigen empfing Viktoria den kleinen Strauß.

Sehr freundlich, Lieutenant Wilken, doch bi» ich in der That zu müde, um abzutanzen."

Durch all die abweisende Kälte ihrer Stimme - vibrierte ein eigentümliches Etwas; er lächelte, als er sah, wie ste sein Sträußchen vor allen andern be­hielt und endlich sogar in den Gürtel steckte.

Der letzte Musikton verklang, man erhob sich, ' um die armen, ermüdeten Tanzmütter nicht über die