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Donnerstag dm 18. Januar

In diesem Frühjahr wird wieder ein IlnterrichiSkurs über Lbpbaumzucht ander K.Weinbauschule ms Weinlberg abgehalten. Ersuche um Zulassung zu diesem UnierrichtkkursuS sind bis längstens 20. Februar d. I. an dasSekretariat der K. Zen­tralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Näheres siehe Beilage desEt.-Anz." Nro. II.

Gestorben: Schullehrer Schock, Dettingen; Fabrikant Weil, Oberdorf bei Bopfingcn; Kaufmann Spiegler, Aulendorf.

Achtung vor der Arbeit.

(Fortsetzung.)

Es ist bei sehr vielen Menschen, sogar in ganzen Klaffen, Sitte geworden, die Stondesunterschiede im täglichen Leben, wo es irgend möglich ist, hervor­zuheben. In dieser Beziehung sei nun auf die Art und Weise hingewiesen, wie so vielfach dem Ver­käufer, dem Kellner, dem Dienstmann, dem Hand­werker oder Taglöhner, dem Untergebenen, Dienst­boten u. s. w. begegnet wird. Das barsche, schroffe Benehmen gegen diese Personen kann nur den Zweck haben, die Kluft zwischen den einzelnen Ständen möglichst weit offen zu halten, denn darüber kann doch wohl kein Zweifel sein, daß alles, was man von dem Kellner «. s. w. erreichen will, mindestens ebenso gut durch ein freundlich ausgesprochenes Wort erlangt werden kann, ohne daß man seine Person dabei irgendwie herabsetzt. Ter sogenannte Unter- osfizierston, der übrigens silbst in der Armee nicht einmal überall herrscht, denn dort weiß der Vor- gefftzte auch, daß er mit Schroffheit nnd Grobheit nicht weirer kommt, wie mit einem ruhigen, gemessenen Be­fehle, dieser Unlerosfizikrston ist jetzt weiter wie je verbreitet und hat sogar eine besondere, ihn durchaus nicht mißbilligende Bezeichnung in dem Worte Schveidigkelt" gefunden. Er hat nicht im kleinsten Teile dazu beigetragcn, «ns zu einer unliebenswürdigcn Nation zu stempeln, und wir könnten in dieser Be­ziehung gar viel von den romanischen Nationen lernen, die einen jeden, einerlei, welchem Stande er ange­hört, mit gleicher Höflichkeit behandeln. Nationale Eigentümlichkeiten soll man, wenn sie gut sind, sorg­fältig erhalten, wenn sie aber schlecht sind, sobald wie möglich über Bord werfen.

Diese überflüssige Hervorhebung der Standes­unterschiede tritt uns beständig auf der Straße ent­gegen. Wie oft sehen wir Herren und Damen, hoch erhobenen Hauptes, umgeben von einer Eiseszone von Unnahbarkeit, rücksichtslos, als ob sie allein wären, vorwärtsschreiten und andere, selbst mit Lasten Be­ladene, zum Ausweichen zwingen! Sie nehmen lieber Stöße und Grobheiten gelegentlich entgegen, als daß sie einfach das gleiche Recht des Anderen anerkennen. Wie oft sehen wir, obwohl es durchaus nicht für fein gilt, auf der Straße aufzufallen, Damen der vermögenderen Stände in einem Aufputz erscheinen, der keinen anderen Zweck haben kann, als den Neid zu erregen, öffentlich zu zeigen, daß man reicher ist, als andere. Gerade diese Hetzjagd von Standes- eitelkeit, wie sie sich im Toiletienwesen der Domen ausspricht, ist bezeichnend für die hier getadelte An­schauung. Tos Kleid, der Hut ist noch vollständig gut, könnte noch lange getragen werden, trotzdem wuß Ersatz geschafft werden in deml Moment, in welchem die weniger bemittelten Frauen dieselbe Mode annehmen.Las *>"n nicht mehr tragen, das trägt ja je '«"n, das sieht man jetzt überall, haben Sie nichr,. Apartes?" So hört man die Frauen reden, während die Männer mit wenigen, der Lächerlichkeit anheimfallevden Ausnahmen noch M dieselbe» schmucklosen Anzüge mit sehr geringen Veränderungen tragen, wie sie schon vor 50 Jahren getrogen wurden. Tragen doch die Männer das gleiche Festgcwand, wie die bei Gesellschaften aufwar- tenden Diener. Weshalb sich immer auf das Piedc- stal setzen, sich erhöhen wollen, indem man die Um- gebung erniedrigt? Das ist ein trauriger Grundsatz und ein schroffer Widerspruch zu unseren theoretischen Anschauungen.

Durch eine große Zahl von Beispielen ließe sich belegen, daß bezüglich des Satzes,es solle die Ach­tung vor dem Nebenmenschen nicht von dem Umfange seines Besitzes abhängig sein/ vielfach ein unverein­barer Gegensatz zwischen Theorie und Praxis besteht. Ist dies aber der Fall, dann ist eins von beiden nicht mehr zeitgemäß, entweder die Theorie oder die Art und Weise, wie den Nebenmenschen entgegengetreten wird. Jedenfalls ist unsere Praxis häßlich und thö- richt. Die Früchte, ffie sie zeitigt, find faul und ge­fährden unser Volk- und Staatsleben. Deshalb ist sie überall zu beseitigen, wie sie ja von einem aller­dings kleinen Teil der Angehörigen aller Stände auch jetzt schon nicht geübt wird. Was haben wir nun zur Erlangung dieses Zieles zu thun?

-(Fortsetzung folgt.)

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 13. Jan. Das Handelsprovisorium mit Spanien wird nach kurzer Debatte in dritter Lesung genehmigt. Es folgt Fortsetzung der General­debatte über die Tabakstcuervorlage. Dr. Clemm (nat. lib.) bespricht die Vorlage vom Standpunkt des Tabakbaues, dem sie viele Vorteile bringe, wenn auch mancher Wunsch, wie die Erhöhung des Tabakzolls, unerfüllt bliebe. Auch die Höhe der Besteuerung des Rauchtabaks mache die Vorlage manchem unannehmbar. Tie Agitation der Tabakfobrikontcn sei unverantwort­lich übertrieben worden; werde die Vorlage nicht Gesetz, so werde er eine Erhöhung des Tadakzollcs um 60 Mk. beantragen. Schneider (frcis. Lolksp.) bekämpft die Vorlage aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen. Ter baierische Finanzministcr Riedel hält die Bedenken wegen des Konsumrückganges eben­falls für übertrieben; dagegen spreche schon Gewohn­heit und Bedürfnis des Rauchers. Die Ablehnung der Tabaksteuer werde, selbst abgesehen von der Steuerreform, zur Erhöhung der Matrikularbeiträge und damit zu fühlbarerer Belastung derjenigen Klaffen führen, die man schonen wolle. Hammer stein (d. kons.) bekämpft die Vorlage und empfiehlt eine Biersteuer. Böcke! (Reform.): Die Vorlage sei falsch und überflüssig. Durch sie werde das Groß­kapital in die Lage versetzt, die Kleinbetriebe weiter zu ruinieren. Neue Arbeitslose schaffen, heiße sich an der Existenz des Vaterlandes versündigen. Man ver­lange neue Steuern und zugleich verschenke die Re­gierung durch die Handelsverträge das Geld nach Millionen! Zur Deckung der Militärkosten sei die Vorlage nicht nötig. Da genüge eine richtige Börsen steuer, Lotteriesteuer und Wehrsteuer. Bet einer Ver­mehrung der Militärlasten müsse derjenige zunächst die Kosten tragen, der persönlich keinen Militärdienst leiste. Besteuern solle man ferner die Jagdscheine, die nur von reichen Leuten gelöst werden, den Totali­sator und die Wettrennen. Warum fürchtet man sich vor Lvxusstevern, die in Frankreich einen erheblichen Betrag bringen? Bei der nach dem Vermögen zu bcmcffendcn Wehrsteuer könnten die reichen Leute ge saßt weiden und wenn die Juden dabei ordentlich blechen müßten, wäre es gar kein Schaden. (Heiter­keit.) Die Regierung von heute zeichne sich dadurch aus, daß sie sich alle paar Wochen einmal wider­spreche. Der neue Kurs habe überhaupt keinen Kurs, meistens steuere er im Nebel. Die Bemerkung, daß die Reichseinkommensteuer kommen müsse, begrüße er mit Freuden, aber allzuviel Zeit dürfe nicht versäumt werden, der allgemeine Kladderadatsch sei näher, als man denke. Die Konservativen haben die Kanonade gegen den Reichskanzler eingestellt und sich wieder versöhnt. Wolle die konservative Partei eine soziale Volkspariei sein, dann könne sie es jetzt zeigen. Wenn aber jetzt nichts geschehe, dann glaube ihr niemand mehr. Bei der Entscheidung über die Militärvorlage habe er, Redner, eine Erklärung abgegeben, worin er u. a. die Erwartung ausgesprochen habe, daß keine neue Tabaksteuer komme. Der Reichskanzler habe

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS ! f. Mtensteig und nahe Umgebung bei Imal.

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1894.

darauf geantwortet, er könne diese Erklärungim Wesentlichen" bestätigen. Ob diese Steuervorlage nicht zum Wesentlichen gehöre? Er habe damals geglaubt, daß das Ehrenwort eines preußischen Gene­rals noch einen Wert habe. (Präsident v. Levetzow ruft den Redner zur Ordnung.) Böcke! (fortfahrend): Die Regierung hake ihr gegebenes Wort nicht ge­halten; er sei gerechtfertigt, die Regierungen nicht. Sie möge noch tausend Militärvorlagen bringen, ec bewillige keine mehr. (Heiterkeit.) Staatssekretär Gras Posadowski unterzog sich unverdrossen einer ausführlichen Widerlegung sämtlicher gegen die Re­gierungsvorlage ausgetretenen Redner, wogegen wieder der Abg. Rösike diese Vorlagen entschieden ablehnte und eine Reichseinkommensteuer für die Einkommen über 30 060 Mark (!) empfahl. Dann wurde die Debatte auf Montag vertagt.

* Berlin, 15. Jan. Nach Erledigung einiger Rechnungssachen wird die Generaldebatte über die Tabakstcuervorlage fortgesetzt. Molkenbuhr (Soz.) bekämpft sie und wendet sich namentlich gegen Posa« dowskh's neuliche Ausführungen über die Wirkung der indirekten Steuern. Finanzminister Miquel: Schon mit Rücksicht auf die Zollausfälle infolge der Handelsverträge sei die Schaffung neuer Reichsein- nahmen unbedingt notwendig. Praktische der An­nahme sichere Gegenvorschläge auf die Steuervor­schläge der Regierung seien nicht gewacht worden, wie Redner an der Reichseinkommen-, Wehr-, Erb­schafts- und Bierfteuer nachzuweisen sucht. Nur Ta­bak und Wein seien als geeignete Steuerobjekte übrig geblieben. Er verteidigt dann die in der Vorlage vorgeschlagene Besteuerungsform des Tabaks. Die Ablehnung der Fabrikatsteuer bedeute den Verzicht auf eine weitere Besteuerung des Tabaks. Alle Reichsausgaben auf die Matrikularbeiträge abzu­wälzen, gehe auf die Dauer nicht an, wenn man die Finanzen der Einzelstaaten nicht zerrütten und das Reichsinleresse vernachlässigen wolle. Der Reichstag werde die Zustimmung zu der Vorlage nicht bereuen. Arnswaldt-Hardenbostel (Zentr.) spricht gegen die Vorlage. Schließlich wurde die Vorlage an die Stempelsteuer-Kommission verwiesen.

Landesmchrichteu.

* Alten steig, 17. Jan. Ein überaus großer Uebelstand, an welchem die Gewerbsleute zu leiden haben und zwar nicht nur diejenigen, welche sich müh­sam durchschlagen, sondern auch die, welche ihr Ge­schäft recht lebhaft umtrciben, ist die Saumseligkeit, mit welcher das Publikum die eingegangenen Rech­nungen bereinigt. Das Neujahr gilt in aller Welt als die Zeit des allgemeinen Rechnungsabschlusses und prompte Zahlung als Zeichen soliden Geschäfts­verkehrs. Mit dem neuen Jahr kommen dem Ge- werbsmann die Rechnungen über empfangene Waren und Rohstoffe in Menge zu, es ist die Zeit gekom­men, wo er seinen Verpflichtungen gegen die Liefer­anten prompt Nachkommen soll. Aber wie kann er das, wenn seine Kunden die Bereinigung der ihnen zugesandten Rechnungen von Woche zu Woche ver­schieben? Wie kann er seine Gläubiger rechtzutig befriedigen, wenn seine Schuldner ihn zu befriedigen zögern? So leidet der kleine wie der große Ge­schäftsmann unter der angeführten Säumnis des Publikums und wenn er selber ein säumiger Zahler wird, und hintendrein als unsolid erscheint, so trägt nicht er die Schuld, sondern das Publikum. Dabei ist noch zu bemerken, daß bei vielen säumigen Kunden nicht einmal Mangel an Geld der Grund ihrer Säumnis ist, sondern lediglich eine unverantwortliche Gleichgiltigkeit, die nicht bedenken mag, wie schädigend sie auf das Gewerbe wirk!. Wir möchten wünschen, daß diese Mahnung nicht ohne Erfolg bleibt. Nicht selten wird man bei Steinkohlen- und noch mehr bet Coaksfeuerung durch einen heftigen Schlag erschreckt, der sofort die Vermutung nahe legt, als handle es