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Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Postämtern und Postboten.

Gestorben: Kaufmann Drescher, Saulgau; Lehrer Schmid, Laupheim; Baurat a. D. Frhr. v. Seeger, Hall; Bärenwirt Maute, Ebingen; Bohnhosrestaurateur Kolb, Leutkirch; Vize­direktor a. D. v. Stammler, Reutlingen-Ulm; Kommerzienrat Stotz, Stuttgart; Lithograph Hirt, Stuttgart; Spediteur Hart­mann,;. Waiblingen; Kirchenpfleger und Gemeinderat Seeger, Murrhaidt; Schullehrer Wagner, Neckarwestheim; Hasenmayer, Restaurateur zur Eisenbahn, Besigheim; Buchhalter a. D. Friz, Murr Hoskammerdirektor v. Schwarz, Stuttgart.

Württemberg und die geplante Versetzung preuß. Offiziere in das Kgl. württ. Armeekorps.

Die Nachricht, daß die Verschling von 120 bis 124 preußischen Offizieren in das württembergische Armekorps geplant sei, hat in den weitesten Kreisen der württembergischen Bevölkerung ein gerechtfertigtes Erstaunen hervorgerufen. E ue solche Maßregel, welche auf einen Schlag das württembergische Offi­zierskorps zu einem beträchtlichen Teil (fast zum 5. Ter!) in ein preußisches verwandeln würde und welch-:, wie schon gezeigt wurde nicht in Einklang zu bringen wäre mit der geistigen Tendenz tz,sr Miltlärkonvention, wäre höchstens in dem Fall zu billigen, wenn die Sicherheit des Reiches, für die wir Württemverger nicht weniger einstehen als unsere norddeutschen Brü­der, sie als notwendig erscheinen ließe. Dem ist übrigens nicht so, da das würtiemherglsch- Armeekorps bezüglich seiner Tüchtigkeit dem preußischen absolut nicht Nachsicht. Der Grund, den norddeutsche Blätter angeben, cs bezwecke diese Maßregel eine Besserung der milirärischln Avaiicementsverhälunsie ist zu halt­los, als daß man eigentlich näher auf ihn einzu- gehen sich Mühe geben sollte. Wäre das wirklich das leitende Motiv, so müßre doch der Antrag von Württemberg ausgegangen stt-i, wo sich sür den 23 Jahren des Bestehens des deutschen Reiches ein der­artiger Wunsch noch niemals geäußert Hw. Der Antrag ist vielmehr, wie von militärischer Seite ver­sichert wird, von Preußen ausgegangeu und man wird gut daran thun, sich diese Danaer,ürsorge näher anzusehen. Ist es thatsächlich so, was jetzt so plötz­lich aufgetischt wird, warum sollen dann die würt- tembergischen Offiziere gerade mit preußischen und nicht mit badischen, hessischen, sächsischen oder bayeri­schen Offizieren ronlieren? Preußen ist ja nur ein Bruchteil des deutschen Reiches; warum die Ver-

Dormerstag den 21. Dezember

setzung gerade in diesen Bruchteil notwendig sei» soll, erscheint, wenn man als Anlaß das oben angegebene Motiv annimmt, geradezu unverständlich. Die Preußen verstehen den württembergischen Volkscharakter nicht; der letzte Kommandeur des württembergischen Armeekorps, General v. Alvensleben, hat davon drastische Beweise geliefert. Seine Ausdrücke und Aeußerungen, durch welche das Nauonalgefühl unseres württembergischen Volkes der Soldaten wie der Offiziereschwer gekränkt wurde, wurden sür ihn die Ursache seines Abgangs. Wird es mit den zu erwartenden 120 oder 124 jüngeren preußischen Offizieren anders sein? Wir würden die Ver­wirklichung der geplanten Vertauschung vorausgesetzt nicht ohne Besorgnis in die Zukunft blicken. Und dann ist noch, nachdem einmal mit der Militärkon- vention in diesem Fall gebrochen wäre, die Frage zu berücksichtigen:Wird nicht Preußen, d. h. die preußische Mckitärpartei eines Tages kommen und sagen, die 120 preußischen Offiziere sind zu wenig, es müssen eigentlich das Doppelte oder dreifache sein?" Nün, dieser Maßregel steht das württern- bergtsche Volk ablehnend gegenüber und die Regierung sollte nirgends mehr als in diesem Fall den Grund­satz vertreten: Niemals! (Schw. B.)

Landesuachrichteu.

* Altensteig, 20. Dez. Der Württ. Posttarif ei fährt mit Wirkung vom 1. Januar 1894 ab fol­gende Aenderung. Briefe kosten im Orlsbestcll- dezirk (also innerhalb einer Octs- oder Stadtgemeinde) bis 15 Gc. 3 Vst, üb-jr t5 bis 250 Gr. 5 Pf., un­frankiert doppelte Taxe; Drucksachen 2 Pst (seit­her 3 Pf.), je mit Ermäßigung um 25 Proz., wenn gleichzeitig mehr als 50 S ück zur Beförderung auf­gegeben werden. Im Oberamts- und 10 Meilen- verkchr kosten Briefe im Gewicht bis 15 Gr. 5 Pf, über 15 bis 250 Gr. 10 Pf., (seither bis 250 Gr. bloß 5 Pst), unfrankiert doppelte Taxe. Packete kosten bis zum Gewicht von 1 Kilogr. 15 Pf., bis 5 Kilogr. 25 Pf. (Diese Aenderung bedeutet eine Verteuerung des Nachbarschaftsver­kehrs, welche zumeist das Kleingewerbe betrifft; die Verbilligung der Briefe und Drucksachen im Orts­verkehr har nur für Großstädte einen Wert; es soll

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1803.

wohl damit der Konkurrenz der Privatstadtposten be­gegnet werden.)

* In Oberthalheim ist ein 25 Jahre alter Mann, Namens Zink, beim Tanncnzapfenbrechen heruntergefollen. Derselbe erlitt am Fuß «einen Doppelbruch, auch werden Rückenmarkverletzungen be­fürchtet. Der Unglückliche, welcher erst vergangenen Herbst vom Militär entlasten wurde, mußte heute ins Krankenhaus nach Tübingen gebracht werden. Wie man hört, hat sich auch in Schietin gen ein gleicher Unglücksfall ereignet. Das Tannenzapfenbrechen ist zurzeit eine gefährliche Arbeit, weil die Tonnenstämme durch die Kälte äußerst glatte, schlüpfrige Rinden haben.

' (Gesch äftliches.) Mit Schluß dieses Jahres tritt zum erstenmale die Bestimmung des Gesetzes vom l9. Juni d. I. in Anwendung, wonach binnen 3 Mo­naten nach Schluß des Jahres im geschäftlichen Ver­kehr dem Schuldner ein schriftlicher Auszug der Rech­nung witzuteilen ist, der außer dem Ergebnis der­selben auch erkennen läßt, wie solches erwachsen ist. Das Gesetz bedroht die vorsätzliche Unterlassung dieser Verpflichtung mit Geldstrafe bis 500 Mk. oder Hast und mit Verlust des Anspruches auf Zinsen für daS verflossene Jahr, hinsichtlich der Geschäfte, welche in den Rechnungsauszug aufzunehmen gewesen wären. Diese Bestimmung findet keine Anwendung auf den Geschäftsverkehr zwischen Kaufleuten, deren Firma in das Handelsregister eingetragen ist. Vielleicht giebt dieser Unterschied Anlaß, im Geschäftsverkehr die Ge­pflogenheit einzuführen, daß die Firmen durch einen kurzen Zusatz kenntlich machen, ob sie in das Handels­register eingetragen find.

* Horb, 18. Dez. Welch gefährliches und hals­brecherisches Geschäft das Brechen von Tannenzapfen ist, hat sich heute wieder gezeigt. Drei Männer von Salzstetten waren diesen Morgen mit Tannen­zapfenbrechen beschäftigt. Um nun das mühsame und beschwerliche Auf- und Absteigen zu ersparen, faßten sie die Neste der nächststehenden Tonne und schwangen sich, Eichhörnchen gleich hinüber, aber sie erreichten ihren Zweck nicht, sondern stürzten hoch herab zu Boden; einer war sofort tot, die beiden andern liegen lebensgefährlich verletzt darnieder.

' Tübingen, 18. Dez. (Schwurgericht.) An­klagesache gegen den Schuhmacher Johann Friedrich

ßr ist der Gröe!

Roman von L. Haidheim.

(Fortsetzung.)

Verreisen? In der Nacht? Und so plötz ich? Und allein?" Fräulein Lina geriet auch in Auf­regung.

Papa reist mit, nur rasch die Koffer herbei, die größten, es ist sür längere Zeit!" war die Ant­wort Bettinas.

Zehn Minuten später standen die Koffer bereit; Bettina hatte indessen schon Wäsche und Kleider zu­recht gelegt, in großer Hast ging das Packen vor sich dazwischen hörte Lina, wie der Vater und Frau tzarterott Geld und andere zur Reise notwendige Sachen in eine kleine Tasche legten. Dann mußte der Kutscher anspannen; Herr Wiedner fuhr weg, kam aber bald darauf wieder, die Koffer wurden zur Bahn geschafft.

Endlich that sich die Thür aus und Frau Ella schritt ff.-ster und nicht einen ihrer Leute anblickend aus derselben hervor, sah sich im Flur mit düsteren Blicken noch einmal um, als wolle sie Abschieo nehmen und stieg dann in den Wagen. Als derselbe weg- suhr und Bettina, aufgelöst in Thränen, der Schwest r nachsah, stand plötzlich Leuven im Gesellschaftsanzuge aber keineswegs in Gesellschaftsstimmuiig, sondern sehr verstimmt und in diesem Augenblicke noch über­rascht vor ihr.

Was ist geschehen? Was giebt es? Und Sie weinen, Mrs. Bettina?" rief er und er sprach eng­

lisch in seiner sichtlichen Erregung über das Zu­sammentreffen mit ihr.

Meine Schwester! Wissen Sie es denn noch nicht, Mr. Leuven ?" Und Bettina konnte vor Weinen nicht reden, so sehr sie auch bemüht war, sich?m beherrschen.

Ach, Mr. Leuven, es ist ein neues Unglück passiert was, weiß ich nicht!" flüsterte Fräulein Lina.

Der Engländer sah sie an, dann die Mägde, in aller Mienen Schrecken und Bestürzung.

Erlauben Sie mir, Miß Bettina!" sagte er und führte diese ohne weiteres erst in das Haus und das Zimmer zurück.

Er sah sofort Frau Harterott war abge­reist; auf allen Tischen und Stühlen lagen zurück­gelassene Gegenstände.

Können Sie mir sagen, Miß Bettina, welches der Grund dieser Thränen ist?"

So wissen Sie also noch nichts? Herr Lörrach ist frei, ist aus der Hast entlassen!" rief sie.

Aber das ist keine Ursache für Sie, zu weinen. Ah, Sie thun es, weil Mistreß Harterott! Ach, ich begreife! Doch Sie haben immer an Herrn Lörrach geglaubt, warum weinen Sie? Er hat Ihren Brief geküßt, er liebt Sie!"

Ach, Unsinn, Mr. Leuven, scherzen Sie heute nicht, mir ist wahrlich nicht danach ums Herz."

Mir auch nicht, Fräulein Bettina, aber ich wäre kein Ehrenmann, wenn ich Ihnen nicht sagte, daß Sie meinen Freund glücklich gemacht haben mit Ihrem Brief und daß er in großer Freude über Ihre Liebe ist."

lieber meine Liebe?" fragte verwundert Bettina.

Ja er hat gerufen:Sie liebt mich," und hat den Brief geküßt."

Aber Mr. Leuven der Brief war nicht von mir!"

Nicht von Ihnen, Fräulein, und ?" fragte Leuven.

Nein, ich sandte nur den Brief einer anderen Dame an Herrn Lörrach, und ich sehe, daß ich recht daran that."

O, mein Gott!" Und Mr. Leuven ergriff mit Feuer die Hände der jungen Dame und küßte sie.

Bettinas Blässe hatte sich einen Augenblick in ein tiefes Rot verwandelt, kehrte dann aber ver­stärkt zurück.

Sie wissen nicht, was geschehen ist, Mr. Leuven!" sagte sie, ihm ihre Hände entziehend und sehr nieder­geschlagen.

Sie sagten eS schon, Herr Lörrach ist frei! Er wird in meiner Wohnung auf mich warten.

Meiner Schwester Schuld gegen ihn ist fehl schwer!"

Ich wußte es immer, sie liebte ihren Gemahl, und war wahnsinnig vor Schmerz, das entschuldigt sie in Herrn Lörrachs Augen. Also wirklich, Fräulein Bettina, Sie sind nicht in Liebe mit ihm?"

Immer wenn er aufgeregt wurde, sprach Mr. Leuven englisch und seine Augen leuchteten dabei ganz merkwürdig.

(Fortsetzung folgt.)

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