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dem 31. ds. Mt?, die Forderungen aus dem Jahre 1890, fall? nicht noch vor dem genannten Tage dem Schuldner die Klage oder der Zahlungsbefehl zugestellt wird, verjähren, da Einreichung beim Gericht nicht allein genügt. Die Verjährung wird durch Teilzahlung oder Zinszahlung nicht unterbrochen, durch eine Borgfrist nur, wenn ste auf einen bestimmten Termin erteilt wird; durch ein Anerkenntnis des Schuldners aber nur dann, wenn dies durch Urkunde bewiesen werden kann.
'Stuttgart, 9. Dez. Herzog Albrecht von Württemberg, Major und Eskadronchef im Ulanen- Regiment Nr. 19 wurde als Baraillonskommandeur in daS Grenadier-Regiment Nr. 119 eingeteilt und gleichzeitig L 1a suits des Ulanen-Regiments Nr. 19 gestellt.
* Stuttgart, 7. Dezember. Nach der offiziellen deutschen Statistik über Bierbrauereien, welche soeben veröffentlicht wurde, sind in Württemberg im Etatsjahr 1892—93 an Bierabgaben 9 Millionen Mark oder pro Kopf 4,50 Mark erhoben worden. Die Btergewinnung Württembergs betrug 3,7 Millionen Hektoliter. Zusätzlich der Einfuhr und abzüglich der Ausfuhr berechnete sich der Bierverdrauch in Württemberg auf den Kopf der Bevölkerung: 184,2 Liter.
* Stuttgart, 11. Dez, Die vielfach verbreiteten Gerüchte in Betreff eines Garnisonswechsels des hiesigen Ulanenregiments scheinen sich zu bestätigen. Dem Vernehmen nach soll Ende Juli nächsten Jahres das hiesige Ulanenregiment König Karl nach Ulm und das seither in Ulm garnisonierende Dragonerregiment König Wilhelm nach Stuttgart verlegt werden.
Offiziere nach Preußen und preußischer nach Württemberg stattfinden.
'Rothenberg, 8. Dezbr. Ein origineller Schweinehandel kam kürzlich hier zustande. Ein Fellbacher Weingärtner S. kam hierher, um sich ein Borstentier zu kaufen und fand bei einem hiesigen Bäckermeister ein passendes Exemplar. Nur über den Preis wurde man nicht einig. Da sollte eine Wette entscheiden und zwar, wenn S. das Schwein ohne abzusetzen nach Fellbach trägt, so bekommt er das Schwein umsonst, wenn er aber unterwegs abstellen muß, bezahlt er 60 Mk. für das Schwein. Die Wette fiel zu gunsten des Weingärtners aus, oa er sein Schweinchen unabgesetzt nach seiner Behausung trug und noch 5 Mk. Schweigegeld dazu erhielt. Daß die Geschichte trotzdem in die Zeitung gekommen, dafür kann der Gewinner nichts.
* Vom Bottwarthal, 10. Dez. So groß einerseits die Freude ist, daß im Laufe des kommenden Frühjahrs auch unser herrliches Bottwarthal in das württembergische Eisenbahnnetz ausgenommen werden kann, so groß ist andererseits die Mißstimmung der beteiligten Gemeinden über die den Voranschlag hoch übersteigenden Grunderwerbungskosten, welche die betreffenden Gemeinden aufzubringen haben. Die zu 117,000 Mk. veranschlagten Grunderwerbungskosten unserer Bahn sollen nämlich mehr als das LV^fache derselben betragen, so daß z. B. die Stadtgemeinde Großbottwar statt 35,000 Mk. gegen 80,000 Mk., die Gemeinde Oberstenfeld statt 20,000 Mk. gegen 50,000 Mk., Steinheim statt 18,000 Mk. gegen 45,000 Mk., Murr nnd Beilstein je statt 14,000 M. gegen 35,000 Mk. u. s. w. zu zahlen hätten.
* Möhringen a. D., 9. Dez. Der Grenzbote berichtet: Vor 3 Monaten starb hier ein Senior aus der Zunftzeit, Ant. Wetzel, Schneidermeister, Witwer und kinderlos, im Alter von 82 Jahren. Derselbe erwarb sich durch glückliche Verhältnisse und äußerste Sparsamkeit ein Barvermögen von 150000 Mk.; nebenbei überwies er dem hiesigen Spital und der Volksschule früher schon einige tausend Mark. Durch letztwillige Verfügung erhielten ferner der hiesige Spital wieder 5000 Mk., die Schule 5000 Mk., die Schule Jmmendtngen (als sein Geburtsort) 7000 Mk., die Feuerwehr Möhringen und seine Patenkinder 1000 Mk.; das übrige erhielten die Verwandten von beiden Seiten, ebenso die noch vorhandenen Liegenschaften in bestimmten Legaten.
* (Verschiedenes.) In Cannstatt kam der Heizer Wllh. Rieger von Heiningen zwischen die Puffer der Maschine und eines Güterwagens, so daß ihm die Brust eingedrückt wurde, was den Tod zur Folge hatte. — Die Schuhmacher in Tuttlingen huldigten dem ordinären Brauch des Blaumachens, wodurch Montag und Dienstag nichts gearbeitet wurde. Dieser Unsitte machten die Arbeitgeber zum Segen der Arbeiter ein Ende durch die Verabredung, keinen Blaumacher zu beschäftigen. — Die Einkommensverhältnisse der Volksschullehrer inRottweil sind neu geregelt bezw. erhöht worden. Die Aufbesserungen betragen bis zu 200 Mk. Bemerkenswert ist besonders, daß der Anfangsgehalt auf 1200 Mk. statt 1000 Mk. festgesetzt wurde. Nachahmenswertes Beispiel für andere Städte. Es steigen danach die Gehalte der
höheren Stellen je um 100 Mk. bis zu 1700 Mk. nebst freier Wohnung. — Das neue württ. Salonboot „Königin Charlotte", welches dieser Tage auf seine Fahrgeschwindigkeit geprüft wurde, hat in der Stunde 28 Kilom. zurückgelegt. — Ein Stuttgarter Cafetier ist ein wie es scheint vom Glück sehr begünstigtes Wesen. Nachdem er nämlich im Frühjahr erst 2000 Mk. in einer Lotterie gewonnen, sind ihm in der letzten Zeit abermals 15 000 Mk. Lotteriegewinn zu teil geworden. — Bei einem Brande in Rheinstetten wurde der diensthabende Landjäger Weiß von Ochsenhausen von Feuerwehrleuten bedroht mit Worten, wie: .man soll ihn ins Feuer werfen" u. dergl. Für dieses Vergehen erhielten die Betreffenden harte Strafen auferlegt: 1 Mann erhielt 3 Monate, 3 je 2Vs Monate, 2 je 2 Monate, 3 je 3 Wochen Gefängnis. Leider hat die Affaire den Nachteil mit sich gebracht, daß niemand daselbst Feuerwehrkommaa- dant sein will, sondern ein Ftlialbürger, welcher mehr als eine halbe Stunde von dem großen Dorf entfernt wohnt, ernannt werden mußte. — In Mühlen, OA. Horb, ist am 6. d. Mts. das Wohn- und Brauereigebäude des Lammwirts Joh. Lauster durch Brand erheblich beschädigt worden. — In Laupheim erhielt der Kollaborator Daiber für seine vielen Leistungen auf dem Gebiet des FischeretwesenS einen Preis von 80 Mk., den derselbe dem dortigen Fischerei- Verein zugewandt hat. — InLiemersbach wurde durch den Landjäger ein gut gekleideter junger Mann, der im Wirtshaus den flotten Gast spielte, verhaftet. Bei ihm fand man 600 Mk., über deren Erwerb er keine Auskunft geben konnte. — In Plochingen ist bei dem Stationstaglöhner Christian Brücker reicher Kindersegen eingekehrl; dessen Kinderschaar wurde in den letzten Tagen um drei Knaben vermehrt, indem die Frau zum zweitenmal innerhalb 3 Jahren von Drillingen entbunden wurde. — In Stuttgart übernachtete ein Fremder in einem Hotel, ließ sich frühzeitig durch den Hausknecht wecken, verließ jedoch erst eine Stunde später das Zimmer. Als das Zimmermädchen zur Reinigung kam, fand sich, daß der „fremde Herr" die ganze, vollständig neue Bettwäsche. Bettvorlagen rc. in seinen Koffer gepackt hatte und denselben durch den Hausknecht auf den Bahnhof bringen ließ. — In Renningen schlachtete der Bauer Christian Hagenlocher ein Schwein im Gewicht von 528 Pfund, der Speck war 14 vm hoch.
* Speier, 10. Dez. Grobherzog Adolf von Luxemburg stiftete zur inneren Ausschmückung der hies. Protestationskirche 5000 Mk.
* Berlin, 9. Dez. Professor Dr. v. Koch wird in der bevorstehenden umfangreichen Veröffentlichung über das Tuberkulin dessen diagnostische Eigenschaft zur Erkennung der allerersten Stadien der Tuberkulose darlegen, über die verbesserte gefahrlose Methode der Anwendung seines Mittels berichten und sich mit den abfälligen Kritiken seiner Methode befassen. Die Heileigenfchaft deS Tuberkulins soll in einer späteren Publikation erörtert werden.
* Königsberg t. Pr. Von der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wurde der Rektor einer Volksschule zu vier Monat Gefängnis verurteilt, weil derselbe Brennmaterial, das für die Heizung
Lörrach bös bei dem Onkel verleumdet hätten. Dann l kam die Heirat, das großartige Auftreten Harterotts, j seine luxuriösen Anschaffungen, sein Gutkauf, der Bau der Fabrik, der mehrwöchentliche Streik, Harterotts Ruf in der Stadt bei den erfahrenen Kaufleuten, endlich sein Erscheinen bei dem Krämer, sein Einkauf, der verlorene Manschettenknopf.
Und nun las der Untersuchungsrichter den Teil des Protokolls vor, der Lörrachs Aussagen über seines Vetters unbegreifliche Nervosität in Warmenau enthielt.
ES war ein niederschmetterndes Ergebnis!
Der alte Herr Wiedner saß bleich und vernichtet. Sein Schwiegersohn ein Verbrecher — ein zweifacher Verbrecher! Es war, um darüber wahnsinnig zu werden, denn Harterott konnte gutmütig sein, konnte Anspruch darauf machen, für einen Ehrenmann zu gelten — bis —
Nein, net», es war nicht auSzudenken!
Der alte Preuß trat zu ihm.
„Herr Wiedner — ich weiß, wie das schmerzt, ein Kind in Unehren zu sehen, selbst in unverdienten! Sie sind gegen unfern Enkel immer gut gewesen, Sic haben mir sogar neulich Fräulein Bettina geschickt, daß sie nach dem Willy sehen sollte — wenn Sie es wünschen, so wollen wir, mein Sohn und ich, Schweigen geloben — aber natürlich, erst muß der Junge von Gerichtswegen für unschuldig erklärt sein."
„Das ist brav und ehrenwert, Preuß," rief auf
atmend der Richter und der erstere gab den Wink, daß auch des Krämers Stillschweigen zu erlangen sein werde.
Herr Wiedner verstand die damit verbundene Gebärde des Geldzählens und nickte.
Dann blieben sie noch länger beisammen, um die nächsten Maßnahmen zu beraten.
Den Verbrecher zu bestrafen, war ihnen erlassen, die ewige Gerechtigkeit hatte ihn der irdischen entzogen; seine schuldlosen Angehörigen, besonders die unglückliche Witwe zu schonen, war hierdurch erlaubt.
Die Verhandlungen hatten sehr lange gedauert, der Gerichtsbote brachte die Briefe der Nachmittagspost, die der Richter flüchtig übersah, um dann de» einen in die Hand zu nehmen und hin und her zu wenden.
„Absender: Baron von Jhlefleth-GaSberg" stand auf der Adresse verwerft, uud er las die Worte in der Ueberraschung laut.
„Lesen Sie den Brief, Herr Untersuchungsrichter, mir ahnt, wir hören »och mehr!" sagte gedrückt Herr Wiedner.
Der Beamte entließ die beiden Preuß und den Krämer. Diese gingen; in der Thür aber kehrte der Alte um und sagte:
„ES war meine Absicht, daß erst mein Enkel frei und gerechtferligt vor der Welt stehen sollte, dann wollte ich noch mehr sagen — jetzt will ich es aber doch lieber gleich thun, wenn der Herr R-chter mich noch hören wollen."
„Ist eS zu dieser Sache?" fragte, von der Aus
sicht auf weitere Verhandlungen keineswegs angenehm berührt, der Richter.
„Wegen des Herrn Lörrach, es sind —"
„Gut. treten Sie ab — ich will zunächst diesen Brief lesen —"
eS sind nämlich Zeugen dabet gewesen, wie Herr Harterott über den Graben sprang und im Fallen das Gewehr sich entlud." Der alte Preuß konnte nicht mehr an sich Hallen.
Der Richter sprang empor wie elektrisiert.
„Zeugen? Wer? Sie sind es wohl selbst?"
„Ja, Herr Richter, ich und ein Arbeiter, der io Harterotts Fabrik vor Jahren verunglückt ist und der jetzt allerlei Botengänge macht."
„Und das sagt Ihr jetzt?" donnerte der Beamte, „jetzt, nachdem Herr Lörrach seit mehr als einem Monat gefangen fitzt? Wißt Ihr, daß daS strafbar, daß es eine Schändlichkeit ist?"
„Ja, Herr Richter, aber —"
„WaS ist da Euer „aber"! Warum habt Ihr geschwiegen? '
„Herr Richter, Sie hätten uns beiden nicht geglaubt, denken Sie doch nur an meinen Enkel!"
„Wie könnt Ihr so dumme Behauptungen aufstellen?* schrie der Beamte zornig.
(Fortsetzung folgt.)
L e s e f r ü ch t e-
Der Stege göttlichster ist das Vergeben.
*
Wahre» Glück besteht darin, glücklich z» mache«.