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Donnerstag dm 14. Dezemöer
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
IWss- Anzeigen in die nächste Nummer wollen gefi. rechtzeitig ausgegebcn werden. Die Expedition.
Amtliches.
Die Zinsschcine der Reichsanleihen werden von jetzt an schon vom 21. des dem Fälligkeitstermin vorausgehenden Monats ab bei sämtlichen Zollflellen, Salzsteuerämiern, Kameralämlern und bei dim Hauptsteueramt Stuttgart an Zahlungsstatt angenommen.
Gestorben: Johann Haas, Privatier, Creglingen; Mich. Herrmann, Stifiungspfleger Staudorf; Eberhard Blezinger, res. Apotheker, Gaildorf; Anton Kieninger, Pfarrer, Wiblingen; Georg Muster, Restaurateur, Stuttgart; Wich. Bernhard, Gymnasialprofessor a. D., Hall; Otto Stieglitz, Zollinspektor a. D., Ulm; Jakob Walz, Oberlehrer a. D., Stuttgart; Johann Bauer, Privatier, Hall; Luise Renner, Witwe, Nagold.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 9. Dez. Anträge auf Abänderung der Jnvalidiläts-, Alters- und Unfallversicherung. Verlangt wird eine Enquete darüber, inwieweit eine Ausdehnung der Organisalion der Versicherung erforderlich ist, sowie namentlich Beseitigung der M'ß- stände des Markensystems. — Aichbichler (Zrn- trum): Die Alters- und Invaliditäts- Versicherung habe allgemeine Unzufriedenheit erregt wegen der Kosten, welche dem Kleingewerbe und der Landwirtschaft auferlegt worden, wegen des Klebeverfahrens und der hohen Velwalrungskostcn. Eine Vereinfachung sei möglich. Es wäre besser gewesen, die Organisation nach dem Muster der Knc-ppschatts- kasien einzurichten, den Grundsatz der Freiwilligkeit aufzustellen und die Beschränkung auf die Großindustrie scstzutialten. Die Unfallversicherung würde vereinfacht, wenn man die Entschädigung noch den durchschnittlichen Lohnsätzen des betr. Gewerbes gewährte, v. Staudy (konscrv.) begründet den Antrag der Konservativen auf Vereinfachung der Invalidität?- und Altersversicherung, insbesondere Abänderung des Markensystems. Die Konservative!! könnten dem Zevtrunisomrage in allen Punkten beitrelen, wollen aber durch ihren eigenen Ainrag einige Punkte besonders hervorhrben. Das Markensystem belaste namentlich den kleinen Arbeitgeber auf dem Lande unerträglich. Staatssekretär Bötticher gibt das Vorhandensein von Mängeln zu und ist zu deren Abstellung bereit, hält aber eine Aenderung der Grund
lagen des Gesetzes für unmöglich und bestreitet namentlich, daß die Verwaltungskosten übermäßig hoch seien. Zwei Gesetzentwürfe über Ausdehnung und Revision des Unfallversicherungsgesetzes würden dem Reichstage noch in dieser Session zugehcn. Sigl (bahr. Bauernd.) schildert, welche Bedeutung das „Wapperl- gesetz" bei den letzten Wahlen gehabt habe, wie diesem Gesetze das Zentrum seine Wahlniederlagen in Bayern verdanke. Das Zentrum möge nur noch den Handels- verrrägen zustimmen, dann werde es blaue Wunder erleben. Nach weiteren Ausführungen Gamps (Reicysp.) und Staatssekretär Böttichers wird die Debatte vertagt.
* Berlin, ll. Dez. Dritte Beratung der Verordnungen des Bundesrats, betr. die Zollzuschläge gegen Rußland. Möller (nat.-lib.) befürwortet nochmals seine Resolution, wonach auch diejenigen Waren Rußlands, deren Lieferung auf rechtsverbindlich vor dem Erlaß jener Veordnungen abgeschlossenen Verträgen beruht, zu ermäßigten Zollsätzen eingelassen werden sollen. Staatssekretär Bötticher versichert nochmals, daß der Bundesrat diese Frage wohlwollend von Fall zu Fall prüfen werde. Die in Transitlagern aufgenommene Waren genössen die Vergünstigung ohnehin. Im Laufe der Beratung befürwortet Abg. v. Salisch (kons.) eine Resolution, wonach bisher zollfrei eingehende Waren, namentlich Flachs, mit Zoll zu belegen seien. Abg. o. L u tz (kons.) beantragt eine Erhöhung des Hopfenzolles auf den Zollsatz, welchem deutscher Hopfen in Rußland um erliegt. Die Resolution vonHeeremann-Möller, betr. Zollvergünstigungen, wild sodann gegen die Stimmen der Konservativen angenommen, während die Resolution von Salitz-Lutz an die Handelsvertragskommission verwiesen wird. Die Zollverordnungen werden sodann gegen die Stimmen der beiden freisinnigen Parteien, der süddeutschen Volkspartei und der Sozialdemokratie endgiltig angenommen. Der Handelsvertrag mit Kolumbien wird in dritter Lesung nach kurzer Debatte angenommen; desgleichen das Zusatzprotokoll zum Vertrage zur Unterdrückung des Branntweinhandels auf der Nordsee und das Ueber- einkommen mit Serbien betreffend den Muster- und Markenschutz. Darauf begründet Werner (Antis.) die Interpellation betreffend die Verlängerung der
Geschäftsstunden an den letzten beiden Sonntagen vor Weihnachten. Staatssekretär v. Bötticher führt aus, daß der Bundesrat nach Lage des Gesetzes gar nicht im Stande sei, generelle Ausnahmebestimmungen zu erlassen, das sei den höheren Verwaltungsbehörden zu überlassen, die je nach den örtlichen Verhältnissen entscheiden. Man dürfe auch nicht vergessen, daß auch die Interessen der Handlungsgehilfen hierbei in Frage kämen, die vielfach gegen die Wünsche der Interpellation protestieren. Eine Besprechung der Interpellation erfolgt nicht. Das Uebereinkommen mit der Schweiz betreffend Patent-, Muster- und Markenschutz wird nach kurzer Debatte der Kommission für die Handelsverträge überwiesen. Das Gesetz betreffend die Unterstützung der Invaliden aus den Kriegen von 1870 wird nach längerer Debatte in zweiter Beratung angenommen. Der Antrag Benda betr. die Eisenbahnfahrkarten der Reichstagsabgeordneten wird nach kurzer Debatte, in der allein der Abg . Gamp Widerspruch erhebt, angenommen.
Kr ist der Kr«-!
Roman von L. H a i d h e i m.
(Fortsetzung.)
So dachte er, so suchte er sich selbst aus dem Freudentaumel des Herzens in die bittere Wirklichkeit zurückzuschrecken.
Vergebens! Da lagen ihre lieben Worte vor ihm und gegen seinen Willen spannen sie süße, wonnige Träume um sein denkmüdes Hirn und sein l idens- müdes Herz.
Der alte Herr Wiedner saß in recht sichtlichem Mißvergnügen »eben seiner Frau und zog, seinen Nachmittagskaffee schlürfend, große Dampswolken aus der langen Pfeife.
Man konnte wirklich beim besten Willen alle Launen und WiderAmigkeiten Ellas nicht mit ihrem Kummer entschuldigen. Auch der größte und gerechteste Schmerz gibt keinen Freibrief für enen Egoismus, der gar keine Rücksicht gegen Vater und Mutter mehr kennt.
Das war sein Thema, und ebenfalls seine tief bekümmerte Frau vermochte nachgerade nicht mehr stets neue Entschuldigungen für Ella zu finden.
Jetzt hatte man sie, nachdem sie zuerst ganz gleichgültig gegen ihre neue Wohnung gewesen war, endlich bewogen, dieselbe zu betreten, und nun erklärte sie mit der ihr eigenen, keinen Widerspruch duldenden Entschiedenheit, dieselbe gefalle ihr nicht, sie werde sie nicht beziehen.
In diese ärgerlichen Betrachtungen hinein erschien plötzlich ein Gerichtsbote mit der Bitte des Herrn Untersuchungsrichters an Herrn Wiedner, sich doch sog eich in seinem Amtslokale einfinden zu wollen. Herr Wiedner werde die Herren in großer Aufregung finden, setzte der Gerichtsvollzieher aus eigener Macht. Vollkommenheit hinzu, „es sind Aussagen geschehen — Aussagen die —"
„Na, was für Aussagen denn?" fragte Herr Wiedner.
„Darüber Mitteilungen zu machen, geht gegen meine Instruktion, Herr Wiedner, ich hörte nur, wie der Herr Rich er meinen jüngeren Kollegen nach seinem Aktuar schickte und wie dann der Herr Rechtsanwalt zu ällig dazu kam, dem die Sache darauf vom Herrn Richter vorgetragen wurde."
Der alte Herr machte sich brummend und mißvergnügt für den Ausgang fertig, der ihm sehr ungelegen kam. da er für Ella eine andere Wohnung suchen mußte.
Unterwegs glaubte ihm der Bote noch Mitteilen zu müssen, daß es der Restaurateur Preuß und sein alter Vater seien, welche freiwillig mit einem dritten Mann gekommen, wichtige Aussagen zu machen.
Preuß! Der Name schon weckte in dem alten Herrn die unliebsamsten Gefühle. Ihm war das Vorgehen seines Schwiegersohnes schon damals fatal gewesen, die ganze Art der Auffindung der Beweisstücke flößte ihm Mißtrauen ein, und er halte seinem Schwiegersöhne so oft wiederholt, seiner Ansicht nach liege eine niederträchtige Bosheit gegen den jungen
Menschen vor, daß jener in ungezügelter Heftigkeit ihn aufforderte, derartige Redensarten zu unterlassen.
Ach, was für Aerger und Kummer hatte er diese ganze Zeit hindurch erlebt!
Aber was seiner jetzt in der Amtsstube wartete, das überstieg jedes Maß dessen, was er für möglich gehalten.
Der Untersuchungsrichter kam ihm sehr ernst und gedrückt entgegen, sagte ihm gleich, daß er seine ganze Festigkeit werde zusammennehmen müssen, und ließ dann die beiden, Preuß und d n Krämer, noch einmal vorforvern, um ihre Aussagen zu wiederholen.
„Mein Gott, das ist nicht wahr! Das ist undenkbar, dazu lag gar kein Grund vor," jammerte der alte Herr während der Vorlesung des Protokolls immer in sich hinein, als aber der alte Preuß dann das Wort erhielt und klar, wenn auch in begreiflicher Aufregung, erzählte, wie Harterott gekommen sei, seine siebentausend Thaler von ihm zu leihen, wie er dann sich darauf nicht eingelassen und wie bald darauf sein Enkel ihm erzählt habe, Herr Harterott sei seitdem sehr gereizt und oft handgreiflich ungerecht gegen ihn, da wagte er schon gar nicht mehr zu jammern, sondern horchte in banger Aufmerksamkeit auf dessen weitere Reden.
Der Großvater Preuß war nur ein ungebildeter und vorurteilsvoller, aber ein auf seine Art kluger Mann. Er stellte ein sehr genaues Bild von Har- terotts Verfahren zusammen. Schon die Erbschaftsgeschichte war nicht schön — man hatte ihn damals im Verdacht gehabt, daß er und sein Vater Fritz