Zeit in Anspruch, sodaß der Zug erst mit ge­waltiger Verspätung seine Fahrt fortsetzen konnte.

Reichenbach a. d. Fil» 1. Sept. Grotz- feuer.) In der bekannten Spinnerei der Firma Otto «. Söhne ist heute «acht 3 Uhr Feuer ausgebrochen, dal mit rasender Schnelligkeit um sich griff und allen Löschversuchen der Feuerwehr trotzte. Die Wehre» von Plochingen, Faurndau und sonstigen Orten de» Bezirk» mußten zur Hilfe herbeieilen. Um V-8 Uhr früh traf auch die Dampfspritze au« Göppingen ein. Um 9 Uhr war da» Feuer noch nicht gelöscht.

Reichenbach a. d. Fil» 1. Sept. Der gewaltige Brand in der Spinnerei der Firma Otto «. Söhne wurde heute früh V-4 Uhr entdeckt. Zuerst war die Fabrikfeuerwehr mit der hiesigen Wehr auf dem Platze. Später ge­sellten sich dazu die Feuerwehren von Plochingen und Hochdorf, sowie die Göppinger Dampfspritze. Der Brand ist in dem an der Fil« gelegenen Hauptvordergebäude der Spinnerei aulgebrochen, da» bi» auf den Grund niederbrannte. Ein Seitengebäude stand um V-10 Uhr vormittags noch in Flammen, dürfte aber trotz der An­strengung der Feuerwehr völlig ausbrennen. Dagegen bestand um diese Zeit Aussicht, da» Maschinell- und Kesselhaus zu retten. Die Ent- stehung»ursache ist unbekannt. Unversehrt von dem Großfeurr blieb die weiter abwärts an der Fils gelegene Weberei der Firma, die erst später gebaut wurde. Der zerstörte Teil de» Betriebe» beschäftigte 110120 Arbeiter. Die Spinnerei war dadurch besonders bekannt worden, daß sie al» erste in Deutschland Baumwolle verarbeitete, die auf deutschem Kolonialboden in Afrika und zwar auf einer eigenen Plantage de» Kommerzien­rat» Otto gebaut wird. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

Heilbronn 1. Sept. (Milchpreis­erhöhung.) Die Hohenloheschen Milchliefe­ranten erlaffen in den Tageszeitungen eine Mit­teilung, daß sie sich infolge der großen anhaltenden Dürre und Futternot genötigt sehe», vom 1. September ab den Milchprei» auf 18 ^ franko Heilbronn zu erhöhen.

Gaildorf, 1. Sept. Der Vorgang der Stuttgarter Milchhändler übt seine Wirkung auch auf da» Land au«. Unsere Viehbefitzer haben Mit dem heutigen Tage ebenfall» einen Milch - preilaufschlag von 2 Pfg. per Liter von 16 auf 18 Pfg. eintreten lasten. Da» wenige anfallende Gemeindeobst wurde bei der gestrigen Versteigerung um 30 M. verkauft.

Buchau 1. Sept. (Zum Konkurs Weil.) Die Passiven im Konkurs Weil be­tragen 110000 ungerechnet der noch nicht

in vollem Umfang festgestellten Defraudationen. Die bevorrechtigten Gläubiger werden nicht einmal 3 °/° erhalte«. Eine recht ernste Seite des Fall» Weil» ist seither umgangen worden. E» ist tief bedauerlich und unverantwortlich von den in Betracht kommenden Persönlichkeiten, daß man de» mit seinemVerdienst" in Sicher­heit befindliche» Betrüger so lange schalten und walten ließ und seine wackelige Position direkt und indirekt zu stützen suchte. Trotzdem schon seit Jahren für jeden Urteiltfähige» feststand, daß Weil» Geschäfte z. T. anrüchiger, z. T. ganz zweifelhafter Natur waren, blieb sein Freuud- schaftSverhältni» zu gewissen Gemeinde- und Bezirktbeamten ungetrübt und dadurch gedeckt, vermochte er bei der große» Maste Kredit und Nimbu» aufrecht zu erhalte». Gerade der Umstand, daß jene einflußreichen Personen nicht energisch von ihm abrückten, war die eigentliche Ursache, daß e» ihm ermöglicht wurde, so viele kleine Leute um ihre sauer erworbenen Groschen zu prellen. Daß periönliche Sympathie» bei dieser auffallenden Rücksichtnahme bestimmend gewesen find, glaubt sicherlich niemand, der jemals da« zweifelhafte Vergnügen genoß, mit Weil in Berührung zu kommen. Der wahre Grund ist die auffallend geringe Selbsteinschätzung und da» unerbauliche, wohl nicht unberechtigte Mißtrauen in» eigene Können, da» beileibe nicht de» Winkeladvokaten Weil, wohl aber seine Freunde kennzeichnet. Wenn auch nicht korrekt, so doch nach Lage der Dinge verständlich, ist die Haltung des einen lanx jährigen Ver­trauten, der sich ohne Widerspruch öffentlich sagen lasten muß, daß er einzig und allein der verflossene» Größe Weil seine Einsetzung in Amt und Würden verdankt und dem der feder­gewandte Recht»agent und Wahlmacher Stab und Stütze in seine» Amtsnöten war bis zu seiner plötzliche» Uebersiedelung nach Griechenland. Schlimmer schon war ek, daß eine andere wichtige Persönlichkeit de» Bezirk» dem skrupel­lose» Hetzer und Querulanten al» solcher war Weil bei fast sämtlichen Behörden im ganzen Lande bekannt förmlich nachlief, um nicht irgendwie da» Mißfallen de» gestrengen Kritikers zu erregen und dadurch persönliche Unannehmlichkeiten zu bekommen. E» war ein Skandal, daß dem Weil, der ein Menschenalter hindurch als Unruhestifter und Ehrabschneider weit und breit berüchtigt war, der Ehrenposten eine» Bezirktrat» zugeschanzt werde» sollte. Daher kam rS wohl, daß auch die Justizbehörde de» in Untersuchung befindliche« Defraudanten mit Samthandschuhe» anfaßte und sich trotz dringenden Fluchtverdacht» nicht zu entschließen vermochte, die Krankheit Weil» im Untersuchung«- gefängai» der Heilung zuzuführe«. Noch viel

selbstverständlicher ist, daß einfache, urteilslose Leute, ihre Gelder einem solchen Ehrenmann willig anvertraute», der sich bi» an» unrühmliche ^ Ende derartiger Freundschaften zu rühmen vermochte.

Tettnang 1. Sept. Wie hier gerächt- ,

weise verlautet, steht der Fürst zu Wied in i

Unterhandlungen mit der StaatSfinanzverwaltung wegen Ankauf» de» Schlosse« Tettnang.

Die Königin hat unlängst, wie wir berichteten, da» ganze Schloß einer sehr eingehenden Unter­suchung unterworfen. Bestätigung bleibt ab­zuwarten. _

Stettin 1. Sept. Ein furchtbares Unglück ereignete sich heute nachmittag 4 Uhr in der Stegenitzer Bucht. Der Regierungr- Strewe" flog in die Luft infolge einer Kesselexplosio». Der auf dem Dampfer befindliche Ba rat der Kgl. Wasterbavverwaltung Slesinsky, sowie der Maschinenmeister I. Klaffe, Baggermeister Schröder, ferner der Schiff»-- kapitä» Laube, Maschinist Hertzky und Heizer Gnewoch, sowie der Matrose Berensen und noch zwei weitere wurden getötet, zwei andere tödlich verletzt.

Bukarest, 1. Sept. Während eines heftigen Gewitter », da» über Radowitz niederging, stand die ganze aus 6 Personen bestehende Familie eines Gutsbesitzer» unter dem Vorbau des Hause» und sah dem schrecklich schöne» Schauspiel der ununterbrochen niedergehenden Blitze zu. Plötzlich fuhr ein Doppelblitz in die Gruppe und lötete alle 6 Personen. Die 12jährige Tochter wurde dabei fast ganz verkohlt, während die übrige» 5 Leichen kaum eine Spur von Verletzung zeigten.

Gegen die Futternot.

Ein weiterer Beitrag zur Futternotfrage t liefert Dr. Fingerling im Wochenblatt für Land- st Wirtschaft. Er schreibt: Unter den mancherlei Maßnahmen, die geeignet sind, der durch die andauernde Trockenheit heroorgerufevev Futter­not wirksam zu begegnen, kommt die umfang- > reiche Verwendung von Stroh nicht in letzter Linie in Betracht, zumal die Güte der heurige« Sommerstrohernte nichts zu wünschen übrig läßt.

Daß aber selbst ei» gute» Sommerstroh dem Ausfall an Oehmd und Kleegewächsen, sowie der Wurzelgewächse nicht ersetzen kann, ohne daß die fehlenden Nährstoffe ersetzt werden, liegt auf der Hand. So ist denn der rechtzeitige Ankauf von Kraftfuttermitteln, die, wenn die Trockenheit »och länger anhält, alt allgemeiner Ersatz in Betracht kommen, eine sehr wichtige Maßnahme, die keinen weitere« Aufschub mehr verträgt. j Jeder, der die Preirnotierungen der Kraft-

Stuhl falle«,aber Du kannst die Kraftbrühe lasten. Sie haben schon alle» vorgesorgt drüben."

Barbe sagte nicht». Sie wußte genug und brauchte keine Frage mehr zu tu«. Schweigend kniete sie vor ihrer Herrin nieder und begann mit einer an ihr ganz ungewohnten Zartheit deren Schuhe aufzuschnüre».

Wa» machst Du denn?" fragte die Fra« zerstreut.

Sie habe» sich doch patschuaffe Füße geholt auf dem «affe» Rasen draußen und in dev Zeugschuhe«!"

.So?"

Ja." Barbe holte Strümpfe und Hausschuhe, nahm ihrer Frau behutsam de» Hut ab und zog ihr die Jacke von den Schulter». Dann brachte sie ein Gla» Wein,da» trinke« sie hübsch"

Aber Barbe? Wozu? Ich trinke doch sonst nie Wein"

Alle» ein». Auf da» Wohl der Kleinen drüben! Trinken Sie nur!"

Ei» schwache», weiche» Lächeln spielte für einen Moment um Frau Lore» Lippe». Dann leerte sie gehorsam da» Gla«.

Und jetzt gehen Sie mal zu dem Fräulein hinauf, heute nacht ist der Kamelienbaum aufgeblüht e« ist eine Pracht, sag' ich Ihne«! Wenn der Doktor Lott kommt, hole ich sie schon."

Und während Lore wie geistesabwesend im Zimmer herumging, da und dort irgend einen Gegenstand zwecklos ergriff und wieder hinstellte, flog Barbe wie der Wind die Treppe hinauf, um e» Lene vorher zu stecken: Gar nicht» sollte da» Fräulein sie fragen, den»der da drüben" scheint sich wieder malinfamig" benommen zu haben."

Fräulein Reinling wußte auch wirklich nichts, sondern sprach nur von ihre« Blume», dem Kamelienbaum im besonderen, der seine wachs­artige», roten Blüten über Nacht in blendender Farbenpracht erschlossen hatte.

Frau Fabriziu» stand lange davor und hörte scheinbar aufmerksam auf die Auseinandersetzungen der erfahrenen Blumenzüchterin, die erklärte, wa« so ein Baum alle» brauche, ehe er sich entschließe, zu blühen.

In Wahrheit dachte sie an ganz andere Dinge. Hinter dem

Kamelienbaum an der Wand hing ein alte» Muttergottesbild, da» Fräulein Reinling einmal von einer Tante geerbt hatte. Da» mußte Fra« Lore immer ansehen.

E» war mittelmäßige Arbeit und sehr naiv in der Austastung. Irgend eine gläubige Seele hatte e» offenbar in frommer Meinung gemalt. Siebe« Schwerter staken in der Brust und darüber erhob sich ei» blaffe» Frauen­antlitz voll Schmerz und Entsagung. Ein alter, schadhafter Goldrahmeu umgab da» stark nachgedunkelte Bild, au» dem sich nur die speerartigen Schwerter steif, kalt und blitzend heroorhoben.

Von diesen Schwerter» kam Fra« Lore nicht lo». Mit magischer Gewalt wurde« ihre Blicke immer wieder davon angezogen.

Und zu denken," sagte das alte Fräulein neben ihr mit stillem Lächeln,daß mir der Baum hier schon zweimal so gut wie eiugegange» war! Kein Blatt war mehr dran! Alle» dürr und sparrig, wie tot. Nicht wahr, da» können Sie jetzt kaum glaube», Mamachen?"

Nein, e» ist kaum zu glauben," sagte Fra« Lore mechanisch und blickte zwischen den glänzend grüne» Blätter» und pomphaft roten Blüten fa»ziniert auf die siebe« Schwerter.

Ja, ja und da» bi»chen Master tut'» auch noch lange nicht. Liebe

gehört dazu. Die spüren die Blumen viel mehr noch al» die Mensche».

Dankbar find sie dafür! Gerührt, beschämt und auf einmal kommt dann zum Lohn da und dort ein winzige» grüne» Blattspitzche« hervor. Hundertmal Hab' ich'» erlebt: so 'ne recht warme Liebe, die wirkt wie Sonnenschein

und bezwingt schließlich alle». Auch da», wa» schon scheinbar tot war.

Aber so reich sind mir Liebe und Geduld wohl «och nie belohnt worden, wie bei der Amanda da"

Amanda?" Fra« Lore» Blick, der bei den letzte« Worten wie erwachend von den sieben Schwertern nach dem alte« Fräulein übergeglitten war, wurde fragend.

Fräulein Reinling» blaffe» Gesicht rötete sich wie bei einem jungen Mädchen. (Fortsetzung folgt.)