ein Gast, der des Guten zu viel gethan hatte, fest eingeschlafen. Spät nachts ermunterte man ihn, er solle heim gehen. Doch da fing er laut zu weinen an und klagte bitterlich, daß er nicht wisse, woher er komme und wer er sei, und daß er sogar seinen Namen vergessen habe. Ganz aufgelöst vor Schmerz blieb er schluchzend sitzen, so daß man bereits drohte, die Polizei zu holen. In diesem Augenblick erschien der rettende Engel in Gestalt eines Kutschers, der den Gast kannte und ihn beim Namen rief. Als der Inhaber desGrauen Elends* seinen Namen hörte, da war aller Schmerz verschwunden; mit einem tiefen Seufzer fiel er dem Kutscher in die Arme und rief freudig:Gott sei Dank, jetzt weiß ich wenigstens wieder, wer ich bin!*

* Königsberg, 10. Nov. Abgesandte des brasilianischen Vizepräsidenten Peixoto haben, wie der Köntgsb. H. Zig.* aus Elbing gemeldet wird, in der Schichau'schen Werft in Elbing fünf schnellfah- rende Kriegsfahrzeuge angekauft.

* Metz. Man wird sich erinnern, daß dem Prin­zen Ludwig von Bayern während der Kaisermanöver bei Metz eine Kassete mit Inhalt gestohlen wurde. Der Dieb sandte von dem gestohlenen Geld 500 Mk. an seinen in München in dürftigen Verhältnissen lebenden Vater, einen Taglöhner. Dieser wußte nichts besseres zu thun, als in den Wirtshäusern, unter andern auch im Hofbräuhaus,aufzudrahn*. Befragt, wo :r denn auf einmal das viele Geld her habe, gab er stolz zur Antwort:Mein Sohn, der Artillerist, kommandiert bei Herrn Hauptmann .... in Metz, ja, das ist ein Mann, der verdient sich dort so viel Geld, daß er mir das Geld schicken kann!* So wurde der Thäter, nach dem man bereits längere Zeit vergeblich gefahndet, entdeckt.

Ausländisches.

* W i e n, ;10. Nov. Der Gemeinderat wählte den bisherigen Bürgermeister Prix mit 81 gegen 56 Stimmen wieder zum Bürgermeister. Als Prix eine Ansprache halten wollte, verursachten die Anti­semiten einen furchtbaren Lärm, infolge dessen die Sitzung geschlossen werden mußte.

* Wien, 11. Nov. Nach endlosen Konferenzen und nachdem Fürst W ndischgrätz gestern dreimal beim Kaiser Audienz hatte, kam abends das neue Kabinett zu stände. Die Liste ist folgende: Windischgrätz Präsident, Bacquehem Inneres, Plener Finanzen, Madeyski Unterricht, Graf Wurmbrand Handel, Graf Schönbron Justiz, Jaoorski Minister für Galizien; die Portefeuilles für Ackerbau und Landesverteidigung bleiben in den Händen der bisherigen Inhaber; so­mit sind cs vier frühere und fünf neue Minister. Man erwartet die offizielle Publikation morgen. Seit dieser Nacht herrscht hier starker Schneefall.

* P e st, 10. Nov. Im klerikalen Lager herrscht wegen der Ermächtigung des Königs zur Vorlage eines Entwurfs betreffend die Zivilehe große Be­stürzung. Von einer Seite wird verlangt, das Mag natenhaus solle die Genehmigung des Budgets ver­weigern, was den Rücktritt der Regierung zur Folge hätte.

* Preßburg, 8 Nov. Eine Bestie in Menschen­gestalt ist der Bauer Paul Horvars in der Ortschaft

Nadas, welcher sein eigenes fünfjähriges Söhnchen, gegen das er eine heftige Abneigung empfand, leben­dig verbrannte. Er sperrte das arme Kind in eine in seinem Hofe stehende Strohhüte, welche er sodann mit einem Kienspan in Brand steckte. Das jammer­volle Schreien des Kindes rührte den Unmenschen nicht, er ließ es lebend verbrennen.

* Der Papst hat, wie die ,Pol. Korr/ meldet, die Depots des Vatikans den italienischen Bankinstituten entzogen und die Hinterlegung bet dem Bankhause Rothschild in Paris angeordnet, nachdem der Vati­kan durch die Vermögensverwaltung seitens der italie­nischen Institute beträchliche Verluste erlitten hat. (Ob's wahr ist?)

* Paris, 10. Nov. Die hiesigen Anarchisten werden seit dem Bombenattentat in Barcelona scharf beobachtet, da festgestellt wurde, daß in Paris, London, Madrid, Barcelona, Lugano anarchistische Agitattons- zentren bestehen.

* Der Pariser Gemetnderat Weber, dessen So­zialismus an Anarchismus grenzt, erteilte am Mon­tag den Rekruten seines Viertels, die sich am Boule­vard Voltaire gesammelt hatten, von dem Abgeord­neten Toussaint und einigen Gesinnungsgenossen unter­stützt, verderbliche Ratschläge. Der Abgeordnete Toussaint hatte ganz einfach erklärt, die Baterlands- idee sei eine Dummheit und das Gescheiteste wäre, wenn die jungen Leute fahnenflüchtig würden. Nur müßte man die Mittel zu ihrem Unterhalte im Aus­lande finden, und das wäre etwas schwer. Der Bür­ger Champy, ein Klubredner, gab der Meinung Aus­druck, das Pariser Volk sei zu feige, sonst würde es sich gegen die Wehrpflicht auflehnen, und die Bür­gerin Noele Berthier gab ihm recht. Man thue sich zusammen, Sozialisten, Anarchisten, Antipatrioten, und dann wird die Regierung sehen, woher sie das Kanonenfutter nimmt. Der Bürger, Gemeinderat Weber beschwichtigte die Aufgeregten:Es ist einmal nicht anders möglich, das Regiment muß sein. Aber macht es wie ich. junge Freunde! Sobald Ihr den Fuß in den Kasernenhof gesetzt habt, müßt Ihr Euch sagen, Ihr seid jetzt nur noch dummes Vieh und alle Menschenwürde, und Bürgerehre vor der Thüre lassen. Nehmt nur scheinbar die Disziplin an. Bleibteurer Gesinnung treu und macht unter euren Kameraden Propaganda für den sozialistischen Gedanken. Zeigt ihnen, wie schmählich es ist, während der Ausstände die Bürger gegen die Arbeiter zu verteidigen. Laßt Euch nicht durch den Fetzen einschüchtern, den man Fahne nennt.* In diesem Sinne war die Tages­ordnung verfaßt, die von den anwesenden Rekruten angenommen wurde. Allerdings eine schöneBolks- erziehung!"

* London, 11. Nov. Einer Meldung von Daily News aus Fort Viktoria zufolge wurden die daselbst cingktroffenen Kolonisten von Goldqaellen überrascht und beschlossen, sich dort niederzulassen.

* Londvn, 11. Nov. Die brasilianischen Blätter veröffentlichen Artikel gegen die Fremden, worin sie dieselben beschuldigen die Insurgenten gegen die Re­gierung zu unterstützen.

* Infolge eines großen Meetings englischer Damen in der St. James-Halle zu gunsten der Kinder und Frauen der ausständigen Bergarbeiter ist

eine Sammlung eröffnet worden, die bis jetzt 325000 Fr. ergeben hat. Die öffentliche Meinung zeigt sich den Ausständigen sehr günstig.

* Der Katastrophe in Santander hat, wie sich immer mehr herausstellt, ein Verbrechen zu Grunde gelegen. Der Kapitän des Unglücksschiffes hat bis zum letzten Augenblick geleugnet, daß das Schiff mehr als die deklarierten zwanzig Kisten Dynamit an Bord hatte. Sein verbrecherisches Schweigen hat er aller­dings mit dem Tode gebüßt, aber es ist dadurch ein ungeheurer Schaden und unsägliches Elend angerich­tet worden. Nun entsteht die Frage, woher die Anarchisten das Geld und die Verbindungen hatten, sich derartige Quantitäten des Sprengmaterials zu verschaffen. Es heißt, daß die Polizei einer inter­nationalen Verschwörerbande auf die Spur gekommen sein soll, deren Fäden sich bis nach London erstrecken. Trotzdem müssen andere Leute die Hände im Spiel haben, sonst wäre es den Anarchisten eben unmöglich, in dieser Weise Vorgehen zu können. Vielleicht wird über die Hintermänner der anarchistischen Verbrecher niemals Licht verbreitet werden.

* Barcelona, 10. Nov. Das Begräbnis der durch die Bomben-Explosion Getöteten hat gestern auf Kosten der Stadt stattgefunden. 16 Leichen­wagen bildeten den Zug. Die Spitzen sämtlicher Behörden wohnten dem Begräbnisse bei. Trotz des Regenwetters begleitete eine zahlreiche Menschenmenge den Leichenzug.

* Aus dem Markgräflerland, 8. November. Der Absatz des guten Heurigen war bisher so, daß man damit zufrieden sein kann. Die Qualität des Weins verbessert sich nachträglich und es ist zu hoffen, daß er sich auch auf Lager gut halten und einen schönen Tafelwein abgeben wird. Käufer find bisher in guter Zahl hier etngetroffcn, namentlich auch auS Württemberg und es werden ganz ansehnliche Preise abgeschlossen. Der Preis beläuft sich auf 47 und 48 M!fl in mittleren, u. 5056 Mk. in besseren Lagen.

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