gend. Auch die anwesenden Herren begrüßte Herr Stadtpfarrer und dankte ihnen für ihre Beteiligung an der Aufsicht voriges Jahr, wie auch für das In­teresse, das sie Heuer wieder für diese wohlthättge Einrichtung durch Anwesenheit bet der Eröffnung und Wiederteilnahme an der Aufsicht bekundeten. Im weitern Verlauf des Abends stellten sich immer wie­der junge Leute ein und am Schluffe dieses ersten Abends waren im Register 53 Jünglinge verzeichnet. Es ist dies gewiß ein schöner Anfang, welcher deut­lich erkennen läßt, daß eine derartige Einrichtung, durch welche die erwachsene Jugend Aufenthalt und Unterhaltung findet, notwendig ist. Voriges Jahr waren eS am ersten Tage 35 junge Leute und wurde das Jüngltngsheim erst am 27. November eröffnet. Wünschen wir dem Jünglingsheim fortgesetzten guten Besuch.

* Reutlingen, 11. Nov. Bei der gestrigen Abgeordnetenwahl erhielt Payer 1460, Rupp 866, Agster 105 Stimmen. Payer ist htenach gewählt.

* Stuttgart, 10. Nov. Die seit dem großen Lutherfeste üblich gewordene Sitte, den Geburtstag des Reformators durch eine gesellige Vereinigung evangelischer Familien zu begehen, scheint eine dauernde werden zu wollen. Auch die heute abend im Fest­saal der Liederhalle abgehaltene Feier hatte sich eines ansehnlichen Zuspruchs zu erfreuen. Die Festrede hielt Professor Dr. Hteber überLuther und das deutsche Volksgemüt.-

* Stuttgart, 11. Nov. Gestern abend zwischen 6 und 7 Uhr wurde ein hiesiger Zuchthausaufscher von dem Zuchthausgefangenen Rebmann mittels eines Messers in die Seite gestochen, wodurch die Lunge verletzt wurde. Auch erhielt derselbe starke Verletz­ungen durch Messerschnitte im Gesicht. Die Ver­letzung an der Seite ist eine lebensgefährliche. Reb­mann ist derjenige Zuchthausgefangene, welcher im Spätjahr 1892 mit dem Gefangenen Conrad im Zuchthause hier ausbrach und in Fellbach wieder ver­haftet wurde.

* Heilbronn, 10. Nov. DieNeck.Ztg." schreibt zu demFall Hegelmaier-: Hier hört man vielfach die Ansicht aussprechen, daß im Laufe dieses Jahr­hunderts die Erledigung desFalls Hegelmaier" nicht mehr zu erhoffen sei; die meisten der beteiligten Per­sonen wären dann gar nicht mehr vorhanden, wie denn inzwischen bereits drei besonders beteiligte Gemeinde- räte mit Tod abgegangen sind. Sämtliche städtische Angelegenheiten leiden unter dem derzeitigen Provi­sorium, welches nächstdem zwei Jahre lang dauert, in der schwersten Weise, und noch ist das Ende nicht ab­zusehen. Nächstdem werden mehrere Privatklagen des Oberbürgermeisters Hegelmaier gegen die hiesige Neckarztg." vor dem Schöffengericht zur Verhandlung gelangen. Dieselben beziehen sich auf die bekannten Veröffentlichungen, welche seiner Zeit so viel Staub aufgeworfen haben und Gegenstand der Verhandlung in der Abgeordnetenkammer waren. Bekanntlich ent­halten diese schwere Beleidigungen gegen Oberbürger­meister Hegelmaier und dessen Familie. Man steht der bevorstehenden Gerichtsverhandlung hier deshalb mit besonderer Spannung entgegen, da durch dieselbe voraussichtlich klares Licht über die Person des Ein­

großen Steinen gebildet und da eine Art Altar aus heidnischer Zeit und rings umher war der stille Wald.

Sie sprachen eine ganze Weile miteinander.

Er ist hier! Ich habe ihn und seinen Vetter vorhin mit Flinten in den Wald gehen sehen auf den Anstand!" hatte der alte Preuß gleich im Anfang erzählt.

Und so ein Schurke geht noch auf die Jagd! Ahnt gar nicht, daß der Strick für ihn gedreht wird. Na, Herr Preuß er hatte mir damals, als mir die Hand verloren ging, vorgehalten, ich hätte selber Schuld und wollte mich nur von ihm durchfüttern lassen. Aber warten Sie nur! Meine Stunde schlägt auch noch und Ihres Enkels Stunde auch."

Wissen Sie, Rohlfs, ich kenne ihn wohl, er hat kein Herz, er taugt auch sonst nichts, aber daß er selbst es gethan hätte, das kann ich nun und nimmermehr glauben!" sagte der alte Mann bedenklich.

Ihr Sohn glaubt's, Herr Preuß. Und beden­ken Sie doch nur, daß er knapp mit dem Gelde ist: das wissen Sie doch, er wollte ja von Ihnen leihen! Jetzt hat es der Levy Lindenberg hergegcben. Man hat Harterott zu ihm gehen scheu ich kann Ihnen auch sagen wer: Ihr Sohn selbst, und dann haben wir aufgepaßt, der Lindenberg hat ihm Geld ge­bracht. Bedenken Sie doch, wenn der ganze alte Krempel abbrannte, kriegte er die Versicherungssumme, und die war nicht schlecht. Ihr Sohn hat nachge­fragt der ruht Tag und Nacht nicht, seinem Jun­gen Recht zu schaffen."

Das ist in der Ordnung!" nickte der Alte und

senders, als welcher der verstorbene Gemeinderat Kieß hingeftellt worden war, gebracht werden wird.

* (Verschiedenes.) Unter dem Verdachte fort­gesetzt Futterdtebftähle begangen zu haben, wurde in Ktrchheim «. T. ein angesehener Bürger verhaftet. Der Fall erregt daselbst grobes Aufsehen. Einem Metzger inUlm wurde eine Kalbel gestohlen; dieselbe war dem Lehrling zum Transport übergeben, das Tier zeigte sich unterwegs störrisch, weshalb der Bur­sche einen des Wegs kommenden Mann bat, das Tier zu halten, bis er den Meister herbetgeholt habe, bis dieser aber erschien hatte der Mann mit der Kalbel das Weite gesucht. Der Dieb konnte noch nicht er­mittelt werden. Einem Gutsbesitzer fin Eglos­heim sind in den letzten Tagen drei wertvolle Kühe infolge Fütterung von bereiftem Grünfutter nacheinander verendet. Beim Verfüttern von Grün­futter ist in dieser Zeit, wie man daraus sieht, größte Vorsicht anzuraten. Aus dem Oberamt Gail­dorf wird .berichtet: Einem Bäuerlein wird eine Summe Geldes gestohlen; stracks geht er zum Hexen­meister, deren es in seiner wetteren Umgebung nicht wenige gibt. Der Wundermann gibt ihm allerlei Kräuter und Pulver, das soll er sieben Tage lang an einem fort sieden bis alles zu wenigen Tropfen eingekocht sei. Daun solle er den Rückstand einneh­men, und alsbald werde der Dieb sterben! Gesagt, gethan; ob der Dieb gestorben ist, weiß niemand, denn man kannte ihn nicht. Also geschehen im Herbst 1893! Letzthin wurde in R. (Ravensburg), eine originelle Wette zum Austrag gebracht. Ein Bauer wettete mit vier jungen starken Männern das größte Faß Bier, wenn dieselben ihm den Pflug dreimal durchs Kleefeld auf- und abziehen! Mit Eintritt der Dämmerung wurde die Wette in Szene gesetzt und unter, Hüst und Hott! ging eS das Kleefeld auf und ab, aber der altersschwache Pflug widerstand dem kräftigen Zug nicht und brach zusammen, so daß ein neuer Pflug beschafft werden mußte. Als der Bauer sah, daß er die Wette verlieren würde, ließ erhalten und zahlte der ermüdeten Gesellschaft freiwillig das bedungene Quantum des edlen Gerstensaftes.

* Berlin, 11. Nov. Nach einer Meldung des Berliner Tageblatts aus Rom machen angesichts der drohenden Weinsteuer deutsche Firmen umfassende Weineinkäufe in Italien.

* Berlin, 11. Nov. Das Kleine Journal mel­det aus Brest Lttowsk (im russischen Gouvernement Grodno): Infolge von Unvorsichtigkeit eines Ange­stellten fand in einer Apotheke eine Aether-Explofion statt, wodurch das ganze Haus in die Luft gesprengt wurde. Zwanzig Personen wurden gerötet, viele verwundet; die Nachbarhäuser sind stark beschädigt.

* Berlin, 11. Nov. Die Nachkonferenzen der bei der Weinsteuer interessierten Staaten begannen gestern im Reichsschatzamt.

* Man schreibt demN. Tgbl." aus Berlin, 9. November: Es ist immer viel von demsozial Versöhnenden" die Rede. Die Gesetzverfasser nament lich sollen dieses Moment stets im Auge behalten. Aber vermag es als ausgleichende Gerechtigkeit be­zeichnet zu werden, wenn durch das neue Stempel- steuergesetz ein Beamter mit beispielsweise 15,000

fragte weiter:Habt ihr Zeugen für das Auffinden des Manschettenknopfes?"

Zeugend Gewiß. Die Knechte rollten das Stück englisches Tuch ab und wie sie ein paar Meter herunter haben, fällt ihnen ein ganzes Bund Schwefelfaden entgegen, und zugleich blinkt es wie Gold vor ihren Augen und klimpert etwas auf die Erde und als ste's aufheben, ist es der Man­schettenknopf. Nun frage ich, wie kommt er dahin neben die Schwefelfäden?"

Das kann ein Kind beantworten. Und wenn Willy eingesteckt wurde um des Endchens Lunte willen, so wollen wir doch sehe«, ob dies nicht ein stärkerer Versachtsgrund ist," sagte jetzt auffahrend der alte Preuß.

Er konnte nicht völlig zu Ende sprechen, denn sie hörten dicht bei sich einen Ruf.

Fritz! Fritz!"

Das ist Harterott! Still!" flüsterten beide und duckten sich hinter die großen Steine.

Es knackte in den Büschen ein Mensch kam heran und ging durch das Unterholz nicht weit von ihnen vorüber.

Das ist er!" Sie sahen Harterott ganz ge­nau : er pfiff eben, dann noch einmal, und gleich da­rauf fiel ein Schuß und es klang wie ein schwerer Fall dann ein dumpfer Schrei, ein Seufzer?

Sie horchten. Alles blieb still, der Abendwtnd fuhr durch das Laub.

Ob er wohl etwas geschossen hat?" sagte nach

Mk. Jahreseinkommen nicht zur Erlegung deS Quit­tungsstempels bet Empfang seiner Bezüge gehalten ist, während ein im Privatdienst Beschäftigter mit 15,000 Mk. Einnahme jedesmal bet der Lohnauszahlung den Stempel zu entrichten hat? Augenscheinlich, die Masse muß es bringen, hier wie bei anderen indirekten Steuern. Nur die verstcherungspfltchtigen Klaffen sind von dem Lohnquittungsstempel befreit. Die Grenze muß weiter gezogen werden. Für alle Ar­beitstetleinkommen bis zu etwa 150 Mk. monatlich, gleichviel, ob die Empfänger verstcherungSpflichtig find oder nicht, erscheint der Stempelerlaß durchaus an­gezeigt. Mag das Reich einen entsprechend höheren Stempel auf die Quittungen über größere Bezüge legen. (Weßhalb greift man überhaupt nicht zur progressiven Einkommensteuer, deren Einführung als einzig gerechte Steuer doch bei der Reichstagswahl in allen Tonarten gepriesen wurde?!)

* Ein allerliebster Vorfall spielte sich, wie der Staaisb.-Ztg." nachträglich gemeldet wird, jüngst bei der Grundsteinlegung für die neue Simeonkirche in Berlin ab. Das ^jährige Töchterchen des Pfarrers Schwarz sollte der Kaiserin einen Blumen­strauß überreichen. Nachdem ihn die Kaiserin freund­lich lächelnd und dankend entgegengenommen hatte, blickte die Kleine wehmütig zur hohen Frau empor und sagte betrübt:Meine Blumen". Herzlich lachend entnahm die Kaiserin dem Strauße eine Blume, gab sie der Kleinen mit den Worten:Da hast Du auch eine, aber die andern muß ich für meine Kinder be­halten !"

* Berlin. Von außerordentlicher Roheit zeugt ein Fall, der bei der hiesigen Kriminalpolizei zur Anzeige gelangte. Ein verheirateter Kaufmann, dessen Frau hoffnungslos krank liegt, hat seine Verlobung mit einem jungen Mädchen angezeigt. Be­zeichnend ist, daß sowohl die Braut wie deren Eltern davon Kenntnis gehabt haben, daß derBräutigam­verheiratet ist, und daß an die Schließung einer neum Ehe erst nach dem Ableben seiner jetzigen Frau ge­dacht werden kann, deren Tod allerdings erwartet wird. Gerichtlich belangt kann der Kaufmann nicht werden.

* Schneidemühl, 10. Nov. Die Stadtver­ordnetenversammlung erklärte ihre Zustimmung, daß der Magistrat morgen den Ministerpräsidenten er­suche, derselbe möge eine Lotterie-Beranstaltnng zur Deckung des durch das Brunnenunglück entstandenen hohen Schadens (2 Millionen) genehmigen. Die Ar­beiten am Brunnen sind schwierig und gehen langsam vorwärts. Bis jetzt sind 104,000 Mk. Unterstützungs­gelder eingegangen.

* Schneidemühl, 11. Oktbr. Gestern abend sank das Terrain, worauf der gemauerte Senkbrunnen steht, merklich, so daß die Arbeiter nicht Weiterarbeiten wollen. Für das möglicherweise hervortretende Wasser wird ein Graben nach Küddow hergestelll. Gegen­wärtig ist nur die nächste Umgebung deS Brunnens gefährdet.

* Schneidemühl, 11. Nov. Der Senkbrunnen ist heute nachmittag um 2 Uhr von der Erdoberfläche verschwunden; die Bohrlöcher sind infolge dessen ver­stopft, es quillt kein Wasser mehr hervor.

* Meißen. In einer hiesigen Wirtschaft war

einer Weile der Arbeiter mit einem scheuen, fragen­den Blick.

Still!" flüsterte der Alte und horchte weiter.

Kein Laut, kein Rascheln im Holz wie sie es eben von Harterott gehört hatten.

Der alte Preuß schüttelte den Kopf.

Vielleicht hat er seinen Vetter gefunden," meinte er zögernd. Auf einmal ermannte er sich und fragte:

Hören Sie mal, Rohlfs, war das nicht eben, als der Schuß fiel, als ob einer stöhnte?"

Der andere fuhr sich mit der Hand ins Haar, sagte kein Wort, sah aber unruhig und betreten aus.

Wir find rechte Narren! Kommen Sie her; eS war so dicht bei «ns, da müssen wir doch zusehen."

Und wenn er eS nicht ist und er begegnet uns?"

Na, wir brauchen nicht bauge zu sein; eher er selbst!" erwiderte Preuß.

Sie standen auf und stiegen von dem Hünen­grab« herab, dann traten sie in das Unterholz.

Da, horch! Ein ferner Ruf! Wieder! Sie horchten.

Hans! HanS!" rief es und schrille Pfiffe er­klangen.

Wer kommt? Sie meinen wir haben's ge- thau!" flüsterte in sichtbarem Entsetzen der fremde Arbeiter.

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung deS Rätsels in Rro. 133:

S ^ i tz b u b.