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im eigene« Hei« feiern wolle. Außerdem sei Rudi gerade jetzt beruflich sehr in Anspruch genommen. Sie und Rudi würden sich natürlich sehr freue», wenn Mama da« Fest in ihrer Mitte verbringen wollte, wagte» aber kaum, ihr jetzt im Winter diese Reise zuzumute». ES klang nicht sehr aufmunternd, sondern mehr wie eine Formsache.
Mama saß lauge über diesem Briefe und grübelte nach. Zuletzt schämte sie sich ein bißchen, daß sie so unverschämt gewesen war, da« junge Paar einjuladen. Sie hätte e« eigentlich selber fühlen müssen, daß die Neuvermählte« am liebsten für sich allein bleiben würde».
Assunta tröstete sie, obwohl sie den ganze» To» von Eva« Brief gar nicht nett fand. Doch da« sagte sie natürlich nicht. Sie selbst freute sich kindisch auf de« Weihnachtsabend bei Mama und konnte sich eine richtige Weinachtttanne nur unter den alte« liebe« Möbeln daheim denke».
In Retiro wollte sie alle« mit Mistelzweigen schmücken und Fern- sollte einen wundervollen Stollen bekomme«. — Aber beschere», überraschen, die Weihnachttgan» recht knusprig backen, da» konnte nur Mama, sonst niemand.
Dafür sollte Mama dann am Christtag auch auSruhen und zu ihnen hinüber speise« kommen.
Bi« in alle Detail« wurde da» Programm ausgearbeitet. Dann, als die Tanne schon in der Veranda stand und Mama bereit« die Karton« mit de« von Jahr zu Jahr sorgsam aufbewahrteu „Prachtstücken" vom Bode« herab hatte schaffen lasten, kam plötzlich, drei Tage vor dem Christabend, ein Briefchen Assunta«, in dem sie mitteilte, daß Fern)'« Nervosität sich so gesteigert habe, daß der Arzt dringend acht Tage völlig Ruh« verordnet habe. Er hätte sich also entschlossen Weihnachten in Abbazia zu verbringe». Sie selber sei untröstlich, wolle gar nicht denken an Weihnachten, wüste sich aber fügen. Nicht einmal sehe» könne sie ihre Mamatschi mehr, denn sie reisten in einer Stunde ab und sie habe «och alle Hände voll zu tun-
Da» war ein bitterer Schlag.
Frau Lore saß stumm und bleich in ihrem Zimmer und starrte immerzu vor sich hin. Barbe aber wütete draußen grimmig unter ihren Kochtöpfe« herum und erleichterte ihr Herz gegen Lene, welche eben im Auftrag ihrer Herrin gekommen war, um ein Körbchen Bonbon« als Kostprobe „für die liebe Frau Doktor" zu bringen.
„Eine Bande ist'«!" sagte Barbe. „Ganz einfach eine Bande! Laste« sie die alte Frau da allein sitze», wo sie sich so närrisch auf diesen Abend gefreut hat! Nervös! Den Schwindel soll man auch wohl «och glauben? Aber ich Hab'« ihm gleich angesehen damals, al» er da» erste Mal in» Hau» kam. — Lene, ich sag'« Ihnen, seien Sie froh, daß Sie keine Kinder haben! E« ist doch alle« ein«, hat man welche oder nicht — wenn ein« alt wird, dann sitzt e» doch allein."
Lene brachte die Neuigkeiten brühwarm in die Mansarde hinauf, und die Folge war, daß Fräulein Agathe selbst hinabging, um ihre liebe Hausfrau, für die si: vom ersten Tage an heimlich schwärmte, auf WeihnachtSgan« und ein Gla« Punsch eivzulade».
So saßen am 34. Dezember alle Bewohner der Villa Fabriziu« in der Mansarde. Die Damen in dem blumenreiche» Zimmer, Lene und Barbe draußen in der Küche.
Ein kleine« Tannenbäumchen stand unter den Blumen vor den beiden alten Damen und auf einem altväterlichen Mahagonitischchen summte der Teekessel. Fräulein Reinling hatte ein frische» weiße« Häubchen auf, mit lila Bändern festlich geschmückt, und nickte ihrem Gaste glückselig zu. E» roch nach Lawendel, Quitten und Tannenreifig, und hinter den eisblumengeschmückten Scheiben fiel lautlos der Schnee in großen Flocke».
Aber trotz all der traute» Gemütlichkeit — Weihnachten war e« nicht, und Frau Lore saß mit starrem Blick auf dem hochbeinigen Sofa, sah immerzu auf da» Tannenbäumchen und hörte Fräulein Agathen« leise« Geplauder nur wie im Traum.
Und dann kam endlich der Tag, auf de« Fra« Lore heimlich in Bangen und Glück gewartet hatte.
Fräulein Agathe Reinling wollte alles haargenau wissen, darum hatte sie Mama — unwillkürlich nannten alle, die mit Frau Lore in Berührung kamen, sie nach kurzer Bekanntschaft „Mama", well etwa» so „Mütterliches" von ihr au»ging, wie Fräulein Reinling behauptete — bitte« lasten, doch sicher ei« Sprüngche» in die Mansarde zu machen, sobald sie von „drüben" zurückkomme.
„Drüben" war die Villa Retiro. Und gestern war dort ein kleine» Mädchen angekommen. Mama erfuhr e» erst heute früh und war natürlich sofort hinübergeeilt, nachdem Barbe mit der Freudenbotschaft zu Agathe geschickt hatte. Denn e» war ein herzliche« Hinüber und Herüber von freundschaftlichen Gefühlen und gegenseitiger Anteilnahme zwischen den beide« alten Damen in Schwung gekommen seit jenem Weihnachirabend.
Manchmal war Peter Lott der Dritte im Bunde. Man nahm den Tee dann entweder auf Mama« Veranda oder oben in der Mansarde, sprach von der Naiur und ihren Geheimnissen, vom Frühling, der blendend in» Land zog, oder von Agathe« „Kindern", den Blumen, die in leuchtender Farbenpracht Winkel, Ecken und Fenster füllte«. Von Menschen wurde selten gesprochen. Peter Lott gefiel sich mehr und mehr in einer gallig angehauchten, überlegenen Verachtung dieser „Spezie»", und Agathe sah ihn dann jede»mal, wenn er eine beißende Bemerkung machte, halb zustimmend, halb bewundernd an. Bi« zur Verachtung hatte sie e» noch nicht gebracht, aber — recht hatte er sicher.
„Du lieber Gott, sie wollen ja doch nicht« von unsereinem wissen", seufzte sie, „wenn man ihnen noch so gerne dienen möchte — man wird einfach au»rangiert."
_(Fortsei. - ) folgt.)_
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