treuen Männer znm Erlahmen und verhöhne die wiederholten Klagen der Landwirte. Wenn Gott nicht eine fast übermenschliche Kraft erwachsen lasse, die eS wage, diesen gordischen Knoten zu zerschneiden, so werde uns die Bureankratie langsam aber sicher dem Untergange und der sozialen Revolution entgegenführen.

* Das preußische Kriegsministerium hat derVoss. Ztg." zufolge einem Gesuch des Zentralausschufses zur Förderung der Jugend- u. Volksspiele nach gebend, die Genehmigung erteilt, daß in allen Garnisonstädten, wo eine regelmäßige Pflege dieser Spiele vorgenom­men wird, die Militärexerzierplotze für Abhaltung von Jugend- und Volksspielen benutzt werden dürfen.

* DerNordd. Allg. Ztg." zufolge sind die beiden wichtigsten Reichssteuervorlagen, betreffend den Tabak und die Reichsstempelabgaben, nahezu festgestellt und werden alsbald an den Vundesrat gelangen. Der Gesetzentwurf betreffend die Weinsteuer wird in wenigen Tagen gleichfalls so weit sein. Wenn es gelingen sollte, dieses Material in so kurzer Zeit ge­wissenhaft durchzuarbeiten und angemessen umzuge­stalten, so sei daseine nicht hoch genug anzuschla­gende Leistung. Dieselbe sei nur dadurch ermöglicht, daß alle Beamten, vom Staatssekretär bis zum letzten Kanzleibeamten, seit Monaten einen Eifer entfalteten, wie er in der Geschichte der Reichsentwicklung nahezu beispielslos dastehen dürfte."

* Berlin, 7. Nov. Die Tabaknachsteuer wird am Tage des Inkrafttretens des Gesetzes von jedem erhoben, der eine größere Menge als zehn Kilo Tabak­fabrikate besitzt. Die Nachsteuer bewegt sich zwischen dem Mindestsätze von 8 Mk. und dem Höchstsätze von 88 Mk. für Tausend Cigarren oder Cigarretten oder hundert Kilogramm Tabak netto. Steuerhinter­ziehungen werden mit Beschlagnahme der steuerpflich­tigen Fabrikate, sowie vierfacher Erhebung des Steuer­satzes bestraft; auch hohe Geldstrafen sind vorgesehen. Die Vorschriften über die Steuerkontrollen für ir­ländischen Tabak sollen mit dem 1. April 1894 in Kraft treten. Die Erhöhung des Stempels auf Schuldverschreibungen, Aktien u. s. w. wird keine rückwirkende Kraft haben.

* Berlin, 7. Nov. Den Morgenblättern wird aus Schneidemühl amtlich mitgeteilt, daß der Ausfluß des Wasserschlammes aus dem hohen Rohre von selbst versiegte; jedoch wird ein Wiederausbruch befürchtet. Der sonstige Erguß ist geringer.

* Dem Banqier Lang in Berlin wurden durch einen Kafsenboten 25 000 Mk. unterschlagen. Der Bote war zum Inkasso von 70000 Mk. zur Darm­städter Bank, dann zur Zahlung von 6000 Mk. zum Kaffenverein, endlich zur Depotabhebung zur Reichsbank gesandt. Bei der Reichsbank vermißte der Bote 5 Pakete zu 5000 Mk. und machte sofort Anzeige; doch besteht der dringende Verdacht, daß der Bote das Geld unter­schlagen hat. Der Bote wurde verhaftet; derselbe unterschlug auch Stempelmarken in ziemlich hohem Betrage; letzteres gestand er ein.

* Frankfurt a. M., 7. Nov. DerFranks. Ztg." meldet man aus Berlin: Die Mehrzahl der durch den Spielerprozeß in Hannover kompromittier­ten Offiziere wird den Abschied erhalten.

* Hannover, 6. Nov. Rittmeister a. D. v. Meyerinck, der in dem bekannten Spielerprozeß zu

Gr ist der Kröe!

Roman von L. Haidheim.

(Fortsetzung.)

Na in diesem Hause ist wohl jeden Tag der Teufel los! Wie sehen Sie denn aus?" fuhr Fritz Lörrach ärgerlich aus und wollte weiter gehen, als ihm plötzlich eine erschreckende Ahnung kam, ver­ursacht durch eine Stimme, die klagend und prote­stierend aus dem Kontor drang.

Denken Sie sich, der Willy! Er hat's gethan in dem Aermelaufschlag von seinem Ueberzieher haben sie ein Stück Lunte gefunden!" flüsterte der Buchhalter und befahl zugleich dem jetzt erscheinenden Hausknecht nach der Polizei zu laufen; der Brand­stifter sei entdeckt.

Das ist nicht wahr! Nicht möglich!" Ohne sich zu besinnen, stand Lörrach im Kontor.

Harterott, sämtliche Kommis, alle blaß und ent­setzt, umringten den unglücklichen Willy Preuß, der seinerseits leidlich gefaßt, aber weinend an seinem Kontortisch gelehnt stand.

Was geht hier vor? Willy! Willy! Es ist nicht wahr! Sage, daß es nicht wahr ist!" fuhr er zwischen die ganz stumm dastehende Gruppe.

Das sage ich ja, Herr Lörrach! Ich ein Schurke? Wie kann es möglich sein, daß die an­dern es glauben!" Und der junge Mensch stürzte laut aufschluchz nd zu Lörrach hin, umschlang ihn und brach in ein krampfhaftes Schreien aus.

Es war eine entsetzliche Szene. Bleich, wortlos

mehrjähriger Gefängnisstrafe verurteilt worden war, hat sich im Gefängnis erhängt.

* Von seinem Hunde gerettet wurde, wie die Königsb. Hart. Ztg." erzählt, der Hirt Raudies vom Gute Neuendorf. Derselbe verspürte, wäh­rend er seine Herde zu hüten hatte, Lust zum Angeln. Er bestieg auf dem Mühlteiche einen alten morschen Kahn und fuhr in die Mitte des Wassers, dem Schäferhunde die Aufsicht über die Herde überlassend. Der Kahn fing Wasser und ehe der Hirt noch etwas zu seiner Rettung thun konnte, sank das Boot und mit ihm der Hirt in die Fluten des sehr tiefen Teiches. Er war des Schwimmens gänzlich unkun­dig, arbeitete nun mit verzweifelter Anstrengung, um sich über Wasser zu halten und schrie um Hilfe. Das wurde auch von einem Müllergesellen der am Teiche belegenen Wassermühle gehört, aber er konnte dem Verunglückten keine Hilfe bringen, rief daher dem Schäferhunde zu und dieses Tier verstand in der That sofort, was es thun sollte, sprang mit lautem Gebell ins Wasser, ergriff den Hirten bet den Kleidern und mit Aufbietung seiner ganzen Kraft gelang es ihm, den Hirten über Wasser zu halten und ihn ans Ufer zu schleppen. Als das geschehen und der Hund sich überzeugt hatte, daß sein Herr ungefährdet war, wußte sich das Tier vor Freude gar nicht zu fassen.

' Straßburg, 5. Nov. Es ist gemeldet wor­den, der Kaiser beabsichtige in Zukunft jährlich ein­mal dos kaiserliche Hoflager in Urville aufzuschlagen. Gegenwärtig werden daselbst bedeutende Umbauten vorgenommen, da die Kaiserin beabsichtigen soll, im kommenden Frühjahr daselbst mit den kaiserlichen Prinzen Aufenthalt zu nehmen.

Ausländisches.

* Budapest, 7. Nov. Ein dreimaliger Minister­rat, der gestern stattfand, einmal unter dem Vorsitz des Kaisers, führte nicht zur Vorsanktion des Zivil­ehegesetzentwurfes, hauptsächlich wegen Bedenken gegen die Unlösbarkeit der Ehe von Katholiken. Darob große Verstimmung in der liberalen Partei. Man fürchtet peinliche Angriffe auf das Kabinet bet der übermorgen beginnenden Budgetdebatte. Gerüchte vom Rücktritt des Kultusministers bestehen fort.

* Mailand, 6. Nov. Die Anarchisten von Mai­land, Bergamo, Brescia und Monza hielten gestern in Mailand eine Versammlung ab. Die Polizei über­raschte dieselben uffd verhaftete, ohne Widerstand zu finden, 63 Personen. Viele Drucksachen und Briefe wurden beschlagnahmt. Die Haussuchungen und Ver­haftungen dauern fort.

^ Paris, 4. November. Gerichtsbehörden von St. Dieu werden mit zwei Aerzten eine neue Leichen­schau der drei von dem deutschen Förster Reiß er­schossenen französischen Wilderer vornehmen.

* An der Errichtung eines russischen Mittel- meer-Geschwaders ist nicht mehr zu zweifeln, und es ist klar, daß man jenseits des Kanals diese That- sache sehr ernst auffaßt. Namentlich macht die Times auf die Tragweite der Sache aufmerksam, indem sie bemerkt, wenn die russisch-französische Intimität und die neuerdings sowohl von französischer wie von national-russischer Seite proklamierteWaffenbrüder­schaft" gegen irgend eine Macht sich richte, so müsse

standen die Kollegen um ihn her in aller Mienen las Lörrach das furchtbare:Er hat es gethan."

Nur Harterotts Gesicht trug wieder den scheuen, verstockten Ausdruck; er war aber auch blaß zum Erschrecken.

Fragt ihn nicht. Niemand soll ihn fragen. Er verschlimmert mit Leugnen nur seine Lage," rief er gehässig.

Willy Preuß richtete sich auf und sprang vor seinen Prinzipal.Ich schwöre hier beim allmächtigen Gott, daß ich unschuldig bin! Der Schurke, der es gethan, will mich verdächtigen; es glaubt's ihm kein Mensch, auch Sie nicht ernstlich, Herr Harterott. Ach, vergeben Sie mir, daß ich neulich trotzig gegen Sie war, aber sagen Sie sagt auch ihr," wandte er sich beschwörend, glühend vor Verzweiflung an seine Kollegensagt es, daß ihr die Schandthat mir nicht zutraut."

Eine Totenstille! Der Buchhalter sagte endlich:

Glauben können wir es nicht, Preuß! Sie waren solch ein braver Junge! Aber"

Und seine Augen fielen auf einen Ueberzieher, der neben dem Prinzipal lag.

Konnte es nicht ein Fremder dahin stecken?" schrie der unglückliche Willy.

Beweisen Sie es nur, daß ein Fremder es that!" sagte Harterott jetzt kalt.

Da kam schon der Polizei-Inspektor mit zweien seiner Leute.

Bleiben Sie, Herr Lörrach! Um Gotteswillen,

England in erster Linie sich bedroht fühlen und seine Flotte dementsprechend verstärken.

"Lüttich, 3. Nov. In der hiesigen Martins­kirche ereignete sich während der Allerseelenmefle eine furchtbare Katastrophe. Die große Glocke stürzte plötzlich in das Schiff der Kirche, wobei eine Person getötet und sieben Personen verwundet wurden. Die in der Kirche Befindlichen, welche den Einsturz der baufälligen Kirche befürchteten, wurden von einer Panik ergriffen und stürmten die Ausgänge, wobei zahlreiche Verletzungen vorkamen.

* London, 4. Nov. Kearly hat eine Anfrage an den Generalstaatsanwall darüber angemeldet, ob der Herzog von Edtnburg, nachdem er dem Kaiser von Deutschland Treue geschworen, berechtigt sei. in der britischen Marine die Stellung eines Admirals anzunehmen und den Sold eines solchen zu beziehen. Der Herzog, der sich jetzt in Balmoral befindet, wird bis zum Ende des Monats in England bleiben.

* Portsmouth, 6. Nov. Die Seebehörde er­hielt die Nachricht, daß bei der Explosion einer Pul­vermühle in Rio de Janeiro 3 Offiziere und ein Matrose der englischen Kriegsschiffe Sirius und Racer getötet, 5 Matrosen verletzt wurden. Dieselben holten an der Küste Sand, die brasilische Behörde h elt sie für Rebellen und sprengte deshalb die in der Nähe befindliche Pulvermühle in die Luft.

* Christ tania, 6. Nov. Anläßlich des 80. Gedenktages der Begründung der Union fand im kö­niglichen Schlosse ein Diner statt. Der König hielt eine Rede, worin er betonte, daß die Union beider Königreiche notwendig sei. um die Neutralität beider Reiche zu sichern. Der König hob ferner die Not­wendigkeit des gemeinsamen Ministers der auswär­tigen Angelegenheiten hervor und gab der Hoffnung Ausdruck, daß alle treuen Männer zusammenstehen werden, um die Union zu beschützen. Der König schloß mit einem Hoch auf die Union. Die Rede wurde mit ehrfurchtsvoller Begeisterung ausgenommen.

* Petersburg, 4. Nov. Ein kaiserlicher UkaS ernennt den Finanzminister Witte zum Chef der Grenz­wache, die fortan ein selbständiges Korps bildet.

* Petersburg, 6. Nov. Die Regierung hat alle Gotteshäuser der Stundisten in Wolhynien, Kiew und Podolien geschlossen.

* Wie aus Warschau berichtet wird, hätten die Aerzte erklärt, Gurko sei unrettbar verloren. Dem Zar wird täglich über das Befinden Gurko's tele­graphisch berichte:. In Warschau darf niemand von der Krankheit Gurko's sprechen. Auch seine Ge­mahlin ist infolge eines Krebsleidens schwer krank.

"Belgrad, 7. Nov. Ein Schlepper der öster­reichisch-ungarischen Donaudampfschiffahrtsgesellschaft mit 4000 Meterzentner Getreide ist bei Stankamen aufgefahren und mit der Ladung gesunken. Die Mannschaft hatte kaum Zeit, sich zu retten.

* Madrid, 6. Nov. Die Regierung berief sämt­liche Reservisten der Jahrgänge 1889 bis 91 ein, wodurch die aktive Armee von 80,000 auf 170,000 Mann und das Kriegsbudget um 60 Prozent erhöht werden. Die öffentliche Meinung ist lebhaft beun­ruhigt durch die neueste Wendung in der Affaire von Melilla, welche große Proportionen annimmt und in eine internationale Verwicklung auszuarten droht.

Sie kennen uns ja ich hab's ja nicht gethan," flüsterte Preuß angstvoll.

Das Verhör dauerte nicht allzu lange.

Zwei der jungen Leute waren später als Preuß gekommen und hatten ihre Röcke im Vorzimmer auf­hängen wollen.

Da sah der eine aus einem Ueberzieher ein Zipfelchen Schnur hängen, welches ihm sofort auffiel.

Er machte seinen Kameraden aufmerksam sie standen betroffen dabei, als an der anderen Seite die Thür des Prinzipals aufging und dieser heraustrat, indem er sofort fragte:Was gibt es da?"

Sie zeigten ihm das Endchen Schnur.Das ist ja Lunte, das ist dieselbe Lunte, die bei der Feuer­anlage benutzt war!" rief Harterott.

Nun kamen sämtliche Kommis herzugelaufen.

Wessen Rock ist's?" und es war der von Willy Preuß!

So weit war alles von sämtlichen Zeugen über­einstimmend berichtt worden.

Hatte nicht Herr Harterott eine heftige Szene mit Preuß gehabt?"

Ja."

Der Inspektor schritt zu einer genauen Durch­suchung des Rockes es fand sich nichts weiter darin. Doch ja, ttn kleines zerknittertes Stückchen Papier, kaum so groß wie die Hülse eines Bonbon und von blauweißlicher Farbe.

Er besah es sehr genau.

Was für ein Papier ist dies?" fragte er Willy Preuß.