' New-Aork, 3. Nov. DaS Defizit des Staats­schatzes durch allmähliche Ausprägung von Silber­münzen ist vorerst auf 53 Millionen Dollars ange­setzt worden.

Zur Frauenfrage.

Gelegentlich der zu Nürnberg abgehaltenen 17. General-Versammlung des Allgemeinen Deutschen Frauen - Vereins hielt Frau Professor Weber von Tübingen einen höchst beherzigenswerten Vortrag über daS Thema:Auf welche Weife läßt sich eine größere Beteiligung gebildeter Frauen und Mädchen an dem Berufe der Krankenpflegerin und Diakonissin ermög­lichen?* Wir sind heute in der Lage, ausführ­licher über diesen Vortrag berichten zu können. Red­nerin betonte zunächst, wie mau vielfach den Fraueu- vereinen den Vorwurf mache, daß sie bei dem Bemühen, für die gebildeten Mädchen wettere und ersprießlichere Arbeitsgebiete zu gewinnen, nicht eifriger den Pfleger­innenberuf empfehlen; deshalb wage sie es, als Vorstandsmitglied dieses Vereins, über einzelne der Erschwerungen zu sprechen, vor deren Beseitigung man nicht recht wohl mit freudigem Herzen die Töchter und Schützlinge zu diesem Berufe ermuntern könne. Das Bedürfnis nach viel mehr Krankenpflegerinnen tritt allerdings immer fühlbarer hervor, seit durch die obligatorische Krankenversicherung immer mehr Arbeiter in den öffentlichen Krankenhäusern verpflegt werden. Aus zwei Gründen scheine es den Ferner­stehenden unbegreiflich, daß trotz des wiederholten Aufrufes um mehr Pflegerinnen dem Mangel immer noch nicht abgeholfen sei, da doch erstens auf allen anderen weiblichen Arbeitsgebieten eine erschreckende Ueberfüllung herrsche, so daß oft z. B. auf eine Stelle als Stütze der Hausfrau sich 6080 Mädchen melden, während zweitens viele der berühmtesten ärzt­lichen Schriftsteller den Pflegerinnenberuf auf's Wärmste rühmen und hochstellen und als größte Notwendigkeit zur Hilfe des Arztes empfehlen, denn selbst der best: Arzt könne nicht für eine Genesung seines Patienten einstehen, wenn nicht in seiner Ab­wesenheit eine gebildete, umsichtige, rationell und wissenschaftlich geschulte Pflegerin den Kranken über­wache. Was also sind es für dunkle Punkte, fragt man immer lebhafter, daß von den etwa 3Vs Millionen arbeitsuchenden deutschen Mädchen nur etwa 10000 Diakonissen und ungefähr eben so viele weltliche Pflegerinnen und 20 000 Barmherzige Schwestern sich diesem segensvollen Berufe zugewendet haben? Die Furcht vor der Pflsgearbeit selbst ist es nicht. Das könne man zur Ehre des weiblichen Geschlechtes auf das Bestimmteste versichern, sei doch die größere Hälfte der Frauen ausgezeichnete Pflegerinnen an den Krankenbetten der Angehörigen.Warum spricht man nicht über diese Punkte?" schreibt die Schwester einer durch Ueberbürdung in diesem Berufe gesund­heitlich ruinierten Diakonissin. Schäden kann man nur heilen, wenn man sie kennt! Dadurch würden dieselben wenigstens bei denjenigen Neugrüridungen von Pflegerinnenschulen und Anstalten vermieden, welche zu errichten in nächster Zeit für den Staat und die Gemeinden eine unumgängliche Notwendigkeit werden wird als Ergänzung der seitherigen Privat- organtsationen, um wenigstens in ihren eigenen Kcanken-

Jch weiß es nicht, ich erinnere mich nicht."

Werden sich schon erinnern!"

Es ist möglich, daß ich's gestern auf dem Lager «insteckte jemand sagte, es sei von einer Patrone."

Sehen Sie Ihr Gedächtnis kräftigt sich schon."

Zuletzt wurde das Pult des jungen Menschen durchsucht, dann sein Papierkorb. In dem ersteren, zu dem er den Schlüssel in der Tasche zu führen hatte, fand sich nichts, in letzterem aber wieder ein abgerissener Fetzen ähnlichen Papiers.

Da ist eine unerhörte Schufterei im Gange," sagte sich Lörrach, und er sprach diese Meinung auch beiseite gegen seinen Vetter aus.

Derselbe schoß ihm einen Blick zu, den Lörrach sich nicht zu erklären wußte, aber er antwortete keine Silbe.

Alle diese Aufregung war aber gar nichts im Vergleich zu der Szene, welche entstand, als der Re­staurateur Preuß herbeieilte, von einem der Knechte heimlich zur Hilfe gerufen für seinen Sohn, den die ganze Dienerschaft jetzt laut für unschuldig erklärt-', und als dann ein Wagen herbeigeschafft wuroe, um Willy Preuß in Untersuchungshaft zu bringen.

Kein Zureden, keine Vernunftsgründe, weder Bitten noch Drohung n halsen. Eine an Wahnsinn grenzende Ueberreiztheit beherrschte den jungen Mann vollständig; er schrie, er wehrte sich mir Händcn und Füßen, er rief Gott und die ganze Welt zum Zeu­gen; aber er widersetzte sich allen Versuchen, ihn zu überwältigen, mit solchem Toben und sinnloser

Häusern durch eine mildere Grundlage dem Mangel an Pflegerinnen abzuhelfen. Dazu gehört, schreibt eine gebildete Dtakonisston, daß bet dem Bau neuer wundervoller Spitäler auch mehr daran gedacht wird, daß eine genügende Anzahl genügend besoldeter und genügend berücksichtigter Pflegerinnen hinetngehört; und damit nicht die Kraft der geschulten Pflegerin gebrochen wird durch die nicht zum Pflegerinnenberuf gehörenden groben Arbeiten des Waschens, Boden­putzens u. s. w., müssen dafür extra bezahlte Kräfte beigezogen werden. Denn die vielen Ausnahmedienste, die nicht in den Statuten stehen, die zu vielen Nacht­wachen, die unnötigen, oft grausamen heiligen Ge­bräuche, nur um der Askese selbst willen auferlegt durch einseitige, schroffe, fast mittelalterliche Kirchlich­keit mancher Oberinnen und geistlichen Leiter der Mutterhäuser, tragen die Schuld, daß eine Diakonissin meist nach 68jähriger Arbeit nicht mehr weiter pflegen kann. Diese ähnliche Klagen wiederholen sich aus allen deutschen Landen, namentlich wird vielfach über .das verletzende Benehmen junger Assistenzärzte geklagt. So schreibt z. B. eine Mutter von 3 ge­bildeten Pflegerinnen:Die Aerzte wünschen wohl gebildete Pflegerinnen, aber manche der jüngeren haben sich gegen dieselben einen unerträglichen Ton angewöhnt; kein General würde seinen Adjutanten so brutal anfahren, mancher Unteroffizier selbst nicht seine Rekruten." Als weiterer Uebelstand wird die lange Arbeitszeit gerügt; während man um den acht­stündigen Arbeitstag für den kräftigsten Handwerker wirbt, muß die Pflegerin von früh 56 Uhr bis abends 910 Uhr thätig sein, und dann schließt sich oft noch eine Nachtwache an, ohne darauffolgende Tagesruhe. Die einzige Stunde Mittagsruhe be­nützen darum die übermüdeten Schwestern, statt zu einem Spaziergang in frischer Luft oder zu geistiger Erholung, meist zum Schlafen. Auch sind Ruhetage selten, meist keine Erholungsstätten vorhanden, und Urlaube werden häufig nur alle 2 Jahre gewährt. Ein weiteres Hindernis zum Eintritt in manche Ver­bände ist die unbezahlte Freiwilligkeit. Viele können neben dem Dienen um himmlischen Lohn den irdischen auch nicht entbehren, um Familienangehörige zu unter­stützen. Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Nimmt doch der Minister sein Gehalt wie der Fabrik­arbeiter, warum soll hier allein die Unbezahltheit notwendig sein für die Würde des Berufes? Trotz all dieser Schattenseiten kommt die Rednerin schließ­lich doch zu dem Resultat, zu werben für diesen Be­ruf, gegründet auf das herrliche Bibelwort:Und ist das Leben köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen." Müßiggang macht viel unglücklicher als die schwerste schwierigste Arbeit, aber fast ebenso unbefriedigt lassen die zu vielen Luxusarbeiteu, mit welchen fleißige Töchter im Hause des Reichtums alles Denkbare und Undenkbare überhäkeln, übersticken, übermalen, beizen, brennen und modellieren, weil ihnen durch gesellschaftliche Vorurteile und Sitte manche andere ersprießlichere Arbeit verschlossen ist. Deshalb möchte man diesen vielen arbeitsfreudigen Mädchen Zurufen:Kommt, hier begehrt man Euere Arbeit, hier setzt Euere Kraft ein, zum Wähle unglücklicher und verzweifelter Nebenmenschen!" Hier ist Frauen hilfe unentbehrlich, erklären nickt nur die Aerzte,

Raserei, daß ein Grauen alle überkam und sie laut oder schweigend einstimmten in des Vaters Jammerrufe: Sie machen ihn verrückt! Er wird wahnsinnig."

Auf einmal, mitten im Kampfe gegen diese Ueber- macht, wurde der Unglückliche ohnmächtig. Erschlug zur Erde und den Besinnungslosen trugen sie dann in den Wagen, während sein Vater die Faust vor Harterotts steinernem, bösen Gesicht schüttelte.

Gott wird Sie bestrafen, Herr Harterott, daß Sie den schändlichen Verdacht auf dem Jungen sitzen lassen. Sie sind aber nur giftig auf uns, weil mein Alter Ihnen das Geld nicht geben wollte. Das soll vor Gericht! Das soll vor Gericht!" so sprach der Vater des Verhafteten.

Nach und nach verlief sich der Menschenhaufe, der sich vor dem Hause gebildet hatte. Jeder drinnen litt noch unter dem schrecklichen Vorgänge; die einen schworen, er hat es nicht gethan, und suchten darzu- legeu, daß Willy nicht so dumm gewesen wäre, sich auf diese Weise selbst zu verraten, die anderen blieben unsicher und zweifelnd keiner aber war fest von der Schuld des jungen Mannes überzeugt.

Harterott hatte sich in die Fabrik begeben, ohne noch eine Silbe mit seinem Vetter zu sprechen. Frau Ella wollte dieser nicht sehen; ihm war so trübe und verstimmt zu Mute, daß ec nur das Verlangen fühlte, das Haus des Unsegens so schnell wie möglich zu verlassen.

Ja, wie ein Unglückshaus kam es ihm vor. O, und wie schön war es als seine Kinderheimat gewesen!

sonder» auch die Volksfreunde und Geistlichen. Hier auf diesem Arbeitsgebiete der Nächstenliebe können die Frauen erfolgreich Mitwirken gegen die soziale Verbitterung und Entfremdung der Stände, und diese Genugthuung und Freude läßt auch das unerträglich Erscheinende leichter ertragen. Je mehr gebildete Mädchen in diesem segensreichen Berufe Zusammen­wirken, desto erfolgreicher werden sie gegen unnötige Erschwerungen ankämpfen; dazu haben sie jetzt schon die moderne Großmacht der öffentlichen Meinung auf ihrer Sette. Daß das Interesse für die Pflegerin­frage nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden wird, bis Mittel und Wege zu ihrer Lösung gefunden sind, das ist bei ihrer Bedeutung sicher zu hoffen. Mögen aller Gönner und Freunde derselben eifrig Zusammen­wirken zum Wachsen und Gedeihen dieses großartigen und segensvollen weiblichen Arbeitsfeldes!

Handel ««d Verkehr.

* Stuttgart, 6. Nov. (Landesprodukten-Börse.) Die Börse ist gut besucht. Geschäft nicht belangreich. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Da Llata Mk. 17.50, Kansas Mk. 17.75, bayr. Mk. 17, rumän. Mk. 16.45, Dinkel beregnet Mk. 11.40, unberegnet Mk. 12, Gerste, ungar. Mk. 19, bayr. Mk. 19, Nörd- linger Mk. 19, Haber. Alb, Prima Mk. 19, Alb Mk. 17.20, Holländer Mk. 19.40. Mehlpreise per 100 Kilo inkl. Sack bei Wagenladung: Suppen­gries Mk. 29.50, Mehl Nr. 0: Mk. 28.50 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27.50, Nr. 2: Mk. 25 bis

25.50, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4: Mk. 19 bis

19.50. Kleie mit Sack Mk. 10 per 100 Kilo je nach Oualität.

* Bühlerthal. Der so gut bekannte Affen­thaler 1893er Rote wird heute hier zu 105115 Mk. per 150 Liter bei den Rebleuten abgegeben um diesen spottbilligen Preis; die Qualität ist eine der besten, die je gewachsen ist. Käufer erwünscht.

* (Doppelsinnig.) Vater:Nun, Mäxle, thust Du auch, was ich Dir beim Abgang zur Uni­versität an's Herz gelegt Hab' studierst Du denn auch fleißig?" Sohn:O, Vater, ich halte mich ganz au Deine Anweisungen."

* (Kindlich.) Mutter:Hier hast Du Dein unzerreißbares Bilderbuch, Hans, und dann spielst Du etwas mit Deinem kleinen Brüderchen!" Hans:Ist Fritzchen auch unzerreißbar, Mama?"

* (Berechtigter Einwand.) Lehrer:Jedes Ding ist ein Hauptwort und wird groß geschrieben; so auch Alles, was man mit Händen greifen kann, z. B. der Tisch, der Stuhl, der Kasten, der Ofen" Der kleine Moritz (einfallend):Der Ofen aber nur im Sommer, im Winter kann man ihn doch nicht angreifen!"

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Unterwegs beschloß er, zuerst zu dem Großvater Willys zu fahren. Die alten Leute mußten schonend vorbereitet und von der Sachlage unterrichtet werden.

Der Alte stand ganz versteinert vor ihm, als er dann alles wußte.

Unser Junge?" Unser Willy? wiederholte er immer.

Die Großmutter weinte und lamentierte zum Herz­brechen.Ich gehe sofort auf's Schloß und bitte um Urlaub. Ich muß hin!" rief der Alte dann.

Als Lörrach wegging, sagte ihm die weinende Großmutter noch, Fräulein Hedwig habe nach ihm gefragt, sie hätte aber nur gewußt, daß er mit Herrn Harterott nach der Stadt gefahren sei.

Also sie hatte thn vermißt, sie dachte an ihn? Aber selbst die Freude über diese ihm so teure Teil­nahme vermochte nicht, ihn hinweg zu heben über die tiefe Verstimmung, die ihn beherrschte.

Er schalt sich selbst, daß er auf einmal gegen seinen Vetter ein an Abneigung grenzendes Gefühl empfand. Harterott war ein unliebenswürdiger Ge­sell geworden, aber er handelte doch nach seiner Ueber- zeugung. So suchte er sich gerechter zu stimmen. Es wollte ihm heute nicht glücken, Hedwig von Jhlefleth za begegnen, sie irgendwie zu treffen.

Je länger er seine vergeblichen Ve suche machte, um so sehnsüchtiger wurde sein Verlangen, sie zu sehen. Aber selkfl, als er sich in den Part und g.schätz; von der Duukclh.'tt bis beinahe unter di- F.nsier des tzau'es schlich, fand er dort nicht einmal Licht hinter denselbea und überall tiefe Stille. (Forts, folgt.)