abzugeben und deshalb sorgfältig aufzudewahren.
* Vom hintern Wald, 27. Okt. Baurat Eh-
mann von Stuttgart und die beiden Bezirksvorstände von Nagold und Calw bereisten gestern sämtliche Orte auf dem hintern Wald, Beuren, Ettmannsweiler, Simmersfeld, Oberweiler, Aichhalden, Aichelberg, die Rehmühle, Hünerberg, Meistern und die Agenbacher Sägmühle. Alle diese Orte, die im letzten Sommer an Wassermangel viel zu leiden hatten, sollen nun zu einer Wasserversorgungsgruppe vereinigt werden. Das gemeinsame Reservoir soll bei Hünerberg-Meistern oder Oberweiler angelegt werden. Auch die Verhältnisse in Spielberg, Bösingen und Egenhausen wurden besichtigt. Es soll nämlich Sptelberg Anschluß an die Wasserleitung zu Böstngen oder Egenhausen erhalten. (Schw. M.)
* Vom hintern Walde, 26. Okt. Gestern
war in Beuren die Einweihung des neugebauten Schulhauses. Derselben wohnten bei Beztrksschul- inspekter Dieterle von Nagold und OA.-Baumeister Schuster von dort. Vor dem alten Schulhause sprach Pfarrer Henninger nach einem Gesang der Schuljugend Abschtedsworte, worauf man zum neuen Schulhause zog. Daselbst hielt Bezirksschulinspekt. Dieterle die Weiherede. OA.-Baumeister Schuster übergab sodann den Schlüffe! zum neuen Schulhause dem Ortsvorsteher, von dem ihn der Lehrer des Orts unter kurzer Rede in Empfang nahm. Nachher wurde das neue Gebäude besichtigt. Den Schülern wurden Bretzeln gespendet. Da in Beuren selbst keine Wirtschaft ist, wurde der gesellige Teil der Feier in das benachbarte Ettmannsweiler in den grünen Baum verlegt. Dort dankte der Bezirksschulinspektor der Gemeinde Beuren für ihre Opferwilligkeit und wünschte ihr für ihr neues Schulhaus Gottes Segen. Der Ortsvorsteher brachte den Anwesenden für ihre Teilnahme an der Feier den Dank der Gemeinde zum Ausdruck. (Schw. M.)
*Freudenstadt, 27. Okt. Heute nachmittag fiel hier der erste, mit Regenschauer verbundene Schnee. Auf dem Kniebis soll es ziemlich stark geschneit haben. Da bis jetzt das Vieh noch jeden Tag auf die Weide getrieben werden konnte, ist bei dem herrschenden Futtermangel nur zu wünschen, daß wieder bessere Witterung einiritt.
* Ulm, 25. Okt. Eine nicht sehr noble Gesinnung legte ein Commis eines hiesigen Handlungshauses an den Tag. Derselbe hatte eine Brieftasche, die der Lehrling eines hiesigen Kaufmanns auf der Straße verloren, aufgehoben und soche mit dem Inhalt von 600 Mark dem Prinzipal des betreffenden Lehrlings gesandt, dabei aber in zwei Briefen den nach seiner Ansicht „gesetzlichen Finderlohn" von 60 Mark verlangt. In beiden Briefen war ganz unverblümt ausgedrückt, „daß der betreffende Kaufmann ja gar nichts mehr von dem Gelde hätte, wenn es der Finder stillschweigend eingesteckt hätte." Es wurde demselben seitens des Prinzipals des betreffenden Lehrlings, des Sohnes eines unbemittelten Bahnbediensteten, ein Trinkgeld von 10 Mark übersandt, das er auch annaüm.
* (Verschiedenes.) In Ulm hat ein im vorigen Jahr in Konkurs geratener, jetzt gänzlich
Erhängen ein Ende gemacht. — In Backnang hat sich ein bis jetzt noch unbekannter Mann erschaffen. — In der Zuckerfabrik Heilbronn ffand eine Staubexplosion statt, wodurch die Umfassungsmauern auseinander gedrückt wurden. Der Schaden beträgt 2—3000 Mk.
* München, 26. Okt. Im Finanzausschuß legte gestern der Finanzminister Freiherr v. Riedel die einzelnen voraussehbaren Möglichkeiten dar, die Kosten des Reichsmehrbedarfs zu decken. Keineswegs werde das Budget Bayerns gestört werden; die Börsensteuer könne sofort Erträgnisse liefern. Wenn der ganze Reichsfinanzplan durchgehe, erhalte Bayern im Jahre 1894 schon soviel Ueberschüffe, daß sein Zuschuß zum Reiche für 1893 wieder ersetzt sei. Zur Deckung der Kosten der Militärvorlage eine Reichs- einkommensteuer auf die Einkommen von mehr als 10,000 Mk. zu verlangen, wäre eine direkte Vermögenskonfiskation. (?)
* München, 28. Okt. Der hiesige Erzbischof erließ einen Hirtenbrief gegen das Haberfeldtreiben. Derselbe bezeichnet dasselbe als verbrecherisches Unwesen und droht allen Anstiftern und Teilnehmern an demselben mit Exkommunikation oder Kirchenbann auch bei dem bloßen Versuch und nicht erfolgter Durchführung des frevelhaften Unternehmens.
* Wie aus Würzburg berichtet wird, hat Leutnant Hofmeister, der, wie wir berichtet haben, kürzlich vom Militärgericht von der Anklage der Aufreizung zum Ungehorsam fretgesprochen worden ist, den Abschied mit Pension bewilligt erhalten.
* Leipzig, 27. Okt. Wie bekannt, wurden hier zur Zeit zwei französische Offiziere in Zivil verhaftet, welche mit einem von ihnen gemieteten englischen Bote hier ankamen und sich der Spionage verdächtig machten. Der Strafsenat des Reichsgerichts hat nunmehr die Verhandlung wegen Landesverrats gegen dieselbe angeordnet.
* Auf die Preisfragen des Geraer Tierschutzvereins „In welcher Weise kann die Jugend durch Thun und Lassen praktisch Tierschutz üben?" sind 105 Arbeiten eingelaufen. Es erhielt Lehrer Gehring in Klein- gartach (Württbg.) den ersten Preis. Lehrer Gustav Fischer in Münchingen (Württbg.) wurde durch ein Ehrendiplom ausgezeichnet.
* Kassel, 27. Okt. Ueber die Bankstrma Pfeiffer und Hartdegen wurde der gerichtliche Konkurs erkannt. Hartdegen hat sich erschossen, Pfeiffer ist flüchtig. Die Verluste, die durch Börsenspekulationen herbeigeführt wurden, sollen sich aus Millionen beziffern.
* In der Marburger Frauenklinik ist infolge ungenügender Reinigung der kupfernen Kessel eine Vergiftung durch die Krankenkost vorgekommen. Noch jetzt liegen 10 der Erkrankten an den Folgen der Vergiftung danieder.
* Berlin, 28. Okt. Kommenden Winter sollen mannigfache militärische Neuerungen in der Ausrüstung erprobt werden, so Blusen, Mäntel, Helm- kragen, transportable Zelte. Zu diesem Zweck finden größere Felddienstübungen statt, denen der Kaiser beiwohnen wird.
n, 28. L>tt. Die „Nordd. A. Z." hebt in ihrem heutigen Leitartikel bet Besprechung deS Besuchs der russischen Flotte in Frankreich hervor, daß dieser Deutschland keinen Grund zur Beunruhigung gebe. Es sei eine längst bekannte Thatsache, daß Rußland auf Frankreichs Freundschaft und, kommenden Falls, Heeresfolge zählen könne, daher es keinen Grund habe, diese ihm unentgeltlich zufallende Freundschaft durch ein Versprechen der Gegenseitigkeit zu bezahlen.
* Berlin, 28. Okt. Die Kreuzztg. beginnt eine Reihe von Aufsätzen, worin sie die Schuldentlastung des Grundbesitzes fordert als einziges Mittel zur Rettung desselben, der vielleicht nur noch wenige Stationen vom völligen Ruin entfernt sei.
* Die Verhandlungen über den deutsch-russischen Handelsvertrag scheinen aus einen toten Strang geraten zu sein. Es heißt, daß die vom Ausschuß des Zollbenais bisher befragten Interessenten die russischen Angebote im ganzen für nicht genügend erachten. Die Schwierigkeit liegt eben immer wieder darin, daß Rußland sich weigert, auf die wichtigsten deutschen Einfuhrwaren diejenigen Zollsätze anzuwenden, welche vor Einführung des gegenwärtigen, am 1. Juli 1891 in Kraft gesetzten Tarifs bestanden. Oesterreich-Ungarn ist mit Rußland beinahe im reinen: ein nicht zu unterschätzender Konkurrent faßt also bald auf dem russischen Markte festen Fuß. Es wäre daher von Nutzen, wenn wenigstens dem Zollkriege einstweilen ein Ende gemacht würde. Rußland setzt diesem, Wunsche schwerlich Widerspruch entgegen, da es vor Monaten schon zum Abschluß eines Provisoriums sich bereit erklärte.
* Die „Köln. Volksztg." meldet neuerdings, der Reichstag werde zum 15. November einberufen werden.
* Mit aller Bestimmtheit wird die Einbringung eines Gesetzentwurfs betr. die Entschädigung unschuldig Verurteilter in der bevorstehenden Reichstagssession angekündigt und sogar der Inhalt der Vorlage bekannt gegeben.
* Beinahe zweitausend Milliarden Gulden — mit Zins und Zinseszins — sollen die Stadt Berlin und das Hohenzollernhaus der Stadt Mittenwald schuldig sein und die Stadtverordnetenversammlung von Mtttenwalde soll schon beschlossen haben, eine „angemessene" Entschädigung für diese Schuldforderung zu verlangen. Die Stadt Berlin soll nämlich im Jahre 1562 von der Stadt Mittenwalde 400 Gulden geliehen haben, nachdem der Kurfürst Joachim bereits im Jahre 1549 derselben Stadt 700 Gulden schuldig geworden. Die Beträge sollen bis zum heurigen Tage noch nicht zurücköezahlt sein, so daß sich mit den bei der Aufnahme der Darlehen vereinbarten 6 v. H. Zinsen und den Ztnseszinsen die erwähnte kolossale Summe ergeben würde. Die Schuld- Urkunden sollen meist durch Zufall auf dem Bodeu des Mittenwalder Rathauses unter alten Akten auf- gesunden worden sein. Diese Schuldurkunden, von denen, wie weiter gemeldet wird, angeblich Magistrat und Stadtverordnete von Mittenwalde gegen die Rechtsnachfolger der Schuldner Gebrauch machen wollen, . haben wohl nur historischen Wert, so daß jede Einklagung der vermeintlichen Schuld aussichtslos sein dürfte.
Statt einer Stunde blieben sie drei ans dem See und Fritz Lörrach hätte vor lauter Vergnügen beinahe laut aufgelacht, als es vom Turm sieben schlug und sein holdes Gegenüber mit einem Schreckensschret aufsprang:
„Sieben? Ich denke, es ist fünf Uhr! Um Gottes willen, ich muß zum Thee nach Haus, Papa kann Unpünktlichkeit gar nicht leiden!"
Er brachte sie in größter Eile ans Ufer und da gab sie ihm rasch die Hand, bedankte sich und lief weg, ehe er nur begriff, was sie vorhatte.
Langsam folgte er ihr.
O dies wonnevolle Landleben. Man konnte nicht glücklicher sein! Wie im Krampf zog sich sein Herz zusammen bei dem Gedanken, daß es nicht immer so bleiben konnte, daß er wieder fort müsse in die Arbeit, ins Joch, in den Rauch der Stadt.
Gegen zehn Uhr hörte er fernes Wagenrasseln sich nähern.
Das war sicher Hans Harterott. Er gab das Patroullieren um das Schloß auf und schritt nach Warmenau zurück.
Richtig, es war Hans. Aber wie der Mensch elend und aufgeregt aussah!
„Das ist schön! Nun komm herein und berichte mir, was der Doktor gesagt hat, lieber Junge." Mit diesen Worten führte er seinen Vetter in das Haus.
HanS war nicht besserer Laune zurückgekehrt, im Gegenteil, grämlich und wohl aus die) em Grunde kurz und abweisend.
„Der Doktor weiß just so viel wie ich selbst!
Ich soll mir Ruhe gönnen, nicht arbeiten, nicht sorgen. Na — das werde ich auch. Ich will hier jetzt eine ganze Woche bleiben, hörst du, Fritz, eine ganze Woche, und wir wollen —" Und nun entwarf er in aufgeregter, fahriger Weise einen Plan für die ganze Woche. Sie hätte aber doppelt so viel Tage haben müssen, um auszuführen, was er alles vor hatte.
Es fiel Lörrach auf, daß sein Vetter offenbar fieberhaft unruhig sein mußte. Er redete immerfort, kam von einem ins andere und trat dann wiederholt an das offene Fenster, um hinaus zu horchen.
Die Nacht war lautlos — nur die Frösche konzertierten, ab und zu bellte in der Ferne ein Hund.
Hans Harterott trank viel Wein. Lörrach wagte nicht, ihn zurückzuhalten, als sein Vetter eine bezügliche Bemerkung schroffer als nötig ablehnte.
„Komm, laß uns hinausgehen — es ist hier so eng!" sagte Hans. Es ging schon auf Mitternacht.
Sie traten hinaus. Hans schriit rasch überden Hof, durch das Gehölz. Alles, was er heute that, hatte eine hastige Weise — sein Gang war so schnell, daß Lörrach ausschreiten mußte, um mitzukommen, und zuletzt lief der andere fast.
Mitten in der Nacht, so durch die dunklen Büsche zu stürzen — es war doch toll! dachte Fritz.
„Still! Horch!" Hans stand plötzlich still.
Kein Laut ringsum.
„Hörst du nichts?" fragte er und seine Stimme klang heißer.
„Nichts, mein Junge! Wollen wir jetzt nicht umkehren?"
Es wurde Lörrach unheimlich.
„Gleich! Bald! Ich will nur einmal hinaus > sehen — ins Freie!" Damit rannte Harterott wieder vorwärts.
Jetzt hatten sie das Ende des Waldes erreicht und traten auf die Chaussee.
Der Mond war aufgegangen. Sein gelbes Licht fiel auf Harterott. Er lauschte wieder. — WaS hatte er nur? Dann trat er mitten auf die Chaussee, blieb stehen und sah sich um, schritt dann noch weiter vor und sagte: „Dort liegt die Stadt! Ist da nicht eine auffallende Helle?"
„Das ist der Reflex der Gasflammen — kannst du über jeder Stadt sehen."
„Horch!" sagte wieder Hans.
„Was hast du nur immer zu horchen?" fragte Lörrach.
Der andere zuckte ein wenig zusammen, dann sagte er: „Mir ist immer vor den Ohren, als hört' ich Glockenläuten."
„Das ist das Blut. Du mußt ernstlich etwas für dich thun."
Es kostete Lörrach Mühe, Harterott zur Rückkehr zu bewegen. Er stand immer wieder und schaute nach der Stadt.
Endlich zwang ihn sein Vetter aber doch, ihm zu folgen und so langten sie, als es Eins schlug, im Hause wieder an. (Fortsetzung folgt.)
Auflösung der Rätsels in Nro. 124:
Neben.