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Dienstag dm 31. Oktober

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches.

U ebertragen wurde die Schulstelle in Herzogsweiler dem Schulamtsverweser Plocher in Kemnath, Bez. Plieningen.

Gestorben: Friedrich Rentschler, Hirschwirt sen., Maisen­

bach; Apotheker Uebel, Oehringen.

D Das Vorbild Deutschlands.

Als die deutsche Gesetzgebung in die Bahn sozial- reformatorischer Fürsorge für die wirtschaftlich Schwa­chen einlenkte, geschah dies unter der stillschweigenden Voraussetzung, daß die anderen Industriestaaten dem gegebenen Beispiele folgen würden und daß die Ar- beiterverstcherung im Lause der Zeit international werden würde. Diese Anschauung gründete sich darauf, daß gleiche Ursachen überall gleiche Wirkungen Her­vorbringen müssen. Die industrielle und kulturelle Entwickelung aller modernen Staaten hatte die Er­werbsverhältnisse wesentlich umgcstaltet und in dieselbe «ine Unsicherheit gebracht, die man vor der Einführ­ung der Dampfkraft und der Maschinenarbeit nicht kannte. Daß darunter die wirtschaftlich Schwächsten, die auf ihrer Hände Arbeit Angewiesenen, am meisten zu leiden hatten, war die naturgemäße Folge und es galt nun, diesen gewisse Garantien zu geben, die sie vor dem äußersten Mangel schützten. Die Kranken-, Unfall-, Alters- und Jnvaliditätsversicherung in Deutschland sind die ersten bedeutungsvollen Marksteine auf dem eingefchlagenrn Wege.

Eine Reche von Staaten ist sehr bald dem in den deutschen Arbeiterverstcherungsgesetzen gegebenen Beispiel gefolgt, andere sind iw Begriff, das zu thun, während wieder andere sich anschicken, den ersten bereits gemachten Schritten weitere folgen zu lassen. Je weiter und stetiger die internationale Entwickelung der Arbeilerverstcherung fortschreitet, desto mehr und eher werden wieder jene Vorbelastungen ausgeglichen werden, die dem Erwerbsleben jener Länder, zunächst also dem deutschen, auferlegt wurden, die auf dem Wege der Fürsorgrresorm die Initiative ergriffen hatten. Ist cs ein wesentliches Interesse des Er­werbslebens, die Bedingungen der internationalen Konkurrenz wieder ausgeglichen zu sehen, so gelangt anderseits die auf Befestigung des sozialen Friedens gerichtete Tendenz der Arbeiterversicherung erst dann zu ihrer vollen Wirksamkeit, wenn international die Unzufriedenheit der arbeitenden Klassen gebannt und Zufriedenheit an deren Stelle gesetzt wird.

Diejenigen, die etwa hofften, das auf diesem Gebiet bereits Geschaffene genüge dem angestrebten Zweck, die Arbeiter zufrieden zu stellen, haben sich allerdings sehr geräuscht, wie die beträchtliche Zu­nahme der sozialdemokratischen Stimmen bei den letzten RcichstagsWhlen zeigt. Immerhin gestehen aber auch die Sozialdemokraten zu, daß wie es in dem diesjährigen Bericht des Parteivorstandes heißtdie staatliche Organisation der Arbeiter­versicherung (Krankenkassen, Alters- und Jnvaliditäts- verficheinrg rc.) den Gewerkschaften eines der wesent­lichsten Mittel nimmt, die indifferenten Mitglieder an ihre (der sozialdem. Partei) Kossen zu fesseln."

Ein fernerer Schritt auf dem Wege der Arbei­terfürsorge ist die Schaffung einer Arbeitsstatistik, die zwar angeregt und angebahnt ist, deren Jns- lebentreten sich aber die größten Schwierigkeiten in den Weg stellen. Auf Einzelgebieten ist hier schon Anerkennenswertes geschaffen worden. So ist im Reichsversicherungsamt eine Statistik der entschädig- ungspflichtigen Unfälle, der Land- und Forstwirtschaft des Deutschen Reiches für das Jahr 1891 und die sich aus derselben im Vergleiche zu der entsprechenden gewerblichen Unfallstatistik für 1887 ergebenden Re­sultate ausgestellt worden, die nicht nur in der Presse des Auslandes vielseitige Beachtung gefunden hat, sondern auch an jenen Stellen, die in anderen Län­dern amts- und pflichtgemäß mit Leitung und Ent­wickelung des NrbeUerversicherungswesens betraut sind.

Hat das Deutsche Reich sich durch diese mühe­vollen Arbeiten einen neuen Ehrentitel auf dem friedlichen Reformgebiete gewonnen, indem es auch darin voranging, die Unfallstatistik auf diese Betriebe auszudehnen und für sie ein klares, durch Thatsach en festgestclltes Bild der Unfall Verhältnisse zu liefern, indem unser Reichsversicherungsamt den Anfang zur Ausführung der Beschlüsse der Berner Konferenz machte, so darf mit Gcnugthnung auch die Thatsache verzeichnet werden, daß das in Paris residierende permanente Komitee stner Konferenz dankbar aner­kannt hat, wie die Form, in der die deutsche land­wirtschaftliche Unfallstatistik erhoben wurde, die dabei angewandie Zählkarte, sowie tabellarische Einteilung und Verarbeitung der erhobenen Ergebnisse, vollkom men geeignet sind, um als Grundlage einer ent­sprechenden internationalen Statistik zu dienen.

Lavdessachrichtea.

* Altensteig, 30. Okt. Samstag abend fand im Gasthaus zum Lamm die alljährliche Hauptver­sammlung des Privat-Sparvereins statt, wobei Herr Gerichtsnotar Den gl er den Rechenschaftsbericht zum Vortrag brachte. Hienach betragen im Rech­nungsjahr 1. Juli 1892/93 die Einnahmen 333287 Mark 84 Pfg., die Ausgaben 320129 Mk. 17 Pfg. und rrgiebt sich somit ein Gesamtumsatz von 653 417 Mark 1 Pfg. Der Kafsenvorrat betrug am 1. Juli 1893 13158 Mark 67 Pfg. Das Guthaben deS Vereins, einschließlich der Mobilien beträgt 885852 Mark 10 Pfg., das Guthaben der Mitglieder 865097 Mark 56 Pfg. und ist demnach ein Vermögen von 20 754 Mark 64 Pfg. vorhanden. Voriges Jahr betrug solches 19122 Mk. 25 Pfg., mithin erscheint eine Vermögenszunahme von 1632 Mark 29 Pfg. Die Gesomteinlagen der hiesigen Einleger betragen 319 432 Mk. 7 Pfg., der auswärtigen 545 665 Mark 49 Pfg. Neu eingelegt wurden im Rechnungs­jahr 158 486 Mark, dagegen zurückgezogen 96 046 Mark 30 Pfg. Die von den Kontrolleuren vorge- nommene Revision ergab keinerlei Anstände in der umfangreichen Geschäftsführung, was rühmend aner­kannt wurde. Der Verwaltungsausschutz und Kassier wurde durch Acclamation wiedergewählt.

* Altensteig, 30. Okt. Eine viele Teilnahme erregende Trauerbotschaft kommt aus unserer Ober­amtsstadt Nagold. Herr Dr. Gmelin, ein beliebter Arzt, zog sich bei einer Sektion in Wildberg eine kleine Schnittwunde an einem Finger zu. An­scheinend war die Sache nicht gefährlich, denn Herr Gmelin machte noch bis vor wenigen Tagen seine Krankenbesuche, das in die Wunde gedrungene heim­tückische Leichengift aber setzte seine Wucherung fort, und zwar derart, daß Herr Gmelin gestern der Blut­vergiftung erlag und somit im schönsten Mannesalter ein Opfer seines Berufs wurde.

* Alten steig, 29. Okt. (Zur Beachtung für Rekruten.) Die jetzt zum Militärdienst abgehenden Rekruten seien soweit sie der Jnvaltditäts- und Alters­versicherung unterliegen, darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihre Quit^ungSkarte vom Arbeitgeber oder event. von der Krankenkaffe zu fordern haben. Die Karte ist bei späterem Wiedereintritt in eine ver-

Hr ist der Gröe!

(Fortsetzung.)

Mein Onkel nahm uns zu sich, ernährte uns, ei zog mich und wir lebten ganz sorgenlos!"

Ah, ich erinnere mich! Ich habe von der Erb­schaftsgeschichte gehört, die alte Preuß erzählte sie mir neulich. Es ist hübsch von Ihnen, daß Sie Ihrem Vetter die Bevorzugung nicht nachtragen.*

Dann glitt sie auf ein anderes Thema. Wie lange er in Deutschland bleibe? Wie lange in War­menau? Und so fragte und erzählte sie denn auch ihrerseits. Er erfuhr bald, daß sie mit dem Vater an die See gehen würde und daß sie sich sehr da­rauf freue.

Sie sprachen wie alte Freunde und doch war für beide jedes Wort neu, was sie einander sagten.

Lörrach wi derholte sich mehrfach, daß er ver­nünftig sein müsse, und blickte dabei doch mit st llem Entzücken auf seine reizende Gefährrin, die leicht und schlank wie ein R h neben ihm herging und an ihre eigene Person nicht ein einziges Mal dachte.

Hedwig v. Jhlefleth aber warf zuweilen einen verstohlenen Blick auf ihn und sagte sich, daß er in sein r grauen leichten Lodenjoppe so vornehm ausseh?, wie nur je einer ihrer Bekannten.

Er war so schlank und kräftig gebaut, seine Be­wegungen so elastisch und ruhig.

Man kann sich gar nicht vorstellen, daß Sie den ganzen Tag in einem dunklen Kontor sitzen und schreiben und rechnen!* dachte die Baroneß laut.

Das thu' ich auch nicht/ sagte Lörrach lachend, verwundert über ihre Gedanken.

Dann erzählte er ihr von seinem Tagewerk, sprach von dem Leben und Wirken eines Kaufmanns, schilderte ihr anschaulich und in lebhaften Farben den Großhandel mit seinen Schwankungen, seinen Sorgen und Freuden und malte ihr aus, wie eme mißratene Ernte in fernen Weltteilen, wie ein politisches Er­eignis, ein Wort eines Machthabers oder gar eine falsche Nachricht über die ganze handeltreibende Welt gefühlt werde, wie ein Steigen oder Fallen der Preise Hunderte reich oder arm mache und wie ein Kauf­mann mit kluger Ber-chnung die wechselnde Konjunk­tur voraussehen müsse. Sie hörte ihm im hohen Grade interessiert zu. und als sie dann, viel zu früh für beide, am Park vor Gasberg anlangte, rief sie naiv:Ach, wie schale!"

Er fühlte, wie die Freude darüber ihm das Blut wieder zu Kopfe trieb; sie merkte es aber nicht und nahm alles so harmlos hin, wie sie seit st sich gab.

Darf ich Sie morgen auf dem See fahren?" wagte er zu fragen

Es leuchtete in thrcn Augen aus.

Ja, morgen nachmittag, Pap Ls Kegelklub ist morgen, da hätte ich sonst doch den ganzen Tag keinen Menschen!" sagte sie.

Mit dieser glücklichen Aussicht auf morgen ging er.

Harterott kam nicht zurück. Das war idw höchst angenehm. Er brachte den Rest des Abends damit hin, sich das kleine Schlößchen Gasberg von der

Vorderseite anzusehen, immer wieder wie gebannt um dasselbe herum zu schleichen und sich fleißig vorzu­sagen, daß Hedwig von Jhlefleth zwar das entzückendste Geschöpf sei, welches ihm je begegnet war daß er aber eine kolossale Dummheit begehen wurde, sich in sie zu verlieben.

Nun bin ich Gott sei Dank klug genug, das zeitig einzusehen. Je/ hat es keine Gefahr mehr," beruhigte er sich.

Und Lörrach glaubte wirklich ehrlich, was er sich so vorsagte. Das hinderte ihn aber gar nicht, den ganzen nächsten Morgen ungeduldig die Stunden zu zählen und nachmittags ganz unsinnig aufgeregt zu sein, bis er von weit.m ihr hellblaues Kleid durch die Büsche schimmern sah.

Dann wurde ,r plötzlich ganz ruhig.

Du wirst solch ein Narr nicht sein, dich gleich zu verlieben! Aber man kann doch wohl, ohne wfort lichter:oh zu brennen, mit einem schönen Mädchen eine Stunde auf dem See fahren!"

Sie begrüßten sich sehr vergnügt, und während er sie ruderte und sie vom Schilfrohr kleine Pfeifen machte und darauf leise all rlei Melodien summte oder mit ihm lachte und plauderte, sagte er sich wieder und wieder:Sie ist gar nicht schön!"

Er war ein Thor! Er wußte es, denn in ihm rief sein Herz: Sie ist schön wie keine sonst! Sie ist ein liebes, reizendes, unschuldiges Mädchen.

Sinn ja! Aber darum braucht man sich nicht gleich an st dem Licht die Flügel zu verbrennen! widersetzte sich der Meister im Hause der Verstand.